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Ausgabe:

1922 Nr. 21

Spalte:

451

Autor/Hrsg.:

Holmes, W. H. G.

Titel/Untertitel:

The Epistle to the Hebrews 1922

Rezensent:

Dibelius, Martin

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451

Theologifche Literaturzeitung 1922 Nr. 21.

452

ftehung des monarchiftifchen Episkopats, über Namenund
Perfon des Magiers in Act 13 (Zahn nennt ihn mit dem
A-Te-at"Ezoi[toq und bringt ihn mit dem Heiratsvermittler
des Procurators Felix bei Jofephus Ant. XX 72 zufammen,
der in der Text-Überlieferung teils Simon teils Atomos
heißt), über die ovvaymyr} 'Eßpaicov in Korinth (die nach
Z. auf eine judenchriftliche Sondergemeinde weift), über
das Zitat in i7a8 und über denProconful Gallio. Den letzten
beiden Abfchweifungen entfprechen zwei Exkurfe im Anhang
: einer über die außerbiblifchen Zeugniffe für Act.
I722_32, in dem nicht nurdiePhiliftoratus-Stelle, fondern vor
allem chriftlicheZeugniffe über den'Ayvcoövoq tv'Ad-r'jvcuq
behandelt werden, und ein anderer über die Chronologie.
Daß von den geplanten 8 Exkurfen 6 ausfallen mußten,
muß man aufrichtig bedauern; denn gerade in Ausführungen
diefer Art zeigt fich der Altmeifter unferer For-
fchung als der Hiftoriker, der die Fülle des Materials be-
herrfcht und mit eigenartiger, oft freilich recht anfechtbarer
Deutung zu verlebendigen weiß.

Heidelberg. Martin Dibelius.

Holmes, W. H. G.: The Epistle to the Hehrews. (The Indian Church
Commentaries.) (XI, 448 S.) 8°. London, S. P. C. K. 1919.

sh. 5—

Das befondere Intereffe, das diefer Kommentar für deutfche Lefer
bietet, liegt darin, daß er, in der Serie der Indian Church Commentaries
erfchienen, die Auslegung fpeziell auf die Bedürfniffe indifchen Chriften-
tums einftellt. Es wird von vornherein angenommen, daß die „Hebräer
", denen das Schreiben gegolten habe, fich in einer ähnlichen
Spannung befunden haben wie chriftliche Inder von heule, fofern nationale
Oberlieferung fie nach der Meinung ihrer Volksgenoffen an die
alte Religion feffeln müßte, während fie wiederum ihr nationales Empfinden
in die neue Religion mit hinüber nehmen mochten. Daß diele
Parallele fchlagend ift, muß allerdings beftritten werden. Denn zwifchen
dem modernen indifchen Nationalgefühl und dem jüdifchen von damals,
vor allem dem diafporajüdifchen (fiehe Spenglers II. Band!) befiehl ein
gewaltiger Unterfchied. Und fodann wiffen wir über die Lefer des He-
bräerbriefes fo gut wie nichts; dabei foll gleich anerkannt werden, daß
der Verf. diefes Kommentars den „Einleitungstragen" mit lobenswerter
Skepfis gegenüberfteht und fich eigentlich darauf befchränkt, den „Brief"
zwifchen 63 und 65 (auch dies ift noch ein unheimlich genaues Datum
!) von einem Unbekannten an griechifch fprechende Judenchriften
unbekannten Wohnfitzes gerichtet fein zu laffen; für die Hypothese,
daß der Hebr. vom „Evangeliften" Philippus an zugezogene griechifche
Judenchriften in Jerusalem gefchrieben fei, fcheint er allerdings etwas
übrig zu haben. — Über jene allgemeine Vorausfetzung hinaus aber
wird die Beziehung des Kommentars zu Indien da intereffant und belehrend
, wo die religiofen Gedanken und Vorftellungen des Schriftftücks
mit denen jener örtlichen Welt verglichen werden. Das gefchieht in
zahlreichen Exkurfen, von denen ich als in diefer Beziehung bcfonders
bedeutfam erwähne die über Hypoftafe, Engel, Erlöfung, Kindfchaft,
Monismus und Verdammnis (zu Hebr. 4, 6). Um wirklich die Aufgabe
religiöfer Selbftbefinnung auf religionsgefchichtlicher Grundlage zu erfüllen
, deren Löfung mir heute wiffenfchaftlich möglich und durch die
religiöfe Lage geboten erfcheiut, müßten diefe Ausführungen allerdings
noch weiter ausholen und tiefer eindringen. Aber auch fo regen fie
den europäifchen Lefer wenigftens zn dieser Arbeit an, und jedenfalls
werden fie chriftlichen Miffionaren, fowie chrifthchen und vielleicht auch
nichtchriftlichen Indern gute Dienfte tun.

