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Ausgabe:

1923

Spalte:

369-370

Autor/Hrsg.:

Dölger, Franz Joseph

Titel/Untertitel:

Die Eucharistie nach Inschriften frühchristlicher Zeit 1923

Rezensent:

Koch, Hugo

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36!)

Theologische Literaturzeitung 1923 Nr. 18.

370

tiert gelten könnte — angesichts der Not der Zeit, die
den Forscher, aber erst recht den Pfarrer und den Studenten
, also den gesamten Leserkreis dieses Buches,
bedrückt.

Heidelberg. Martin Dibelius.

Piepen bring, Dr. C.: Jesus historique. II« Ed. Strasbourg:
Librairie Istra 1Q22. (VII, 226 S.) 8°
Piepenbrings Buch ist in der 2. Auflage der für Laien bestimmte
Entwurf eines nur „liberalen" Lebens Jesu, klar geschrieben, völlig eindeutig
, nirgends weht ein Hauch Renan'schen Esprits; Rätsel, ja auch
nur ernste Zweifel läßt der Stoff nicht zurück. Ein Anhang S. 210 bis
224 will über die literarischen Quellen Rechenschaft geben: der Verf.
erweist sich darin als schlechthin an Loisy gebunden; die planlos durch
das Buch verstreuten Verweisungen auf andere Forscher würde man
gern vermissen. P. selber beansprucht nur in Kap. 8 eine Ergänzung
zu Loisy beizubringen, da handelt er über den höheren Wert des
Evangeliums Jesu und über die Superiorität des Christentums. Wiederum
aber beherrscht das Feld dort Grills Studie über Laotse,hier Bonhöffers
Werk über Epiktet und das Neue Testament; nur einen Lieblingsgedanken
bringt der Verf. noch zur Geltung, daß, wie schon Zwingli
in Folge seiner Einfühlung in das erste Evangelium Jesu gesehn hatte,
die tugendhaften Heiden nicht vom Heil ausgeschlossen zu sein
brauchen. Als Dokument eines vergnügten Rationalismus sans phrase
interessant, entbehrt dieser Jesus historique für die NTliche Wissenschaft
jeden Wertes.

Marburg. Ad. Jülich er.

noch etwas darüber hat, wird sich auch O. Ficker, der
es 1910 noch bezweifelte (S. 129 A. 3), inzwischen überzeugt
haben. Seine Kenntnis der christlichen und außer-
chn'stlichen Literatur und sein unermüdlicher Sammelfleiß
sind bewundernswert. Seine behutsam vorgehende
und vorsichtig abwägende Forschungsweise verdient alle
Anerkennung.

Zur Bezeichnung der .heiligen Stadt' (Hieropolis) als ixXexrrj
und XQHnTH 'S. 19 u. A. 13) wäre vielleicht auch auf Apuleius
zu verweisen, bei dem Rom eine .sacrosaneta civitas' (Metam. XI, 26.
Helm 287,25), ebenso eine andere Stadt, wahrscheinlich Karthago, eine
.sanetissima civitas' (Florid. cl. Helm 1,4) genannt wird. Zum ,Volk
mit glänzendem Siegel' (S. 32f.) vgl. auch Cypr. ep. 59,18 (Härtel
687,17): plebis intus positae fidelis atque incorrupta maiestas, c. 19
(689,13): sanetissimae atque amplissimae plebi. Zu S. 28f.: auch
Kaiserbriefe werden als Uqu oder Heia yQit^t/juta bezeichnet (Deiß-
mann, Licht vom Osten 2 u. 3, 1909, 285 f., jetzt 4. Aufl. 1923,321).
Zur Anrede mit .frater' (S. 60 A. 4) vgl. Apul. Metam. 1,17 (Helm,
15,19), VIII,9 (184,14), IX,7 (207,22), Petron. Sat. c. 11 (Bücheler
3,11,25). Bei den für die Aufbewahrung der Eucharistie zu Hause
sprechenden Stellen (S. 67 A. 1. S. 84 f. und 126 A. 4) wird gerne
Ps.-Cypr. (Novatian?) de spect. c. 5 (Härtel A. 8, 10) übersehen. Zu
den .Oppositionskulten' (S. 103f.) gehört auch die Verherrlichung
Christ! mit der Sprache des Kaiserkults. (Vgl. etwa Harnack, Reden
und Aufsätze I. 1904, S. 301 ff. oder E. Lohmeyer, Kaiserkultus und
Christuskultus 1919.) Zu den übermenschlichen Maßen göttlicher und
dämonischer Erscheinungen (S. 116 A.) vgl. auch Cypr. de mort. c. 19
(Härtel 309,3) und Callinicus, vita Hypatii 130 (ed. Lipsiae 1895
p. 97,9).

München. Hugo Koch.

