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Ausgabe:

1922 Nr. 5

Spalte:

120

Autor/Hrsg.:

Mott, John R.

Titel/Untertitel:

Der Christliche Studenten-Weltbund. Ursprung - Erreichtes - Ausblick 1922

Rezensent:

Traub, Friedrich

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Seite 1

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119 Theologifche Literaturzeitung 1922 Nr. 5. 120

S. 57 („Antinym" als Gegenwort zu Synonym). Der kraufe Gedankengang
, der unermüdlich die verfchiedcnartigften Dinge unter die Einheit
mehr oder minder geiftreicher Gefichtspunkte zwängt, lieht wirklicher
Denkarbeit ferne.

Abficht des Ganzen ift es, für eine fachlich wie formal
Heim's Art fehr naheftehende Chriftusmyftik zu
werben als den eigentlichen Jnhalt des evangelifchen
Glaubens, als die Rettung der Kirche und des Chriften-

kender Faktor war." Der zweite Beitrag handelt von „Schiller als pro-
teftantifcher Freiheitsdichter und Volkserzieher" (mit vielen Auszügen
aus den Werken anderer). R. Eucken und J. Kaftan tragen ihre bekannten
Gedanken vor über „das Vermächtnis Kants an den Proteftan-
tismus," bezw. „das Verdienft Kants um die ev. Theologie"; L. Riess
erzählt vom „kategorifchen Jmperativ im Leben des großen Königs",
H. v. Wolzogen vom „proteftantifchen Geift im liayreuther Werke",
und den Befchluß machen R. Sternfeld („Rieh. Wagner und der
deutfehe Krieg") und J. H. Wilke-Firmont („die foziale Union"

tums aus der gegenwärtigen inneren Krife, als den Weg I die für „volle Erfüllung der berechtigten Arbeiterforderungen" eintritt,
zur Verformung der theologifchen Richtungen. Über die ] aber in der Näherbellimmung der Berechtigung die Arbeiter ficher nicht

wahre Bedeutung der theologifchen Gegenfätze fleht I ^«edigen wird.)

S. 103 ein wirklich fchönes Wort. Daß ein Ausgleich ! zürich- W. Kohler.

gefunden werden könnte, glaube ich auch, — aber der j
Weg der Verf. führt kaum zu ihm hin. Ich fürchte bei M°'L S?* = Der Chri.tliche Studenten-Weltbund. Urfprung -

r r j u 1 •■ r i/r j . i r Erreichtes — Ausblick. (96 S.) 8°. Berlin, Furche-Verlag IQ2I.

diefer paradoxen Verknüpfung von Modernität und Or- vy ; > M 8 —

thodoxie für das Evangelium, das weder modern ift noch i m. behandelt das erde Vierteljahrhundert (1895—1920] diefer we-

orthodox. fentlich amerikanifchen Bewegung. Ihre Ziele find im wefentlichen be-

Göttingen. E. Hirfch. ! kannt. Ausfchlaggebend ericheint uns die Verpflichtung der chriftlichen

Studenten zur Pflege ,zwifchenftaatlicher Beziehungen'. Der Weltbund
fei zwar ,eine unpolitifche Bewegung'; aber aus Treue gegen feinen
fatzungsgemäßen Zweck, das Reich Gottes auf der Welt zu verbreiten,
hat er die Zugehörigkeit zu diefem Reich ,ohne Rückficht aul Volkstum
und Raffe' höher zu (teilen als einzelnes Volkstum und Vaterland.
John Motts Wirken während des Krieges ift von überzeugt chrifUicher
Seite in Deutfchland entfehieden abgelehnt worden. Die vorliegende
Schrift erfüllt ihren Zweck, in die Gefchichte und Ziele des Bundes einzuführen
, gut, wenn auch die letzten Ziele mehr erfühlt werden miiffen,
München-Solln. Traub.

Ernst, Dr. Johann: Die leibliche Himmelfahrt Mariä. Hiftorifch-dog-
matifch nach ihrer Definierbarkeit beleuchtet. Mit kirchlicher
Druckgenehmigung. (64 S.) 8°. Regensburg, G. J. Manz 1921.

M. 6 —

Die durch den Krieg unterbrochene Bewegung mit dem Ziele,
daß die Anfchauung von der leiblichen Aufnahme Mariens in den
Himmel zum Glaubeusfatze erhoben werde, ift durch eine Eingabe der
füdflavifchen Bifchöfe an den römifchen Stuhl wieder aufgenommen
worden. Ernlt — in theologifchen Kreifen bekannt namentlich durch
feine Unterfuchungen über Cyprian und über die Ketzertaufftreitigkeiten
— erörtert in vorliegender Schrift die dogmengefchichtlichen Schwierigkeiten
, die nach feiner Anficht diefem Vorhaben im Wege flehen. Er
zeigt, daß die erden Jahrhunderte über dielen Punkt überhaupt fchwei-
gen und daß vom vierten Jahrhundert an fich Stimmen vernehmen
laden, die mit einer leiblichen Himmelfahrt Mariens nicht zu vereinen
find. Diefe Vordellung fetzt allerdings im Anfang des 4. Jahrhunderts
mit dem apokryphen Transitus Mariae ein und findet im Laufe
der Jahrhunderte bei vielen Theologen Anklang, aber nur als Gegendand
der fides pia, nicht der fides dogmatica d. h. als wohlbegründete fromme
Annahme, nicht als dogmatifch fichere Glaubens- und Ofienbarungs-
wahrheit. Auch die Erwähnung in der kirchlichen Liturgie fei, trotz
des Grundfatzes dexorandilex credendi'. kein ficherer Beweis für den dogma-
tifchen Rang der Vordellung. Ebenfowenig fei der ins Fehl geführte
patridifch-typologifche Beweis ausreichend, der fich auf die Anwendung
gewiffer altiedamentlicher Vorbilder auf Maria bei einigen Kirchenvätern
zu dützen lücht. Mit dielen feinen Ausführungen und der Widerlegung
gegenteiliger Deutungen id Ernd ohne Zweifel durchaus im
Rechte. Allein die Kirche wird, wenn fie einmal will, über derlei Bedenken
ebenfo hinwegkommen wie bei der unbedeckten Empfängnis
Mariens und bei der Unfehlbarkeit des Papdes.

