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Ausgabe:

1922

Spalte:

537-542

Autor/Hrsg.:

Barth, Karl

Titel/Untertitel:

Der Römerbrief. 2. Aufl. in neuer Bearb 1922

Rezensent:

Jülicher, Adolf

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Theologische Literaturzeitung

Begründet von Emil Schürer und Adolf Harnack

Herausgegeben von Professor D. Ematlliel Hirsch unter Mitwirkung von
Prof. D. Wilh. Heitmüller, Prof. D. Dr. G. Hölscher, Prof. D. Arthur Titius, Prof. D. Dr. G. Wobbermin

Jährlich 26 Nrn. Verlag: J, C. Hinrichs'fche Buchhandlung, Leipzig Vierteljährlich 100 Mark

Bezugspreife für das Ausland vierteljährlich Fr. 12.50; 10 sh.; $ 2.50; holl. Gulden 6—; fkandin. Kr. 9 —

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47. Jahrg. Nr. 25 Profen-orD. Hirsch in Göttingen, Nikolausberger Weg 31, eu fenden. 10. DeZemDeT Sö d d.

w Rezenfionsexemplare autfchlieülicn an den Verlag.

Die für die Umrechnung von Grundzahlen gemeinfam von dem Börfenverein der Deutfchen Buchhändler und dem Deutfchen

Verleger verein feftgelegte Schlüffelzahl beträgt ab 4. Dezember 400.

Barth, Der Römerbrief (Jülicher).

Bauer u. Leander, Hiflori.che Grammatik

der hebräilchen Sprache des Alten Teitamen-

tes (Duenfing).
Box, The Apocalypse of Abraham and the

Ascension of Isaiah (Dibelius).
Thackeray, The Letter of Aristeas (Dorf.).
Bifchoff, Rabbinifche Fabeln (Beer).
— Rabbi und Diakonus (Derf.).
Carpenler, Christianity according to S. Luke

(v. DoWchütz).
Koch, Die Taufe im Neuen Teftament (Koch).
Smith, A Short History of Christian Theo-

phagy (Hirfch).
Slipyi, Die Trinitätslehre des byzantinifchen

Patriarchen Photios ^slattenbufch).

Hcilmaier, Die Gottheit in der älteren chrift-

lichen Kund (Stuhlfauth).
Schubert, Gefchichte der chriftlichen Kirche

im Frühmittelalter (Krüger).
Lives of the Serbian Saints (ßonwetfch).
Jahrbuch der Vereinigten Deutfchen Miffions-

konferenz 1922 (Bornemann).
Verhandlungen der XIV. Kontinentalen Miffions-

konferenz (Mirbt).
Theologilche Arbeiten aus dem Rheinifchen

Wiffenfchattlichen Prediger-Verein (Zilleffen).
Freiburger Diözefan-Archiv (BoiTert).

Böckenhoff, Kathoiifche Kirche und moder- 1 Hahn, Dienet dem Herrn m. Freuden (Derf.).

Feuling, Das Wefen des Katholizismus (Mu-
lert).

Ma usb ac h, Aus katholifcher Ideenwelt (Koch).
Adam, Glaube und Glaubenswiffenfchaft im

Katholizismus (Wendland).
Ilmberg, Die Schril'tlchre vom Sakrament der

Firmung (Koch).
Diminler, Eriöfung (Krüger).
— Das wunderbare Licht (Derf.).
Wiefinger, Innerlichkeit (Schian).
Grützmacher, Alt- und Neuproteflantismus

(Kattenbufch).
Hunzinger, Lebensgeift (Bussmann).

ner Staat (Mulert).
Groß, Grundfätzliches über Staat, Kirche und
Schule (Derf.).

Neue Literatur zum Codex iuris canonici (Schling
).

Verzeichnis neuetler Befprechungen.

Barth, Prof. Karl: Der Römerbrief. 2. Auflage in neuer I Platz gemacht; trotzdem noch zahllofe Wiederholungen
Bearbeitung. (XVII, 52.3 S.) gr. 8°. München, Chr. der gleichen Gedanken begegnen, ift doch ein 7

Kaifer 1922. Gz. 6,

Der Erfolg, den Barths „Römerbrief" gehabt hat
daß 3 Jahre nach dem Erfcheinen der erften Auflage
eine neue nötig geworden war —, kann bei einem fo um-

fammenhang zwifchen allen Teilen hergeftellt, und w
fühlt etwas von Entwicklung. Behutfamer find auch die
Lefefrüchte verteilt, die aus der religiölen Lyrik entnommenen
faft völlip; verfchwunden — als ob der Verf. es

fangreichen und in jedem Betracht hohe Anfprüche ' um jeden Preis verhindern wollte, daß man fein Werk

