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Ausgabe:

1922

Spalte:

241-244

Autor/Hrsg.:

Wobbermin, Georg

Titel/Untertitel:

Systematische Theologie nach religionspsychologischer Methode. Bd. II, 1: Das Wesen der Religion 1922

Rezensent:

Mayer, Emil Walter

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Theologische Literaturzeitung

Begründet von Emil Schürer und Adolf Harnack

Herausgegeben von Professor D. Enianuel Hirsch unter Mitwirkung von

Prof. D. Wilh. Heitmüller, Prof. D. Dr. G. Hölscher, Prof. D. Arthur Titius, Prof. D. Dr. G. Wobbermin.

Jährlich 26 Nrn. Verlag: J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung, Leipzig Halbjährlich 25 Mark

Bezugspreife für das Ausland jährlich Fr. 25—; 1 £; $ 5 —; holl. Gulden 12—; fkandin. Kr. 18 —

Manufkripte und gelehrte Mitteilungen find auafehl ie ß 1 ich
47. Jahrf*. Nr. 1 »"> Profeffor D. Hirsch in Güttingen, Hoher Weg 10, zu fenden. fi TllTli 1Q99

& Rezenfionsexemplare ausfchließlich an den Verlagi °" U LÜH Ai7AA

Wobbermin, Das Wcfcn der Religion (Mayer).
Hertel, Die Weisheit der Upanifchaden (Franke).
Die Bhagavadgltä (Derf.).
Das Buch Pubbentvasa (Derf.).
Meyerhof, Pernfch-tiirkifchc Myftik (Greß-
mann).

Knight, Nile and Jordan (Dalman).

Völler, Die J'atiiarchcn im Licht der iüjypl.

Mythologie (Bertholet).
Hempel, Gebet und Frömmigkeit im Allen

Teftanient (Duhm).
Gohcn, The Babylonian Talmud: Tractate

BTäkot (Beerb
Brooks, Joseph and Asenath (v. Soden).
Thackeray, Sclections from Jofephus (Derf.).
Barnes, The Tcstimony of Josephus to Jesus

Christ (Derf.).
Beserico, Quanto visse Gesu (Derf.).

Gcffcken, Das Chriftentum im Kampf und
Ausgleich mit der griechifch-römifchcn Welt
(v. Soden).

Patterfon, Mithraism and Christianity (Derf.).

Martin, The Kmperor Julian (Derf.).

S. Benedicti Regula Monachorum (Lempp),

Die Regel des h. Benedikt (Derf.).

Fioretti di San FTancesco (Derf.).

Franziskanifchc Studien (Derf.).

F'ranciscana, continuation de la Necrlandia Fran-

ciscana (Derf.).
Grabmann, Die Philofophie des Mittelalters

(Seeberg).

Ritter, Marsilius von Inghen (Scheel).

Fiele, Epiftola de rationestudiorumsuorum(i538).
Erasmus Wolph: De obitu Joan. Eckii ad-
versus calumniam Viti Theodorici (Köhler).

Günther, Die Handfchrilten der Kirchenbibliothek
von St. Marien in Danzig (Gemen).

Helgafon, Islands Kirke (Scheel).

Kirchliches Handbuch fiirdaskatholifchcDeutfch-
land (Schneider).

Girgenfohn, Der Rationalismus des Abendlandes
(Ficker).

Heim u. Grützmacher: Oswald Spengler u.

das Chriftentum (Derf.).
Stange, ,Der Untergang des Abendlandes' von

Oswald Spengler (Derf.).

Haering, Die Struktur der Weltgefchichtc
(Derf.).

Spengler, Prcußentum und Sozialismus (Derf.).
Jaeger, Gottesfragen (Thimme).

Verzeichnis neueftcr Befprechungen.

Wobbermin, Prof. Dr. Georg: Das Wefen der Religion. Religion ihre Schlüffe ableiten will. Im Gegenfatz zu
(Syftenuitifche Theologie nach religionspfychologifcher diefen Verfahrungsweifen empfiehlt der Autor die ,reli-

Methode. Bd. II.,i) (VIII, 314 S.) gr. 8". Leipzig,
J- C. Ilinrichs 1921. M. 40 —

Das Buch bildet den zweiten Band eines großzügig
angelegten zufammenhängenden Werkes des Verfaflers
.Syflematifche Theologie nach religionspfychologifcher
Methode'. Es tritt aber zugleich als ein Ganzes für fich
auf, als eine felbftändige Unterfuchung über das ,Wefen
der Religion'. Wenn es dabei ,die Grundtendenz der
religionswifienfchaftlichen Arbeit Schleiermachers' wieder
aufnehmen will, fo hindert das nicht, daß es über den
großen Theologen nicht nur hinausftrebt, fondern auch
tatfächlich hinausgeht. ,Zuriick zu Schleiermacher, und
von Schleiermacher aus vorwärts', lautet die vom Autor
felbft ausgegebene Lofung.

