Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1921 Nr. 1

Spalte:

126

Autor/Hrsg.:

Cadoux, Cecil John

Titel/Untertitel:

The Guidance of Jesus for to-day, being an account of the teaching of Jesus from the standpoint of modern personal and social need 1921

Rezensent:

Harnack, Adolf

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

125

Theologifche Literaturzeitung 1921 Nr. 11/12.

126

Randnotizen, die in den Text hineingekommen find:
1,26—28; 2,14; 4,17; 5,5— 8»; 5,15; 5,18+19; 5,21;
6,5-n; 7,8+ i3 + 25b;9,i6;io,i2—21; 11,6 + 7; 13,8—10;
15,23 + 24 + 28 [Umftellungen im „echten" Brief find:
i,7a vor 1; 2,16 vor 15; 14,15 vor 14]. Die Gründe für
die Interpolationen kann ich in den erften zwölf Kapiteln
nirgends als zwingend anerkennen, am wenigften für
Kap. 6—8, die ihm unzweckmäßige Unterfuchungen'
find; eher in Kapitel 14 und 15. Hier muß ich mich
darauf befchränken, daß der Kommentar aufs neue die
Frage aufdrängt, welche Bedeutung der Text Marcions
für das Interpolationsproblem hat. Glücklicher ift Verfaffer
öfters in feiner Vermutung von Randnotizen z. B.
7,8 zu 7,11. Charakteriftifch für das Ineinander von Interpolationen
, Randnotizen und Konjekturen ift 5,3f:V.3 +4
Interpolation aus Verfolgungszeit; 5b Randnotiz vor eiöoxeg
ort; 6—8 o Q-eoq loco jtoXXco ovv [taXXov Randnotiz;
6 + 7: eig n yctQ yQtoxog, ovxcov rj/imv ao&evcov szi, xaxa
xaiQOV axeO-avev, vjitQayanmv aned-avev. MoXiq yctQ vjieq
oixeiov Tic. anod-aveixaf vjteq yag xov ctyctJirjzov xaya
Tic xcu xoXfia ctjtod-aveiv.

Königsberg i. Pr. Pott.

FiTcher, Prof. Dr. Jofef. Ehe und Jungfräulichkeit im Neuen Tefta-
ment. (Bibl. Zeitfragcn, 9. Folge, Heft 3/4). (76 S.) 8». Münfter
i. W., AfcheudorlT 1919. M. 2.20

Verfaffer behandelt alle mit dem Thema zufammenhängenden
Fragen klar und erfchöpfend, aber allzu breit. Daß er eine Lücke ausfülle
oder wefentlich neue Geftchtspunkte böte, kann ich nicht finden;
ift aber wohl auch in einem Beitrag für eine volkstümliche Sammlung
nicht erforderlich. Auch kann man nicht verlangen, daß der Wider-
fpruch geklärt werde, daß die Jungfräulichkeit zwar kein Sakrament ift
und doch höher fleht als das Sakrament der Ehe; daß Jefus die Jungfräulichkeit
als hüchftes Ideal empfohlen habe und doch Paulus bei
gleichem Rat fich nicht auf eine Empfehlung Jefu zu berufen weiß. Es
muß doch fchlimm flehen mit dem Vorzug der Jungfräulichkeit, wenn
er nur begründet werden kann mit Matth. 19,9 k (wo trotz der Breite
nicht eingegangen wird auf die Sinndifferenz zwifchen nogvtia im
griechitchen und /",///in im fyrifehen Text); Luc. 18, 29 (wo die Zu-
fammenftellung oixiav r yvvaixa gar nicht an Jungfräulichkeit denken
läßt, höchftens daran, daß der Verzicht auf beftehende Ehe höher ift
als der Verzicht auf Ehefchließung); Luc. 20, 35 f (hier foll die Jungfräulichkeit
den Zuftand im vollendeten Gottesreich vorwegnehmen, fo-
fern fie .wenigflens in einer Hinficht dem Zuftand der Engel gleichkommt
' ; da aber die Engel naturnotwendig weder heiraten noch fterben
können, fo wäre durch freiwillige Jungfräulichkeit der Zuftand des vollendeten
Gottesreichs vielmehr überboten.). Die Exegefe zeigt überall
katholifchen Standpunkt. Nach Matth. 5, 32 ift die Ehe abfolut untrennbar
einfchließlich des Falls der Unzucht [nagcxrog Xoyov nogveiag
nach Oilchinger); Luc. t, 34 beftätigt Maria dem Engel feierlich die
Bindung zur Jungfräulichkeit; I Kor. 9, 5 haben Petrus und die Apoflel
,als Schwefter ein Weib' bei fich, da fie (nach Matth. 19, 27) mit ihren
eigenen Frauen .allmählich das eheliche Zufammenleben löflen'. Die
fich bei diefer Exegefe aufdrängenden Fragen .follte man nicht aufwerfen
'- das .zeugt von wenig vornehmer Gefinnung'und .übelwollender
Beurteilung'.

