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Ausgabe:

1921 Nr. 1

Spalte:

149

Autor/Hrsg.:

Bergmann, J.

Titel/Untertitel:

Die Legenden der Juden 1921

Rezensent:

Bischoff, Erich

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Seite 1

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'49

Theologifche Literaturzeitung 1921 Nr. 13/14.

S. 9. 57 ift wohl aus der alten Verwünfchune; der Minim herausgefponnen,
f. diefelbe Schrift § 21. Beachtenswert ift das dreimalige in der Übersetzung
natürlich verfchwundene ,die Haffer Ifraels' S. 16. 25. 31 in ,Ifrael
■■ erfchuldete fich' vgl. Talmud Beca 25b, Sukka 29a und fchon 1 Sam.
25, 22 ,die Feinde Davids' für .David'. — Der Wunfeh nach einer
wirklich kritifchen Ausgabe des zweiten Targums zu Efther wird gerade
lurch Sulzbachs Buch, das gar manche nützliche Anmerkungen enthalt,

worden; zwifchen dem Erscheinen des erften und dem
des zweiten Bandes liegt alfo nicht weniger als die ge-
famte neuere Paulusforfchung, repräfentiert — um nur
einige zu nennen — durch Weinel, Wrede, Joh. Weiß,
Reitzenftein, Deißmann, Bouffet, Emil Weber, Warneck,
Windifch und — für Junckers Probleme belonders wichtig —
vieder rege gemacht. i,| Alfred Seeberg. Es wäre unbillig, wenn der Referent,

Berlin-Lichterfelde-Weft. Herrn. L. Strack. , ^em bei<je Bände vorliegen, den erften, einer früheren

Periode der Wiffenfchaftsgefchichte angehörenden, in
gleicher Weife befprechen wollte wie den zweiten. So
fei nur kurz bemerkt, daß der erfte Band die prinzipielle
Ethik und fein wichtigftes Kapitel die Entftehung des
neuen Lebens behandelt, daß fich hier Erörterungen der
Begriffe Eleifch, Sünde, Rechtfertigung, Taufe und Geift
finden, und daß fich der Verf. mit Sokolowski (ablehnend,)
Teichmann, Althaus (zwifchen beiden vermittelnd) und
Wernle (ablehnend) auseinanderfetzt. Der zweite Band
ift der ,konkreten Ethik' gewidmet, fteht daher relativ
felbftändig neben dem erften und darf eine gefonderte
Betrachtung beanfpruchen.

mann etwas "deutlichere Fällung "der Quellcnzitate nebft einigen Be- j Wer diefe .konkrete Ethik' unterfucht, begegnet ZU-

richtigungen in (liefen erwünfeht. Erich Bifchoff j nächft dem Problem, das die Entftehung der urchriftlichen

Leipzig.________7— Ethik überhaupt belaftet. Warum ift diefe Fhhik nicht

Warnack Adolf von: Studien zur Vulqata des Hebräerbriefs. | VOn Anfang an gegeben, mit Notwendigkeit aus dem

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Bergmann, Rabb. Dr. j.. Die Legenden der Juden. D66 s.) gr,

Berlin, C. A. Scliwctfchke & Sohn 1919. M. 6.50; geb. M. 9.50
Die religiofe Legende bietet einen weii tieferen und zuverläffigeren
Einblick in das Innenleben eines Volkes (und ein Volk, nicht eine
.Konfclfion' find die Juden auch nach dem Verf.) als das Dograa oder
die religiöfc Gefetzeslehre. Das gilt auch von der blühenden jüdifchen
Haggadah im Gegenfatze zu der dürren Halachah. Mit vielem Gefchick
und Gefchmack hat der Verf. die fchönften jüdifchen Legenden ausgewählt
, zufammengeftellt und kurzinhaltlich wiedergegeben, zugleich unter
Hinweis au! außer)üdifchc Parallelen. Der Verlag bat das gute Buch
trotz billigen Freifes fehr gut ausgefluttet. Die fleißige Arbeit bildet
einen intereffanten Lefeftoff und eine wiffenfchaftliche Fundgrube. Für
lie nächfte Auflage wäre eine Unterfcheidung der mittelalterlichen von
den talmudifcfaen u. a. älteren Legenden fowie eine für den Nichtfach

(S.-D. aus Sitzgsberichte derpreuß. Akad.derWiffenfch.)
(S. 179—201) gr. 8°. Berlin, Vereinigg. wiffenfchftl.
Verleger 1920. M. 2 —

Wie Harnack im 7. Heft feiner Beiträge zur Einlei
tung in das N. T. (1916) die Bedeutung der Vulgata für

Evangelium hervorgehend, darum in allen Hauptpunkten
gefichert und über alles Suchen und Taften erhaben?
Die Antwort ift einfach. Das Evangelium war nicht eine
Anweifung zum feiigen Leben, fondern die Kunde von
einer neuen Welt und einem neuen Sein, deshalb ftanden

den Text der katholifchen Briefe und den Anteil des ! die Chriften ohne Rat und Regel vor gewiffen Tragen
Hieronymus an dem Uberfetzungswerk gewürdigt hat, ; des Alltagslebens, falls ihnen nicht gerade eine Entfcheidunp;

.._«.___:__4. v,:.,.- ,i;ufoll,.. T Tntoffuf-Viiinflr für rlon Hphr I t„r.. :„ ____ ;;L_i;_i___tz_ii m____i ______ r-- , b