Der Inhalt läßt fich in Kürze und unter Beibehaltung
der begehenden Dispofition etwa folgendermaßen kennzeichnen
.

Das erfte Kapitel befchäftigt fich mit dem Verhältnis
der .Frage nach dem Wefen der Religion und des
Chriftentums' zu der .Frage nach der Wahrheit der Religion
und des Chriftentums' und gipfelt in dem Satz, daß
die Wahrheitsfrage nicht vorzeitig eingemifcht werden
dürfe in die Befprechung der Wefensfrage. Wohl aber
'ei die Wahrheitsfrage im Licht der aus der Erörterung
der Wefensfrage gewonnenen Ergebniffe zu behandeln.

Das zweite Kapitel ift methodologifchen Inhalts und
will den richtigen ,Weg' weifen ,zur Auffindung des Wefens
der Religion.' Es werden zunächft drei bisher in Anwendung
gebracnr_e Methoden unterfchieden und auf Grund einer
kntifchen Würdigung abgelehnt; nämlich die Methode,
die, vom Urfprung der Religion ausgehend, deren
VVefen zu beftimmen fucht; dann die von Kaftan benutzte
rebgionsgefchichtliche Methode, die das Ziel erftrebt durch
^ufammenftellung der allen Religionen gemeinfamen
Merkmale; endlich die von ReifchTe befürwortete Methode
des .Normbegriffs', die vor allem aus der vorange-
itellten Betrachtung einer a priori als .normal' gewerteten

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ionspfychologifche' Methode, die, von des Forfchers
eigener religiöfer Erfahrung ausgehend, die Ausdrucksformen
der objektiven, gefchichtlich gegebenen Religion
auf das ihnen zugrunde liegende religiöfe Erlebnis zurückführt
. Wie man fieht, handelt es fich um die Kombination
eines pfychologifchen und eines hiftorifchen Vorgehens
.

Mit .formal-pfychologifchen Vorfragen für die Be-
ftimmung des Wefens der Religion' hat es das dritte
Kapitel zu tun. Das Ergebnis der Unterfuchung läßt
fich mit den Worten des Autors dahin zufammenfaffen:
,Die Religion wurzelt im zuftändlichen Bewußtfein, das
heißt, im Gefühls- und Willensleben des Menfchen, und
zwar fo, daß fie in ihrem ganzen Beftande durch die
Ich-Funktion bedingt ift, und daß ihr Überzeugungs- und
Gedankengehalt mit der gefamten ihn enthaltenden Vor-
ftellungsbildung von dem religiöfen Gedankenkreis aus
zu verftehen ift.'

Ein viertes Kapitel fchildert in mufterhafter Weife
Schleiermachers Auffaffung vom Wefen der Religion,
an die ja angeknüpft werden foll, indem es fich zugleich
mit zahlreichen Mißverftändniffen derfelben, wie etwa
derjenigen W. Wundts, Leubas, Natorps, Schäders, Dunkmanns
, R. Ottos auseinanderfetzt. Mit Recht wird als
Hauptquelle für die Darfteilung die Glaubenslehre benutzt
.

Folgen zwei befonders wichtige Kapitel, in denen
die .Umbildung und Fortbildung der Schleiermacherfchen
Religionslehre' vollzogen, das heißt mit anderen Worten,
die Religionstheorie des Autors felbft vorgetragen wird.
Wobbermin prägt zunächft die kurze Formel, daß das
,Wefen der Religion in dem Beziehungsverhältnis des
Menfchen zu einer von ihm geglaubten und im Glauben
geahnten Überwelt, von der er fich abhängig fühlt, zu
fehen' fei; und fchreitet von da fort zu der Thefe, daß
zum Wefen der Religion außer dem Abhängigkeitsgefühl
noch insbefondere .Geborgenheitsgefühle' und .Sehnfuchts-

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