Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1922 Nr. 6

Spalte:

132-133

Autor/Hrsg.:

Furlani, Giuseppe

Titel/Untertitel:

Sei Scritti Antitriteistici in lingua Siriaca 1922

Rezensent:

Diettrich, Gustav

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

I3i Theologifche Literaturzeitung 1922 Nr. 6. 132

zwifchen den verfchiedenen Teilen des imperium Roma-
num überhaupt noch nicht in das Gemeinbewußtfein
der kirchlichen Forfchung übergegangen. Das Unternehmen
der „Liturgiegefchichtlichen Forfchungen" hat es
fich zur Aufgabe geftellt, in diefer Richtung fördernd zu
wirken. Es hat alle Urfache, fich der Baumftark'fchen
Arbeit als eines glänzenden Beitrags zur Erreichung feiner
Ziele zu freuen.
Jena. Hans Lietzmann.

Kefeling, Paul: Die Chronik des EufebiUS in der fyrifchen Überlieferung
(Auszug) Difl". d. Philof. Fak. d. Un. Bonn. (12 S.) 8«.
1921. M. 2.50

Der Druck ift ein Auszug aus dem als Handfchrift in der Bonner
Universitätsbibliothek aufbewahrten Original. Er bringt nur folgende
drei Kapitel: Cap. II. Die Chronik des Eufebius in der fyrifchen Literatur
. Cap. III. Problemftellung und Gang der Untersuchung.
Cap. IV. ZufammenfalTung. Das Ergebnis der Unterfuchung ift kurz folgendes
: Zwei bis jetzt noch nicht wiedergefundene fyrifche Verlionen
der Kufebiuschronik laden fich feftftellen: ij eine ältere, bald nach
600 entstandene. Sie ift eine im ganzen Sinn- und vielfach wortgetreue
Überfettung des griechifchen Originals, wahrscheinlich ein Werk des
Neftorianers Simeon von Beth Garmai, der von Lamy und Baumftark
mit Simeon Barqaja identifiziert wird. Sie wird einerseits von jener
nach 636 entstandenen anonymen Chronik benutzt, die als Epitome
syria auf S. 84—129 der Chronica Minora (edd. Guidi, Brooks, Chabot
Paris 1903) im Druck erschienen ift, und anderseits von dem ebenfalls
anonymen bis zum Jahre 775 führenden Gefchichtswerk, das früher
fälfchlich dem Patriarchen Dionysius von Teilmahre (-|- 845) zugeschrieben
wurde. Schon diefe altere Überfettung bietet übrigens
Kürzungen und Erweiterungen des griechischen Originals. 2) Eine
jüngere, die weniger eine Übersetzung, als vielmehr eine Bearbeitung
des griechifchen Originals ift. Da die Bearbeitung in den Fußfpruren
des Annianus geht, fo könnte fie auch eine Überletzung der von dielem
um 412 abgeschlossenen Redaktion des Eufebius fein. Sie wird vor
allem von Michael dem Syrer (herausgeg. und überfetzt von J. B. Chabot
, Paris 1899 ff) und vom Chronicon ,Maroniticum benutzt. Als
Vorlage des letzteren muß fie vor 664 entstanden fein.

Berlin-NW. Diettrich.

Pofchtnann, B .: Die kirchliche Vermittlung derSündenvergebung
nach Augultinus.

Pofchmanns verdienftliche Schrift — ein Sonderabdruck
aus der Zeitfchr. f. kath. Theologie, Bd. XLV (1921)
— ift eine Auseinanderfetzung mit Adams Buch über tite
kirchliche Sündenvergebung nach dem hl. Auguftin (vgl.
Th. L. Ztg.) Die Auseinanderfetzung ift weder kleinlich
noch verunglimpft fie den wiffenfchaftlichen Gegner. Nicht
in foi'twährender Polemik, fondern in der Problemftellung
charakterifiert fie fich als Auseinanderfetzung mit Adams
Forfchung. Wo P. mit Adam zufammentrifft, räumt er
es unbefangen ein. Es handelt fich um folgende Probleme
: 1. Enthält fchon die suscitatio, die von der gratia
praeveniens ausgeht, die Sündenvergebung oder ift es die
Aufgabe des kirchlichen Minifteriums, die Sündenvergebung
zu vermitteln. Adam hatte das Erlte behauptet,
P. entfcheidet fich für die zweite Annahme und muß nun
natürlich die suscitatio auf Erweckung ohne volle Wiederbelebung
im Sinne der Rechtfertigung befchränken. In-
folgedeffen muß 2. dem solvere ein vollerer Inhalt gegeben
werden, als Adam ihm gegeben hatte. Indem der Reit gelöft
wird, werden Strafe und Schuld aufgehoben. Das solvere
des kirchlichen Minifteriums ift alfo Vergebung im eigentlichen
Sinne. 3. Auguftin hat aber nicht, wie Adam
nachzuweifen unternahm, mit der Einmaligkeit der Buße
gebrochen und die kirchliche Privatbuße eingeführt. Hier
wird m. E. Pofchmann gegen Adam Recht behalten.
Ob auch bezüglich 1. und 2., erfcheint mir zweifelhaft.
Hier ift die Erörterung noch nicht zu Ende geführt. Daß
Adam fich für fein Verftändnis der suscitatio auf die
Auslegung Auguftins durch die ITühfcholaftik berufen
kann, ift natürlich nicht entfcheidcnd, wenn es auch nicht
belanglos ift. Wichtiger ift die auch von Pofchmann
anerkannte Tatfache, daß Auguftin fich dahin ausfprechen
kann, daß die von Gott unmittelbar gewirkte Caritas aus
fich die innere Verbindung mit der Kirche herbeiführt.
Die Notwendigkeit einer kirchlichen Rekonziliation kann
dann nicht mehr innerlich begründet werden, fonderu nur

pofitiviftifch. Und ift das solvere reatum wirklich iden-
tifch mit dem solvere culpam? Oder etwa die culpa
hier das Gleiche wie fpäter in der Hochfcholaftik? Es
will mich bedünken, als hätte P. die Ausführungen Auguftins
ftärker harmonifiert, als ftatthatt ift, bzw. den Pänfluß der
Prädeftinationslehre auf die Sakramentsanfchauung unter-
fchätzt. Eine ,korrekte' Löfung wird für Auguftin fchwer-
lich gefunden werden. Daß Auguftin ,theoretifch' nicht
die kirchlich traditionelle Anfchauung verftärkt, gibt
Pofchmann zu.

