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Ausgabe:

1923

Spalte:

5-6

Autor/Hrsg.:

Kittel, Rudolf

Titel/Untertitel:

Geschichte des Volkes Israel. 1. Bd. Palästina in der Urzeit. Das Werden des Volkes. 4., ergänzte Aufl. 2. Bd. Das Volk in Kanaan. 4., aufs neue durchgearb. Aufl 1923

Rezensent:

Nowack, Wilhelm

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Theologifche Literaturzeitung 1923 Nr. r.

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Einheit vermag fie ihm nicht zu geben und nur fchwäch-
lich hebt fich aus dem Ungeheuern Dafein die Bewegung
des Gefchehens (vgl. befonders S. 78f. 87. 134. 159h 173);
fehr fein und behutfam find die Einfchränkungen diefes
Urteils, die O. immer wieder verfucht, den Gefamtein-
druck aber vermögen fie nur zu beftätigen.
Berlin. Titius.

Hart mann, Ludo Moritzi Weltgerchichte in gemeinverltändlicher

Darftellung. Alterte Gefchichte. L Band: E. Hanslik, E. Kohn, E.

G. Klauber: Einleitung u. Gefchichte des alteu Orients. 2. Aufl.

(121 S.) gr. 8". F. A. Perthes, Gotha.
Auf dem Titelblatt fehlt leider der Hinweis darauf,
daß es fich um einen bloßen Neudruck der 1. Auflage
von Bd. I handelt, die in diefer Zeitfchrift bisher nicht
erwähnt worden ift. Ich gebe deswegen eine kurze Inhaltsangabe
. Eine Überficht über Plan und Zweck des
ganzen Werkes eröffnet den Band. Dann folgen knappe
Darftellungen der geographifchen Bedingungen des orien-
talifchen und abendländifchen Gefchichtsprozeffes und
feiner Vorgefchichte in den fteinzeitlichen Perioden des
Diluvium. Den Hauptteil des Bandes (S. 28—121) füllt
der von dem leider gefallenen Affyriologen und Hiftoriker
Klauber gefchriebene Abriß der Gefchichte des Alten
Orients, eine die kulturelle und politifch-wirtfchaftliche
Entwicklung zufammenfaffende Darftellung der fumerifch-
akkadifchen, ägyptifchen, fyrifch-kleinafiatifchen und per-
fifchen Gefchichte, die bei dem augenblicklichen Fehlen
einer größeren wiffenfchaftlich zureichenden Gefamtdar-
ftellung der all orientalifchen Hiftorie in der Art von
Maspeor's Histoire ancienne gute Dienfte leiften kann,
wenn es nur auf fchnelle, aber zuverläffige Orientierung
über diefe 3 Jahrtaufende völkergefchichtlichen Lebens
ankommt.

Jena. W. Staerk.

Kittel, Prot. Rud.: GeTchichte des Volkes Israel. 1. Bd. Paläftina

in der Urzeit. Das Werden des Volkes. Quellenkunde u. Gefchichte
der Zeit bis zum Tode Jofuas. 4., ergänzte Aufl. 2. Bd. Das Volk
in Kanaan. Gefchichte der Zeit bis zum babylonifchen Exil. 4., aufs
neue durchgearb. Aull. (XXXII, 696 u. XVI, 570 S.) gr. 8°. Gotha,
F. A. Perthes 1921/22.

Die dritte Aufl. des Kittelfchen Werkes erfchien
i'g 16/17. Trotz der Kriegszeit und ihrer Folgen wurde
fchon nach wenig Jahren eine neue Auflage nötig, ein
außerordentlicher Erfolg, wie er nicht oft einer Arbeit
von diefem Umfang zuteil geworden ift. Der Verlag
hatte richtig gerechnet, als er im Jahre 1915 fich ent-
fchloß, den erften Bd. gleich in doppelter Auflage zu
drucken. Dadurch ift es veranlaßt, daß diefe neue Auflage
des erften Bandes wefentlich nur Titelauflage ift.
Kittel hat aber den feit der dritten Auflage erfchienenen
Arbeiten, die fich mit den hier behandelten Problemen
befchäftigen, dadurch Rechnung getragen, daß er S. XIX
bis S. XXXII diefem erften Bde Nachträge beigefügt hat,
in denen er den Ertrag der feit 1915 erfchienenen Literatur
für die Erforschung der Gefch. Isr.'s bucht. Ab-
gefehen von der ausländifchen, uns leider nicht zugänglichen
Literatur ift alles hierher Gehörige mit großer
Sorgfalt berückfichtigt.

Bei dem 2. Bde. konnte K. den Text felbft, wo es
nötig war, umgeftalten, er hat daher in ihm nicht nur
den Nachträgen, die in der 3. Aufl. dem 2. Bde beigefügt
waren, fondern auch den inzwifchen erfchienenen neuen
Arbeiten Rechnung getragen, vgl. z.B. zu Gunkels 1917
erfchienenen „Märchen im A. T." vgl. Bd. II, S. 44, 6g,
iögf, 323. Betreffs des Ephod wäre vielleicht an die
beachtenswerte Arbeit von Elhorft in ZATW XXX S. 259 fr.
u. an die von K. Budde in ZATW XXXX S. 1 ff. 20 erinnern
, in letzterer fetzt fich Bud. mit der Anfchauung
von William R. Arnold in Harward Theological Studies
III 1917 auseinander, der die von G. F.Moore in Encyclop.
Biblica kurz angedeutete Anfchauung, daß Ephod für ein
Hörendes Wort eingefetzt fei, eingehend zu begründen

fucht: A. fetzt für Ephod überall J"nx ein, das er vom
Karten des heiligen Losorakels verlieht, während B. darzutun
fucht, daß TIES urfprüngliches -PSK verdrängt habe,
fo daß alfo an das Stierbild zu denken wäre, was mir
bei weitem wahrfcheinlicher erfcheint. Der Umfang diefes
Bandes ift übrigens mit Rückficht auf die ungeheure
Preisfteigerung um etwa fünf Bogen, die die Quellenkunde
behandeln, gekürzt.

