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Ausgabe: | 1923 |
Spalte: | 241-245 |
Autor/Hrsg.: | Moore, George Foot |
Titel/Untertitel: | Christian Writers on Judaism 1923 |
Rezensent: | Baudissin, Wolf Wilhelm |
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Theologische Literaturzeitung
Begründet von Emil Schürer und Adolf von Harnack
Herausgegeben von Professor D. Emanuel Hirsch unter Mitwirkung von
Prof. D. Willi. Heitmüller, Prof. D. Dr. G. Hölscher, Prof. D. Arthur Titius, Prof. D. Dr. G. Wobbermin
Mit Bibliographischem Beiblatt, bearbeitet von Vikar Kurt Dietrich Schmidt, Erichsburg.
Jährlich 26 Nrn. Verlag: J. C. Hinrichs'sche Buchhandlung, Leipzig Vierteljährlich 2400 Mark
Für den Fall der weiter fortschreitenden Markentwertung behält der Verlag sich eine entsprechende Erhöhung im Laufe des Quartals vor.
Bezugspreise für das Ausland vierteljährlich 12.50 s. Fr.; 31.25 fr. Fr.; 37.50 b. Fr.; 10 sh.; 2'/,$; 6.25 FL;
11.25 d. Kr.; 12.50 n. Kr.; 8.75 s. Kr.; 37.50 Lire; 56.25 tsch. Kr.; 62.50 finn. Mark.
48 l'ihrrr Nr 17 Manuskripte und gelehrte Mitteilungen sind ausschließlich an Professor D. H irsch In Göttingen, <z |,,n: IQ??
10. Jalirg. 1>T. iL. Nikolausberger Weg 31, zu senden, Rezensionsexemplare ausschließlich an den Verlag. 10. J II III 1/4,7.
Die für die Umrechnung von Grundzahlen festgelegte Schlüsselzahl beträgt ab 4. Juni 4200.
Moore, Christian Writers on Judaism (Baudissin).
— Intermediaries in Jewish Theology (Ders.).
H o 1 m b e r g , Der Baum des Lebens (Bertholet).
Köhler, Religion und Menschheit (Thimme).
Ch iera , Selected temple accounts froin Telloh,
Yokha and Drehern (Meillner).
Langdon, Babylonian Wisdom (Ders.).
Preisigke, Fachwörter des öffentlichen Verwaltungsdienstes
Aegyptens (Willrich).
Schmalohr, Das Buch des Propheten Joel
(Baumgartner).
S toder 1, Zur Echtheitsfrage von Baruch
(Beer).
H in et, Das Erkennen Gottes bei den Schriftpropheten
(Bertholet).
Williger, Hagios. Untersuchungen zur Terminologie
des Heiligen in den hellenischhellenistischen
Religionen (Clemen).
Philips, Die Verheißung der heiligen Eucharistie
nach Johannes (Dibelius).
D i 11 h e y , Leben Schleiermachers (Wehrung).
Schrempf, Friedrich Nietzsche (Hirsch).
Schrempf, Zur Theorie des Geisteskampfes
(Piper).
Lundberg, Mereschkowsky und sein neues
Christentum (Mayer).
Brunstäd, Die Idee der Religion (Schmidt-
Japing).
Pf e i 1 sc h i f t e r, Die kirchlichen Wiedervereinigungsbestrebungen
der Nachkriegszeit (Mirbt).
W i e 1 a n d t, Praktische Apologetik (Katz).
Schneider, Biblische Geschichten (Ders.).
Verzeichnis neuester Besprechungen.
Moore, George Foot: Christian Writers on Judaism. (The
Harvard Theological Review, Vol. XIV, 1921, S. 197—254).
Ders.: Intermediaries in Jewish Theology, Memra, Shekinah,
Metatron. (Ebenda, Vol. XV, 1922, S. 41-85).
Mit Rücksicht auf die derzeitige Schwierigkeit,
ausländische Zeitschriften zu erlangen, glaube ich an
dieser Stelle aufmerksam machen zu sollen auf die beiden
Aufsätze. Sie sind von hervorragender Bedeutung für
jeden, der in der Lage ist, sich ein Bild verschaffen zu
müssen von der jüdischen Religion auf der Entwicklungsstufe
, welche Jesus und die ersten Verkünder des Evangeliums
vorfanden, ebenso für jeden, der von da aus
rückwärts sich die Ausgänge der alttestamentlichen Religion
vergegenwärtigen will. Ich glaube, meinerseits
darüber berichten zu dürfen, gerade weil ich nicht Spezialist
auf diesem Gebiet und als Unbeteiligter selbst der
Leitung bedürftig bin von einer so sachkundig führenden.
Hand wie der des Verfassers, der uns längst bekannt ist
ganz besonders durch die unbedingtes Vertrauen erweckende
Sicherheit seiner Methode und die Akribie
ihrer Handhabung.
