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Ausgabe:

1922 Nr. 4

Spalte:

80-82

Autor/Hrsg.:

Hauck, Albert

Titel/Untertitel:

Jesus. Gesammelte Vorträge 1922

Rezensent:

Windisch, Hans

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79 Theologifche Literaturzeitung 1922 Nr. 4. 80

Schmidt. 3. Abt. Lyrik, Hiob und Weisheit, 2. Bd.
Hiob und Weisheit (d. Buch Hiob, Sprüche u. Jefus
Sirach, Prediger) überf., erkl. u. m. Einlebt, verf. v.
Prof. D. Paul Volz. 2. verb. u. verm. Aufl. (VIII,
270 S.) Lex. 8°. Göttingen, Vandenhoeck u. Ruprecht
1921 M. 22 —; geb. M. 37—.
Die 2. Auflage ift, wie das Vorwort fagt, in den
Grundzügen unverändert geblieben. Zum Buche Hiob
befonders find die textkritifchen Bemerkungen vermehrt
und hat der Verf. auch neueste gelegentliche Behandlungen
diefes Buches, wie die von R. Otto in „das Heilige"
berückfichtigt, vgl. S. 87 A 1. Alles in allem gehört
m. E. diefer Teil des Göttinger Bibelwerkes in Auswahl
wegen feiner verftändnisvollen und gedankenreichen Behandlung
der in Betracht kommenden Literatur zu den
beften der ganzen Sammlung. Über Einzelheiten zu
verhandeln verbietet der zur Verfügung geftellte Raum.
Königsberg, Pr. Max Lohr.

Buch der Weisheit, i berfetzt, eingeleitet und erklärt von E. Dimmler.

(173 S.) l6°. M.-Gladbach Volksvereinsverl. (1920.) geb. 10—
Verf. bearbeitet für die katholifche Gemeinde das „Buch der
Weisheit" mit kurzer Einleitung und wortgetreuer (nach dem Griechi-
fchen und der Vulgata gefertigter) t'berletzung; den einzelnen Abfchnit-
ten der Überfetzung find ausführliche Jnhaltsangaben zur Erklärung
und erbaulichen Anwendung vorausgefchickt. Vf. meint, das Büchlein
fei in einer Verfolgungszeit entftanden, am eheften fcheine die Zeit des
Ptolemäus IV Philopator (Ausgang des 3. Jahrh.) zu paffen. Das
Büchlein wolle die Juden in ihrem Glauben Marken und gegen die Gefahren
des Unglaubens und Gotzendienftes fchützen, dabei auch die
Abtrünnigen fchrecken, um fie zum Glauben zurückzuführen. Daß der
Schriftfteller als Salomo rede, habe fein gewiffes Recht, denn der mittlere
feil des Büchleins habe viel Ähnlichkeit mit Worten Salomos, die
wir kennen, und es fei zu vermuten, daß der Vf. auch Werke Salomos
benützte, die uns verloren gegangen find, und daß er Salomos Worte
unter dem Antrieb des hl. Geifles zu feinem Zweck umgeftaltete. Die
Einleitung fchließt mit einer Betrachtung darüber, ob der menfchlichc
Urheber diefes Büchleins die klare Erkenntnis des Geheimniffes der
allerheiligften Dreifaltigkeit gehabt habe. Das Verhältnis des Büchleins
zum N. T., befonders zu Paulus iPr nicht weiter geprüft.

Tübingen. Volz.

König, D. Dr. Eduard: Theologie des Alten Teltaments,

kritifch und vergleichend dargeftellt. (VIII, 348 S.)
gr. 8°. Stuttgart, Chr. Belferfche Verlagsbuchh. 1922.

M. 45 —

Jeder Verfuch, die altteftamentliche Theologie von
dem evolutioniftifch und religionsgefchichtlich eingeheilten
Hiftorismus, dem fie z. Zt. faft ganz verfallen ift, zu befreien
und fie auf die Höhe einer fyftematifchen Wiffen-
fchaft mit phänomenologifcher Einftellung zu erheben, ift
mit Freuden zu begrüßen. Darum hält Ref. es für feine
Pflicht, von der vorliegenden Arbeit des unermüdlich
fchaffenden Bonner Altmeifters König zuerft einmal in
Worten der Anerkennung und grundfätzlichen Zuftimmung
zu fprechen. K. hat mit diefer neuen Bearbeitung der Religion
des A. T.'s, die er feiner in 2. Auflage vorliegenden ,Ge-
fchichte der at. Religion' (vgl. Th. L.Z. 1913, 550fr. und
1916, 507ff.) ergänzend zur Seite ftellt, den erften Anlauf
genommen. Er hat energifch dahin zurück gelenkt, wo
die Gefchichte der Disziplin, als Teil der fyftematifchen
Theologie, flehen blieb unter dem tiefen Eindruck der
literarkritifchen Methode und ihrer fcheinbar fo ficheren
Ergebniffe. Damit hat K. dem Bahn gebrochen, was
wir jetzt dringend im A. T. brauchen, nämlich eine Dar-
ftellung in der Art von de Wettes ,Biblifcher JTogniatik',
aber aufgebaut auf dem Boden der religionsphilofophifchen
und religionspfychologifchen Arbeit der letzten Jahrzehnte,
eingefpannt in den größeren Rahmen der religionsge-
fchichtlichen Kenntniffe, über die wir jetzt verfügen,
und bis ins Einzelne orientiert an klarer PJrfaffung der
Unterfchiede im Wefenscharakter und in den Erfcheinungs-
formen der Religion, von der die at. Schriften zeugen.
Nur unter diefem Aspekt wird es gelingen, die at Theologie
aus den Schranken der bloßen Tatfachenwiffenfchaft
in die Freiheit der Wefenswiffenfchaft herüber zu
führen.

