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Ausgabe:

1922

Spalte:

507-511

Autor/Hrsg.:

Feßler, Franz (Hrsg.)

Titel/Untertitel:

Ehrengabe deutscher Wissenschaft, dargeboten von katholischen Gelehrten 1922

Rezensent:

Kattenbusch, Ferdinand

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Theologifche Literaturzeitnng 1922 Nr. 23.

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emotionalem Erleben beruht und fo in gewiffem Sinne
irrational ift, läßt es fich der Autor angelegen fein, die
volle Vereinbarkeit diefer Überzeugung mit der Vernunft,
mit vernünftigem und wiffenfchaftlichem Denken zu
erweifen.

Natürlich braucht man nicht mit allen Einzelheiten
reftlos einverftanden zu fein. Ich habe z. B. bereits im
Referat felbft angedeutet, daß es mir höchft zweifelhaft
erfcheint, ob man Mythologie und Magie in der Weife,
wie es gefchieht, zufammenrücken kann; die ent-
fprechende Theorie müßte jedenfalls, wenn fie überhaupt
haltbar ift, in einer etwaigen zweiten Auflage noch
eingehender begründet werden. Ich geftehe, daß ich
auch fonft bei prinzipieller Übereinftimmung mit dem
Autor die Argumentation da oder dort gern etwas
anderes geftaltet fähe. Das ändert indeffen nichts an
dem Wert, der unfraglich dem Ganzen zuzufprechen ift.
In einer Zeit, wo uns fo viel nur halb gegorene,
aber zu fenfationeller Wirkung geeignete Gedanken als
.Theologie von heute', dargeboten werden, wo man logikwidrigen
Thefen begegnet wie etwa der, daß der religiöse
Glaube außerhalb der menfchlichen Pfyche liegt, und
dergleichen mehr, empfindet man die Lektüre eines
Buchs, das, durchweg klar und deutlich gefchrieben, an
gegebene und geficherte religionspfychologifche Erkennt-
niffe anknüpfend, mit entgegenftehenden Anflehten um-
fichtig und fachgemäß fich auseinanderfetzend, eindrucksvoll
für die Realität der transcendenten Objekte des
religiöfen Glaubens eintritt, zugleich aber ebenfo eifrig
um die Analyfe der entfprechenden innermenfehlichen
Seelenvorgänge fich bemüht; nicht nur als lehr- und
genußreich, fondern auch als eine wirkliche wiffen-
fchaftliche Wohltat.

Gießen. E. W. Mayer (Straßburg).

Ehrengabe deutscher Wissenschaft, dargeboten von kathol.
Gelehrten. (Dem Prinzen Johann Georg zu Sachfen
z. 50. Geburtstag gewidmet.) Hrsg. v. Franz Feßler.
Mit 34 Bildern. (XIX, 858 S.) Lex. 8°. Freiburg i. B.,
Herder u. Co. 1920. Gz. 50.

Das ift wahrhaftig eine fürftliche Ehrengabel Der
858 Seiten ftarke Band in Lexikonquart, mit prachtvollem
Druck, bringt 50 Auffätze von katholifchen Gelehrten,
meift Geiftlichen, aber durchaus nicht nur folchen. Voran
flehen erbauliche Anfpr achen mehr als Abhandlungen von
fünfBifchöfen, allen zuvor von dem Kardinal Erzbifchof
von Köln, Felix von Hartmann (,Der Königsthron
Cbrifti'); es folgt von dem Fürftbifchof Bertram von
Breslau ein .Stimmungsbild vom Firmungstage'; dann
von dem Münchener Erzbifchof v. Faulhaber eine
biblifche Betrachtung (.Protoevangelium und Weltge-
fchichte'); von dem Rottenburger Bifchof von
Keppler eine feelforgerliche Herzensergießung, (Um die
Seele unferes Volks' — ein Notfchrei, wie er es felbft ausdrückt
) und vom Apoftolifchen Vikar von Sachfen,
Bifchof Löbmann eine kurze Mahnrede ,Das Gewiffen
und feine Pflege'.

Ich . blicke von den Eingangsauffätzen hinüber zum
letzten, .Hofterwitz', Eine Jugenderinnerung, von Sebaftian
v. Oer, O. S. B. in Beuron. Er ift direkt ad hominem
für den Jubilar' gerichtet. Der Verfaffer trat am 1. Mai
1872 als ,Offizier' d. h. alfo wohl als militärifcher Erzieher
der Prinzen in den Haushalt des nachmaligen Königs
Georg von Sachfen ein. Man blickt bei v. Oer in einen
prinzlich-fchlichten deutfehen Haushalt; Verf. ift ja hernach
Benediktiner geworden, auf mönchifche Enge der
Familie deutet nichts, und wenn ich an den Charakter von
Beuron denke, möchte ich glauben, daß v. Oer wesentlichen
Anteil hat an dem offenbar hochentwickelten kirch-
lich-künftlerifchen Intereffe des Empfängers der Feft-
fchrifr.

Ich kann unmöglich alle 50 Abhandlungen einzeln
auch nur mit knappen Worten charakterifieren wollen.

