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Ausgabe:

1922 Nr. 8

Spalte:

164-165

Autor/Hrsg.:

Benzinger, Immanuel

Titel/Untertitel:

Jahvist und Elohist in den Königsbüchern 1922

Rezensent:

Steuernagel, Carl

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163 Theologifche Literaturzeitung 1922 Nr. 8. 164

ftändnis dieser Entwicklung bedarf es — fo wird behauptet — nicht
der Annahme eines Einfluffes von außen her. Als Endpunkt der rein
immanenten Entwicklung des Begriffs ,Wort Gottes' kann u. muß —
fo meint der vierte Teil — der Johanneifche Logos erklärt werden.

Das Buch ift deutfch gefchrieben. Die angeführte
Literatur ift fo gut wie ausfchließlich deutfch u. im Vorwort
ftattet der Verf. den deutfchen theol. Fakultäten
Wien, Halle a. d. S. u. Bafel feinen Dank ab.

Berlin. Otto Eißfeldt.

Grant, Elihu: Deborah's oracle. (S.- Dr. aus The American
Journal of Semitic Languages and Literatures, XXXVI,
No. 4). (S. 295—301) gr. 8°. Philadelphia, Haverford
College 1920.

Knapp, klar, felfelnd.
Schlachtenfee-Berlin. Hugo Greßmann.

Herner, Sven: Vegetabilifches Erftlingsopfer im Pentateuch.

(Aus „Festskrift utgiven av Lunds Universitet vid
dess Tvähundrafemtioärsjubileum 1918".) (42 S.) gr. 8".
Lund 1918. Leipzig, O. Harraffowitz. M. 3 —

In einer peinlich forgfältigen Unterfuchung der
Stellen des Pentateuch, die von der Darbringung von
Erftlingsfrüchten (t-plBS-i, fofern es nicht ,Vorzüglichftes'
bedeutet, D^nD2 ufw.) handeln, fucht der Verf. die ge-
fchichtliche Entwicklung des Erftlingsopfers zu ermitteln.
Da das Material außerordentlich dürftig ift, liegt die Gefahr
nahe, etwas zuviel aus dem Buchftaben herauszu-
preffen, und diefer Gefahr fcheint mir der Verf. nicht
immer entgangen zu fein. Nicht zuftimmen kann ich
ihm, wenn er das Bundesbuch für älter hält als die Gefetze
von Ex. 34, und ebenfowenig in feiner Auffaffung
des Verhältniffes zwifchen dem Maffothfeft und der Darbringung
von Erftlingen. Ungern vermißt man ein Eingehen
auf die fchwierige Frage nach dem Verhältnis von
Erftlingen und Zehnten und den Vernich, das, was uns
erkennbar wird, in einen größeren religionsgefchicht-
lichen Zufammenhang zu ftellen und dadurch weiter aufzuhellen
. Immerhin hat der Verf. das, was er in dem
engen, von ihm gewählten Rahmen erreichen konnte, in
vollem Maße erreicht: das allmähliche Zurücktreten der
individuellen Erftlingsopfer zu Gunften von Gemeinde-
erftlingsopfern und den Übergang der Erftlingsopfer-
mahle in Erftlingsabgaben an die Priefter, fowie die
fortfchreitende gefetzliche Feftlegung aller die Erftlinge
betreffenden technifchen Einzelheiten hat er in klarer
und überzeugender Weife aus den Quellen nachge-
wiefen.

Breslau. Steuernagel.

Mercer, Prof. D. D. Samuel A. B.: The Life and Grovvth

of Israel. A Brief Old Testament history. (Biblical
and Oriental Series) (XVI, 170 S.) kl. 8°. Milwaukee,
Morehouse Publishing Co. 1921. 1 $ 7$ c

,The object of this little book has been to write a
history of Israel as she was and wished to be — a history
of Israel where the secular interests have been sub-
ordinated to the religious and spiritual' (p. VII); auf dies
letztere, den eigentlichen ,Hintergrund' der Gefchichte
Israels, will der Vf. alfo mit Bewußtfein den Ton legen.
Das gefchieht im Sinne der Biblical and Oriental Series,
deren Abficht dahin geht, ,die Ergebniffe fachmännifcher
Forfchung Laien zugänglich zu machen'. Wohl mit aus
diefem Grunde teilt M. die Gefchichte Israels im wefent-
lichen, — der Titel feines Buches weift ja fchon darauf
hin, — nach dem Mufter eines menfchlichen Lebens ein.

Nach c. I (,The rock whence they were hewn'), deffen Inhalt etwa
dem Stoff der Genefis entfpricht, folgen als c. 2—7 Israels infancy (die
Moiezeiti, childhood (vom Jordanübergang bis zu Samuel), youth (bis
zum Tode Davids), Coming of age (bis zu der Zeit des Auftretens der
Schriftpropheten), maturity (von Arnos bis 586), ripened maturity (bis
zu Antiochus Epiphanes). Das Schlußkapitel (,Israel's residuary gifts')
bringt dann die Zeit bis 70 n. Chr. und einen kurzen Rückblick.

Im Sehen und Zeigen der großen Linien, in denen
rückfchauend fowohl altteftamentliche Schriftfteller wie
Fromme aller Zeiten die Führung Gottes erkennen, ift
m. E. der Hauptvorzug des Buches zu erblicken. Doch
ift fein Vorzug zugleich ein Mangel: was über und unter
jener Sphäre liegt, wird ihr oft allzufehr angeglichen.