Heidelberg. Martin Dibelius.

Minor, E.: Paulus als Miffionar. Ein Studienbuch für Miffions-
kränzchen. (79 S.) kl. 8°. Wandsbek, Verlagsbchh. Bethel.
Ein Verfuch, in einigen Miffionsftunden das Leben und die Wirk-
famkeit Pauli einfachen Leuten einzuprägen, ähnlich wie man etwa auf
der Oberftufe der Volksfeinde es macht, und damit zugleich die Bibelkenntnis
zu mehren. Auf wiffenfehaftlichen Wert macht das Heft keinen
Anfpruch, auch führt es kaum zu einem tieferen religiöfen Verftändnis,
kann aber innerhalb der Grenzen feiner Beftimmung ganz brauchbar
fein, — falls die Benutzer geduldig und gewiffenhaft find.

Frankfurt a. Main. W. Bornemann.

Volbach, Wolfgang Fritz: Metallarbeiter! des chriftlichen
Kultes in der Spätantike und im frühen Mittelalter. Mit

8 Tafeln und 6 Textabbildungen. (Kataloge d. Röm.-
Germ. Central-Mufeums No. 9) (94 S. u. 5 Tafeln) 8°.
Mainz, L. Wilckens 1921.
Volbach, Afliftent am Kaifer Friedrich-Muleum zu
Berlin, der für die gleiche Reihe bereits einen Elfenbein-*
katalog bearbeitet hat (Nr. 7, ^91^), legt hier einen in
derfelben Weife, für die gleiche Zeit und mit derfelben

ftofiflichen Befchränkung bearbeiteten Katalog der Metallarbeiten
vor.

Auf eine in die Materie einführende und ihre Entwicklung zu
zeichnen verfuchende „Einleitung" (4—10) folgt das befchreibende Verzeichnis
mit 87 Nummern (11—85): Nr. 1—6 Schatzfunde (1. Silber-
fchatz aus Antiochia, 2. und 3. Silberfchatz von Cypern, 4. Silberfchatz
von Riha, 5. Silberfchatz von Stüma, 6. Silberfchatz von Lukfor); im
übrigen ift der Katalog nach Gegenftänden geordnet: Karten und Reli-
quiare (Nr. 8—18), Keffel (19—21), Kelche (22—23), Räuchergefäße
(24—29), Lampen, „welche den Hauptteil der noch vorhandenen chriftlichen
Metallgeräte bilden" (30—46) uff. Überhöhten über die by-
zantinifchen Metallarbeiten in Deutfchland nach den Aufbewahrungs-
ftätten (S. 86) und über die einfehlägige Literatur (87), endlich eine
Zufammenfteilung der befchriebenen Metallarbeiten nach ihren Aufbewahrungsorten
(88—94) nebft einem Inhaltsverzeichnis (95) befchließen
den Text, der mit 6 Text-Abbildungen und 16 aut 8 angehängten
Tafeln gut illuftriert ift.