Der erste Aufsatz läßt ein strenges Gericht ergehen
über die christlichen Gelehrten, die seit Gfrörer Darstellungen
der jüdischen Religion im neutestamentlichen
Zeitalter gegeben haben. Mit der einzigen gebührend
unterstrichenen Ausnahme Dalmans zehren sie nach dem
Verf. alle von dem Material, das christliche Gelehrte
des Mittelalters und besonders des 17. und 18. Jahrhunderts
, die ihnen an Kenntnis des Judentums weit
überlegen waren, zu ganz anderm Zweck gesammelt
hatten, nämlich nicht für eine objektive Darstellung
des Judentums sondern teils für eine Apologie des
Christentums dem Judentum gegenüber, teils für eine
Rechtfertigung christlicher Dogmen als schon in altjüdischer
esoterischer Theologie bezeugten und zuletzt
zum Erweise des Talmuds und der gesamten jüdischen
Literatur als einer der Zerstörung bedürftigen Schädlichkeit
.
Hier sollen nicht hervorgehoben werden die Verwechselungen
in Zeit und Sinn jüdischer Quellenaussagen
, die M. den christlichen Autoren des 19. und 20.
Jahrhunderts mit drastischen Belegen zum Vorwurf
macht bei dem von ihren christlichen Vorgängern und
* ^r^fast einzigen Beratern ganz abweichenden Bestreben,
Ayeine geschichtliche Darstellung der jüdischen Religion
zu geben. Es kommt mir vielmehr an auf die Punkte der
Kritik, wo in dem naturgemäß fast ausschließlich negativen
Verfahren zwischen den Zeilen zu lesen ist, wie M.
sich im Unterschied von den Beurteilten den wirklichen
Sachverhalt denkt.
An Gfrörer wird anerkannt, daß er wirklich das Judentum an sich
darstellen wollte, ohne es mit dem Maßstab irgend eines Systems
christlicher Theologie zu messen. Obgleich das ihm zu Gebote
stehende Material unzureichend war, ist aus seinen Arbeiten, besonders
dem „Jahrhundert des Heils" noch immer viel zu lernen (S. 222 bis
228). — Ganz anders urteilt der Verf. über das bekannte und bis
auf den heutigen Tag von NichtSpezialisten als Quelle ihrer Auffassung
des Judentums vielfach fast ausschließlich benutzte Buch, das aus dem
Nachlaß Ferdinand Webers herausgegeben wurde, als „System der alt-
synogogalen palästinischen Theologie", in der zweiten Auflage unter
dem Titel „Jüdische Theologie usw." (S. 228—236). In erster Linie
wird daran das auch in der neuen Auflage nicht veränderte Bestreben
getadelt, ein „System" der Theologie aufstellen zu wollen, da es ein
solches im altsynagogalen Judentum niemals gegeben habe, vielmehr
Weber es ist, der jüdische Aussagen einzwängt in das Schema einer
modern-lutherischen Theologie, speziell der Erlanger Heilstheologie.
Das konnten sich allerdings schon bisher, auch ohne rabbinische
Schulung, verständig Urteilende sagen. Aber M.'s Aufdeckung von
zahlreichen schlimmen Flüchtigketten in der Wiedergabe und starken
Fehlgriffen in der Datierung und Auslegung rabbinischer Aussagen
wird hoffentlich dazu dienen, das Buch Webers definitiv außer Kurs
zu setzen. Aus Schürers „Geschichte des Judentums" beschäftigt
sich der Kritiker ausschließlich mit dem Abschnitt „Das Leben unter
dem Gesetz" (S. 236—241), worin — obgleich auch Schürers Kenntnis
der jüdischen Quellen ihm als unzureichend erscheint — an Akribie
des Gegebenen, wie das bei Schürer nicht anders denkbar wäre, nichts
auszusetzen gefunden wird, wohl aber die aus der Polemik Jesu gegen
die Schriftgelehrten geschöpfte einseitige Beurteilung der jüdischen
Religion als einer Gesetzesreligion, in der das Gesetz als ein drückendes
Joch empfunden worden wäre. — Anderes wieder wird beanstandet
an Boussets hierher gehörenden Arbeiten, unter denen besonders seine
„Religion des Judentums" zur Besprechung kommt (S. 241—248).
Der Hauptvorwurf trifft seine Benutzung der Apokryphen und Pscud-
epigraphen als einer Quelle für allgemein jüdische Anschauungsweise.
Der am schwersten wiegende Fehler, der sich aus der Art der Verwertung
dieser Quellen ergebe, wird gefunden in der Behauptung, daß
das spätere Judentum Gott vorzugsweise gedacht habe als den Herrn
und zwar mit der Auffassung dieses Herrn als eines in absoluter
Transzendenz von dieser Welt getrennten und nur durch Mittelwesen
mit ihr in Berührung tretenden.
Was M. mit seiner Kritik positiv sagen will, scheint
mir zu sein, daß wir unsere Anschauung vom Judentum
im neutestamentlichen Zeitalter lediglich zu schöpfen
haben aus den Aussagen der Evangelien und den als
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