Der Herausgeber, MsgreFranz Feßler, Päpftl. Geheimkämmerer
in Dresden, hat fünf Abteilungen gebildet.
In der er fiten: .Religion und Kirche', hat er feinen eigenen
Beitrag ,Die wiffenfehaftliche Befähigung für die Amtsführung
des Klerus nach dem neuen Codex juris can.'
(S. 253—60) befcheiden an den Schluß geftellt. Zwifchen
den oben genannten bifchöflichen Auffätzen und dem von
Feßler treffen wir folgende zwölf: M. Baumgartner
Prof. d. Philof. in Breslau) ,Kant und die Gottesbeweife'
(S. 35—51; derontologifche, den auch Thomas von Aquino
nicht gelten ließ, wird natürlich preisgegeben, dagegen
der kosmologifche und teleologifche gerettet: Der Auffatz
polemifiert im Tone durchaus würdig gegen Kant);
J. Nikel (Prof. d. Theologie in Breslau) ,D. alte Teftament
u. d. Völkerfriede' (S. 53—67; wenn ich hier, fowie im
weiteren bei anderen Auffätzen nichts bemerke, fo foll
das kein Urteil andeuten. Ich habe in vielen Fällen
naturgemäß gar kein Urteil); L. R. Fels (Stiftsherr in
Aachen) .Anbetung Gottes und Weltfriede' (S. 68—99:
,es gibt nur einen Weg zum vollkommenen Frieden —
die katholifche Kirche und die Liebe zu ihr', S. 93. ,Der
jüngfte Tag fteht nicht unmittelbar vor der Tür, aber
— er ift nahe', S. 99); J. Pohle, Aufgaben und Ziele
der Dogmatik in der Gegenwart' (S. 10—123, viel Mißverftand
proteftantifcher dogmatifcher Arbeit; J. Zahn
(Prof. d.Theol. in Würzburg) .Taulers Myftik in ihrer Stellung
zur Kirche' (S. 125—146 — erörtert befonders das Verhältnis
Taulers und der .Gottesfreunde'; daß T. letzlich
gut katholifch ift, wird m. E. richtig herausgeftellt);
Ildefons Herwegen, (O. S. B., Abt von Maria Laach)
,Das Königreich Chrilti in der Liturgie' (S. 147—168);
F. Hennemann (Miffionsbifchof): ,Die religiöfen Vor-
ftellungen der heidnifchen Bewohner Süd-Kameruns'
(hierzu drei Abbildungen S. 169—180); L. Lemmens,
(O. F. M., Bonn) ,Die Heidenmiffion des Oftens im Spät-

; mittelalter' (S. 181—192; die Dominikaner- und Pranzis-
kanermiffion in den altchriftlichen Gebieten des .Oftens'

i und den heidnifchen bis China hin — Verf. teilt die
.Hauptrefultate' einer Sonderfchrift über ,D. Heiden-
miffionen d. Spätmittelalters', 1919, mit, die ich noch
nicht kenne); P. Louis (Generalfekretär, Aachen), ,Das

! kath. Miffionswerk unter den Hohenzollern-Kaifern'
(S. 193—208; eine recht interefiante Überficht über den
Auffchwung des katholifchen deutfehen Miffionswefens
in unferer Kolonialepoche; mit billigem, freundlichem
Urteil über Kaifer Wilhelm II).

Wie diefe drei miffionsgefchichtlichen Auffätze in
proteftantifchen Kreifen gewiß Beachtung verdienen,
fo find zumal auch noch die letzten drei Arbeiten diefer
elften Abteilung, welche kult gefchichtlichen Inhalt
haben, wert, hervorgehoben zu werden. Sie gelten
den orientalifch-chriftlicben Kirchen: A. Rücker (Prof.
d. Theol. in Breslau) .Über Altartafeln im koptifchen und
den übrigen Riten des Orients' (S. 209—221; es handelt
fich um A. ,Die hufeifenförmige Steinplatte', die fich auf
koptifchen Altären findet; R. erklärt fie und ihre auffallende
Geftalt aus dem alten Agapen-Tifch, doch fo, daß die
Feier auf dem Heiligen-Grab dabei das Zwifchenglied
war, B. ,Die hölzernen Altarplatten' — altaria portatilia.
R.s Erörterungen, unterftützt von zehn Abbildungen,
find fehr eingehend und eine Zierde des Werks); G. Graf
(Pfarrer in Donaualtheim) .Über den Gebrauch des Weihrauchs
bei den Kopten' (S. 223—232; teilt in Überfetzung
einen Abfchnitt aus Abu'l-Barakat, 14.Jab.rh. .Lampe der
Finfternis' mit, worin gegen den Gebrauch von Weihrauch
polemifiert und der von Sandarak [ein Harz] empfohlen
bezw. für allein zuläffig erklärt wird; die Kopten haben
fich dadurch nur zum Teil und vorübergehend beirren
laffen); A. Baumftark (z. Z. Sasbach b. Achern) ,Bild
und Liturgie in antiochenifchem Evangelienfchmuck des
6. Jahrh.s' (S. 233—252; es handelt fich um die Bilder des
Cod. purp. Rossanenfis und die Deutung zumal ihrer
Anordnung ,im Lichte der Literaturgefchichte', will fagen: