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Ausgabe:

1923 Nr. 1

Spalte:

239

Autor/Hrsg.:

Hammenstede, Albert

Titel/Untertitel:

Die Liturgie als Erlebnis. 5. u. 6. verb. Aufl 1923

Rezensent:

Smend, Julius

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Seite 1

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239

Theologische Literaturzeitung 1923 Nr. 10/11.

240

Saathoff, Albrecht, Pastor in Göttingen : Die Welt des Glaubens.

Leitgedanken für den Konfirmandenunterricht. 5. Auflage. Göttingen:

R. Kuhnhardt (Feierstundenverlag) 1922.
Die 110 kurzen Abschnitte, in 10 Teile zusammengefaßt, werden
denen, die den Konfirmandenpastor liebgewonnen haben, gewiß den
Dienst tun, sein Bild lebendig zu erhalten. Es wäre unbillig, wollte
man darin eine bestimmt umrissene Theologie oder feste pädagogische
Maximen suchen. Das Ziel, für die Erinnerung Stichwortc festzuhalten
, ist eben ein anderes als das, das feste Knochengerüst eines
durchdachten und durchfühlten Unterrichts Amtsbrüdern zur Nacheiferung
hinzustellen. Man wünschte auf dem Titel zu lesen: „Als
Handschrift gedruckt".
Fahrenbach (Baden). Peter Katz.

Hatnmenstede, Dr. Albert, O. S. B.: Die Liturgie als Erlebnis.

5. und 6. verbesserte Aufl. Freiburg i. Br.: Herder & Co. 1922.

(XI, 98 S.) kl. 8° = Ecclesia orans. 3. Bdchen. Gz. 1,4.

Das „der akad. und werktätigen Jugend Deutschlands
" gewidmete Büchlein, entstanden aus 3 vor Studenten
gehaltenen Vorträgen (Bonn, März 1919), ist
eine lehrreiche Urkunde benediktinischer Jugendleitung.
Eigenart, Werden und Wirkungen des Meß-Erlebnisses
bilden den Inhalt. Der Verf. ist aller Individualmystik,
auch der mönchischen, abhold. Er liebt nicht die kleinen
peinlichen Andachtsübungen, die Gebetbuchsfrömmigkeit
, die („an und für sich vortreffliche") Herz-Jesu-
Verehrung (Maria wird kaum erwähnt). Er sieht die
Gefahr des „politischen" Katholizismus, den er durch den
„religiösen" mindestens ergänzt wissen will. Er hält für
das Allheilmittel der verworrenen Gegenwart nicht die
Tifteleien der Apologetik, sondern das Erlebnis der
Messe mit ihrer Sozialmystik und -mimik. Nicht nur die
Kirche ist, vor allem hier, Christus selbst; auch der mit
der Kirche feiernde Katholik ist Christus selbst! Christus
aber ist gleichzeitig „der gotische und der griechische
Mensch", und der in ihm „vergottete" Katholik ist beides
, Traditionalist und Fortschrittler, Realist und Idealist
, der König über alle Welt, der einzig wahrhaft vornehme
, berufstreue und tugendhafte Mensch. Bibel und
Missale sind seine Lebensbücher, und sie sind völlig
eins! Mit einer Schilderung und Deutung der Laacher
Abteikirche schließt das inbrünstig schwärmende und
in stolzem Siegesgefühl geschaffene Werkchen. Die im
ganzen elegante Redeweise bietet einige unerfreuliche
Verstöße (stets: „die Nöten", „um was?", „bis Konstantin
dem Gr.", „an Weihnachten" usw.). Das Ganze
wird zeitgeschichtlich als beredtes Zeugnis von der Macht
der röm. Messe über das Geschlecht dieser Tage denkwürdig
bleiben.

Münster i. V. I. Smend.

Müncker, Dr. theol. Theodor: Der psychische Zwang und seine
Beziehungen zu Moral und Pastoral. Düsseldorf: L.Schwann 1922.
(VIII, 344 S.) 8° = Abhandlungen aus Ethik und Moral, hrsg. v.
Fr. Tillmann, 2. Bd.
Dieses auf umfassender Kenntnis der neuesten psychologischen
und psychiatrischen Forschungen beruhende
Buch ist bezeichnend für das Interesse der katholischen
Seelenleitung an gründlicher Erkenntnis aller
Seiten des seelischen Lebens. Auf ein paar Sätze gebracht
ist sein Inhalt in folgender Weise zusammenzufassen
. Das Ziel der Seelenleitung ist die Freiheit der
Kinder Gottes, die Ausbildung der christlich-sittlichen
Persönlichkeit, die ihrem Gewissen gehorcht. Dieses
Ideal wird durch den psychischen Zwang beeinträchtigt,
der in dem Auftreten von Ideen und Impulsen besteht, die
als Fremdkörper im Seelenleben empfunden werden. In
der Manie fehlt diese schmerzliche Empfindung von dem
„Wettstreit zwischen dem Gültigkeits- und dem Falschheitsbewußtsein
"; von der Versuchung unterscheidet sich
der Zwang, daß sich in ihr ein an sich erlaubter Trieb
auf ein verbotenes Objekt wirft und daß sie durch Aufgebot
seelischer Energie bekämpft werden kann. Der

