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Ausgabe:

1923

Spalte:

313-317

Autor/Hrsg.:

Seeberg, Reinhold

Titel/Untertitel:

Lehrbuch der Dogmengeschichte. I. Band: Die Anfänge des Dogmas im nachapostolischen und altkatholischen Zeitalter. 3., verm. Aufl 1923

Rezensent:

Koch, Hugo

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Theologische Literaturzeitung

Begründet von Emil Schürer und Adolf von Harnack

Herausgegeben von Professor D. Emanuel Hirsch unter Mitwirkung von
Prof. D. Wilh. Heitmüller, Prof. D. Dr. Q. Hölscher, Prof. D. Arthur Titius, Prof. D. Dr. G. Wobbermin

Mit Bibliographischem Beiblatt, bearbeitet von Lic. theol. Kurt Dietrich Schmidt, Erichsburg.

Jährlich 26 Nrn. Verlag: J. C. Hinrichs'sche Buchhandlung, Leipzig. Bezugspreis fürs 3. Quartal Grundzahl 1.25.
Der Preis ist zu errechnen durch Vervielfältigung der Grundzahl mit der jeweiligen, von dem Börsenverein der
Deutschen Buchhändler gemeinsam mit dem Deutschen Verlegerverein bestimmten Schlüsselzahl, s. unten.

Bezugspreise für das Ausland vierteljährlich 12.50 s. Fr.; 31.25 fr. Fr.; 37.50 b. Fr.; 10 sh.; 2'/,$; 6.25 Fl.;
11.25 d. Kr.; 12.50 n. Kr.; S.75 s. Kr.; 37.50 Lire; 56.25 tsch. Kr.; 62.50 finn. Mark.

iO I u W IC Manuskripte und gelehrte Mitteilungen sind ausschließlich an Professor D. Hirsch in Göttingen, AK, A M1

4ö. Jalirg. NT. ID. Nikolausberger Weg 31, zu senden, Rezensionsexemplare ausschließlich an den Verlag. 4. AUgUSl VfLo.

Die für die Umrechnung von Grundzahlen festgelegte Schlüsselzahl beträgt ab 30. Juli 30000.

Seeberg, Lehrbuchd.Dogmengeschichte(Koch).

Teologisk Tidsskrift (Scheel).

Macchioro, Teoria generale della religione

come esperienza (Koch).
Fischer, Wer ist der Ebed (Berthoiet).
O e s t e r 1 e y , hnmortality and the unseen World

(Volz).

Kaatz, Die mündliche Lehre und ihr Dogma
(Bischoff).

Grill, Untersuchungen über die Entstehung
des 4. Evangeliums (Clemen).

Heim, Die Weltanschauung der Bibel (Klostermann
).

Mi eklem, Miracles and the New Psychologie
(Titius).

Juncker, Jesu Stellung in der Geschichte des
Gebets (Behm).

Epiphanius von K. Holl. II. (Lietzmann).

G e t z e n y , Stil und Form der ältesten Papstbriefe
bis auf Leo d. Gr. (Koch).

Schrenk, Gottesreich und Bund im älteren

Protestantismus vornehmlich bei Johannes

Coccejus (Koepp).
Jörgensen, Filantropiens Förere og Former

i det nittende Aarhundrede (Scheel).
Vietor, Die Lyrik Hölderlins (Petsch).
Lehmann, Hölderlins Lyrik (Ders.).
Frey er, Theorie des objektiven Geistes

(Jordan).

Kindermann, Die soziale Schöpferkraft
(Titius).

Rade, Christentum und Frieden (Kübel).

Seeberg, Reinhold: Lehrbuch der Dogmengeschichte. Erster
Band: Die Anfänge des Dogmas im nachapostolischen und altkatholischen
Zeitalter. 3., verm. Aufl. Leipzig: A. Deichert 1922.
(X, 676 S.) gr. 8° = Sammlung theologischer Lehrbücher. Gz. 13

