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Ausgabe:

1922

Spalte:

185-189

Autor/Hrsg.:

Scheler, Max

Titel/Untertitel:

Vom Ewigen im Menschen. I. Bd.: Religiöse Erneuerung 1922

Rezensent:

Mayer, Emil Walter

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Theologische Literaturzeitung

Begründet von Emil Schürer und Adolf Harnack

Herausgegeben von Professor D. Emaniiel Hirsch unter Mitwirkung von
Prof. D. Dr. Wilh. Heitmüller, Prof. D. Dr. G. Hölscher, Prof. D. Arthur Titius, Prof. D. Dr. G. Wobbermin.

Jährlich 26 Nrn. Verlag: J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung, Leipzig Halbjährlich 25 Mark

Bezugspreife für das Ausland jährlich Fr. 25—; 1 £; S 5—; holl. Gulden 12—; fkandin. Kr. 18 —

Manufkripte und gelehrte Mitteilungen find aus f c h 1 i e Q 1 i c h
47. Jafirg. Nr. 9 Profatfor D. Hir.ch in Göttingen,. Hoher Weg lo ra fenden. 6. M8Ü 1922

~ Rezenfionscxemplare ausfchlleblich an den Verlag.

Scheler, Vom Ewigen im Menfchen (Mayer).
Das Lcbensproblum in China und in Europa

(Haas,.

Delitcfch, Babel und Bibel (Nowack).
König, Wie weit hat Delitzlch recht? (Derf.)
Dunkel, Ein Vorlauter Jefu (Derl".).
He inemann, Pofeidonios' metaphyfifche Schrif-

Bauer, Einführung in das Studium der Ge-

ichichte (Derl.).
Grohmann, Aethiopifche Marienhymnen

(Duensing).
Harden, The Ethiopic Didascalia (Derf.).
Ammianus Marcellinus (Jülicher).
Maas, Das Weihnachtslied des Romanos (Koch).

Entwürfe zu einer Verfaffung für die Evan-

gelifche Kirche Preußens (E. v. d. Goltz).
Wolff, Vergleich und Kritik der beiden amtlichen
Entwürfe zur preußifchen Kirchen-
verfaffung (Derf.).
Cauderlier, Du Catholicisme (Koch).
Fichte, Volk und Staat (Traub).
Meyer, Eine Fichte-Sammlung (Hirfch).
Jodl, Ludwig Feuerbach (Schufter).
Grützmacher, Nietzsche (Hirsch).
Winkler, Phänomenologie und Religion
(üultmann). | White, St Patrick his Writings and Life (Derf.). (Siegfried).

Zeitschrift für die neuleftamenlliche Wiffenfchatt l Bochmer, Loyola und die deutfche Myftik Pfarralmanach für die Provinz Sachsen u d

und die Kunde des Urchriftentums (Derf.;. j (Giemen). | Stolbergifchen Graflchaften 1920/21.

Feder. Lehrbuch der hiftorifchen Methodik , Zimmermann, Der Braunfchweigifche Klofter- ... „ -

(Hirfch). und Studientonds (Gohrs). i VCTZeichnls neuester Besprechungen.

ten (Heibig') t Klofterleben im deutfchen Mittelalter (Lerche).

n <■ . . ... , , (ix, n Lohr, Beiträge zur Gefchichte des Kölner

Grat An der Wende der Zeiten (Kloftermann) ] Dominikanerklofters im Mittelalter 1. (Derf.).
Deißner, Paulus und die Myftik feiner Zeit Browne The venerable Bede (Jülicher),

Scheler, Max: Vom Ewigen im Menfchen. I. Bd.: Religi-
öfe Erneuerung. (725 S.) gr. 8°. Leipzig, Verlag
der Neue Geift 1921. M. 75 — ; geb. M. 85 —

Las Werk, das auf drei Bände angelegt ift, ftellt
fich die Aufgabe zu .zeigen, wie aus den Quellen des
Geiftes im Menfchen, in denen Gottliches und Nur-
menfchliches zufammenftrömt, der Forderung der Stunde
zu genügen fei, fo daß eine ,vita nuova' denen wieder
möglich werde, die am tiefften an diefer Zeit gelitten
und gekrankt haben'.

Der erfte, zur Befprechung vorliegende Band befteht
aus vier einzelnen Auffätzen und einer längeren zufam-
menhängenden Abhandlung von mehr als 400 Seiten
über die .Probleme der Religion'.