So wie es ift, handlich und praktifch, Hergehöriges
kaum überfehend, mit erfchöpfenden Literaturverweifen
zu jeder Gruppe und jeder Nummer, bildet das Werkchen
eine unentbehrliche Hilfe für die Studien auf dem Gebiete
des von ihm behandelten Zweiges altchriftlicher
und frühmittelalterlicher Kunftinduftrie. Da nun das
Material hier faft lückenlos zufammen ift, ift man doch
überrafcht von der immerhin anfehnlichen Menge der erhaltenen
Denkmäler: ein „Reichtum" freilich, der um fo
fchmerzlicher der Überfülle deffen gedenken läßt, was
einft gewefen, vgl. nur, worauf fchon V. Bezug nimmt (4)
den Liber pontificalis!

Daß ich die Datierung des großen, fchönen antiochener Kelches
(Nr. 1,1) ins 4. Jahrhundert für untunlich halte, ift bekannt (f. G.
Stuhlfauth, Die „äiteften Porträts" Chrifti und der Apoftel, 1918) und
hätte vom Verfafier angemerkt werden folien. Seiner, wenn auch inte-
reflanten, Gefchichtskonftruktion, die er in der Einleitung als Refultat
feines Überblicks über das getarnte Material unter ftiliftifchem Gefichls-
punkte vorträgt — „fehrittweife" „Rückbildung vom Körperlichen zum
Linearen und Flächenhaften" — ftehe ich mit ftarken Einwendungen
gegenüber. Vermißt wird ein Index der Sachen, enthaltend die darge-
ftellten Perfoncn, Motive uff., auch Infchriften. Schließlich fei hinge-
wielen auf ein paar kräftigere „Druckfehler": 14,3 Carr. st. Garr.; ,23
und 27 je zwei Mal „David" in der Löwengrube (!) bzw. als Richter in
der Sache der Sufanna; 12, 23, 63 Kanaa st. Kana u. a.

Berlin. Georg Stuhlfauth.

Miscellanea Geronimiana. Skrifti varii. Pubblicati nel XV. cen-
tenario dalla morte di San Girolamo. Con introdu-
zione di S. E. il Card. Vincenzo Vannutelli. (VIII,
330 S.) Lex. 8°. Rom, Tipografia Poliglotta Vaticana
1920.

Am 30. Sept. 1920 wurde in Rom in dtr Kirche
S. Maria Maggiore oder ad Praesepe, (ehedem die Basi-
lica Liberiana) das 15. Centenar des Todestags des hl.
Hieronymus begangen. Geftorben in Bethlehem a. 420,
nachdem er über dreißig Jahre dort ein Klofterleben geführt
, wurde er dort auch begraben. Doch folien feine
Gebeine Ende des 12. Jahrhunderts nach Rom in die bezeichnete
Kirche überführt fein. Benedikt XIV hat 1750
feierlich anerkannt, daß fie dort jetzt ruhten. So hat der
Vorfteher diefer Bafilika, Kard. Vannutelli, um den fig-
nifikanten Gedächtnistag zu ehren und feftlichft einzuleiten
, einen Band wiffenfehaftlicher Studien zur Lebens-
gefchichte des Mannes herausgegeben und mit längerer
Vorrede begleitet. Er feiert den Heiligen als befonderen
Verehrer des praesepe Christi; (derfelbe wurde übrigens
auch von Papft Liberius, nach dem feine jetzige Grabkirche
früher hieß, getauft). Eine Pia Societä ,di S. Girolamo
' per la diffusione de' Santi Vangeli, von der ich
übrigens nicht weiß, ob fie von Bedeutung ift (Pius X
hat fie 1907 .gelobt'), hat hauptfächlich das Fell: vorbereitet
und wohl in der Sache die Verfafier der in der ,Feftfchrift'
gefammelten Auffätze für ihre Arbeiten gewonnen. Es
find im ganzen 16 Stück, mehrere von nicht geringem
Umfange, ein Teil von bekannten, ja hervorragenden
Gelehrten und darum der Beachtung wert, wenn auch
keines gerade wichtig heißen hann. Einer der wahrhaft
Großen ift Hieronymus ja nicht gewefen, doch ohne
Zweifel ein wirklicher Gelehrter, gar in feiner Zeit. Oftmals
wird er in dem Bande als der Doctor Maximus be-