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Ausgabe:

1922 Nr. 1

Spalte:

381

Autor/Hrsg.:

Weber, Simon

Titel/Untertitel:

Evangelium und Arbeit. Eine Apologie der Arbeitslehre des Neuen Testamentes. 2. Aufl 1922

Rezensent:

Titius, Arthur

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Theologifche Literaturzeitung 1922 Nr. 16/17.

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alterlichen Ariftotelismus, daß die reinen Wefen eii.eiTcits als Formen der
individuellen Dinge, andcrerfeits als ewige Ideen in Gott, und nachgebildet
in anderen Intelligenzen Realität haben: Ein intereffantes Dokument
der Riickbewegung des modernen Denkens, namentlich innerhalb
der phänomenologifchen Schule, zu den großen Pofitionen der Hoch-
fcholaftik.

Berlin-Friedenau. Paul Tillich.

Weber, Domkapitular, D. Simon: Evangelium und Arbeit, Eine
Apologie der Arbeitsichre des Neuen Teftaments. 2. Aull. (VI,
363 S.) 8°. Freiburg i. B., Herder 1920.

M. 12.80; geb. M. 15.80.
Muckermann, Hermann, S. J. Kind und Volk. Tl. I: Vererbung u.

Anlage. Tl. II: Gertaltung der Lebenslage. (XIII, 178 S., 2 Taf.

u. VIII, 232 S. u. 1 Taf.) kl. 8". Freiburg i. Br.. Herder & Co.

1920. je M. 20—; geb. 23.80.

Webers Arbeit ift befonders intereffant für den Praktiker, weil
lie zeigt, in wie hohem Maße der heutige Katholizismus für die Arbeit
an den fozialen Problemen der Gegenwart gerüftet ift. Der Hifloriker
darf zwar eine objektive Darftellung im Sinne der heutigen Gefchichts-
wiffenfchafl bei W. nicht erwarten, wird aber aus der gründlichen, nur
allzu weitfehweifigen Abhandlung erfehen, wie der heutige Katholizismus
die Stellung Jefu und der Apoftel zu Arbeit, Reichtum und Armut
und die frühere kirchliche Tradition der heutigen Praxis anzugleichen
verfleht. Die Klarheit und Gefchloffenheit der berühmten Definition
der chriillichen Vollkommenheit in Auguft. XXVII, 49f. vermag freilich
auch der heutige Katholizismus nicht zu erreichen. — Uneinge-
fchränkt empfehlen mochte ich Muckermanns Buch. Mir ift keine
Arbeit bekannt, die fo gemeinvcrftändlich und doch zugleich aus voller
Sachkenntnis heraus die biologifchen Voiausfetzungen für den Aufbau
der Familie behandelt. Chriftlicher F.rnft und naturwiflenfchaftliche
Erkenntnis vereinen fich auch in der Behandlung heikclftcr Fragen in
einer fo glücklichen Weife, daß ich faft durchgehends zuftimmen kann.
Berlin. Titius.

Dieftel, Ernft: Der Teufel als Sinnbild des Bolen im Kircben-
glauben, in den Hexenprozeffen u. als Bundesgenoffe
der Freimaurer. (Comenius-Schrift. zur Geiftesgelch.,
Beihefte d. Zeitfchrift d. C. Gef.: „Geifteskultur 11.
Volksbildung", 3. Heft.) (45 S.) 8". Berlin, Unger 1921.

M. 90—

Da immer noch auch auf proteftantifcher Seite eifrige
Federn fich in Bewegung fetzen, Däfern und Wirkungsmacht
des Teufels zu verteidigen, mag es gut fein, daß
auch von Zeit zu Zeit Aufkkirungsliteratur in Geift und
Stil des vorliegenden Heftes der freimaurerifchen Come-
nius-Schriften in das Volk geht. Der Verf. hat ganz recht,
wenn man den Teufel in feinen religionsgefchichtlichen
Zufammenhang einftellt und fich des Unheils bewußt wird,
den der Teufelsglaube im Mittelalter und „Neuzeit"
(Hexenprozeffe) angerichtet hat, wenn man etwa noch
hinzunimmt, wie diefer Glaube fich in der berüchtigten
Leo-Taxil-Komödie lächerlich gemacht hat, fo ift es um
ihn gefchehen. Immerhin müßte in der Darftellung kräftig
und nicht bloß andeutungsweife hervortreten, daß im
Teufelsglauben und feinen verfchiedenen Geftalten das
Ringen der Volksfeele mit dem Urprobleme des Dualismus
zum Ausdruck kommt. Dann gewinnt fie den nötigen
Ernft, der Hochmut des Aufgeklärtheitsbewußtfeins
wird unterdrückt und vorgebeugt, daß der Lefer mit reli-
giöfen Hirngefpinften die Religion felbft von fich ab-
fchüttelt.

Iburg. W. Thimme.

Ebner, Ferdinand: Das Wort und die geiltigen Realitäten.

Pneumatologifche Fragmente. (245 S.) gr. 8°. Innsbruck
, Brenner-Verlag. M. 33 —
Das Buch will dem Lefer eine Art chriftlicher Lebensweisheit
darbieten, von einem fehr pofitiven Standpunkte
aus. Es fteckt viel Geift und Tieffinn in ihm, nicht
weniges freilich ift überfpitzt und nicht zur vollen Klarheit
des Ausdrucks gediehen. Ebner gehört zu denjenigen
Denkern, die gern abfolut ausdrücken, was doch
nur relativ richtig ift.