* - —

unternimmt er hier diefelbe Unterfuchung für den Hebr,
Zunächft ftellt er feft, daß der Text der Vulg. im Hebr.
dem modernen Textus reeeptus (Ti. W.-H., Wss., v. S.)
noch näher fteht als in den kathol. Briefen, alfo als
ein vorzüglicher, ja als der vorzüglichfte Zeuge zu gelten
hat. Danach beftimmt er das Verhältnis der Vulg. zur
altlat. Überfetzung; diefe ftellt fich in zwei verfchiedenen
Uberfetzungen dar, deren eine in der Hauptfache durch
d, die andre (fragmentarifch) im wefentlichen durch r
vertreten ift. Aus genauer Vergleichung geht hervor,
daß Hier, die d-Überfetzung — abgefehen von den W-
Varianten in d — zu gründe gelegt, daneben aber die r-
Überfetzung verglichen und oftmals benutzt, fchließlich
auch felbftändig Berichtigungen eingefetzt hat. Daß Hier,
außerdem auch den griechischen Urtext zu Rate gezogen
habe, bleibt möglich, ift aber nach H. nicht zu beweifen.
[m übrigen erwartet er, daß eine Heranziehung der von
ihm noch nicht benutzten Italahandfchrift (Gregory Text-
krit. II 633, 638) feine Refultate nicht modifizieren wird.

Daß auch r einen vorzüglichen Text hat, foll fich nach v. H. daraus
ergeben, daß er einmal (mit Capreolus) gegen alle übrigen Zeugen das
Urfprünglichc habe, nämlich 1029 wo er novi vor teftamenti letzt; aber
obfehon das Fehlen von xatvrjq auffällt, fcheint es mir hier doch nicht
urfprünglich: xo aifiu Xrjq xaivi/q Aia^rjXrjq xoivdv rjyrjaüfttvoq
fügt lieh fchlecht in den Rhythmus und zwifchen xov lidv rot) 9tov
und xo nvev/ia zrjqyÜQizoq gehört ein fchlithtes rd tritt« xrjq öiairrjxrjq,
das übrigens durch tv c5 i/yiäo^rj von dem alten Bundesblut hinreichend
unterfchieden ift.

Was H. über das Verhältnis der Vlg. zu den altlat.
Überfetzungen nachweift, dürfte ftichhaltig fein und bei
einer Ausdehnung der Unterfuchung auf die nicht in r
enthaltenen Stücke feine Beftätigung finden. Eine andere
Frage ift, ob die Annahme, daß Hier, auch hier griechifche
Mfkr. benutzt habe, bei umfaffender Prüfung nicht doch
wahrfcheinlich zu machen ift. Ich hoffe, darauf noch einmal
eingehen zu können.

Leiden. H. Windifch.

Juncker, Prof. D. Alfred: Die Ethik des Apoftels Paulus.

1. Hälfte. Die prinzipielle Ethik. (229 S.) 2. Hälfte.
Die konkrete Ethik. (XI, 308 S.) gr. 8". Halle a. S,
M. Niemeyer 1919. M. 22 —

vollftändig M. 27 —
Der erfte Band des Werkes ift 1903 abgefchloffen

Jefu in einem ähnlichen Fall überliefert war. Sie nahmen
als Erfatz Jüdifches und Griechifches, Rabbinenfprüche
und geläufige populärphilofophifche Maximen (bisweilen
auch diefe fchon judaifiert), und verchriftlichten fie mehr
oder minder. Der relativ unchriftliche Charakter der
älteften Haustafel, der jüdifche' des Jakobusbriefes, der
halbchriftliche des Hermas — alles das zeugt von dem
Bedürfnis der Chriften und von feiner (unbewußten) Erfüllung
durch Nichtchriften. An diefem ganzen Problem
ift nun freilich J. vorübergegangen. Nicht daß er die
außerchriftliche Ethik ignorierte; er zieht fie gelegentlich
zum Vergleich heran, wie die Stoa, deren innere Motive er
fehr wirkungsvoll von denen des Chriftentums abzuheben
weiß; er ftellt auch gelegentlich die genealogifche Frage,
wie bei den Lafterkatalogen. Aber die einzigartige und
ungeheuer folgenreiche gefchichtliche Situation ift nicht
grundfätzlich, ift nicht vom Chriftentum aus erkannt.
Und doch enthält gerade J.s Arbeit einige Fragen, deren
ungenügende Beantwortung durch innerchriftliche Argumente
dem Lefer die Augen öffnen können — fo wenn
J. in der Paulus-Paränefe Mahnungen zum Glauben, zur
Miffion, zum Bekenntnis vermißt 1 Ihr völliges oder teil-
weifes Fehlen ift eben ein Zeichen noch unvollkommener
Chriftianifierungt

Aber es handelt fich nur um die Ethik des Paulus.
Und jene Übernahme fremden Gutes kommt bei Paulus
zunächft nur dort in Frage, wo der Apoftel — hierin
anderen urchriftlichen Autoren gleichend — ohne Zu-
fammenhang feinen Gemeinden paränetifches Gut darbietet
. Was Paulus, der homo religiofus, in prophetifchen
Worten cigenfter Prägung den Chriften ins Gewiffen
fchiebt, das wäre grundfätzlicher davon zu fcheiden ge-
wefen. Allerdings wird eine folche Unterfcheidung dem
Verf. fchon durch feine Methode erfchwert; wer fo ,lokal-
methodifch' verfährt wiej. (Frömmigkeit; Chrift und widergöttliche
Welt, Chrift und natürliche Welt ; Dienft in der
Kirche und Dienft an der Kirche), zeigt von vornherein
die Neigung, an den Stil-Unterfchieden der einzelnen
Brief-Abfchnitte vorüberzugehen und alles auf eine Fläche
aufzutragen. Aber abgefehen von diefem grundfätzlichen
Fehler trifft man auf bemerkenswerte Ausführungen zu
einzelnen Themen, fo befonders zur Sklaven- und zur