Ich kann nicht umhin noch einmal den fchon früher
ausgefprochenen Wunfeh zu wiederholen, daß der Verf.
auch die Muße finden möchte, uns auch mit einer Darftellung
der jüd. Gefch. zu befchenken, ein verheißungsvoller
Anfang ift ja fchon mit feinen Unterfuchungen der
Quellen der Esra-Nehemiazeit gemacht.

Leipzig. W. Nowack.

Budde, Prof. D. Dr.: Der Segen Mores. Deut. 33. Erläutert u. überfetzt
. (50 S.) 8°. Tübingen, J. C. B. Mohr 1922. Gz. 1,8.
Der 1920 veröffentlichten Erklärung des Liedes Mofe's
Dt 32 ift bald die des Segens Mofe's Dt 33 gefolgt, die
B. der philofophifchen Fakultät von Gießen für die ihm
verliehene Würde des Ehrendoktors der Philofophie gewidmet
hat. Wie alle Arbeiten B's zeichnet fich auch
diefe durch fcharfe Faffung der Probleme, durch forgfam
abwägendes Urteil und durch große Feinfühligkeit in den
Verfuchen zur Wiederherftellung des verderbten Textes
aus. Das zeigt gleich die Erklärung des Rahmens in
V. 2—5 u. 26—29, in denen der Text ziemlich fchlecht
überliefert ift, wie man lange erkannt hat. An Verfuchen
zur Wiederherftellung hat es nicht gefehlt, aber fie find
zum Teil mißlungen, weil man die Abzielung diefer V.
nicht verftanden hat. B. weift mit Recht den Gedanken
an Jahve's Offenbarung in der Gefetzgebung, die an feiner
Wohnftätte am Sinai ftattfand, als mit V. 2, nach dem
Gott feinen Wohnfitz verläßt, unvereinbar ab, B. fchließt
vielmehr aus V. 26—29, daß es fich wefentlich um Jahve's
kriegerifche Hilfe gegen die feindl. Völker von Anbeginn
an handelt. Ift diefe Anfchauung richtig, fo gewinnen
feine Konjekturen zu diefen Vv. hohe Wahrfcheinlichkeit.

Aus den eigentlichen Segensfprüchen fcheidet B.
V. 10, I3a/Jb, 14, 15 als fpätere Zulätze aus. Was die
P t age der Zeit angeht, fo ftimmt er zwar mit Greßmann
überein, daß die Sprüche einzeln entftanden find, jeder
in feinem engeren Kreife und in der für den betreffenden
Stamm entfeheidenden Zeit, hält aber doch daran feft,
daß größere Beteiligung eines gemeinfehaftlichen Ver-
faffers, ftärkere Modelung des überlieferten Einzelgutes
nicht ausgefchloffen ift. Die Zeit unter Jerobeam II. fieht
er mit andern als Zeit der Entftehung des Segens in
feiner jetzigen Form an. E. habe zuerft dem Segen feine
jetzige Stelle angegeben. Ob die Sprüche alle von Anfang
an Mofe in den Mund gelegt find, fieht B. mit Recht
als zweifelhaft an, nur für den Levi-Segen wird das durch
den jetzigen Text gefordert, während bei den andern
Segensfprüchen Jakob als fegnend denkbar ift. Wäre
das auch bei Levi fo geweien, fo müßte man eine ftärkere
Modifikation des Levifpruches durch den letzten
Red. annehmen.

Mit der von B. vorgefchlagenen Löfung der Schwierigkeiten in
den einzelnen Sprüchen kann ich mich meirt einverftanden erklären, nur
die Erklärung der letzten Zeile des Benjamin-Spruches ift mir zweifelhaft
: nach B. wird Benjamin als Jahve's Schoßkind gedacht, Jahve wird
feine Mutter: fo gebührt ihm der Sitz auf deren Schultern, die Händchen
um ihre Stirn gefchlagen. Hier ift nicht nur der letzte Satz freie
Ausdeutung, die in cyBM eine fehr zweifelhafte Stütze hat, B. muß auch,
um diefen Sinn zu gewinnen, J;U) durch 3tl)i erfetzen und daffelbe Suff,
der 3 Perf. in zwei aufeinanderfolgenden Sätzen verfchieden faden. Die
von Berthol., Greßmann n. a. vertretene Auffaffung fcheint mir doch
wahrfcheinlicher und von Schwierigkeiten freier, denn die Möglichkeit,
•PEP3 von den Berghängen zu verliehen, ift unbeftreitbar. Natürlich bezieht
fich der V. aber nicht auf den Tempel zu Jerufahm, fondern auf
den zu Bethel. In V. 22 beanftandet B. mit Recht das Jtoan Ja, das
offenbar nicht mit PD-ir HS, fondern mit dem Verbum zu verbinden
ift. Einen Beflerungsvorfchlag unterläßt B., ich gebe zur Erwägung

■jis»n ja ft. junn ja. Vgl. Nah. 2, 12 u. ö.

Leipzig. W. Nowack.