Der erfte Auffatz enthält eine fcharffinnige, fchließ-
lich ins Metaphyfifche übergreifende Betrachtung über das
Wefen der Reue. Die einfchlägigen Ausführungen
gipfeln in der Thefe, daß die Reue nicht etwa, wie einzelne
moderne Moralphilofophen meinen, ein unfruchtbarer
und wertlofer Vorgang fei; fie ift vielmehr ein
Akt, der tatfächliche Befferung und Vervollkommnung,
die .Wiedergeburt', erwirkt und zugleich die Tilgung der
Schuld oder doch die .Entmächtigung der Fortwirkfam-
keit der Schuld' bedeutet. — Es bedarf keiner eindringenden
pinficht in die verfchiedenen konfeffioneilen
Formen der chriftlichen Theologie, um zu v-rftehen, inwiefern
der Autor behaupten kann, er habe ,die tieffte
Erkenntnis von Bedeutung und Sinn der Reue im Chri-
ftentum und innerhalb feiner wieder in der katholischen
Kirche' gefunden.

Ein zweiter Auffatz, vom /Wefen der Philofophie',
Rundet in eine Definition ein, die fich in der Sprache
Schelers etwa folgendermaßen formulieren läßt: Philofo-
Pbie fei .ftreng evidente, durch Induktion unvermeidbare
und unvernichtbare, für alles zufällig Dafeiende a priori

beftreitbaren Vorausfetzungen diefe Begriffsbeftimmung
beruht.

,Die chriftliche Liebesidee und die gegenwärtige
Welt' lautet der Titel eines nunmehr folgenden, 1917 gehaltenen
dritten Vortrags, der angefichts der Wirrnifle
und Schrecken des We'tkriegs die Rückkehr der Menfch-
heit zum Ideal der chriftlichen Liebesidee empfiehlt. —
Die Darlegungen bieten zweifelsohne manches Beherzigenswerte
; aber, was fie letztlich erftreben, ift nicht
etwa die erneute und intenfivere Durchdringung der
zerriffenen Menfchheit mit chriftlich-fittlicher Gefinnung,
fondern die Phnordnung in und die Unterordnung unter
die ,alle Menfchen (Lebendige wie Tote) und alle Engel
umfaffende Kirche mit ihrem unfichtbaren myftifchen
Haupte Chriftus und ihrem fichtbaren Haupte, dem Nachfolger
Petri.'

/Vom kulturellen Wiederaufbau Europas' handelt
der vierte Auffatz, der eines der zahlreichen, gegenwärtig
kurfierende Programme für die Verwirklichung einer
befferen Zukunft aufftellt. Grundbedingungen dafür, daß
das Ziel erreicht werde, find: Anerkennung einer ,Ge-
meinfchuld', ,Gemeinreue' und .gemeinfamer Wiederaufbauwille
'. Befonders zu pflegen find dabei neben weiter-
fchreitender gegenfeitiger Befruchtung der Kulturen ver-
fchiedener Nationen und Völker die .antiken Bildungswerte
' und vor allem das .Chriftentum in feiner vorwiege
); d auguftinifchen einen großen Spielform'. Dem re-
formatorifchen Zeitalter wird dagegen das harte Zeugnis
ausgeftellt, daß es kaum eine Periode der Gefchichte
gebe, deren ganzes Wefen den jetzt an die Menfchheit
zu Hellenden Anfprüchen fremder fei.

Zu den hiermit in Kürze befprochenen Phnzelauf-
fätzen gefeilt fich nun noch die umfangreiche zufammen-
hängende religionsphilofophifche Abhandlung.
Sie fetzt ein mit einem eindringlichen Hinweis auf das

gültige Einficht in alle uns an Beifpielen zugängliche ftarke rehgiöfe Bedürfnis der Gegenwart und mit einer
Wefenheiten und Wefenszufammenhänge des Seienden, I fummanfchen Charakteriftik der verfchiedenen typifchen
Jjnd zwar in der Ordnung und der Stufenfolge, in denen Auffaffungen vom Verhältnis der Religion zur

Ue fich zum abfolut Seienden und feinem Wefen befinden
. — Man erkennt leicht die Abhängigkeit von Huf-
!erl und feinen Vorbildern, wird aber damit auch wohl
,nne, auf we]chen unficheren oder doch wenigftens
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Philofophie. Es werden ihrer drei unterfchieden: nach
der erften find Religion und Metaphyfik total oder partiell
identifch; nach der zweiten werden fie unterfchieden,
aber fo, daß die Möglichkeit der Metaphyfik oder doch

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