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Ausgabe:

1922 Nr. 22

Spalte:

472-474

Autor/Hrsg.:

Berger, Arnold E.

Titel/Untertitel:

Martin Luther in kulturgeschichtlicher Darstellung. 3. Teil: 1532 - 1546 1922

Rezensent:

Cohrs, Ferdinand

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Theologifche Literaturzeitung 1922 Nr. 22.

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dem Ägyptologen Grapow legt er den vernichtenden Beweis der Fäl-
fchung vor — den Benan Gläubigen wird er doch nicht die Augen
auftun. Für Kundige aber ift es intereffant, in alle Einzelheiten der
Fälfchung einen Einblick zu tun: es ftellt fich heraus, daß der in der
romanhaften Auffmdungsgefchichte die Hauptrolle fpielende Münchener
Privatgelehrte von Rabenau, als deffen Schüler fich der Herausgeber
v. d. Planitz gibt, Pfeudonym für den bekannten Polyluftor Lauth
(•j- München 1895) hl, deffen eigenartige Theorien v. d. Planitz verwendet
. Befonders das Tempelgebet des Benanbriefes geht auf Lauth's
Überfetzung der Amonhymne in Pap. Leid. II 350 zurück. Dabei ift
v. d. Planitz aber das Mißgefchick begegnet, über das Format des bezeichnender
Weife inzwifchen wieder verfchollenen Originals fowie über
den koptifchen Dialekt Angaben zu machen, die Unkenntnis der wirklichen
gefchichtlichen Verhältniffe verraten. So ift Schmidt's forgfältige
Analyfe für die Gefchichte der Fälfchungen von Intereffe und für die
Gefchichte des Aberglaubens, der betrogen werden will.
Halle a. S. von Dobfchütz.

Pieper, Privatdoz. Dr. Karl: Die Missionspredigt des heiligen Paulus.

Ihre Fundftellen und ihr Inhalt. Eine biblifch-theolog. Unterfuchung
(Predigt-Studien, 4. Bd.) (126 S.) gr. 8°. Paderborn, F. Schöningh
1921. M. 21 —

Im Unterfchiede von der gleichnamigen Schrift Albrecht Oepkes
(1920) verzichtet P. in feiner vorliegenden Habilitationsfchrift darauf,
den Stil der paulinifchen Miffionspredigt in Beziehung zu fetzen zu der
gleichzeitigen ftoifch-kynifcben Diatribe. Indem er fich auf das In- j
haltliche befchränkt, ftellt er als Hauptquellen zur Ermittelung der mündlichen
Verkündigung des Apoftels deffen Briefe und die kanonifche
Apoftelgefchichte feft, wobei er die Einwendungen der liberalen prote-
ftantifchen Theologen wie auch der Philologen (Norden u. a.) zu entkräften
fucht. Auf Grund des fo gewonnenen Materials fucht er dann
die Anfangspredigt an die Juden, die Werbepredigt an die Heiden
und den Inhalt der nachfolgenden Belehrungen in folider Arbeit herauszubringen
.

Münfter i. W. K. Bauer.

Acta Academiae Velehradensis. Quorum edendorum curam
gerit Ad. Spaldak. Annus VII, 1911; VIII, 1912;
IX Nr. 1—2, 1913; X, 1919. Pragae Bohemorum, Sump-
tibus Academiae (in Kommission bei Gaultier & Thebert,
Angers).

Snopek, Fr.: Die Slavenapoitel. Kritifche Studien, z.ugleich
als Replik gegen meine Recensenten. (Operum Acad.
Velehradensis tom. V). (488 S.) 8°. Kremsier, 1918.
Die Academia Velehradenfis ift eine feit 1910 befte-
hende, frei zusammengetretene Gesellschaft zur Förderung
der Union zwischen der römifchen und der orthodoxen
Kirche, mit befonderem Blicke auf die fiawifchen Beftand-
teile der letzteren. Sie übernahm eine bis dahin privatim
herausgegebene Zeitfchrift „Slavorum litterae
Theologicae", alfo eine theologifche Literaturzeitung,
und hat ihr nun den Namen gegeben, der in der Über-
fchrift vermerkt ift. Sie veröffentlicht auch Monographien.
Eine derfelben ift die oben als tom. V bezeichnete von
Fr. Snopek. Ich muß mir genügen laffen, auf die Akademie
felbft hinzuweifen und kurz zu charakterifieren, was
fie in den mir übergebenen Bänden leiftet. Velehrad ift
ein blecken in Mähren, unweit der ehemals ungarifchen
Grenze, nahe der March bzw. dem Orte Ungarifch-Hradifch.
Snopek glaubt Grund zu der Annahme zu haben, daß
der heil. Method dort feinen eigentlichen „Sitz" hatte.
Der Ort fei die Refidenz Svatopluks gewefen. Zur Zeit
hat V. eine Wallfahrtskirche und Jefuitenniederlaffung.
Ob die „Akademie" fich juft von dort ihren Namen entnommen
hat, weil V. jene von Snopek doch erft in oben
bezeichnetem Werke als Konjektur (S. 429) aufgekellte
Beziehung zu dem (nicht zwar geiftig größeren, aber
praktifch wichtiger, erfolgreicher gewordenen) zweiten
„Slawenapoftel" hatte, weiß ich nicht. Daß die Acta der
Akademie mit einem Annus VII beginnen, erklärt fich
aus ihrem „Verhältnis" zu der übernommenen Zeitfchrift,
die alfo fechs Jahrgänge oder Bände gehabt zu haben
fcheint. Die Sprache der Acta ift die lateinifche, doch
trifft man immer wieder auf Titel, Zitate, ganze Stücke
in irgendeiner fiawifchen, befonders der tfchechifchen
Sprache.