Zwang entspringt aus zwei Quellen: der Angst, die
häufig von seelischer Mißhandlung in der Jugend herrührt
und sich wie alle Affekte selber steigert, sodaß
von sekundären und tertiären Angstaffekten geredet werden
kann; und der krankhaften Herabsetzung der seelischen
Spannung, die die willkürliche Aufmerksamkeit
bis zur Entfremdung von der Wirklichkeit schwächt und
die bis zur Anenergie und Abulie führen kann. — All
diese Erkenntnisse ruhen auf einer seelenkundlichen
Grundlage, die eine genau durchgearbeitete Gefühlspsychologie
zum Mittelpunkt hat: Gefühle, als Reaktion
der Seele auf Vorstellungsinhalte, wirken in der Seele
auf den Willen ein; für viele Leser dürfte die eingehende1
Behandlung der physiologischen und chronischen Begleiterscheinungen
dieser seelischen Vorgänge manches
Neue bieten. — Auf dieser Grundlage erhebt sich auch
die Darstellung der Therapie. Klar und scharf wird der
außersittliche Charakter jener Störungen herausgestellt,
ohne daß damit im geringsten die Freiheit in der Norm
in Frage gestellt würde. Vor allem soll neben der Aufklärung
über jenen Charakter der Zwangsideen die ganze
Lichtfülle religiöser Weltanschauung aufgeboten werden
, die im Gegensatz zur so häufigen überstrengen Erweckung
der Furcht, auf die Freiheit der Gesinnung und
das Gottvertrauen hinarbeitet. Dazu treten ebenso frei
und weit gefaßte Anweisungen für den Beichtvater, wie
er mittelbar und unmittelbar, mit leiblicher und seelischer
Diätetik die Skrupulosität bekämpfen soll. — Das genüge
, um zu zeigen, was bei aller Verschiedenheit der
Grundauffassung, die aber kleiner erscheint als der ev.
Leser dachte, für die evangelische Seelenpflege aus dem
Buch gelernt werden kann.
Marburg a.L. F. Nieberga 11.

Verlag der J. C. Hinrichs'schen Buchhandlung in Leipzig, j

In der Sammlung der Griechischen Christi. Schriftsteller der l
ersten drei Jahrhunderte erschien als Band 31:

EPIPHANIUS I

(ANCORATUS UND PANARION)

herausgegeben im Auftrage der Kirchenväter-Commission •

der Preußischen Akademie der Wissenschaften :
von •

D. Dr. Karl Holl

Professor an der Universität Berlin. •

Zweiter Band: Panarion haer. 34— 64. :

Grundzahl 20,5; geb. 24. Schw. Fr. 20,5; geb. 24. j
___ .

Über den 1915 erschienenen I. Band: Ancoratus und Panarion i

haer. 1—33 („Schriftsteller" Bd. 25) urteilte Prof. D. Hans Lietz- l

mann, Jena,in der T h eo 1 og. L i t.-Z t g. (1916,7): „Man braucht ;

nur ein paar Seiten zu lesen, um sich von dem durch Holls!

Textbearbeitung erzielten gewaltigen Fortschritt zu !

überzeugen. — Was H. bietet, ist so reichhaltig, daß man schon :

von einer kommentierten Ausgabe sprechen kann. Das Werl? ;

ist eine philologische M us t e r 1 e i s t u ng ersten Ran- !

ges". — Und Prof. Dr. Fr. Diekamp, Münster, schrieb in der •

Theolog. Revue (1916, 5/6): „Von großem Wert sind die;

sorgfältigen Nachweise der Quellen und der Pa-5

rallelberichte bei Irenäus, Tertullian, Hippolyt usw. und die;

sachlichen Erläuterungen, die sich sowohl auf alte •

Quellenschriften wie auf neue Untersuchungen stützen. Kurz, was :

zur Erleichterung des Verständnisses und der quellenmäßigen Er- :

forschung der neu vorgelegten Texte geschehen konnte, ist ge- !

schenen". ;

—1------ •

*

Nach dem Ausland in der Währung des Bestimmungslandes •
auf der Grundlage des Umrechnungskurses der amtlichen •

Außenhandelsnebenstelle. :

Die nächste Nummer der ThLZ erscheint am 16. Juni 1923.
Beiliegend Nr. 12 und 13 des Bibliographischen Beiblattes, sowie ein Prospekt des Verlages Julius K1 i n kh a r d t, Leipzig.

Verantwortlich: Prof. D. E. Hirsch in Göttingen, Nikolausberger Weg 31.
Verlag der J. C. Hinrichs'schen Buchhandlung in Leipzig, Blumengasse 2. — Druckerei Bauer in Marburg.