Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1922

Spalte:

361-364

Autor/Hrsg.:

Wittig, Joseph

Titel/Untertitel:

Des hl. Basilius d. Gr. geistliche Übungen auf der Bischofskonferenz von Dazimon 374/5 im Anschluß an Isaias 1 - 16 1922

Rezensent:

Jülicher, Adolf

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

Theologische Literaturzeitung

Begründet von Emil Schürer und Adolf Harnack

Herausgegeben von Professor D. Emaniiel HifSCh unter Mitwirkung von

Prof. D. Wilh. Heitmüller, Prof. D. Dr. G. Hölscher, Prof. D. Arthur Titius, Prof. D. Dr. G. Wobbermin.

Jährlich 26 Nrn. Verlag: J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung, Leipzig Vierteljährlich 30 Mark

Bezugspreife für das Ausland vierteljährlich Fr. 12.50; 10 sh.; $ 2.50; holl. Gulden 6—; fkandin. Kr. 9 —

_ . _, , _ _ Manufkripte und gelehrte Mitteilungen find ausfchlie ßIich ir,n_

47. Jahrg. Nr. 16/17 an Profeffor D.Hirsch in Güttingen Hoher Weg .o, tu fenden. 26. ÄUgUSt 1922

~x. ui* j-, xkj/x, Rezenfionsexemplare ausfchließhcn an den Verlag; °

Wittig, Des hl. Bafilius d.Gr. geiflliche Übungen
(Jülicher).

Harnack, Vcrkliirungsgefchichte Jefu (Derf.).
Oldcnberg, Buddha (Titius).
Bcckh, Buddhismus (Derf.).
Adcncy, Thejews of Eastern Europe (Bifchoff).
Golddein, Raffe und Politik (Derf.).
Röder, Reaktion und Antifemitismus. (Derf.).
Sokolow, Gefchichte des Zionismus (Derf.).
Zeitfchrift der Gcfellfchaft für nicderfächfifche

Kirchengefchichte (Boffcrt).
Zeitfchrift der Gefellfchaft für niederfächfifche

Kirchengefchichte (Derf.).
Funk, Lehrbuch der Kirchengefchichte (Krüger).
Ley, Kölnifche Kirchengefchichte (Levifon).

Li etzmann, Das Sacramentarium Gregorianum
(Derf.).

Karrer, Der heilige Franz von Borja (Stoeckius).
Abraham a Sancta Clara. Die Totenkapelle

(Stuhlfauth).
Lang, Michael Hahn (Boffert).
Kafka, Die Vorfokratiker (Goedeckemeyer).
— Sokrates, Piaton und der Sokratifche Kreis

(Derf.).

Höffding, Bemerkungen über den platonilchen
Dialog Parmenides (Goedeckemeyer)

Weber, Evangelium und Arbeit (Titius).
Muckermann, Kind und Volk (Derf).
Dieftel, Der Teufel als Sinnbild des Böfen
(Thimme),

Ebner, Das Wort und die geiftigen Realitäten
(Hoffmann).

Feftgabe für Friedrich Clemens Ebrard (Titius).
Wisslef, The Sun Dance of the Blackfoot In-

dians (Derf.).
Hartzler, Mennonites in the World War or

Mercier, Pfychologie (Mayer). nonresistance under test (Schian).

Meffer, Weltanfchauung und Erziehung (Bu-1 Arndt, Das Kirchenpatronat in Preußen (Wolff).
chenau).

Geys er, Neue und alte Wege der Philofophie Verzeichnis neuefter Befprechungen.
(Tillich).

Wittig, Dr. Jofeph: Des hl. Bafilius d. Gr. geiltliche
Übungen auf der Bifchofskonferenz von Dazimon 374/5
im Anfchluß an Ifaias 1 —16. (Breslauer Studien zur
hiftorifchen Theologie. Neue Folge der Kirchen-
gefchichtlichen Abhandl. begründet von Dr. Max
Sdralek. Band I.) (89 S.) 8°. Breslau, Aderholz

M. 30 —

Unter den Werken des Kappodoziers Bafilius ift ein
lehr umfänglicher Kommentar über Jelaia Kap. 1—16 veröffentlicht
worden, der, weil unter die unechten Schriften
gefchoben, zu wenig Beachtung gefunden hat. Es ift ein
Verdienft von J. Wittig, dem katholifchen Kirchenhiftoriker
in Breslau, wenn er folchen Fehler gut machen will; er behauptet
, 1. daß das Werk zu den zweifellos echten gehöre,

2. daß es aus geiftlichen Übungen, d. h. Nachfchriften von
Predigten oder Lehrvorträgen des B. beftehe, und zwar

