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Ausgabe:

1922 Nr. 9

Spalte:

207-208

Autor/Hrsg.:

Schulze, F.

Titel/Untertitel:

Pfarralmanach f. d. Provinz Sachsen u. d. Stolbergischen Grafschaften 1920/21 1922

Rezensent:

Cohrs, Ferdinand

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207

Theologifche Literaturzeitung 1922 Nr. 9.

208

fetzung der phänomenologifchen Religionspfychologie
mit der empirifchen Religionspfychologie, zu dem Problem
einer Synthefe von Phänomenologie und Tranfzenden-
talphilofophie. Daß die empirifche Psychologie durch Ab-
ftraktion nicht zur Erfaffung des Wefens der Religion
gelangen könne, führt zu der Forderung einer nicht empirifchen
Pfychologie, die Sinnzufammenhänge und deren
innere Notwendigkeit zu ergreifen vermag. Nach W.
laffen fich alle religiöfen Werte wie Gottesreich, Gottes-
fohn, Erlöfung aus dem religiöfen Urphänomen ,heraus-
fchauen'. Diefe leider nichtweiter durchgeführte Thefeoffen-
bart die ungeheure Gefahr der Verabfolutierung zufälliger,
an einer beftimmten Religion aufgegriffener Momente.

Freilich fieht auch W., daß die religiöfen Vorftellungs-
inhalte wechfeln. Aber diefen Wechfel erklärt er einfeitig
aus dem Wandel der Weltbilder und beftimmt den Sinn
der Wefensfchau dahin, unter Abftreifung alles Individuellen
das Allgemeine fchlechthin zu ergreifen. Warum
aber foll es nicht auch individuelle Wefenheiten geben,
aus denen erft durch Vergleich ein Allgemeinbegriff zu
gewinnen wäre als das Prinzip möglicher Spezifikationf
Max Webers Methode der Bildung von Idealtypen würde
der Mannigfaltigkeit auch der religiöfen Wirklichkeit viel
eher gerecht werden. Auf alle Fälle muß das Verhältnis
von Religion und Religionen phänomenologifch geklärt
werden. Ws. eigene Analyfis der Religion als eines
tragenden Untergrundes oder einer befonderen Sinn-
beftimmtheit aller Bewnßtfeinsfunktionen, verbietet
das Wefen der Religion mit Begriffen zu beftimmen, die
dem Inhalt der einen oder anderen diefer Funktionen
entlehnt find, die nur ganz beftimmten ethifchen und
theoretifchen Vorausfetzungen, bei W. dem jüdifch-neu-
teftamentlichen Gedankenkreife entnommen find.

Wenn W. das Wahrheitsintereffe der Religion als ihren Kern beftimmt
, fo ift das freilich nichts fpezififch Chriftliches, aber auch überhaupt
nichts fpezififch Keligiöfes. Hiet fetzt dann nach W. der fekun-
däre rationale Wahrheitsbeweis der Religion aus den allgemeinen intellektuellen
Motiven ein. Aber er gehört nach W. nur in den Anhang der
Religionsphilofophie. Die Synthefe von Phänomenologie und Tranfzenden-
talphilofophie, die m. E. hier gerade zu erfolgen hätte, wird von W. an
eine frühere Stelle gerückt, wo fie nichts anderes bedeutet als die bloße
Behauptung des Geltungscharakters der erfchauten Wefenheiten. Daß
letztere nur Inhalte, keine Formen fein könnten, ift eine unbegründete
Annahme, auf Grund deren das Problem in einer viel zu fchematifchen
Weife gelöft wird. ,Der Phänomenologe kann nur Inhalt fchauen, darf
aber nicht Form denken wollen' (S. 87). Sobald Zufammenhänge er-
fchaut werden, trifft das nicht zu. Denn der Zufammenhang bezeichnet
gerade die Form, in der Inhalte flehen. Auch Hufferl erichaut nicht
fowohl formentblößte Inhalte, fondern ,Wefensgeftaltungen', alfo
offenbar doch Formen.

Trotz aller ungelöften Fragen, die fich an Ws Buch
knüpfen, bedeutet es einen wichtigen und lehrreichen Vor-
ftoß zur Begründung einer phänomenologifch-tranfzen-
dentalkritifchen Religionsphilofophie. Gefchickt ift die
Unterfcheidung von tranfzendental-pfychologifchen und
tranfzendental-kritifchem Verfahren durchgeführt. An der
Ausbildung des erfteren hat es der Wertphilofophie, deren
Frageftellung W. mit Recht anerkennt, bisher gefehlt,
was bei ihrem Ausgang von der Naturwiffenfchaft nur
natürlich war. ..Der Hauptertrag der Schrift liegt in der
lcharffinnigen Überwindung des religionspfychologifchen
Empirismus.