München. Hugo Koch.

Der proteftantilche Lebensgeift. Der deutfehe Wartburgsgedanke und
fein Vermächtnis. Unter Mitarbeit von Prof. D. Dr. Max Lenz,
Geh. Kirchenrat Dr. H. Kiefer, Prof. Dr. Rud. Eucken u. a.
Hrsgeg. K. H. L. Walter van der Bleek. (160 S.) 8». Leipzig,
Fr. W. Grunow 1921. M 30 —

Als Zweck diefer im Auftrage der akademifchen Abteilung der
deutfeh-nordifchen Rieh. Wagner-Gefellfcheft für germanifche Kund
und Kultur fowie der Sozialen Union herausgegebenen Schrift wird
„die Förderung der Jdee einer großgermanifchen Volkskirche" angegeben
. Über die nähere Ausgedaltung derfelben verlautet nichts, oder
nicht mehr, als daß fie protedantifch fein toll, alfo ihre Spitze gegen
die Katholiken richtet. Vielleicht id es gut, daß aul Weiteres verzichtet
wird, die Wiffenfchaftlichkeit der Beiträge hat dadurch nur gewonnen,
fo gewiß über dem Ganzen etwas von politifcher Tendenzfchrii't
fchwebt. Max Lenz vertritt u. d. T. „Nationalität und protedantifcher
Lebensgeid" den Gedanken, daß die nationale Einheit nicht fertig fei,
folange unfere Gottesverehrung noch nicht aut gemeinfamem Boden ruht,
wird aber unklar bei der Frage, wie eine folche zu erzielen fei. Denn
der Satz: „uns Deutfehe führte jeder Auffchwung des nationalen Geides
gegen Rom" id keine Löfung. H. Kiefer fchreibt von „der Bedeutung
der Wartburg für den Protedantismus" und möchte „Evangelifch und
deutfeh immer mehr zu einer Gleichung werden laden.' Der Herausgeber
id mit zwei Beiträgen vertreien: „Goethes Idee des Göttlichen
und fein Protedantismus", m. E. der bedc Auflatz der Sammlung; ich
zitiere nur den einen Satz: „Goethe war während feines ganzen langen
Lebens bedrebt feiner auf brunonifcher und fpinozidifcher Grundlage
ruhende pantheidifche Naturreligion gefühlsmäßig mit dem ewigen
Ideengehalt der chridlichen Religion in Einklang zu fetzen, deren ewiger
ethifcher Kern für fein religiöfes Selbdbewußtfein ein (tändig wir-

J. C. Hinrlchs'sctie Buchhandlung in Leipzig

In unserm Verlag erschien soeben

als 4. Veröffentlichung des Forschungsinstituts
für vergl.Religionsgeschichte a.d.Univ. Leipzig:

PNEUMA HAQION

Der Ursprung des Geistbegriffs der synoptischen
Evangelien aus der griechischen Mystik

Von

Dr. Hans Leisegang

Privatdozent an der Univ. Leipzig.
Preis geheftet M. 48.—

Philosophen und Theologen haben seit Jahrhunderten
das Verstehen der tiefsten gedanklichen Zusammenhänge
in den philosophischen und religiösen Schriften der hellenistischen
Zeit dadurch erschwert, daß sie eine scharfe
Trennungslinie zogen zwischen allem Christlichen und
Heidnischen auf der einen und zwischen den heidnischen
Philosophen und den Trägern der neuen religiösen Ideen
auf der anderen Seite. Die Philosophen des Hellenismus
gelten als die Vertreter einer dahinsiechenden Weltanschauung
, die Diener des Evangeliums als ihre sieghaften Überwinder
. Die vorliegende Schrift unternimmt es, beide als
einer Kralt cntltammend zu erweisen, des heiligen Geistes iler
Mystik. Die in den Evangelien auftretenden Motive einer
Empfängnis durch den Heiligen Geist, einer Taufe mit Geist
und Feuer, der Sünde wider den Heiligen Geist, und der Verleihung
des Geistes an diejünger werden als nicht urspriing-
licheBestandteilederEvangelienüberlieferung erwiesen. Ihr
Ursprung wird aus griechischer Mystik aufgedeckt. Auch
an den verschiedenen Fassungen der Bergpredigt und des
Vaterunsers wird ein in dersynoptischen Überlieferung selbst
sich vollziehender Hellenisierungsprozeß erwiesen. Dabei
fällt auf die Arbeitsweise der Evangelisten und auf die verschiedenen
Ströme mystischer Religiosität in den unteren und
oberen Schichten der hellenistischen Welt ein helles Licht.

Zu dem angegebenen Preise tritt kein Verlagsteuerungszuschlag.

Die nächste Nummer erscheint am 25. März 1922.

Verantwortlich: Prof. D. E. Hirsch in Göttinger, Hoher Weg 10.
Verlag der J. C. Hinrichs'schen Buchhandlung in Leipzig, Blumengafie 2. — Druck von Auguft Pries in Leipzig.