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Ausgabe:

1922 Nr. 26

Spalte:

572

Autor/Hrsg.:

Kiefersauer, Fritz

Titel/Untertitel:

Die Trennung des weltlichen Kirchendienstes vom Schuldienste 1922

Rezensent:

Goltz, Eduard Alexander

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Seite 1

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57i Theologifche Literaturzeitung 1922 Nr. 26. 572

den Kritik diefer Bewegung wird der Nachweis verbunden,
auf welchem Wege der rührigen Propaganda der ameri-
kanifchen Sekte auf deutfchem Boden entgegengetreten
werden kann.

Göttingen. Carl Mirbt.

The Ministry of Women. A Report by a committee ap-
pointed by the Lord Archbishop of Canterbury.
With appendices, and 15 collotype illustr. (XVI, 320
S.) 8°. London, S. P. C. K. 1919. sh. 12/6.

Der Wert des Buches liegt nicht in dem kurzen, fehr
fummarifchen Bericht von 8 Seiten an den Erzbifchof
von Canterbury, der an der Spitze fteht, fondern in den
16 angefügten ,Appendices', welche wertvolle Unterfuch-
ungen bringen. Es find dies Beilräge zur Gefchichte des
chriftlichen Frauendienftes, zufammengeftellt freilich mit
der deutlichen Abficht, das kirchliche Frauenamt in der
anglikanifchen Kirche mit bifch öf 1 icher Ordinatio 11 zu
erneuern und ihm den Nimbus der Erneuerung einer
altkirchlichen Inftitution zu geben. Doch kann man nicht
fagen, daß diefe Tendenz der Veröffentlichung den Wert
der hiftorifchen Unterfuchungen abmindert. Weil das
Buch in Deutfchland nicht leicht zugänglich fein wird,
gebe ich eine genaue Inhaltsangabe.

1. Die Frauen im neuen Teftament.

Appendix I. The miniftries of women in the new testament by

überholt (auch durch IV, V und VI). Iii feinem zweiten
Teil geht er bis zur Gegenwart (vgl. unten).

3. Frauendienft im Mittelalter:

App. VIII. Double monasteries and the male dement in nunne-

ries. By A. Hamilton Thompson M. A., F. S. A.
App. IX. Ministries of women in and since the middle uges.
By Francis C. Eeles.

A. The part taken in Services by the religions.

B. The surviVal of the deaconess in the consecrated nun.
<". Jurisdiction by heads of religions Orden of women.

D. Canonesses.

E. The position of the Queen-regnant.
Diefe Überfchriften zeigen, was die Auffätze behandeln.

Der erfte Auffatz zeigt, welche Stellung Priefter, Kapläne
und männliche Laienarbeiter in den Nonnenklöftern eingenommen
haben. App. IX hat die Abficht zu zeigen,
wie durch das ganze Mittelalter hindurch bis in die
Gegenwart hinein gottesdienftliche und jurisdiktionelle
EFunktionen auch von weiblichen Gliedern reügiöfer Genoffen-
fchaften ausgeübt worden find. Von befonderem Intereffe
ift das Recht der Darbringung der Abendmahlselemente
durch die englifche Königin bei ihrer Krönung. Im Anhang
des ganzen Buches find intereffante Dokumente zur
Illuftration diefer Einzelunterfuchungen beigefügt.

4. Die neuere Entwicklung, befonders in England
:

App. X. The modern revival and development of deaconess lifc
Rev.'X. J. Ma'son,' Canöa of'cVa^uryV " ••- I :ind work- Womenhood of the modern age By the Rev. H. Ch.

App. II. St. Paul Hand women by Miss Alice Gardner. Weitbrecht Stanton D. D. _

Mafons Auffatz charakterifiert die Stellung der; Diefer letzte Auffatz gibt in. Ergänzung des zweiten

Teils von dem Auffatz des Bifchofs Collins (VII) eine
gute Überficht über die Entwicklung der weiblichen Dia-
konie in den letzten 100 Jahren, die auch der Bedeutung

Frauen im A. und N. T. in kurzer, wohlgeordneter Überficht
, ohne aber auf die Probleme genauer einzugehen.
Miss Gardner bietet recht beachtenswerte Gedanken zu

sixth, by theRightRev. A.J. Maclcan D.D. Bishop of Moray, Ross
and Caithness.

App. IV. Deaconesses in the apostolic constitutions. By the
Very Rev. J. Armitage Robinfon D. D. Dean of Wells (eine
Neubearbeitung des in dem Buch feiner Schweiler Cecilia Ro

App. V. Authorised women teachers in the early church. By

Miss Alice Gardner.
App. VI. Ministries of women in the primitive church. By Dr.

C. H. Turner.

App. VII. On the early History and modern revival of deaconesses
.

By the late Dr. William Collins, bishop of Gibraltar (wieder
abgedruckt aus Church Quarterly Review Jan. 1899, 302 ff.)