Jena. Theodor Siegfried.

Pfarralmanach f. d. Provinz Sachren u. d. Stolbergffchen Graf-
fchaften 1920/21. Hrsg. v. F. Schulze u. H. Blumenthal. 26.
Jg. (VI, 361 S.) kl. 8". Magdeburg, E. Holtermann 1920.

M. 15 —; geb. M. 18 —
Diefe nunmehr feit über 25 Jahren erfcheinende Oberficht über
die Pfarren und Pfarrer und die geiftlichen Behörden der Provinz

Die nächste Nummer erscheint am 20. Mai

Sachfen ift trotz der teuren Druckverhältniffe in unveränderter Voll-
ftändigkeit erfchienen. Namentlich, wenn die neue Verfaffung manche
Veränderungen bringt, wären wünfchenswert kurze Notizen über die
kirchliche Vergangenheit und die Herkunft der einzelnen Landesteile,
bzw. der Diözefen, in denen häufig die alten Graffchaften faft unverändert
fortleben (vgl. Diözefen Nordhaufen und Salza = Graffch. Klettenberg
; Diözefe Bleicherode =» Graffch. Lohra).
Jlfeld a. Harz. Ferdinand Cohrs.

Verzeichnis neuester Befprechungen.

Von Vikar Kurt Schmidt, Göttingen.

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Benrath, GAd: Wie d. Königsb. Reformatoren echtproteft. Kultprinzipien
früher u. reiner verwirklichten als Luther (AHein: Krtll-Zlg 31,
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Grifar, Hartmann: Luther zu Worms ufw. (Hans Preuß: ThLBl 43,

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Guardini, Romano: Lehre d. hl. Bonaventura von d. Erlöfg. (EKrebs:
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Hauck, Albert: Jefus (vgl ThLZ 46, 1921, 19/20; JLeipoldt: DtLtZt
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Heim, K: Weltanfchaug. d. Bibel 1. u. 2. A. (A: NThStud 1920, 6;
Hennicke: Pftrlbll 63, '21, 5; WNeveling: PrtMhh '21, 3/4; Schultzen:
ThLtbl '21, 14; AUckeley: ThdGgw '21, 2; Deißner: ThdGgw 15,
1921, 6).

— Glaubensgewißheit. 2. A. (vgl ThLZ 46, 1921, 19/20; Schlemmer:
MoBlevRelUnterr 15, 1922, 3; RHGrützmacher: ThdGgw 16, 1922, 1;
Ritfchl: ThLZ 46, 1921, 23/24; Weber: ThLBl 42, 1921, 22).

Horten, M: Relig. Gedankenwelt d. Volkes im heut. Islam (Brockelmann
: LtZtbl 1918, 23 u. '20, 22; Simon: ThLtber 1918, 10/11;
RHGrützmacher: ThdGgw '19, 1 ; AJeremias: ThLtbl '19, 26; IPollak:
DtLtztg '20, 7/8; FPerles: OrLtztg '20, 5/6; RHartmann: DIsl 12,
1921, S. 122).

Kalk off, Paul: Ulrich von Hutten u. die Reformation (vgl ThLZ 46,
1921,21/22; OClemen: DtLtZt 43, 1922,7/8; Pauljoachimfen: HiZtfchr
125, 1922, 3; Loefche: ZfKG 40, 1922, S. 262).

Laufcher, A: Kath.-theol. Fakultät d. Rhein. FWUniv. zu BonnfSn:
LtZtbl 1921, 12; ASchnütgen: Hiftjhrb 41, 1921,2; EHirfch: ThLZ

47. 19". «)•

Lehmann, W: Meifter Eckehart (A: NThStud 1920, 2; Wolfftieg:
GftskltVlksbldg '20, 5; Zänker: ThLtbl '20, 18; WH: EvFrht '20, 5/6;
HWilms: ThRev'21, 3/4; PhStrauch: DtLtZt 43, 1922, S. 61).

1922 in verstärktem Umfange von 16 Seiten

Verantwortlich: Prof. D. E. Hirsch in Göttingen, Hoher Weg 10.
Verlag der J. C. Hinrichs'schen Buchhandlung in Leipzig, Blumengaffe 2. — Druck von Auguft Pries in Leipzig.