D ö I ge r, Prof. Dr. Franz Joseph • Die Eucharistie nach Inschriften

frühchristlicher Zeit. Münster i. W.: Aschendorff 1922. (XII

212 S.) gr. 8» Oz. 3,75; geb. 5,75. .

Vorliegende Veröffentlichung ist ein Sonderdruck M t,0 Wl1 ' Prof- Chcsler Char"°n : The Testament of Solomon

des Schlußteils von Dölgers gleichzeitig erschienenem ! , ZT , , mamiscr,Pts a* Mount Athos, Bologna, Hoikham Half

Buch ,Der heilige Fisch in den antiken Religionen und ! E^i' P^rlXk vSÄ Vienna' With ''ntroduetion!
im Christentum', das als 1X671 11. Bd. die Fort-! Efilf £?ES Äffi ÄVh^ToS
Setzung bildet zu dem 1910 erschienenen [. Bd Das Welch unendlicher

Fischsymbol in frühchristlicher Zeit'. Der mit Bd. II summe von Mühe und Kosten sind hier S«wS V,

Sonn""7" V1- t^H enthä,t diI ■? SSftF* D?.r »ns 4" der erbärmlichsten. Scff,Ä
Sonderdruck tragt neben eigener Seitenbezeichnung d e Sprache, das zwar schon ein mr M-,1 im n.,, i
fortlaufende des ganzen Bandes. Die §§ 1-10*ent- schienen war, nunmehr in S^dJ^ttSL^jSSLSi
sprechen den §§ 28—37. Voran steht eine Inhaltsüber- Sten Anforde-

sicht zum II. Band. Auch das Namen-, Wort- und
Sachverzeichnis für das größere Werk ist beigegeben,
,um einen Einblick in die Werkstätte zu gewähren, in
der die hier vorgelegten Ergebnisse erzielt wurden'. Zum
Schluß bietet der Sonderdruck vier Abbildungen, die
Bd. III entnommen sind. Nach einem kurzen § über den
Fisch als Sinnbild der Eucharistie nach der literarischen
Bezeugung behandelt D. in §§ 2 u. 3 die Grabschrift des
Aberkios von Hieropolis und ihren religiösen Hintergrund
. Hier wird die christliche Herkunft dieser Inschrift
und die Bedeutung ihres Fischgeheimnisses als
Hülle der Eucharistie so ziemlich restlos erwiesen. § 4
behandelt die Pektoriosinschrift mit Belegen über das
Ritual des Eucharistieempfangs. § 5 bringt inschriftliche
und literarische Beiträge zur Geschichte der Wegzehrung
und der Kinderkommuiiion, sowie zum Gebrauch
der Eucharistie als leibliches Heilmittel. In § 6 wird die
Cena dominica der jüdischen Cena pura des Rüsttages
mit ihrem üblichen Fischgericht, in § 7 wird sie dem
Fischopfer im Kult der Atargatis und der Artemis-
Bendis gegenübergestellt. § 8 beleuchtet das Todesge-
dächtnis Jesu aus der antiken Memoria mortuorum,
ebenso § 9 die Totenmesse aus Totenbräuchen der heidnischen
Welt. In § 10 endlich erscheint die Eucharistie
als .Fisch der Lebendigen' (auch als Vorbeugemittel
gegen tötliches Gift gebraucht). Seine Grundauffassung
, daß in der christlichen Fischsymbolik das
Fischbild (d. h. die Vorstellung von Jesus als dem wahren
Fisch) vorangeht und die Grundlage bildet für die
YS — 'iriooCg Xoiaxbc O-eov viog ffwrfjp, hat D.

Kürzung IX6Y1

schon im I. Bande hinreichend erwiesen. Ihre Richtigkeit
wird aber durch den zweiten Band noch bekräftigt.
Außerdem bietet D. wieder eine Fülle von religions-
und kulturgeschichtlichen Beobachtungen und zahlreiche
Ausblicke auf künftige Forschungsaufgaben. Davon, daß
der Verf. von Religionsgeschichte eine Ahnung und

rungen der Wissenschaft entsprechenden Form zugänglich
zu machen! Das Testament Salomos ist eins der geschmacklosesten
geistesärmsten iftsvdefttyQagxf in ein bischen
von romanhaftem Rahmen wird ein Bericht über
die Geheimnisse der Dämonenwelt eingefügt, weil die
Vertrautheit damit die Heilung der von ihnen bewirkten
Krankheiten ermöglicht; Salomo hat beim Tempelbau
durch einen wundersamen Zufall einen Zauberring erhalten
, in dessen Kraft er alle Dämonen vor sich fordern
kann, um von ihnen ihr Arbeitsgebiet und zugleich die
Mittel zu ihrer Bändigung zu erfahren. Wenn man den
Text liest, den der Herausgeber aus Handschriften des
15. und 16. Jahrhunderts — auch eine des 18. ist nachträglich
noch hinzugekommen! — rekonstruiert hat,
könnte man verzweifeln ob dieser Schundliteratur und
den Verfasser bedauern, der an eine so elende Aufgabe
so viel von seinem Besten gesetzt hat. Bedauern um so
herzlicher, als er mit fast übergroßer Bescheidenheit in
seinem Buche selber ganz zurücktritt: nur nebenher verrät
er Einiges von seinem Lebensgang, der von Indien
nach Amerika, durch Europas Bibliotheken wieder nach
Jerusalem führte; Respekt nötigt er uns jedenfalls ab
durch die Zähigkeit, mit der er jahrzehntelanges Suchen
sowohl nach den Texten wie nach den Hilfsmitteln, um
sie verständlich zu machen, bis zum Ende geführt hat.
Aber in dem untersuchenden Teil des Werkes, namentlich
in cp. 6—10, S. 43—111, zwingt er uns doch auch seinen
Gegenstand etwas höher einzuschätzen; wenn er die
Hauptgedanken des Test, darstellt, ihre Quellen und
Mischungsarten aufzeigt, die äußeren Zeugnisse für das
Apokrypnon behandelt, um nunmehr über die Entstehungszeit
der ürundschrift und ihre einzelnen Rezensionen
, sowie über Verfasser und Heimat Vermutungen
zu begründen, so freuen wir uns nicht mir an der
besonnenen, methodischen Kritik, mit der er voran
schreitet, sondern merken schon durch die Menge
der gelesenen Werke, auf die er Bezug nimmt, nicht