App. VI von Turner hätte vorangeftellt werden

den paulinifchen Problemen mit einer fehr feinen Ab- ; von Kaiferswerth gerecht wird, für uns ift aber von be-
wägung der jeweiligen Umftände, unter denen der Apoftel 1 Anderem Intereffe, daß hier eine klare Darftellung der
fein perfönliches Urteil ausfpricht. Ich empfehle diefen j Entwicklung des englifchen und fchottifchen Diakomflen-
klaren, fchönen Auffatz der Aufmerkfamkeit der neu- ' amts gegeben wird mit einer Statiftik und einer einleuch-
teftamentlichen Fachgenoflen. l tenden Erörterung derUrfachen, warum diefe Entwicklung

2. Die Frauen in der alten Kirche. , *sher, eine, lan^ime und relfv "5n£uT^X^ .

App. in. The ministry of women from the fourth Century to the Manche der hier genannten Gefichtspunkte treffen

auch auf Hindernfffe der R,ntwicklung der deutfehen Diakoni
ffenhäufer zu. Eine Bibliographie ift angefügt. Die
App. XI—XXI bringen hierzu noch Einzelmaterial für
England, Schottland und Amerika und in umfangreichen
binfon 1898 veröffentlichten Aufiatzes). 1 Tabellen Materialien für die Geftaltung der Ordination

der Diakoniffen der anglikanifchen Kirche, denen einft-
weilen noch die allgemeine kirchliche Anerkennung
und die fefte Organifation fehlen. Das ganze Buch ift nach
dem Werk von Cecilia Robinfon (The ministry of deaconesses
1898) die bedeutendfte und fehr beachtenswerte Erfchei-
nung in der englifchen Literatur auf diefem Gebiete.
Auch die Organifation der weiblichen Diakonie der
dissenters ift wenigftens kurz berückfichtigt. Die beige-
follen. Er zeigt am klarften die Entwicklung in den gebenen Bilder von katholifchen Äbtiffinen und Kano-
erften Jahrhunderten, in denen ,Witwe', Jungfrau' und njffen find freilich ohne Bedeutung. Der Geift des Buches
Diakoniffin (im Often) je einen ausgeprägten befonderen ; ift echt anglikanifch und legt befonderen Wert auf den
Typus in der chriftlichen Frauenwelt bezeichneten. Miss ; Traditionsanfchluß an <lie Einrichtungen der alten Kirche.
Gardner (App. V) behandelt eine Einzelheit: Die Lehr- ' Greifswald. Ed, v. d. Goltz.

funktion der Frauen, fei es als Prophetin, als Diakoniffin, _!__________--

oder vmm 5. Jahrhundert an als Leiterin eines Konvents > Kieferfauer, Bezirksamtmann Dr. Fritz: Die Trennung des
oder yP°T. . RT0.bin,fon (y>PP-1V) Pbt e,ne re.t ,. ,te weltlichen Kirchendienftes vom Schuldienfte. (83 S.) gr. 8".
wiffenfehafthehe Panzelunterfuchung über die weibliche München Bayrifcher Kommunalfchriften-Verlag 1921.
öiaxovoq in der fynfchen Didaskaha, und deren Bear- Das Schriftchen ftellt die für Bayern maßgebende

beitung in den apoftohfehen Konftitutioneu I-VI, dann ; Gefetzgebung dar, welche die Trennung des weltlichen
m der Kirchenordnung Hippolyts und im Testamentum Kirchendienftes vom Schuldienfte durchführt. Eine end-
D. N.J. ehr befchrankt fich aber auf diefe Quellenftücke, gültige Regelung ift nur für die Einkommensbeftandteile
T-! . Tg , _ 7_ gnechlfch) wiedergegeben werden, erreicht. Hinfichtlich der Gebäude bleibt die freie Ver-
Diefe korrekte Beichrankung auf eine hterarifche Gruppe einbarung der einzige Weg der Verftändigung. Das
oder auf beftimmte einzelne Funktionen läßt App. III Schriftchen, das klar und überfichtlich den ganzen Stoft
(Maclean) vermiffen. Er regiftnert nur die wichtigften ; darftellt, fei allen empfohlen, die fich mit diefem Gebietet
Quellenftellen vom 4. bis 6. Jahrhundert in ihrer großen ; befchäftigen.

Verfchiedenheit, ohne daß ein klares Bild entfteht. Greifswald Ed v d Goltz

Der Auffatz vom Bifchof Collins (App. VII) war im |_____

Jahre 1899 ein vorzüglicher Beitrag; nur unternimmt er ! Schilllnö, Prof. Di theol. et sc pol. Otto: Der kirchliche Eigentums-
zu viel auf einmal und ift jetzt durch neue Unterfuchungen | begriff. (76 S.) 8". Freiburg i. B., Herder 1920. Gz. 1,2.