3. von folchen, die B. im Winter 374/5 in Neocaesarea
im Pontus und in Dazimon vor den dort von ihm ver-
fammelten Bifchöfen der Küftenprovinzen feiner Exarchie
gehalten hat. Daß Wittig gegen die Autoritäten, felbft
eines Bardenhewer, ftch ein eigenes Urteil gebildet hat,
ift fchon etwas wert, eine gewiffe Unbefangenheit in dog-
matifchen Fragen kommt hinzu: er wagt doch zu fagen,
daß B. wundervoll präcis definieren kann, wenn er will;
den B für die katholifche Euchariftielehre als Zeugen herbei-
zuzwingen, verfagt er fich. Und eine Reihe von richtigen
Beobachtungen macht er bei der Verteidigung leiner
erften Thefe, in feinem letzten Kapitel: .Andere Lehr-
ftücke des Kommentars' findet man brauchbare Beiträge
zur Dogmen- und Kultusgefchichte im 4. Jhdt.

Andrerfeits wird die Abhandlung durch böfe Mangel

,Die Idolatoren' S. 82 will ich nicht hierhin rechnen, aber
S. 89 ,Nach der Katharfis vom Sündenfchmutz',
griechifch: iisxd x?]p x'jio xov Xovxqov xddagöiv, vollends
S. 40 das fett gedruckte: welche leichtfinnig handeln mit
Briefen in Übereinkünften (xd hv öviißofouoic ygä/iiiaza
guötovgyovPTEg)l i Daß auch der eigene Stil Wittigs keinen
guten Eindruck macht, hängt mit der unglücklichen Anlage
des Buchs zufammen, der faft ein Mufter dafür abgibt
, wie man eine folche Unterfuchung nicht anlegen
darf, fchon weil das unruhige Herüberfpringen von einem
Gefichtspunkt zum andern eine Menge von Wiederholungen
veranlaßt. Dem Verf. ift leider am meiften daran gelegen,
feine Dazimon-Hypothefe durchzufetzen. Darum beginnt
er mit ihr, während fie erft auftauchen durfte, wenn die
.Echtheit' und der Predigtcharakter des Kommentars
vorher erwiefen waren.

Tatfächlich follte die Herkunft des Jefaiaskommentars
von Bafilius fo unerfchütterlich feftftehen wie die der
2 Homilien über das Falten; nur wird der Beweis gründlicher
als bei W. gefuhrt werden müffen; von .Geiftlichen
Übungen' nehme ich in dem Werke trotz feiner prakti-
fchen Abzweckung nichts wahr, am allerwenigften traue
ich dem Bafilius zu, daß er als das Mittel, feine Autorität
bei den von Arianern, Sabellianern und Pneumatomachen
gegen ihn aufgehetzten bifchöflichen Kollegen des Pontus-
gebiets wieder herzuftellen, diefe gelehrten .Vorträge'
gewählt haben würde. Jene ganze Winterreife fcheint
Wittig fich nicht veranfehaulicht zu haben, insbefondere
nicht das Verhältnis von Dazimon zu Comana.

Die Schuld an der hergebrachten Mißachtung des
Jefaias-Kommentars trägt allein Garnier, der eine der

entftellt. Sie wimmelt von Druckfehlern, namentlich auf I beiden Mauriner, die Bafilius'Werke — für ihre Zeit Vörden
erften Seiten- auf S 6 in 3 Zeilen ihrer 3 exiöti- 1 trefflich! — herausgegeben haben. Sein Genoffe Pr.Maran,
xpvpxo, rm Toü'ftatt toi, xdq mdmpaiq. Die ,'iSiog der ihn überlebte, widerfprach ihm: von diefen Beiden
tvvauiQ' S 46 wirkt nicht fo verhängnisvoll wie S. 51, j leben Alle, die fei es als Angreifer fei es als Verteidiger
daß eine Belegftelle erfter Ordnung lediglich durch ,Nr. 12' fich nachher zur Sache geäußert haben; auch Bardenbezeichnet
wird, ohne daß eine Seitenangabe dem Be- | hewer hat offenbar nur fluchtig in dem Werke geblättert,
nützer die Korrektur in Nr. 122 erleichtert hätte. — j Wer heute den Streit begleichen will, muß ihn bei Garnier
Wohl die Hälfte des Buchs befteht aus Überfetzungen : aufnehmen; es ift Maran's Mangel, daß er zwar wertvolle
griechifcher Texte; diefe find von unerhörter Buchftäb- j Gegengründe gegen Garnier, d. h. Argumente für die
lichkeit, fo daß fie; wie immer den Genuß, fo oft ein Ver- j Echtheit, zufammenträgt, aber nicht die Gründe dagegen,
ftändnis ausfchließen, obendrein keineswegs verläßlich. | d. h. die in Superlativen fchwelgende Anklagerede

361

362