Nur auf wenige Grundgedanken kann ich hier hinweifen
. Das Wort, die Sprache hat für E. zur wefent-
lichen Vorausletzung das Bewußtfein eines Ich, das
fich einem Du gegenüberfleht, welches im letzten Grunde
Gott ift. Nur wenn der Menfch in ein Verhältnis zu Gott

gelangt, kommt er aus feiner Icheinfamkeit heraus und
gewinnt wahres geiftiges Leben. Die idealiftifche Philo-
fophie hingegen träumt nur vom Leben. Wenn fie auch
Selbfterkenntnis vom Menfchen fo; dert, führt fie ihn- doch
aus feinem geiftigen Hochmut nicht heraus. Nur wer
von der Gnade weiß, hat Demut und Sündenerkenntnis.
Was Sünde ift, weiß nur der Gläubige, der aber die Ent-
fühnung feines Geiftes durch den Glauben andasFleifch
gewordene Wort, an Chriftus, erlangt.

Wien. R. A. Hoffmann.

Fefigabe für Friedrich Clemens Ebrard z. Vollendung feines
70. Lebensjahres am 26. VI. 1920, gewidmet von feinen
Freunden. Mit 5 Taf. u. 1 Textabb. (V, 210 S.)
Lex. 8°. Frankfurt a. M., J. Baer u. Co. 1920.

M. 100 —

In beneidenswerter Ausftattung ift diefe Schrift mit
ihren 14 Beiträgen Frankfurter Kolorits veröffentlicht.
Dem Lebenswerk des verdienten Jubilars gemäß enthält
fie neben bibliothekarifchen auch literarifch-künftlerifche
u. hiftorifche Auflätze; andre tragen feiner Zugehörigkeit
zur franzöfifch reformierten Gemeinde Rechnung. Auch
theologifch intereffant find Nachrichten über Adolf
v. Glauberg (7 1555) und feine leider verfchollene Bibliothek
, darunter 172 Theologica von H. Freud; ferner das
Verzeichnis der hebräifchen Inkunabeln der Frankfurter
Stadtbibliothek, 65 an der Zahl von A. Freimann. Rud.
Jung berichtet über die vergeblichen Bemühungen des
großen Kurfürften, den Reformierten zu einer in der
Stadt bei egenen Kirche zu verhelfen. Diefer Wunfeh
ging, wie Dechend berichtet, erft in der Zeit der Aufklärung
, die in Frankfurt mit Mofche einfetzte, in Erfüllung
. Heinr. Weizsäcker unterfucht Glasgemälde aus dem
ehemaligen Dominikanerklofter (von denen 2 in vortrefflicher
Reproduktion vorliegen) und analyfiert Frankfurts
felbftändigen Anteil an der Blüte der deutfehen Kabi-
nettglaferei der Spätrenaiffance. Nicht ohne kulturhi-
ftorifches, auch konfeffiondles Intereffe ift das von Julius
Ziehen publizierte Reifegedicht des Fürften Ludwig zu
Anhalt-Koethen. Erich Förfter entwickelt feine Theorie
über die Kirchengewalt. Diefe kann nach proteftanti-
fchem Verftändnis nur in der Seelenleitung durch das
Evangelium beliehen; dagegen könne Kirchenrecht nie
aus einer andern Quelle fließen als der des Staates. Hin-
gewiefen fei auch auf die (in Reproduktion vorliegenden)
Entwürfe zu Goethe-Statuen von Rauch u. P. Marchesi.
Berlin. Titius.

Wissler, Clark: The Sun Dance of the Blackfoot Indians.

(Anthropological Papers of the American Museum of
Natural History, vol. XVI; part III.) New York, The
Museum 1918. (VIII u. 229—270). gr. 8°. 50 c.
Die hier vorliegende Zeitfchrift enthält in ihren Bänden
beachtliches folkloriftifches, foziologifches, mytholo-
gifches Material; vol. XVI bringt Befchreibungen des
Sonnentanzes bei den Crow-Indianern, den Dakota- und
den Blackfoot-Indianern im Quellengebiet des Miffiffippi.
Nur letztere liegt mir vor. Wissler hatte 1903 zweimal
Gelegenheit, den Tanz bei den Piegan zu beobachten,
ftellte aber die Veröffentlichung in der (unerfüllten) Ploff-
nung zurück, auch den Tanz kanadilcher Abzweigungen
des Stammes zu fehen. Die einzelnen Zeremonien find
deutlich befchrieben, auch ihr Zufammenhang mit my-
thologifchen Vorftellungen hervorgehoben.

Berlin. Titius.

Hartzler, J. S.: Mennonites in the World War or nonresi-
stance under test. (246 S.) 8°. Scottdale, Mennonite
Publishing House 1921.
Das Buch ift auf Veranlaffung und unter Oberleitung
der Mennonitifchen Generalkonferenz in Amerika ge-
fchrieben. Dem Hauptverfaffer Hartzler ftand ein Komitee
zur Seite; einige Berichte anderer find in die Darftellung