Während Seeberg in der 1. Auflage seiner Dogmengeschichte
(1895) die ganze ,DG. der alten Kirche' in
einem Bande von 332 Seiten behandelt hatte, räumte
er in der Neubearbeitung (2. Aufl.) den ganzen ersten
Band mit 558 S. den ,Anfängen des Dogmas im nachapostolischen
und altkatholischen Zeitalter', also der vor-
nieänischen DG., ein (1908). Dieser Band ist nunmehr
in dritter, vermehrter und verbesserter' Auflage erschienen
. (Leider trägt das Titelblatt keine Jahreszahl.
Das kurze Vorwort ist im April 1922 geschrieben.) Er
ist — bei sparsamster Ausnutzung des Raums — auf
676 S. angewachsen. Die allgemeine Anlage und Haltung
des Buches in ihrem Unterschied von der Har-
nack'schen DG. ist natürlich dieselbe geblieben und
braucht darum hier nicht aufs neue erörtert zu werden.
In der Herausstellung der Tatsachen, d. h. der theologischen
Begriffe und Vorstellungen der einzelnen Persönlichkeiten
und Gruppen, ist ein weitgehender Einklang
wahrzunehmen. In der Ableitung und Beurteilung
aber zeigt sich häufig der Unterschied. S. arbeitet mehr
als H. mit den jüdischen Voraussetzungen und zieht eine
gerade Linie vom Urchristentum zu den Anfängen des
Dogmas, sodaß man seine Anschauung da und dort als
eine Art Mitte zwischen der Harnack'schen und der
katholischen Auffassung bezeichnen könnte. Aber daß
nicht selten Nebenströme und Umbiegungen die Entwicklung
bestimmten, verkennt selbstverständlich auch
S. nicht. Nach dieser Seite war es z. B. ein glücklicher

hier erheben sich manche Bedenken. Auffallend ist, daß
bei der Lehre Jesu — die zu kurz behandelt wird (S. 69
bis 75) — seiner hochgespannten Enderwartung nicht
einmal Erwähnung geschient. Von Paulus heißt es nur,
daß er eine eingehende Eschatologie vorgetragen habe,
die dann durch die johanneische Apokalypse erheblich
erweitert worden sei (S. 104). Beim Judentum hat die
Eschatologie ihre Stelle (S. 54 ff.). Daß dem Abendmahl
,ein eschatologischer Zug von Anfang an anhaftet',
wird S. 169 A. 3 zugegeben. Das naqs^ino b xor/woc
ovrog in Did. 10,6 aber soll bedeuten, daß die Christen
ihre ganze Aufmerksamkeit auf die eucharistische Gabe
richten sollen, sodaß ,die Welt ihnen für den Moment
„entgeht"' (S. 166. A. 1. Es ist aber vom Vergehen
dieser Welt die Rede). Bei den apostolischen Vätern
taucht dann auf einmal der Gedanke auf: ,Das Ende ist
nahe!' (S. 186ff.), ist auf einmal ,das Reich Gottes eine
rein eschatologische Größe geworden' (S. 181), So
können die Endvorstellungen nicht verlaufen sein. Hier
ist die eschatologische Lücke in der Darstellung bei
Jesus und Paulus deutlich zu spüren und es zeigt sich
daß S. vorher die .Gottesherrschaft' zu sehr aus der Zukunft
in die Gegenwart gerückt und den Messias der
erst offenbar werden soll, zu sehr zu einem bereits die
Herrschaft ausübenden Messias gestempelt hat. Auch
Mt. 16, 18 wird als echtes Herrnwort verwertet freilich
nicht im Sinne einer .kirchenrechtlichen ' Feststellung
' und nicht mit Bezug auf die Bußverwaltung,
sondern in dem Sinne, daß Petrus (und die übrigen
Apostel) kraft ihrer .pneumatischen Ausrüstung' in der
Gemeinde Jesu ,als maßgebende Autoritäten walten
sollen' (S. 99 f.).

Gedanke, der Theologie der alexandrinischen Väter die ; Zu den Punkten, die auf die .Offenbarung Jesu' als auf
Weltanschauung Plotins vorauszuschicken (S. 478 ff.), j ihre .Quelle' zurückgeführt werden, wird auch ,der Gedanke
der Weltmission' gerechnet (S. 78), ohne daß das
Zögern und zwiespältige Verhalten der urchristlichen
Kreise erklärt wurde. Diese Frage steht im Zusammenhang
mit dem .Evangelium quadraginta dierum', die bei
S. eine Rolle spielt (S. 76 ff.). Er denkt dabei nicht etwa
an .Predigten des Auferstandenen an seine Jünger', sondern
an ,die durch Jesus erschlossene Zukunftsaufgabe
und die in seiner Stellung zu Gott begründete Möglichweil
auf diese Weise der große Einfluß, den der Neu
platonismus auf die alexandrinischen Theologen ausge
übt hat, aber auch die Unterschiede am deutlichsten zur
Anschauung gebracht werden. Der sog. religionsge-
•vschichtlichen Schule aber steht S., übrigens kaum mehr
•Ws Harnack, ablehnend gegenüber. Seebergs verhältnismäßig
gerade Entwicklungslinie hält naturgemäß nur
stand, wenn der Ausgangspunkt richtig ist. Aber gerade

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