Damit hat K. einen Anfang gemacht, aber freilich
mehr auch nicht. Denn auch in dem eigentlichen fyftematifchen
Teil feiner Darftellung, der die Entfaltungs-
gefchichte der einzelnen Faktoren der wahren Religion
Israels' nach dem dogmatifchen Schema Gott; Gott,
Menfch und Welt; Sünde; Erlöfung vorführt, wird der
gefchloffene Aufbau immer wieder durch bloß Hiftorifch.es
in Geftalt diskutierender Behandlung der exegetifchen Tatfachen
und durch den grundfätzlichen Mangel an Scheidung
der religiöfen Erlebnis- und Erkenntnisftufen der
at. Religion geftört. Erfteres hatte K. aber fchon in
feiner früheren Darfteilung der Religion des A. T.'s im
breiten Ausmaß der Anlage des Ganzen und in allen
I Einzelheiten der Problemftellung und Behandlung zu
feinem Recht kommen laffen. Wozu alfo folche Wiederholungen
, wie fie z. B. S. 178fr. bei der Behandlung des
Problems ,Zorn Gottes' vorliegen? Auch der ganze 1.
Hauptteil (.Sonderftellung, Herkunft und Hauptftadien
im Gefamtieben der legitimen Religion Israels') ift eigentlich
eine Wiederholung deffen, was in der Gefchichte der
at. Rel. ausführlich dargelegt worden ift. Hier wäre aber
m. E. der Ort gewefen, unter Verweis auf die analytifche
Behandlung des Gegenftandes in dem früheren Werke
in eine grundlegende Erörterung über die Struktur der
at. Religion nach ihren drei charakteriftifchen Merkmalen
einzutreten: dem geiftig-fittlichen Grundzuge der
prophetifchen Offenbarungsreligion, dem primitiven Ein-
fchlage in Geftalt unüberwundener heidnifcher Elemente
im numinofen Gefühl, im mythifchen Vorftellen und
Denken und im kultifch-rituellen Handeln, und endlich
derSynthefe diefer beiden Lebensmächte in der priefter-
lich-prophetifch beftimmten und kirchlich-national und
kultifch-rituell ausge(falteten Religion des werdendenjuden-
tums. Auf diefer phänomenologifchen Grundlage hätte
dann der fyftematifche Teil mit berechtigter Befchränkung
auf das, was K. die legitime Religion des A. T.'s
nennt, wuchtiger und freier aufgefetzt werden können.

Ref. enthält fich mit Abficht einer auf Einzelheiten eingehenden
Kritik der Arbeit K.'s, obgleich fehr viel darin zum Widerspruch herausfordert
, vor allem die Urteile, die auf feinem Mangel an Sinn für das
gefchichtlich Wirkliche beruhen. Es kommt dem Kritiker hier nur auf
die Totalität der wiffcnfchal'tlichcn Deiftung K.'s an. Und der fleht er
durchaus fympathifch und mit Achtung gegenüber, weil er in ihr, trotz
allen Mängeln, einen wichtigen Fortfchritt im Verfländnis der at. Religion
und der Behandlung ihrer Probleme fieht. K. hat, gegenüber dem
noch immer bewußt vertretenen äußerlichen und fehematifchen Entwicklungsgedanken
, wieder mit Nachdruck und überzeugend auf die
Bedeutung der Propheten als Fortfetzer des für die geiftig-fittliche Religion
Israels grundlegenden Werkes Mofes hingewiefen, und hat die
Eigenart der Religion Israels als prophetifcher Offenbarungsreligion
und ihre miffionarilche Beftimmung im Ganzeu der geiftigen Menfchheits-
gefchichte mit Recht betont, vgl. S. 26ff. Wo über diefe Wefensziige
der genuinen at. Religion wiffcnfchaftliche ( bereinflimmung herrfcht,
da erfcheint manches Problem des bloß Tatfächlichen minder wichtig,
z. B. auch die Frage nach dem gefchichtlichen Ausgangspunkt der
Religion Israels, der K. auch jetzt wieder mit der nachdrücklichen
Betonung der Abrahamoffenbarung fo großen Wert beilegt. Für die
phänomenologifchc Betrachtung des Gegenftandes ift fie wie vieles andere
Hiftorilche von lehr untergeordneter Bedeutung.

Die Art, wie K. S. 172h fo gelegentlich gegen Otto polemifiert,
ift wirklich nicht der programmatifchen Bedeutung des Buches über
das Heilige würdig, und bleibt natürlich ganz unfruchtbar.

Jena. W. Staerk.

Hauck, weil. Prof. D. Dr. Albert: Jelus. Gefammelte
Vorträge. (179 S.) kl. 8°. Leipzig, J. C. Hinrichs
1921. M. 14.40; geb. M. 18.40 einfchl. V.-T.-Z.

Es war ein glücklicher Gedanke des Verlegers, diefe
Vorträge, die bisher nur fchwer zugänglich oder überhaupt
noch nicht gedruckt waren, zu fammeln. Der erfte Vortrag:
Hat Jefus gelebt? war i. J. 1910 aul Veranlaflung von Studenten
in Leipzig gehalten, die den Meifter der Kirchen-
gefchichte gern über dies durch A. Drews zur Tagesordnung
gemachte Problem hören wollten (vgl. Theol.
Rdfch. 1911, 116.) Es ift für H. charakteriftifch, daß
er fleh nicht mit dem Abhören der Zeugen begnügt
(wobei er übrigens zu den nächftliegenden noch hinzufügt