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Ausgabe:

1922 Nr. 4

Spalte:

78

Autor/Hrsg.:

Haas, Hans

Titel/Untertitel:

Das Spruchgut K‘ungtszes und Lao-tszes in Gedanklicher Zusammenordnung 1922

Rezensent:

Witte, Johannes

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Theologifche Literaturzeitung 1922 Nr. 4.

78

aufteilte, der xuvwv t% mozBcoc, der älteften Kirche
fei das große Dankgebet, die iog. Praefatio, der (klementi-
nifchen) Liturgie gewefen. Diefe Hypothefe hat mich fehr inte-
refliert und ich habe mich II, 347 ff, eingehend mit ihr be-
fchäftigt. Vielleicht darf ich L. auf die feinfinnigen Studien
von Probft aufmerkfam machen. Ob oder wie weit R mit
einer Liturgie zufammenhänge, wird man nur bei forg-
fältigften Einzelvergleichungen vielleicht zu entfcheiden
vermögen. An's Detail id L. noch nicht herangekommen.

3. Nuß bäum er ift in der vermerkten Schrift nicht
von dem Symbolproblem ausgegangen, fondern darauf
nur durch die Ergebniffe, die er an den beiden im Titel
genannten Schriften des Ireneaus bezw. Jüdin gewann,
hingeführt worden. Als er Peitz's Idee von den „zwei"
uralten Formen der Präzifierung des Glaubens kennen
lernte, id es ihm, fcheint mir, vorgekommen, als ob ihm
Schuppen von den Augen fielen. Es id auch kaum
anders zu fagen, als daß er, wenn mit Bezug auf die
Epideixis und den Dialog mit Trypho im Rechte, einen
fachlich höchd belangreichen Beitrag zu der Kontorverfe,
die durch Peitz, Haußleiter und anders durch Lietzmann
begründet id, gewifferniaßen zufallig befchafft hat. Von
Haußl.'s Schrift hat N. erd erfahren, nachdem feine Arbeit
gedruckt war; er nimmt in feinem ganz kurzen Nachwort
nur eben noch fehr erfreut von ihr Notiz. Von
Lietzm.'s Studien weiß er nichts. An die Liturgie und
ihre etwaige Bedeutung für Judin und Irenaeus denkt
er gar nicht; auch er kennt die Werke bez. auch nur
das Grundwerk von Probd (Liturgie der drei erden
chridl. Jahrhunderte, 1870) nicht. Das Intereffe, von dem
N. ausgegangen, id das an den Schriftcitaten bei Judin
gewefen. Er kam dadurch u. a. auf A. v.Ungern-Stern-
bergs tüchtige Schrift: Der traditionelle Schriftbeweis „De
Chrido" und „De evangelio" in der alten Kirche, 1913,
und durch fie wieder auf die eigentümlichen Bezüge
zwifchen Judins Dialog und der Epideixis des Jrenaeus.
Beide Schriften haben einen zum Teil rätfelhaften Gedankengang
. Um den der Epideixis haben fich, mit recht
verfchiedenem Refültat, A. v. Harnack und der katholifche
Theolog S. Weber bemüht. Judins Dialog hat noch
jeden Lefer durch feinen Wirrwarr erfchreckt und wohl
manchen auf die Idee gebracht, daß da eigentliche Dis-
pofition gar nicht bedehe. Preufchen ift davon und
durch die vielen Widerfprüche, die er im einzelnen traf,
zu der Vermutung geführt, die im 18. Jahrh. fchon namhafte
Vertreter hatte, daß der Dialog unecht oder, wie
er meint, im 3. Jahrhundert „überarbeitet" fei. N. war
wohl nicht mehr in der Lage von Preufchens (nicht ganz
zu Ende gebrachter) Studie — Pr. darb kurz vor ihrem
Abfchluß—(cfrdie podhumeVeröffentlichung desAuffatzes
in der von ihm felbd geleiteten ZNTW 1920, S. 102—127)
Kenntnis zu nehmen. Das id schade. N. kam zu der Einficht,
wie er bewiefen zu haben glaubt, daß beide genannten Schriften
fich im„Gedankengang"begegneten,fofern beide offenbar
eine „trinitarifche" und „monarchifch-chridologifche" regula
benutzten und nach einander „rechtfertigten". Id das
richtig, fo leuchtet ein, daß Peitz, Haußleiter, Lietzmann
gleich fehr Gewinn von N.'s forgfamer und kluger (nur
unnötig weitläufiger und im einzelnen doch erhebliche
Fragen nicht beantwortenden, ja nicht bemerkenden;
Schrift ziehen. Was N. zuletzt direkt zum „Urfymbo-
lum" beideuert, hat kaum Belang; er kondruiert da auf
Peitz' Autorität hin. Zu diefer Frage möchte ich nur
noch einmal ausfprechen (ich bin fchon in meinem Werk
über das apod. Symbol" wiederholt auf diefe Idee geführt
worden, ohne fie da ex professo aufzunehmen), daß man
die beiden Größen R und „Urfymbol", mindedens zu-
nächd, auseinander halten muß. R reprälentiert (wahr-
fcheinlich) nur einen Typus von Tauffymbol, den lieg -
reich gewordenen. Mir id immer noch allein wahrfchein-
Hch, daß es da die hidorifche Grundform, die „Mutter",
•d. Wer es, fpeziell feinen chridologifchen Teil exege
fiert, kann kaum umhin fich zu überzeugen, daß es im Ur-

