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Ausgabe:

1921

Spalte:

51-52

Autor/Hrsg.:

Kern, Otto

Titel/Untertitel:

Orpheus. Eine religionsgeschichtliche Untersuchung 1921

Rezensent:

Goedeckemeyer, Albert

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Seite 1

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51

Theologifche Literaturzeitung' 1921 Nr. 5/6.

Sowohl
das arabifche Teim, das in derfelben Schreibung j orphifchen Fragmente, deren fehr erwünfchte .vollftändige
in den altnordarabifchen Infchriften fehr häufig ift, doch j und kritifche Sammlung' in Ausficht geftellt wird (42),
könnte es auch tamm (vollkommen) fein, das fich gleich- j behandelt K. fo ziemlich alle Fragen, die dafür von
falls als Name findet. In der Infchrift 347 ift die Lefung ; Wichtichkeit find: das Alter der Orpheusfage, ihre Ent-
rßn ficher. Die Göttin ftSfl fcheint mir wegen des an- j ftehung, ihr Verhältnis zu den eleufinifchen Myfterien und
und auslautenden n in ihrem Namen berberifchen Ur- j zur hefiodifchen Theogonie, ihre Einwirkung auf die
fprunges zu fein. Sie findet fich nur bei den Karthagern, I fpätere Philofophie, den fpielenden Dionyfos, das Wefen
und der Sidonier tun .35 in CIS I, 116 war wohl j des .Orpheus', das durch den mit 2 Tafeln verfehenen
auch punifcher Herkunft. Daher glaube ich nicht, daß die j Auffatz über Orpheus- und verwandte iranifche Bilder
Göttin in fo alter Zeit auf dem Sinai vorkomme. Ich '■ von Strzygowski in willkommener Weife ergänzt wird,
fehe in ln2t-i hier einen Perfonennamen und glaube, daß j u. a. m. (vgl. Jndex). Hervorheben möchte ich feine

Bemerkung, daß die Orphik über Hefiod hinausgehend
auch die Entftehung des Menfchengefchlechts in die
theogonifchen Gedanken hineinbezieht, und fich durch
ihre befondere Ausgeftaltung, die zu den Begriffen der
Erbfünde und Erlöfung führt (23 ff), den Boden für die
Forderungen des oQcpixbq ßiog fchafft, und ferner den,
wie mir fcheint, wohl gelungenen Nachweis, daß die
Orphiker Verlaffene gewefen find, die fich als .Kultgemein-
fchaft, die einfame Pfade wandelte' die Orpheusgeftalt
gefchaffen haben, ohne daß es je den Dichter O. gegeben
hat, von dem die Sage erzählt (15 ff)-

Königsberg. Goedeckemeyer.

es eine ältere Schreibung für das fpätere dpi ift und
,Gabe' (des Gottes N) bedeutet, wie der arabifche Name
Wahb. — In der zweiten Zeile der Infchrift 349 ift das
vierte Zeichen noch nicht identifiziert. Sehr gut würde
Qoph dafür paffen, fo daß ppb 31. oder "jajja 31 event.
aaaps an ,Obermineur' daftände.'

Göttingen. M. Lidzbarski.

Dombart, Dr. Theodor: Der Sakralturm. 1. Teil: Zikkur-
rat. (95 S. m. 1 Taf. u. 43 Textfig.l gr. 8°. München,
C. H. Beck 1920. M. 10 —

Diefes vom Jahre 1920 datierte Buch ilt ein alter
Bekannter. Es ift nämlich, obwohl der Verfaffer es fcham-
haft verfchweigt, nichts anderes als feine i. J. 1915 erfchie- j Grünwedel, Albert: Die Tempel von Lhasa. Gedicht des
nene Münchener Differtation. Hinzugekommen ift nur erften Dalailama, für Pilger beftimmt, aus dem tibet.
das Titelbild und der Titel, der Bogenaufdruck: Dombart, ! Texte mit dem Kommentar ins Deutfche überfetzt.
Der Sakralturm, eine Seite Bemerkungen auf anderem (Sitzungsber. der Heidelberger Akad. d. Wiff, Philof.-
Papier und ein Verzeichnis der Abbildungen nebft Namen-, ; hiftor. Kl. Jhg. 1919, 14. Abh.) (92 S.) gr. 8°. Heidel-
Wort- und Sachregifter. berg, C. Winter 1919. M. 5 —

D. befpricht zuerft den archaeologifchen Befund der I Eine Brofame nur von eines Reichen Tifch (in An-
Ruinenftätten, fodann die bildlichen Darftellungen der I fehung des fürftlichen Mahles, das Profeffor Grünwedel
Stufentürme und ihre architektonifchen Nachkommen, foeben erft in einem anderen, monumentalen Werke, an
darauf dann die keilinfchriftlichen Zeugniffe. Am Schluffe 1 dem wir lange werden zu zehren haben, in feinem ,Alt-
werden die Ergebniffe zufammengefaßt. Dazwifchen find j Kutfcha', der gelehrten Welt befchert.hat) und darum
noch einige nicht ganz klare Abfchnitte über die Bedeu- doch auch fie nicht ohne Wert. Eine Überfetzung, die,
tung der Tempeltürme und analoge bauliche Erfchei- I fo philologifch zuverläffig fie ohne Zweifel ift, doch einzig
nungen in der übrigen Welt gefetzt. Gerade über diefe j wohl nur der Überfetzer felber ganz verlieht, er der erfte

Dinge vermag ich aber nicht felbftändig zu urteilen.