Tübingen. Scheel.

Furlani, Dr. Giuseppe: Sei Scritti Antitriteistici in lingua
Siriaca. (Patrologia orientalis, XIV, 4.) (S. 675—766).
Lex. 8". Paris, Firmin-Didot et Cie 1920.

Veröffentlichungen, wie die vorliegende, find augenblicklich
im Lager der proteftantifchen Theologen unmöglich.
Weniger deshalb, weil uns die Handfchriftenfammlungen
der großen Bibliotheken in London, Paris und Rom immer
noch fo gut wie unzugänglich find — die auf der Staatsbibliothek
in Berlin vorhandenen fyrifchen 1 landfchriften
könnten diefen Mangel vorläufig zum Teil erfetzen —,
auch weniger deshalb, weil uns die Geldmittel fehlen, Drucke
nach Art der Patrologia Orientalis herauszugeben —
die Anpaffungsfähigkeit der deutfchen Technik würde,
wie die älteften Publikationen von Merx beweifen, auch
hier einen Ausweg finden —, als vielmehr deshalb, weil
uns infolge nie wieder gut zu machender Verfäumniffe
maßgebender Stellen der theologifche Nachwuchs fehlt,
| der folche Publikationen mit Intereffe und Verftändnis
aufnimmt. Und doch eröffnet gerade uns Theologen die
fyrifche Literatur immer wieder unerfetzliche Einblicke
in die gefchichtliche Vergangenheit der Kirche. Das zeigt
auch das vorliegende Werk Furlanis.

Über den äußeren Verlauf der tritheiftifchen Kontro-
verfe, die unter Juftinian I. (527—65) und Juftinian II.
(565—78) in der monophyfitifchen Kirche ausgetragen
| wurde, wiffen wir bekanntlich herzlich wenig (cfr. Herzog-
I Hauck, Realencyklopädie, XX S. 129—32). Der Tritheis-
mus geht, wie Barhebraeus in feiner Hiftoria Dynasti-
j arum (Ed. Pocock, Oxoniae 1663, p. 114) erwähnt, von
. Johannes Askusnages aus und findet feinen hervorragend-
ften Vertreter in Johannes von Caesarea, Philoponus, einem
Patriarchen (?) von Alexandria. Dagegen die Literatur
1 der Bewegung und ihrer Gegner ift, foviel wir fehen
I können, ziemlich umfangreich gewefen. In griechifcher
| Sprache freilich find nur wenige Fragmente erhalten.
I Furlani Hellt fie auf p. 4 zufammen. Viel reichlicher find
| die Schriften in lyrifcher Sprache, allerdings vorläufig
nur in Manufkripten.

Hier findet man vor allem das Hauptwerk des Johannes Philoponus,
den /liaixijTifQ jj Ttepl ivwatwq (cfr. Bibliotheca Vaticana Syr. 144 und
British Mufeuni Add. 12171 . Aber auch fonft (cflf, Brit. Mut. Add.

j 14532 und 14538) find noch wichtine Traktate vorhanden. Furlani
gibt vorläufig aus zwei Handfchriften des British Muleum (Add. 14533
—i A und Add. 12155 == B) folgende 6 fyrifche Traktate mit italicnifchcr
überfetzung heraus: I. ,Löfung der Fragen, die verleumdcrifch von
einem der (Männerl geichrieben wurden, die in jene Härclie verfallen

| find, welche die heilige naturgleichc Dreieinigkeit als Vielheit von Sub-
ftanzen und Naturen bekennt und ein Kind des Polytheismus der
Heiden ift' (p. 7—641. 11. .Darüber, daß die Tritheiften Zitate aus
den heil. Vätern fammeln, (um zu beweifen), daß diefe (letzteren) von
Subftanzen und Naturen reden', (p. 65 -75). III. .Die Tritheiflcn
werden gelragt, ob die Honiilie des Theodofius (von Alexandrien) jede

j Art von Subftanzen ausfchließt' (p. 76, Z. I—9). IV. .Ferner: Fragen
an die Tritheiften'. Ip. 7°..z- • <> —81. Z. 8). V. .Ferner: Fragen,
welche von Thomas, einem Mönche des Kloftcrs Mar Bass(us) während

j feines Aufenthaltes in Alexandrien an Johannes, den Grammatiker,

] (gerichtet) würden', (p. 81, Z. 9 — 87, Z. 5). VI. .Ferner: Erklärung

| von Eigenfchaften'. (p. 87, Z. 6—91, Z. 5).

Der dogmengefchichtliche Wert diefer Traktate ift
fehr verfchieden. Nr. VI wendet fich überhaupt nicht

| direkt gegen die Tritheiften, fondern gibt nur indirekt
durch Einführung in die mancherlei Bedeutungen des
terminus technicus IdioTt/rtc (Eigenfchaften) das philofo-

I phifche Ruftzeug zur Bekämpfung des Tritheismus. Von