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Ausgabe:

1922

Spalte:

175-176

Titel/Untertitel:

Jahrbuch des Vereins für die Evangelische Kirchengeschichte Westfalens. XXI. - XXIII. Jahrg 1922

Rezensent:

Cohrs, Ferdinand

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Seite 1

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Jahrbuch des Vereins für die Evangelifche Kirchengefchichte
Weftfalens. XXL, XXII. u. XXIII. Jahrg. (112, 36 u.
32 S.) 8». Gütersloh, C. Bertelsmann [o. J.] je M. 5 —

Inhalt: 21. Jahrg.: KJaffikalakten des lutherifchen Minifteriums
im ehemaligen märkifchen Amte Neuftadt aus der Zeit v. 1698—1813
nebft einem Verzeichnis der dortigen Paftoren, von Ew. Dresbach, Pf.
in Halver. Freiherr vom und zum Stein (wegen des ihm im Hofe des
ehemaligen Minoritenklofters, des heutigen Predigerleminars, in Soeft
gefetzten Gedankenfteins). Die amtlichen Erkundigungen aus den
Jahren 1664—1667; aus den Akten des Staatsarchivs Münfter (Fortf.).
Ein bisher unbekannter Brief Paul Gerhardts (an die Gräfin Maria
Magdalena zur Lippe v. 25. Juli 1666) v. Rothert. — 22. Jahrg.:
Weftfälifche Kultur am Anfange des 16. Jahrhunderts (bef. aufgrund
der Apologien Hermann Hamelmanns gegenüber den Verunglimpfungen
Weftfalens durch Juftus Lipfius, geft. 1606). Weftfalen im Wittenberger
Ordiniertenbuch (1537—1573), v°n Paftor D. Rotfcheidt in Effen.
Weftfalen unter den Wittenberger Ordinierten feit 1573 (bis 1631), von
Pfr. D. Wotfchke in Pratau. Über Amtspflichten der Pfarrer, Pfarr-
und Küftergebühren im Jahre 1695, nach dem alterten Lagerbuche der
Gemeinde Borgholzhaufen von Part. Sander, Herford. — 23. Jahrg.:
Woher kommt es, daß die altevangelifche Kirche Ravensbergs konfifto-
rial verfaßt war, während die der Mark fich in ihren Synoden felbft
regierte? Von Prof. D. Rothert-Münfter. (Der Vf. leitet es ab aus
der Politik des Großen Kurfürften, der beide Graffchal ten verfchieden
auszugeftalten beftrebt war). Aktenftücke aus dem Kirchenarchiv zu
Delwig, Synode Unna (gefchrieben 1666 von Joh. Holtzwickede, Paftor
dafelbft), von Pfr. Bornfcheuer in Delwig. Die Pfarrftellen der Graf-
fchaft Ravensberg im Jahre 1788, von Part. Sander, Herford. Zwei
Aktenftücke aus der Zeit des Pietismus, die Einführung der Konfirmation
betreffend (Bericht des Seniors Bernh. Kracht in Herford an die
Äbtiffin Elifabeth v. 11. Sept. 1674 und Erlaß der letzteren v. 4.
Nov. 1688}, von Pfr. Otto Wöhrmann in Herford. Ein Zeuge aus
der Erweckungszeit vor 100 Jahren (Schuhmachermeifter Heinr. Dietr.
Rahlenbeck in Herdecke, geft. 1864), von Pfr. Rahlenbeck in Unna.
Seit wann gibt es eine evangelifche Gemeinde Bocholt? (fchon 1633
erwähnt) von D. Rotfcheidt-Effen. Auguftin Steude (Paftor zu Drechen
1722), von demfelben. Ein ungedruckter Brief des Freiherrn von Stein
an Paftor Fliedner in Kaiferswerth (v. 31. Mai 1831), v. G. Fliedner
in Marburg.

