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Ausgabe:

1923 Nr. 1

Spalte:

11-13

Autor/Hrsg.:

Koeniger, Albert Michael (Hrsg.)

Titel/Untertitel:

Festgabe Albert Ehrhard zum 60. Geburtstag hrsg 1923

Rezensent:

Kattenbusch, Ferdinand

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Theologifche Literaturzeitung 1923 Nr. 1.

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einzuführen, daß ein Punkt ftatt Kommas die Verszahl
von der des Kapitels trennt? Daß ich alfo Mc 14. 58
als cp. 14. Vers 58 zu lefen habe, dagegen Dial. 53. 106
als cp 53 und cp 106? Endlich: bedurfte es bei diefer
Studie der 4 Regifter auf S. 103—icö noch neben der
* bewundernswert ausführlichen Inhaltsangabe S. 107f.?
Für das Verzeichnis der Motivworte und Termini mag
man erkenntlich fein, allenfalls für das der ,Begriffe zur
Formgefchichte', aber die Autoren und die Quellen bis
auf Goethe und Lagerlöf hier zu fammeln, konnte nur
ein kultifches Bedürfnis vorliegen; diefem hätte B. aber
fchon um Deißmanns, feines Lehrers, willen, dem er fein
Buch gewidmet hat, widcrftehen follen.

Marburg. Ad. Jüli cIie r.

Fe ftgäbe Albert Ehrhard zum 60. Geburtstag herausgegeben von
Prof. Dr. A. M. Koeniger: Beiträge zur Getchichte des chriftlichen
Altertums und der Byzantiniichen Literatur. (VIII, 501 S.) gr. 8".
Bonn, Kurl Schnieder 1922. Gz. 15.

Dem fchweren Quartbande, den ,kalholifche Gelehrte'
als .Ehrengabe deutlcher Wiffenfchaft' dem Herzog Johann
Georg von Sachfen zum 50. Geburtstag darbrachten,
ftellt fich hier ein befcheidenerer Oktavband zur Seite, mit
welchem .Freunde, Schüler und Verehrer' Albert Ehrhard
an feinem 60. Geburtstage bezeugen, wie hoch fie ihn
halten. Waren es dort Auflätze, die der Zahl der Jahre
des Jubilars durch ihre eigene Zahl entfprechen follten,
fo find es diesmal nur 24. Aber der Herausgeber bezeugt
, daß derer, die mit einem Beitrage zur Feftgabe
fich gern öffentlich mit in die Reihe der .Gratulanten'
gehellt hätten, ,noch viel mehr geworden wären, wenn
nicht bedauerlicherweife die gegenwärtigen Druckverhält-
niffe Befchränkung aufgenötigt hätten'. Im Jahre 1920
konnte man noch Iplendider (ein, als 1922. Ehrhard hat in
vierunddreißig Jahren an fechs deutfchen Hochfchulen
doziert (in Straßburg zuerft, feit 1888, am Priefterfeminar,
fpäter, feit 1903, an der Univerfität, dazwifchen an den
Univerfitäten 1892—98 in Würzburg, — 1902 in Wien, —
1903 in Freiburg, feit feiner Vertreibung aus Straßburg [er
ift geborener Elfäfferl] 1918 in Bonn). Er gehört zweifellos
nicht nur unter den katholifchen Kirchenhiftorikern
der Gegenwart mit zu den erften. Seine Leiftungen in-
fonderheit auf dem Gebiete der byzantinifchen Literatur-
gefchichte ragen vor allem hervor. So zählt unter den
in der Feftgabe gefammelten Auffätzen auch rund die
Hälfte, mindeftens im weiteren Sinne, zur Byzantiniftik
(orientalifche Kirchen-, vor allem Literaturgefchichte). Ich
muß bei den meiften darauf verzichten, fie näher zu cha-
rakterifieren. Die Namen der Verfaffer bürgen zum Teil
ohne weiteres für Gediegenheit und Intereffe der Auffätze.
Faft alle Arbeiten haben einen Umfang von reichlich
mehr als einem Bogen. Ich ordne fie in der nachfolgenden
Überficht fachlich.

'Voran mögen die eigentlich byzantinifchen Arbeiten
genannt werden: Nr. 5 F. Drexl, Das Traumbuch des
Patriarchen Nikephoros. Eine überaus forgfältige, kritifche
Ausgabe des — (o viel ich fehe — bisher noch nicht gedruckten
griechifchen Textes diefes in Verfen (Zwölf-
filbern) verfaßten, alphabetilch geordneten, ziemlich umfangreichen
(über 300 Träume deutenden) Werkes, das
im Volke fehr verbreitet gewefen zu fein fcheint. D.
hat heben Handfchriften herangezogen und notiert noch
elf andere. In einer kurzen Einleitung orientiert er über
diefe Art von Literatur im Altertum. Soweit ich das
Werk gelefen habe, war es böchft monoton, wefentlich
nur Glücks- und Unglücksträume unterfcheidend. Ein
Engel bedeutet Sieg, ein Heiliger Glück, ein Ziegenbock
einen fchlimmen Feind, ein Wiefel ein diebifches Weib
etc. etc. Sehr merkwürdig ift ein Vers, welcher lautet
'yWiyyävovg vörjOov daifiovag nü.nv. 1) Wer find die
Athinganer? D. verweift auf Ilarnacks Art. ,Monarchianer'
PRE:i XIII, wo ein von Caspari ediertes Stück aus dem
Syntagma des Hippolyt, das ,jreot Mtlyiotötxiavmv
xal Otoöoxiavcöv xal 'yWiyydicov' handelt, erwähnt, aber