Königsberg/Pr. Pott-

Renartl, Jofeph S. L: Saint Jofeph et I' enfance de Marie et de
Jesus d'apres les livres saints, lcs traditions, les relevations des
mystiques, la theologie. (XXXV, 298 S.) gr. 8». Tours, Marne &
fils 1920.

Diefe Lebensbefchreibung, glatt und weitläufig gefchrieben, aber
ohne hiflorifchen Gehalt, foll der weiteren Empfehlung des Jofephkultus
(p. 225 ff.) dienen, denen fpätes Aufkommen mit Joh. 2, 10 (Ende) begründet
ift, p. XXXV) 1 Als Aufriß dient der apokryphe Bericht des
Protevang. Jakobi, nebft ausgewählten Kapiteln des arabifch überlieferten
Kindheitsevangeliums; zur weiteren Ausfüllung — die Vifionen der
Katharina Emmerich und der Maria d' Agreda, in vollem Ernfte ge-
fchichtlich genommen! So erfahren wir chronologifche und örtliche Einzelheiten
, die uns der Mangel wirklicher Quellen fonft verfchließt,
z. B. auch genau, wie die Hochzeitskleider von Maria und Jofeph aus-
gefehen haben, daß Maria vor entfcheidenden Wendungen felbft in Ek-
ftafe kam, und daß beide übrigens unter effenifchcn Einflüffen aufwuchfen
(eine billige Auskunft bei der trüben Kenntnis, die man vom Effenis-
mus hatte). Es ift nicht zu zweifeln, daß das Buch bei der Sonderart
des ffanzöfifchen Charakters dankbare Lefer und Leferinnen findet,
die mehr auf Gefühlswirkung als auf Kritik fehen; hätten wir doch in
Deutfchland für wirklich wertvolle Unterfuchungen fo fchönes Papier
zur Verfügung wie das hier verfchwendete 1

E. Hennecke.

Cadoux, C. John, M. A., D. D. (London), M. A. (Oxon.),
The early Christian attitude to war. A contribution to
the history of Christian ethics. With a foreword by
the Rev. W. E. Orchard, D. D. (XXXII, 272 S.)
London, Headley Bros. Publishers 1919.

—, The Guidance of Jesus for to-day, being an account of
the teaching of Jesus from the Standpoint of modern
personal and social need. (178 S.). London, Allen &
Unwill 1920.

1. Auf Grund umfaffender Studien — ich habe keine
Lücke gefunden —, mit forgfältiger Berückfichtigung
meiner Schrift .Militia Christi' (1905) und in vorzüglicher
Dispofition hat der Verf. die erfte Monographie über das
Problem in englifcher Sprache verfaßt. Seine Urteile find
überall wohlerwogen, fo daß die Schrift, ohne bemerkenswert
Neues zu bringen, als ein Abfchluß der Bemühungen
über diefe Frage gelten darf. Der Widerspruch des alten
Chriftentums gegen den Krieg tritt noch fchärfer hervor
als in meiner Darfteilung, und ich finde keinen Grund,
dies für die altchriftliche Theorie zu beanftanden.