(teilenden theologifchen Werk kein ganz unverdienter
fein. In den landläufigen Kommentaren zum Römerbiief,
aber wohl ebenfo denen zu den anderen biblifchen Büchern,
ift feit mehreren Generationen über dem gelehrten Detail,
der philologifchen und hiftorifch-kritifchen Einzelarbeit
der religiöfe Inhalt oft zu kurz gekommen; das Schwer

als in den Bereich der praktifchen Auslegung gehörig
und als ein Erbauungsbuch bezeichnete. Nein, was hier
vorliegt, ift als Literaturwerk ein in die oberfte Reihe
gehöriges, ein in der Eorm vollendetes, gedankenfehweres
Buch, eine fehr ftark polemifch gefärbte Verteidigung
oder auch Darfteilung deffen, was Barth für Religion,

gewicht fchien manchmal der Gefchichte der Überliefe- j für chriftlichen Glauben hält. Ein ihm fehr wohlwollender

rnng und Auslegung zugefchoben zu fein und begeifterte
Liebe, die, felber hingeriffen von der Größe des Gegen-
ftandes, auch die Lefer hinreißt, verbannt. Barth wollte
den Römerbiief als Wort Gottes auslegen, ohne deshalb
auf die Hilfsmittel unbefangener Forfchung zu verzichten:
auch wenn er nur einer Einfeitigkeit eine andere gegenübergefetzt
hat, war es eine notwendige Reaktion, deren
Fahnenträger er ift. Und feiner zweiten Bearbeitung
darf man wiederum nicht abftreiten, daß fle über die erfte

Kritiker hat es in Parallele zu Schleiermachers Reden
über die Religion oder Ottos: „Das Heilige" geftellt, denn
es wolle auch die Selbftändigkeit und Abiolutheit der
Religion erweifen. Wenn für folchen Zweck der Kommentar
zu einer einzelnen religiöfen Urkunde aus ferner
Vergangenheit das geeignete Mittel fein follte, fo hätte
der Verf. ein Meifterftück geliefert. Leider dürfte genau
das Gegenteil zutreffen: nur durch eine Art „vertikalen
Wunders" könnte die Löfung zweier fo grundverfchiedener

Vorarbeit, allerdings durchaus in der einfeitigen Richtung, j Aufgaben gelingen. Denn daß der Römerbrief feibft mit

die dort eingefchlagen wurde, hinausgewachfen ift. Eine
refpektable Frucht dreijähriger Arbeit. Faft keine Seite
ift unverändert geblieben, vieles Unreife ausgemerzt, noch
mehr Neues eingefügt, eine Menge von paulinifchen

feiner radikalen Gegenüberftellung von Werken und
Glauben im Grunde das Gleiche wie Barth wolle, nämlich
dem Bewußtfein der Eigenheit und Abiolutheit der Religion
in der Sprache Ausdruck fchaffen, fügt jener Kritiker

Sätzen wird jetzt anders als im erften Werk gedeutet, doch nur hinzu, um den Abftand zwifchen dem neueften
Nicht immer dürfte in der Uberfetzung die zweite Auf- Ausleger und dem Ausgelegten nicht gar zu klaffend

läge dasBeffere treffen: 8,35 „Verlegenheit" für arevoxeo^ia
malt nicht fo gut wie „Angft"; 8, 34 ift „der zur Rechten
Gottes ift" jetzt ohne Begründung fortgelaffen, 8, 38.39
wird willkürlich ovte övvdf/tig ovte vipm/ia OVtS ßaOog zu-

erfcheinen zu baffen. Was das Buch bietet, ift in Wahrheit
, was ein Kommentar zu allerletzt fein darf, eine ten-
denziöfe Darftellung der eigenen Theologie, eine leiden-
fchaftlich zugreifende Erörterung aller Probleme des mo-

zufammengedrückt in „weder Mächte der Höhe noch dernen religiös-fitt liehen Lebens —in Anlehnung an die
folche der Tiefe". Aber die Haltung des Ganzen ift eine I Worte des Römerbriefs; bemerkenswert ift die Kunft,
einheitliche; provozierende Theten find feltener ge- j mit der der Verf. feine rein modernen Ideen fcheinbar
worden; der Pamphleten-Ton hat dem der hohen Rede 1 aus den antiken des Paulus heraus „entwickelt"; da er

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