Nach der genauen Inhaltsangabe, der die notwendigen
Erklärungen gleich hinzugefügt find, bedürfen nur
noch zwei Stücke befonderer Behandlung: die Neuftäd-
ter Klaffikalakten 1698—1813 und die fogenannten (Amtlichen
Erkundigungen', beide im 21. Jahrgang. Das ehemalige
märkifche Amt Neuftadt, lutherifchen Bekennt-
niffes (die heutigen Parochien Bergneuftadt, Gummersbach
, Hülfenbufch, Lieberhaufen, Rodt-Müllenbach, Ründeroth
und Wiedenaft der Synode an der Agger, Reg.-
Bez. Köln umfaffend) bekam, als es unter dem Kurfürften
Georg Wilhelm von Brandenburg kurz vor dem 3ojäh-
rigen Kriege als Herrfchaft Gimborn-Neuftadt reichsunmittelbar
wurde, in dem Grafen Adam von Schwarzenberg
einen katholifchen Landesherrn. Um in den Stürmen
der Zeit einen Rückhalt zu haben, hielten die lutherifchen
Geiftlichen den kirchlichen Zufammenhang mit
der Graffchaft Mark aufrecht, bildeten aber im märkifchen
Generalkonvent immer eine eigene classis und hielten
auch faft alljährlich ihren conventus classicus ab.
Das Protokollbuch über diefe Konvente ift erhalten und
wird uns in den ,Klaffikalakten' in Auszügen dargeboten,
die uns durch den Wechfel der Zeit — durch die Katho-
lifierungsverfuche, die durch das Kompofitionsprojekt
(1658) zu Ende gebracht werden, durch den Wechfel
der Landesherrfchaft (1782 an den Freiherrn von Wallmoden
), durch die franzöfifche Okkupation — geleiten,
bis die neuen politifchen Verhältniffe dem Klaffikalkon-
vente ein Ende bereiten. Schade, daß die Protokolle nicht
vollftändig gedruckt find!

Die .Amtlichen Erkundigungen' find Zeugenvernehmungen
, Protokolle und Schriftftücke, die aus den Be-
ftrebungen des Großen Kurfürften hervorgegangen find,
in den Jahren 1664—67 den Konfeffionsftand der Gemeinden
der Gralfchaft Mark feftzuftellen. Sie tragen hervorragend
urkundlichen Charakter, wenn fie auch, wie
der Herausgeher (D. Rothert) in feinen kurzen Vorbemerkungen
im H./I2. Jahrgange mit Recht bemerkt, im
Intereffe der verhörten Partei gefärbt fein werden. Im
11./12. Jahrgange beginnt die Veröffentlichung diefer .Erkundigungen
' und fetzt fich dann in den folgenden Jahrgängen
bis in den 21. fort; der Schluß fleht noch aus.
Abgefehen von der erwähnten Vorbemerkung find die
Urkunden ohne jede erklärende Beigabe veröffentlicht.
So wird man bei der bruchftückweifen Veröffentlichung
den Einzelftücken in den einzelnen Jahrgängen durchweg
verftändnislos gegenüberftehn.

Im 4. Jahrgang (1902. S. 77 ff.) ift vom Herausgeber ein Auszug
veröffentlicht, aber leider ift er nicht vollftändig geworden. Er erftreckt
fich nur auf die Jahrg. u/12, S. 183—303 veröffentlichten Akten betr.
Stadt und Amt Hamm, Stadt und Amt Unna, Stadt Kamen, Ämter
Altena und Jferlohn und auf die Jahrg. 13, S. 225—236; Jahrg. 14,
S. 176—231; Jahrg. 15, S. 162 —189 veröffentlichten Urkunden betr.
Stadt Bochum, Freiheit Wattenfcheidt, Lütgen-Dortmund und Geilenkirchen
. Es wäre fehr zu wünfchen, daß der noch ausftehenden
Schluß-Veröffentlichung eine vollftändige erläuternde Überficht hinzugefügt
würde, die enthalten müßte: 1. eine geographifche I berficht und
Eingliederung in die heutige kirchliche Einteilung, dabei Umfetzung
der Namen in die heutige Form; 2. eine gefchichtliche Darlegung über
die Vergangenheit der betreffenden Gebiete. Gerade den lerner
Stehenden würde das die wertvollen Urkunden erft recht erfchließen.
Der 22. u. 23 Jahrgang müffen der Zeit Rechnung tragen, doch bringen
ihre wenigen Seiten viel Wertvolles; hoffentlich ermöglichen
reichlicher fließende Mittel bald wieder Jahrgänge-ftärkeren Umfangs.
Jlfeld a. H. Ferdinand Cohrs.