2. Die zweite Schrift ift unter dem erfchütternden
Eindruck des durch den Weltkrieg offenbarten Verfalls
der Chriftenheit gefchrieben, der in England nicht weniger
deutlich ift als bei uns. Diefem Verfall gegenüber aber
will der Verfaffer zeigen, daß das Evangelium nicht bankerott
ift, ja daß es feine Vitalität unerfchüttert behauptet.
Er macht fich das Wort Burkitt's zu eigen: 'The real
miracle, which only escapes our notice because is so
familiär, is the irresistible vitality of the ethical teaching
of the Gospel.' Auf Grund diefer Überzeugung entwickelt
der Verf. aus dem Evangelium eine chriftliche Perfonal-
und Sozialethik, die keiner befonderen Apologetik bedarf,
weil fie in fich die Kraft enthält, die Chriftenheit und
mit ihr die Menfchheit aus dem Verfall herauszuführen.
Auch in diefem beifallswerten, von gefchichtlichem und
chriftlichem Sinn getragenen Werk tritt die Ablehnung
des Kriegs, weil er mit dem Evangelium unvereinbar,
ftark hervor.

Berlin. A. v. Harnack.

Vogels, Heinr. Jofeph: Unterfuchgn. zur Gefchichte d. latein.
Apokalypfe. Überfetzung. (V, 247 S.) Lex. 8°. Düflel-
dorf, H. Schwann 1920. M. 75 —

Wiederum befchenkt der fleißige Verfaffer, deffen
Unterfuchungen zur altlateinifchen Evangelienharmonie
ich in diefer Zeitung 1920, 175 f. anzeigen durfte, feine
Mitforfcher mit einer Fülle wertvollen Materials zur Gefchichte
der lateinifchen Bibel. Es ift methodifch vorteilhaft
, einmal für eine einzelne neuteftamentliche Schrift
die Gefchichte der lateinifchen Überfetzung von ihren
problematifchen Anfängen bis zu ihrem relativen Ab-
fchluß in der Revifion des Hieronymus zu verfolgen1.
Die ihm eigene entfagende Zurückhaltung bewahrt V., der
in umfaffender Unterfuchung dies für die Apc. unternimmt,
davor, auf diefer fchmalen Basis mehr aufzubauen, als
fie tragen könnte. Wir befitzen für die Praevulgata
der Apokalypfe bekanntlich nur 2 Hss., den dem fog.
europäifchen Typus zugehörigen Gigas (g) und das leider
nur wenige Bruchftücke bewahrende Palimpfeft von
Fleury (h) mit .afrikanifchem' Text. Das Textmaterial
läßt fich aber aus der patriftifchen Überlieferung ftark
vermehren. V. bringt Unterfuchungen außer über vulg.
g, h noch über Primarius, Victorin von Pettau, Tyconius,
dazu kürzer über Cyprian, Ps. Cypr. ad Novatianum, den
Autor de promissionibus et praedictionibus Dei, Fulgen-
tius von Rufpe, Orofius, Caffiodor und Auguftinus (die
als ,dem Primafiustext verwandte Formen' zufammen-
gefaßt werden), weiter über die Interpolationen des Codex

1) Jülicher hat ZNTW 1914 S. 163—188 eine lichtvolle „Kriti-
fche Analyfe der lateinifchen Überfetzungen der Apoftelgefchichte" entworfen
, auf die ich hier als einer „der vielleicht 50 Menfchen, die fich
für diefe Studien ernfthaft intereffieren" (S. 188), dankbar hinweifen
möchte.

*