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Ausgabe:

1921

Spalte:

20

Autor/Hrsg.:

Messer, August

Titel/Untertitel:

Der radikale Zweifel in seiner Bedeutung für den Philosophie-Unterricht 1921

Rezensent:

Richert, Hans

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19

Theologifche Literaturzeitung 1921 Nr. 1/2.

20

Händigen religiöfen Lebens, über alles zu Hellen. Brunn
tritt für Gründung eines Laienbundes ein — der Aufruf
zu einem folchen liegt bei — der in Ergänzung der kirchlichen
Arbeit, nicht im Gegenfatz zu ihr, zur Anregung
und Vertiefung der Religion in der gebildeten Laienfchaft
durch Zeitfchrift, Vorträge und religiöfe Gemeinfchaft
wirken, und fich dabei auf den Boden des ChriHentums
Hellen foll (.umfallend alle, die fich ungeachtet aller Ver-
fchiedenheit der Überzeugung, eins wiffen im chrifllichen
Lebensideal perfönlicher Gotteskindfchaft', Aufruf). Mit
welcher Freude wäre ein folcher Bund nicht zu begrüßen!
Freilich drängen fich einige Fragen auf: Hat Verf. die
Stellung der gebildeten Laien zur Religion nicht zu
günHig beurteilt? Überwiegen nicht auch heute noch
unter den Gebildeten die Verächter? Wie denkt er fich
die Abgrenzung des Bundes gegenüber den modernen
teilweife bewußt chrißentumsfeindlichen monißifchen
Strömungen? (Merkwürdig, daß er diefe für ihn allerdings
fatale Frage nicht einmal Hreift). Wird es möglich fein,
felbH innerhalb des Laienbundes Paragraph, Mittelmaß
und Schema ganz auszufchalten ? Indem wir die letzte
Frage verneinen, bringen wir damit zum Ausdruck, daß
u. E. die ficherlich in ihrer Tendenz und manchen Einzelheiten
berechtigte Kritik Bruhns an der Kirche über
das Ziel hinausfchießt.
Iburg. W. Thimme.

Horneffer, Auguß: Religiöfe Volksbildung. (132 S.) gr. 8°.
Tübingen, I. C. B. Mohr 1920. M. 7 —

Die beiden Brüder Horneffer haben fich in letzter
Zeit Händig zu der Religion (in unferm Sinn) hin entwickelt
und dem Chrißentum genähert (vgl. in obiger
Schrift u. a. die Anm. auf S. 34 und die Ausführungen
über die Volkskirche S. 12 ff). Der ,konfeffionslofe Jugendunterricht
', den fie in München erteilen, führte nach
anfänglicher Ausfchaltung religiöfer Gegenßände zu immer
Härkerer Betonung des religiöfen Stoffes. So enthält die
Schrift, die den Erfahrungen diefes Unterrichts entßammt,
nichts, dem ein freigerichteter Proteßant feine Zußimmung
verfagen müßte. Der Religionsunterricht foll nach H.
allgemein und verbindend fein. Daß ein folcher für
unlere Volksbildung notwendig iß und durchaus religiöfe
Wirkungen erzielen kann, iß fraglos. Sehr fraglich dagegen
iß es, ob die bei der Religionsvergleichung herauskommende
Einheitsreligion (S. 40ff) das Ideal iß und ob
man bei Kindern ganz ohne autoritative Dogmen auskommt
(S. 53 ff). Sehr treffend iß die Befürwortung der
Verbindung von Moral-und Religionsunterricht (S. 62 ff) —
die heutzutage vielfach vorgefchlagene Trennung iß undurchführbar
—, m. E. auch die hierbei an der Förfler-
fchen Methode geübte Kritik. Am meißen werden die
Vorfchläge über den Aufbau des Unterrichts intereffieren
(S. 89 fi). Die Schrift iß reich an bedeutfamen Gefichts-
punkten und wertvollen Anregungen.

Mannheim. Lic. Knevels.

Itlebner, Hermann: Altteftamentliche Propheten. Unter
bef. Betong. ihrer Beziehgn. zum Volkstum unterrichtlich
geßaltet. (182 S.) 8°. Braunfchweig, Wefler-
mann 1919. Pappbd. M. 10 —

Auf 31 Seiten weiß der Verfaffer das Recht der Propheten
auf Verwertung im Unterricht nach: mit dem
Chrißentum haben fie zwar gar nichts zu tun, von Jefus
führt keine Verbindung zum A. T., auch nicht zu den
Propheten, er iß etwas abfolut Neues; aber die Propheten
find Helden der Religion, als folche gehören fie in den
Unterricht. Über das Verhältnis Jefu zur religiöfen Entwicklung
in Israel, zu der prophetifchen Religion im be-
fonderen, denke ich anders, aber recht hat Itfchner ganz
zweifellos darin, daß man die Propheten nicht unter den
Gefichtspunkt der ,chrißoZentrifchen Ausdeutung' (S. 11)
Hellen darf, fondern hinnehmen muß als das, was fie find,
als Männer, welche leben in Gott, ihres Gottes voll find,

als Helden des Glaubens, bereit, allem zu trotzen in
ihrem ,unbändigem Willen zum Glauben' (S. 12/13), unfähig
, von ihrem Gott zu laffen. So allein werden fie
ganz sprudelndes Leben, das Leben wecken kann.