in Bezug auf den letzteren Namen garnicht erläutert
wird! Alfo was hilft diefer Verweis? Hießen die Theo-
dotianer auch Athinganer? Aber was bedeutet das?
Aus dem denkbaren Wcrtfinn (Diyyävtiv, berühren), weiß
ich nichts zu machen. 2) Aber was foll es gar bedeuten,
daß jemand im Traum einen .Athinganer' fieht? Nur
der kleinere (freilich beffere) Teil der Handfchriften, die
D. benutzt, bietet den Vers. Gab es alfo in der Zeit
der Entftehung des Traumbuchs (es wird dem Patriarchen
Nikephoros 806—815 nur .zugefchrieben', es führt
zum Teil auch den Namen des Germanos, um 730, ja
gar des Athanafius und Gregor vonNazianz!) noch .Athinganer
', fpäter nicht mehr? Ich erinnere daran, daß Marcus
Eremita (erfte Hälfte des 5. Jahrhunderts) noch eine
Schrift xaxd JMekxiOEÖsxtavcöv htnterlaffen hat. Ob fie
Licht gewähren würde? Was müffen die Athinganer für
merkwürdig bekannte gefährliche Leute gewefen fein,
wenn und wo fie jemandem im Traum (!) begegnen
konnten! Der Vers, der fie berührt, fcheint mir der
hiftorifch-wiffenfehaftlich belangreichfte in dem ganzen
Traumbuch. — Nr. 8: M. Grabmann, Pf. Dionyfius Areo-
pagita in lateinifchen Überfetzungen des Mittelalters (des
johannes Eriugena, Johannes Sarrazenus [12. Jahrh.], Robert
Groffetefte [i3.Jahrh.] .AmbrogioTraverfari [ 15.Jahrb..];
kurz berührt wird auch die Extractio des Thomas Gallo).

— Nr. 9: G. Graf, Das Martyrium des h. Pappus und
feiner 24coo Gefährten (aus einer dem jakobitifchen Klofter
in Jerufalem gehörigen Flandfchrift eine fyrifche, bisher
unbekannte, hier in deutfeher Überfetzung mitgeteilte
Märtyrerlegende; mit kritifcher Unterfuchung). —
Nr. 10: A. Helfenberg, Die Modeftoslegende des Mefa-
rites (gilt nicht dem Patriarchen Modeftos von Jerufalem.
fondern einem ,Bauernheiligen' von Jerufalem, der befonders
auch in Rußland Verehtung gefunden. Mefarites war im
13. Jahrh. Patriarch von Jerufalem). Nr. 15: P. Maas, Aus
der Poefie des Myftikers Symeon (des Symeon, den Holl
als den .neuen Theologen' bezeichnet: merkwürdige
Stücke, eines von jener myftifchen Erotik, die einen er-
fchreckt: der zrarz/p Jtvtvuaxixdg des Simeon ift unheimlich
; möglich, daß Simeon in feiner begeifterten Pietät,
trotz dem Gedicht Nr. 15 der Qt'tmv vuvcop tQcoreg harmlos
in dem Verkehr war und blieb).

Ich fchließe hier an: Nr. 11, W. Flengftenberg,
Pachomiana (mit einem Anhang über die Liturgie von
Alexandrien): Bruchftücke eines Berichts über Apa
Horfiefius, den zweiten Nachfolger des Pachomius, aus
dem Koptifchen überfetzt und kritifch gewertet; es treten
Sonderbräuche der Kirche zu Alexandria bei der öfter-
lichen Tauf feier (die hier im 4. Jahrhundert am Karfamstag
früh ftatt hatte!) hervor. — Nr. 22: L. Wenger, Ein chrift-
liches Freiheitszeugniß in den äpypt. Papyri (Unterfuchung
einer juriftifch fehr eigentümlichen Freilaffungserklärung
für eine Sklavin, die vielmehr fchon eine Breie ift). —
Nr. 24: F. Zehent bauer, Der Wucherbegriff in des Pf.
Chryfoftomus Opus imperfectum in Matthaeum. (Daß
das vielumftrittene Werk als Überfetzung eines griechifchen
Textes anzufehen fei, fcheint jetzt überwiegende
Meinung. Die behandelte Quelle ift an fich bekannt genug
, aber Z. gewinnt ihr neue Momente ab. Im Inhaltsverzeichnis
wird der Titel angegeben als ,Der Wunderbegriff
in des Pf. Chr. etc.', ich war fehr erfreut, als fich
das als Druckfehler erwies).

Bemerkenswert ift, daß drei Auffätze in dem Band
dem Papfttum gelten. So Nr. 1: K.Adam, Causa finita
est (Eine Unterfuchung der Stellung Auguftin.s zu ,Rom');

— Nr. 7: S. Euringer, Der locus classicus des Primats,
Matth. 16, 18, und der Diateffarontext des hl. Ephram'.
Diefer Auffatz ift, wie der umfangreichfte in dem
ganzen Bande (38 Seiten: S. 141 — 179I), fo in der Sache
wohl der belangreichfte. Ihn hier zu würdigen,
geht leider nicht an. Er ftellt fich dar als eine Ausein-
anderfetzung infonderheit mit A. v. Ilarnacks öfter
wiederholter Fruktifizierung der Art, wie Ephram in Be-