Im Einzelnen bemerke ich noch folgendes: S. 5 (vgl. 8547). Wer
die Ruine es Sahn zuerft mit Etemenanki identifizierte, hat Weißbach

überhaupt, der an Literatur diefer Art fich herangemacht.
Uns würde der hier übertragene tibetifche Kommentar
felbft wieder eines Kommentars bedürfen, follte fich der

in der Dtfch. Literaturztg. 1914, 1192 gezeigt. —S. 6. Daß die Ruine . Gedichtes recht uns lüften in dem kein

Aqerqüf etwas anderes als einen Tempelturm enthalten könne, ift wohl i ~Jnn aes alten ueaicntes «cm unb nmen in aem Icein
kaum denkbar. — S. 17 ff. Die Abbildung 6 wird, da fie Babylon wie- j Geringerer als der in der Gelchichte lo berühmte erfte Da-
dergibt, doch wohl Etemenanki darfteilen follen. Die Zeichnung war j Iailama(l6l7—1682), den Befuchern des Tempels von Lhafa
eben fchematifch; für 7 Etagen reichte der Platz nicht aus. Das Ciceronedienfte tuend und als Haupt der gelben Kirche

Relief ift auch wichtig für die Frage nach der Lage des Araljtukanals. dabd Polemik gegen die Rotmützen führend, zum Lefer
Die .Horner' an der Spitze des Turmes werden auch in der 6. Tafel des r . . _. -4? p . ...» , '

Weltfchöpfungsepos (Eßeling, Keilfchriftt. ausAffur rel. Inhalts Nr. 164,49) j lPncht AUle Einleitung laßt noch andere Proben vererwähnt
. Das eben erwähnte Relief (lammt übrigens aus Affurbanipals j wandter Art von G. erwarten. Schon mit der vorliegenden
Zeit, alfo aus dem 7. Jahrhundert. — S. 18. Merodachbaladan i regierte j Arbeit aber hat er feinen vielen Verdienften das neue
wohl erft nach dem Jahre 1200. - S. 2«. Ich glaube nicht, daß es zugelergt, uns die Bekanntfchaft einer Klaffe tibetifcher
fich bei Abb. 21 um einen Sonnenaufgang handelt. — S. 34 und 38fr. ; t ■? ? ' pnCTnjff> vfM-imrt. lt 711 bnhpn vnn der uns hk
Hier hätten auch die von Weißbach und anderen publizierten Liften ; Eftei atUl erzeugnille vermittelt ZU haben von der uns bis
mit Namen von Tempeltürmcn berückfichtigt werden müffen. — Ib. i jetzt nichts zuganglich gewefen. Ihre offizielle Benennung,
Die Etymologie des Namens ziqquratu ift ganz unficher, da das Wort j nach G. etwa unferem Catalogue raisonne entfprechend,
'n afiy-^riffhen Texten mit o gefchrieben wird. — S. 37. Lies 'amud | ift d Kar-cc a g. Die Beftände der Berliner Bibliothek enthal-

oder 'ämüd für ammud. — S. 38fr. Für die Überfetzung der keil
infehriftlichen Nachrichten über die Tempeltürme hätte fich D. mit einem
tüchtigen Affyriologen in Verbindung fetzen follen. Hier ift fehr viel zu

ten von folchen Werken nur ein einziges. Das Original des
hier dargebotenen fand der Überfetzer unter dem tibet

verbeffern. Manches, was er heran zieht, gehört nicht hierher, anderes wieder, : lfchen Bücherhauf im Mufeum Alexanders III. in bt. Peters

wie Nebukadnezars Bericht über den Bau des Tempelturms von Borfippa ift ! bürg.

fortgelaffen. — S. 44. Die Tafel des Anu-bülsunu mit den Maßen von ; Leipzig H. Haas

Etemenanki ift, wie fich jetzt herausftellt, die Abfchrift eines Originals__" ' s'___________..........._______________*__J _

aus der Zeit derl. oder fpäteftens der III. Dynaftie von Babel. Daherftimmt _ ,.. . „. j • t_, n;a ■ „rn linj a„___ILJu_i ■_ in

auch der Ausgrabungsbefund mit den Angaben der Tafel nicht überein. Delitzsch, Priedrich Die Lele- Und Schreibfehler im Altetl
— S. 49. Für chufi lies u. — s. 56. Für die Befchreibung der hängenden Teftament, nebft den dem Schrifttexte einverleibten
Gärten wäre vor allem noch der Bericht des Beroffus (Müller, Fragm. Randnoten klaffifiziert. Ein Hilfsbuch f. Lexikon U.

hift. graec. IV, 496) heranzuziehen gewefen. Grammatik, Exegefe u. Lektüre. (X 167 S.) Lex. 8°

Breslau. Bruno Meißner. Berlin, Vereinig, wiff. Verleger 1920. M. 20 —

Die vorliegende Schrift entftand während der Aus-

Kern, Otto: Orpheus. Eine religionsgefchichtliche Unter- j arbeitung des hebräifchen Wörterbuches zum Alten
fuchung. Mit einem Beitrag von Jofef Strzygowski. i Teftament zu dem Zwecke, daffelbe von der großen Zahl
(60 S., 1 Bildnis u. 2 Taf.) gr. 8°. Berlin, Weidmann falfcher Wörter, Wortformen, Wortverbindungen zu ent

1920. M. 5 —

Für die Beurteilung der Orphiker bieten die in
diefem Werke vereinigten Abhandlungen viel Bemerkenswertes
. Auf Grund einer eingehenden Kenntnis der

laften, von welchen der überkommene Bibeltext wimmelt.
Neben der Aufzeichnung der Lefe- und Schreibfehler kam
es D. befonders darauf an, durch Klaffifizierung einer
großen Zahl anerkannter Textfehler, eine fichere Grund-