Itfchner verfleht es im Hauptteil (S. 32!!.) in einer
langen Reihe vonUnterrichtsentwürfen ausgezeichnet,
die Propheten in diefem Sinne lebendig zu machen; prächtig
iß es, wie er die Vergangenheit auch mit der Gegenwart
verknüpft, fie fruchtbar macht für unferen Kampf
mit unferen Nöten. Über Einzelheiten mit ihm zu
rechten, hat keinen Sinn. Ich denke anders über die
Auswahl, auch über manche Einzelheiten fonß, aber im
Geiß, mit dem er die Sache anfaßt, bin ich mit ihm eins,
und ich freue mich der lebenfprühenden Bilder, die er
. entwirft.

Ich wünfehe, daß überall die Propheten in diefem
; Geiß vor die Schüler gebracht werden und hoffe, daß
j viele Lehrer fich von Itlchner führen und beraten laffen.
Minden i. W. G. Rothßein.

j MefTer, Prof. Auguft: Der radikale Zweifel in feiner P»edeutung für
den Philofophie-Unterricht. (Das Bildungswefen, 4. Heft.) (24 S.)
gr. 8". Gießen, A. Töpelmann 1920 M, 1.80

i Der Philofophieunterricht foll nach des Verfaffers Meinung von den

i Zweifeln ,des heutigen Gefchlechts in ihrer abgründigen Tiefe und alles
unterwühlenden Kraft' ausgehen und dann den Verfuch machen fie von
innen zu überwinden. Als gutes Mittel hierzu erfcheinen ihm freie Aus-
fprachen mit Studierenden, bei denen diefe ihre Zweifel offen vorlegen.
Das Büchlein bringt nun den Vortrag eines Studenten, den der Verfaffer

i offenbar für charakteriftifch für den modernen Zweifel hält, und zeigt in
einem Schlußteil, wie er felbft in der Befprechung diefe Zweifel zu
überwinden verfucht hat. Man erkennt leicht die Vorzüge und Schwächen
diefer Methode. Die Vorzüge find die lebensvollen Beziehungen zur
wirklichen Seelennot unferer Jugend, Einrichten in die Bedürfniffe des
modernen Menfchen. Die Schwächen der Methode liegen in der Überfülle
von Anregungen, die in der Befprechung nicht bewältigt werden können,
liegen in den oft nur perfönlichen und keineswegs typifchen Erlebniffen
eines Vortragenden. Solche Befprechungen find daher nur als Anregungen
für einen fyftematischen Unterricht brauchbar, der dann erfi; die
Fülle der Fragen beantworten kann. Ich empfehle das Büchlein allen,
die die Seelenlage unferer Jugend kennen lernen wollen.

Reichenbach i. Schi. H. Richert.

Mitteilung.

Harvard Theological Revien. Die Herausgeber diefer ange-
fehenen Zeitfchrift haben fich entfchloffen, um den internationalen wiffen-
fchaftlichcn Austaufch zu erleichtern, für das Ausland (Europa) an den
alten Friedenspreifen feftzuhalten d. h. für das deutfehe Reich am Preife
von 8 M. (für Üfterreich-Ungarn 8 Kronen). Mögen auf diefem Wege,
den unfer Blatt fchon im vorigen Jahre befchritten hat, viele andre folgen.
Die Zeitfchrift enthält in der vorliegenden Nummer Auffätze angefehener
Gelehrten (auch Deutfcher) manigfachen Inhalts u. ftellt weitere in Ausficht.

Die Teylerfche Theologifche Gefellfchaft zu Haarlem
fchreibt als neue Preisfrage zur Beantwortung vor 1. Jan. 1923 aus:
,Das Verhältnis zwifchen der morgenländifchen u. der abendländifchen
Kultur in philofophifcher, religiöfer u. ethifcher Hinficht.

Bibliographie

von Oberbibliothekar Kippenberg in Leipzig,
Univerfitätsbibliothek.

Bezügl. Hinweife und Sendungen find jederzeit erwünfeht.

1. Jüngft erlchienene Befprechungen.

Aalders: Profeten d. Oud. Verbonds (WCaspari: ThLtbl 1919, 12:

FMTBöhl: NThStud '19, 8; BiblZ 15, 3. '20; WNowack: ThLtztg

'20, 17/18; NvdPyl: BiblSacra 305, '20 Jan).
PAbälards Philof. Schriften h. BGeyer 1, 1 (WWeinbcrger: BerlPhWl

1920, 2; FKlimke: ZKathTh '20, 3; RSeeberg: ThLtbl '20, 19; F

Pelfter: ThRev '20, 19/20).
Achelis: Entwicklungsgang d. altchriftl. Kunfi (WNeuß; LtHdw 1920

3; EBecker: ThLtbl '20,8; Derf: LtZtbl '20, 51/52; PThomfen; Berl

PhWf '20, 36; GStuhlfauth: ThLtztg '20, 21/22).
Aetheiia (od. Silvia): Pilgerreife nach Jerufalem üb. HRichter (Allg

Miff-Z 1920, 2; Studft '20, 5/6; PGeyer: BayerBllGymnSchlw 56, 2;

GGrützmacher: ThGgw '20, 4; GKrüger: ThLtztg '20 17/18).
Althaus: Zur Einführg. in d. Quellengefch. d. kirchl. Kollekten ufw.

(AUckeley: ThGgw '20, 2; GB: LtZtbl '20, 27; HJordan: Beitr-

BayerKg '20, 3/4).