Müller, Alphons Viktor; Paplt und Kurie. Ihr Leben und
Arbeiten. (XVI, 243 S.) 8». Gotha, E. A. Perthes 1921.

M. 18 —

Die Neuordnung der römilchen Behörden durch PiusX
hat zu zahlreichen Unterfuchungen kirchenrechtlicher
Art Anlaß gegeben, allerdings noch nicht zu einer auch
die gefarnte Gefchichte der Kurie heranziehenden Dar-
ftellung geführt. Der Verf. will ,die heutige Einrichtung
und den heutigen Betrieb der römifchen Zentralkirchen-
verwaltung vor Augen führen', unter ausdrücklichem Verzicht
auf die hiftorifche Entwicklung. Das Buch will
zeigen, ,wte diefer große Organismus in der Gegenwart
lebt, fich bewegt und betätigt, in theologifcherkanoniftifcher,
liturgifch-zeremonieller und kirchenpolitifcher Hinficht' und
ein Lefe- und Nachfchlagebuch für gebildete Lefer fein;
demzufolge wird auch von der Beifügung von wiffenfchaft-
lichem Apparat leider vollftändig Abftand genommen.
Diefe Zweckbeftimmung ift infofern irreführend, als sie die
die Annahme nahelegt, daß wir es mit einem rein populären
Buch ohne wiffenfchaftlichen Wert zu tun haben.
Um fo nachdrücklicher betone ich, daß es ein überaus
lehrreicher Beitrag zur Kirchenkunde der Gegenwart ift
der in einer glücklichen Form der Darftellung dargeboten
wird und mit einer erftaunlichen Fülle intereffanter Materien
bekannt macht. Es gehörte die außerordentliche Ver-

i trautheit mit den großen und den kleinen Dingen des

! kirchlichen Rom dazu, über die der feit langen Jahren in
Rom lebende Verfaffer verfügt, um der Berichterftattung
die Vollftändigkeit und Intimität zu fichern, die dem Buch
Gewicht und Reiz verleihen. Abgefehen von einigen wenigen

j Bemerkungen, die daran erinnern, daß dem Verf. auch eine
andere Schreibweife geläufig ift, wirkt die Darfteilung durch

1 ihre ruhige Sachlichkeit. Den reichen Inhalt des Gebotenen
können wir nur andeuten. Die erften 5 Kapitel behandeln
den Papft: Papftwahl, der Papft als weltlicher Sonverän,
der Papft im täglichen Leben, der Papft als Pontifex oder
Bifchof, der Papft als Oberhaupt der Kirche. Dann folgt

! das Kardinalskollegium und die hohe Prälatur (6.-8. Kap.)
Den größeren Teil des Buches füllt die Einführung in die
Aufgaben und die Arbeitsweife der einzelnen Kongregationen
und Behörden (9—24. Kap.). — Für die hoffentlich
zu erwartende 2. Auflage bitten wir um ein Regifter
Göttingen. Carl Mirbt.

Abbe de Margon: Lettres sur le Confessorat du P. Le
Tellier avec une introduction et des notes sur la
politique des Jefuites et lOratoire par J. de Recalde.

(309 S.) kl. 8°. Paris, Librairie Moderne 1922.
J. de Recalde: Le Message du Sacre Coeur ä Louis XIV
et le P. de la Chaise. Etüde hiftorique et critique.
(126 S.) kl. 8°. Paris, ,Editions et Librairie'. Fr. 2 —