fprung hinaufführt in die erde oder zweite Generation
nach Paulus, die Zeit des Lukas- und Matthäusevangeliums
. Möglich, daran denke ich jetzt nach Lietzmanns
Studien, erndlich, daß der Vcrfafler von R dabei fich angelehnt
hat an die (römifchef) Liturgie. Aber auch dann
hat er als Theolog vielleicht eigene Ideen mit eingefügt
, von ihnen aus fpeziell den chridologifchen Teil
„aufgebaut". Und ihm gehört die Zwölfzahl der Artikel
des „Ganzen" an. Man muß R die Ehre erweifen, es
für fich reden zu laffen und feine (nicht rhythmifche,
aber) architektonifche kundvolle Einheit würdigen.
Halle. F. Kattenbufch.

Haas, Prof. D. Hans: Das Spruchgut K'ungtszes und Lao-
tszes in gedanklicher Zufammenordnung (XI, 244 S.) 8°.
Leipzig, J. C. Hinrichs 1920 bereits vergriffen.

Derf.: Lao-tsze und Konfuzius. Einleitung in ihr Spruchgut
. (59 S.) 8°. Ebd. 1920. M. 7 —

Derf.: Konfuzius in Worten aus feinem eigenen Mund. (69. S.)
8°. Ebd. 1920. M. 7 —

Derf.: Weisheitsworte des Lao-tsze. (36. S.) 8°. Ebd. 1920.

M. 5 —

Diefe vier, 1920 bei J. C. Hinrichs erfchienenen Veröffentlichungen
gehören zufammen, 2—4 find Teil-Ausgaben
des erden Bandes. Daß diefe Teil-Ausgaben gedruckt
wurden, id befonders wertvoll. Wenn auch der
Verfaffer in der Einleitung erklärt, er wolle mit diefen
feinen Schriften, welche Auszüge aus den Werken der
beiden großen chinefifchen Meider bringen, vor allem
zum Studium ihrer Gefamtwerke anregen, fo haben diefe
Auszüge doch vollen Sonderwert. Ja, es id jedem, der
anfangsweife in diefe Geideswelt eindringen will, dringend
zu raten, zuerd diefe Bände von Haas zu dudieren. Dem
P"ernerdehenden wird das Eindringen in die chinefifchen
Klaffiker dadurch erfchwert, daß fie kein Sydem geben,
fondern einzelne Sprüche und Anekdoten, die nach unfe-
ren Begriffen auch nicht einmal fydematifch aufeinanderfolgen
. Haas hat fich der Mühe unterzogen, fie ohne
Starrheit zu ordnen. Man folgt feiner Führung gern, er
hilft über viele Schwierigkeiten hinweg. Unter forgfäl-
tiger Verwertung aller wichtigen deutfchen und engli-
fchen Überfetzungen gibt Haas den Text in fprachlich
fchönem Deutfch. Eingehende Darlegungen unterrichten
über das Leben von Konfuzius und Laotsze und über ihre
Bedeutung für China und forgfältige Gegenüberdellungen
von D. Faber und D. Haas ermöglichen den Vergleich
mit dem Chridentum. In einem dem Textbuch Nr. 3
eingeordneten Abfchnitt handelt Haas von der religiöfen
Stellung des Konfuzius und den Grundideen feiner Ethik.
Hierbei kann die Frage offen bleiben, ob in diefer Hinficht
nicht ein wenig Konfuzius idealifiert ward, eine Neigung
, mit der Haas nicht allein deht. Es id auch frag-

j lieh, ob wirklich heute noch fo viele Theologen den Konfuzius
wie Haas meint, im verächtlichen Sinn
als „Heiden" anfehen. Die, die überhaupt ein Urteil
über ihn haben, werden heute wohl fad alle bereit
fein, was an ihm achtunggebietend id, offen anzuerkennen.
Darin kann man ihm allerdings reftlos zudimmen, daß man
das Wort „Heide" wegen des etwas herunterfetzenden
Sinnes, der nun einmal in ihm liegt, auch in erbaulicher
Rede nicht mehr verwenden follte. Vielleicht könnten

j in neuen Auflagen die die religiöfe und ethifche Grund-
dellung des Konfuzius wiederfpiegelnden Worte auch noch
als neuer Textabfchnitt Wort an Wort beigefügt werden.
Es würde die Benutzung dadurch noch ein wenig erleich-
tert. Für Lehrkurfe von Studenten und in Volkshoch-
fchulen find diefe Schriften von Haas von unvergleichlichem
Wert.

Berlin-Steglitz. . Witte.

Schriften, Die, des Alten Teftaments, in Auswahl neu überf.
u. f. d. Gegenwart erklärt v. Hugo Greßmann, Herrn.
Gunkel, M. Haller, W. Staerk, Paul Volz und Hans