So treten die, — gelinde gefagt, — unvorteilhaften Züge eigentlich
nie fcharf genug hervor, — M. bringt es fertig (p. 21), fich für
Jakob geradezu zu begeiftern und (p. 93) Jehu als religiöl'en Enthufiaften
darzuftellen, — wahrend die Höhepunkte wohl mehr als folche hätten
gewürdigt werden können (Ezechiel fleht dem Vf. faft höher als Jeremia
und Deuterojefaja, Hiob wird in ein paar belanglolen Sätzen abgetan,
der religiöfen Größe der Pfalmen-Frömmigkeit ift nur fporadifch gedacht
).

Dem atl. Stoff fleht M. im allgemeinen konfervativ gegenüber.
Die Erzväter find ihm diskuffionslos hiftorifch. Den Abraham läßt
M. Ur verlaffen, weil er, der Vertreter der ,altnomadifchen' Sin-Religion,
dem von Babylon herüberdringenden Mardük-Kult entgehen will; Abraham
hat dann fchon die ,geniale Konzeption' des Gottes, ,who was and is
and will be, the ever-existing one, the ever-pervading personality1 (p. 15)! — Bei
der Beurteilung der Propheten find zumeift die älteren Pofitionen beibehalten
; Jes 8,16 ift eine Weisfagung auf die ecclesia docens (p. 115);
an Arnos wird der logifche Aufbau feines Buches gerühmt (p 103), —
die Zufammenhänge bei Hofea find demgegenüber ,illogical' (p. 106);
Deuterojefaja und vor allem Tritojefaja (. . . introduces a new idea- the
idea of mediatorship . . . 61,5 t) werden ,heilsgefchichtlich'interpretiert
bezw. idealifiert. — Das Gefchichtliche wird gewöhnlich der Überlieferung
gemäß wiedergegeben und je und dann von Babel und Ägypten
her beleuchtet.

Berlin. H. W. Hertzberg.

Thilo, Lic. Martin: In welchem Jahre gefchah die Cog. ryrilch-efra-
emitüche Invafion und wann bertleg Hiskia den Thron? Beilage
zur ,Chronologie des Alten Teftaments', (24 S. m. 1 Tafel.) 8".
Barmen, H. Klein 1918. M. 1.20

Der Verf. hatte in feiner Chronologie des A. T. (1917) den
fyrifch-ephraemitifchen Krieg auf das Jahr 733, die Regierungszeit His-
kias auf 718—692 berechnet. Den erfteren Anfatz fucht er nun gegenüber
dem gewöhnlich vertretenen (735) zu flützen, indem er 1) zu zeigen
fucht, daß durch ihn der Gefchichtsverlauf ,an Deutlichkeit und
innerer Wahrfcheinlichkeit gewinnt', und 2) nachweift, daß er in fchön-
fler Harmonie mit der Datierung des Regierungswechfels Ahas-Hiskia
auf 714 fleht, die er jetzt, geftützt auf II. Reg. 18,13, feiger früheren
(718) vorzieht. Das Erftere wird nicht jedem einleuchten, da Tiglat-
pilefers Zug gegen Israel nun nicht die Folge des Hilferufes des Alias ift,
fondern diefem vorangeht, außerdem aber Pekach Juda angegriffen haben
foll, während Pekachja noch auf dem Throne faß u. dgl. mehr.
Das Zweite aber ift nur der Fall, wenn dem zu erreichenden Refultat
zuliebe einige Zahlen vertaufcht, andere willkürlich verändert werden.
Sind das wirklich brauchbare .Stützen' einer an fich recht zweifelhaften
Thefe? Daß nicht mit jeder der überlieferten Zahlen in diefer Periode
der Gefchichte Israels auszukommen ift, fleht ja feil; aber der
verkehrtefle Weg ift der, auch an fich einwandfreie Daten zu korrigieren
und die Ereigniffe umzuordnen, um eine auf zweifelhafte Zahlen gegründete
Hypothefe durchzuführen.

Breslau. C. Steuernagel.

Benzinger, Immanuel: Jahvift und Elohift in den Königsbüchern
. (Beiträge z. WilTenfch. v. Alt. Teftament,
Neue Folge 2. Heft.) (76 S.) gr. 8°. Stuttgart, W.
Kohlhammer 1921. M. 15 —

Der Verf. geht an die Quellenanalyfe der Königsbücher
mit der Erwartung heran, daß J und E, wenn fie
nicht zu Davids Zeit, fondern erft erheblich fpäter gefchrieben
haben, auch die Gefchichte der nachdavidi-
fchen Zeit erzählt haben werden, daß alfo J.und E die
Hauptquellen der Königbücher fein müffen. Diefe Erwartung
findet er dann in der Analyfe der ausführlicheren
Königsgefchichten beftätigt, befonders in der Salomo- und
Jerobeam-Gefchichte, bei deren Analyfe er wefentlich
auf den Dubletten des Textes der LXX Cod. B (Swete)
und Lucians (Lagarde) fußt. Genauer geftaltet fich ihm
das Ergebnis folgendermaßen: J und E find Werke,
die nach und nach entftanden, indem ihre erfte .Ausgabe'
fpäter mehrfach neu redigiert und inhaltlich weitergeführt
wurde. Die letzte Redaktion von J erfolgte im Anfang
der Regierung Hiskias und follte politifchen Zwecken
dienen, nämlich dem Nachweis, ,daß die Davididen von
Gottes und Rechts wegen begründeten Anfpruch auf das
Nordreich hatten und daß fie ftets ergebene Diener des
Großkönigs gewefen waren'; denn nach dem Fall Sama-