Bd. VII beginnt mit einem Auffatz von M. Jugie,
De coneeptione immaculata B. Mariae Virginis apud

Russos saeculo XVII. Der Name des Verfaffers ift mir
bekannt aus den Echos d' Orient, die herausgegeben
wurden (oder noch, bezw. wieder werden) von der Miffion
de l'Assomption in Konftantinopel und die ich bis zum
Kriege regelmäßig las. Jugie ift in feiner Weife ein richtiger
Gelehrter. Der Auffatz wird fortgefetzt im (4.) Schlußheft
des Bandes. Es folgt: Leonini: Quomodo Leonis XIII
studia veteris discordiae tollendae in Russia aestimata
sint, und ein Conspectus litterarum ad Academiae studia
pertinentium. Diefe Literaturüberfichten, die jeder Band,
möglichft jede pars enthält, find befonders willkommen,
da fie nicht allzu knapp und kritifch forgfältig find.
Sogleich p. II des Bd. VII bietet nur einen folchen
Conspectus: „Glagolitica ab a. 1900—1910". Die p. III
enthält als Hauptftück (S. 97—130) eine Relatio de III.
conventu Velehradenfi, dagegen p. IV wieder einige
Auffätze. — Der nächfte (noch als „annus" bezeichnete)
Band VIII wird begonnen mit einer Studie des Herausgebers
Spaldak ,Qua ratione probare tentatum sit »filio-
que« potius dicendum esse quam »per filium«". Dann
kommt A. Palmieri (von dem ich in dieser Zeitfchrift
j fchon 1911, Nr. 15, mehrere Werke befprechen konnte;
er lebt m. W. jetzt in Amerika) ,De Orientalium in
schismate defendendo peccatis'; eben er gibt des weiteren
einen Dialog des Georgios Koressios (von Chios, 17. Jahrb..,
Verteidiger der .Orthodoxie') Ilepl ixjioQsvatcog rov aylov
Ilasa/iarog in einer lateinifchen Überfetzung fchon feiner
Zeit heraus. (In VII, 4 hatte Palm, umgekehrt eine Überficht
über „unionsfreundliche" Griechen gegeben. In VIII, 4
führt erRuffen vor, die theologiae moralis lutheranae
autorilatem secuti sunt).

Bd.IX [unvollendet] hat einen Auffatz nur von Jos.
Vägner (ob der Mann mit dem deutfehen Namen jetzt
Tfcheche oder Pole ift, erfieht man nicht) ,Num S.Jrenaeus
testatus sit primatuni Romani Pontificis' eine Auseinander-
fetzung mit einer gegnerifchen ruffifchen Schrift. Der Bd. X
(,1914—1919') bringt zum erften Male große Abhandlungen
, nämlich von R. Berger, De opificio Dei quae-
stiones selectae, S. 1 —196, und von V. Repa, De thesauro
meritorum disputatio dogmatica, complectens quaestiones
de indulgentiis etc., S. 197—264. — Intereffant er für den,
der nur als Hiftoriker an den Belangen teilnimmt, um
die es fich für die .Akademie' handelt, als die bezeichneten
'Unterfuchungen', find die gerade in diefem Bd. X fehr
reichlichen und gründlichen Revuen.

Das Buch von Snopek ift, wie fchon auf dem Titel
mitgeteilt wird, nur eine fehr weitläufige Antikritik. Es
rechtfertigt, vor allem im Streit mit Brückner und Nägle,
die von dem Verf. in früheren Schriften vertretene,
fchlechthin traditionelle Vorftellung von Cyrill und Method.
Im einzelnen fteht mir ein felbftändiges Urteil nicht zu.
Sn.'s Kenntnis der neueren Literatur ift lückenhaft.
H. v. Schuberts wichtige Studie (1916) kennt er nicht.
Auf G. H. Voigt nimmt er wiederholt Bezug, ohne auch
nur je zu fagen, um welches Buch es sich handele. Ich
habe noch nie ein Werk mit foviel Sätzen in Sperrdruck
gefehen. Manches ift doch mindeftens fcharffinnig darin.
Halle a. S. F. Kattenbufch.

Berger, Arnold E.: Martin Luther in kulturgefchichtl. Dar-
ftellung. 3. Teil: 1532—1546- (Geifteshelden [Führende
Geifter], 71. u. 72. Bd.) (X, 370 S.) Berlin, E. Hofmann
&Co. 1921.

Auf den vorletzten Band (f. Th. L.-Ztg. 1921, S. 134 f.)
ift jetzt bald der Schlußband diefer großen Luther-Biographie
, richtiger diefer Zeit- und Kulturgefchichte mit
Luther als Mittelpunkt, gefolgt. Er ordnet feinen Stoff
in vier Kapitel, von denen das erfte den äußeren Lauf
der Ereigniffe verfolgt, die Luthers Leben von 1532 an
begleiten, überfchrieben: Zwifchen Reichspolitik und
proteftantifcher Bündnispolitik; das 2. Kapitel (das Luthertum
und die nichtkatholifchen Parteien) behandelt für die
gleiche Zeit mehr die innere Gefchichte: das Verhältnis