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Ausgabe:

1921 Nr. 2

Spalte:

321-322

Autor/Hrsg.:

Jeremias, Johannes

Titel/Untertitel:

Der Gottesberg 1921

Rezensent:

Staerk, Willy

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321

Theologifche Literaturzeitung 1921 Nr. 25/26.

322

Z. 87 ift da-da-ni-ia nicht zu verändern; es ift ein auch fonft bekannter
Körperteil, vr;l. ZA. 30,292,5; 33,17—Z. 114, 199 1.: gabal lä ma-
har—ein Kampf ohne Widerftand.—Z. 115, vgl. 199, 275. Die Schreibung
supat für äubat läßt fich auch fonft nachweifen, vgl. Mefferfchmidt,
Keilfchr. a. Affur hift. Inn. Nr. 13, IV, 6; Nr. 16 Rs. II; RA. VII,
17,9.—Z.164übers.waäbu=fiefaßen.—Z.183ftehtluksusu fürlukäudsu
=ich will ihn gefangen nehmen.—Z. 184t übers.: Wie ftark der Sproß von
Uruk ift, will ich das Land hören laffen. —Z. 217 übers.: Das Wort, das er
fpricht.—Z. 252 fteht a-mep)-ir Im Text, amaru wird auch fonft gerade
vom Finden von Wegen gebraucht.—Z. 259 L li-ip-te-kum—er möge
dir öffnen.— Z. 262 übers.: Deine Nacht fei eine Sache, auf die du dich
freuft.—Z.i 65 am Schluß 1. ku-us-d a= erreichet.—Z.269 übers.: i n a n ä d i-
ka=in deinem Schlauche.—Z. 270 1. wohl [ka]-zu(l)-tim me-e a-na (il)
Samaä ta-na-ki(!)«=kiihles Waffer follft du für den Sonnengott ausgießen
.—Z. 274 falte: [la ta-pa] -1 a-a 1) libbu-ka ia-ti du(l)-ug-la-
ni=fürchte dich nicht in deinem Herzen und fchau mich an.
Berlin. Bruno Meissner.

Jeremias, Pfr. D. Dr. Johannes: Der Gottesberg. Ein Beitrag
zum Verftändnis der bibl. Symbolfprache. (IV,
160 S.) 8°. Gütersloh, C. Bertelsmann 1919.

M. 10.— ; geb. M. 12.—

J.'s Unterfuchung über den Symbolbegriff ,Berg' in
der kosmifch-mythifchen Sprechweife der Bibel ift gewiffer-
maßen die nähere Ausführung deflen, was fein Bruder
A. Jeremias im Motivregifter von ATAO3 s. v. Berg zu-
fammengeftellt hat. Seine Ausführungen über die Gottes-
bergvorltellungen im A. und N. Teftament werden alfo
nur für die überzeugend fein bzw. von denen verftanden
werden, die A. Jeremias' geiftvollen Verfuch, die motiv-
fymbolifchen Ausdrucksformen der altteftamentlichenWelt-
anfehauung aufzuzeigen, ftudiert haben. Bei der noch
immer beftehenden Neigung der Bibelerklärer, diefes ganze
fchwierige Problem möglichft nicht in die wiffenfehaftliche
Unterfuchung einzuftellen, werden es, fürchte ich, nicht
eben viele fein. Aber davon wird zum Glück die grund-
fätzliche Bedeutung der Erkenntniffe nicht berührt, durch
die A. Jeremias das Verftändnis der biblifchen Literatur
gefördert hat.

Ich habe in der Anzeige von ATAO3 (in diefem Blatte 1916, 529 ff.)
zu dem von A. Jeremias aufgeflellten Kanon für die Erzählungsweife
der Bibel grundlätzlich Stellung genommen. Das dort Gefügte gilt auch
für das vorliegende Buch. Das wiffenfehaftliche Recht zur Erklärung
biblifcher Sprechweife aus der, auf dem kosmifch-aftralien Weltbilde
beruhenden Verwendung fymbolifcher Motive ift in der Literatur des
A. u. N. T.'s felbft klar begründet. Es handelt fich alfo nicht um eine
Methode, die Phantaften von außen her an ein ganz anders geartetes
Objekt herangebracht haben, wie das Wincler und Jeremias zum Vorwurf
gemacht worden ift. Und die Sache felbft hat auf andern Gebieten des
Geifteslebens Parallelen. Wer z. B. den fpezilifchen Stil Wagnerlcher Mulik
kennt, weiß genau, welche Bedeutung darin das motivfymbolifche Element
hat. Zur Debatte kann nur die Frage ftehen: find wir imftande,
überall mit Sicherheit die Verwendung folcher fymbolifcher Motive in
der biblifchen Erzählung nachzuweifen? Hier ift der Punkt, wo ich
auch gegen des VPs. Buch mit Bedenken nicht zurückhalten kann. Er
will zuviel fehen und hören. Das verleitet ihn öfter, mit recht
brüchigem Material zu arbeiten. Selten gelingt es ihm fo gut wie bei
der Sage Jof. 10, die fymbolifche Stilifierung (hier mit Motiven des
Neujahrsfeftmythos) einer Erzählung nachzuweifen, S. 87 ff. Damit vergleiche
man nun beifpielsweife die Ausführungen über den Siebenbrunnen
S. 95 ff. Ein Siebenbrunnen im Sinne des Hauptmotivs von Gen. 21,
22ff. (26, 26ff) ift die Zifterne Ex. 2, 15 doch nicht wegen der Siebenzahl
der Töchter des Priefters. Mit demfelbem Recht könnte einer aus
der engen Verwandtfchaft der Sagen Ed. 2, 15 ff. und Gen. 29 ein Motiv
des Helden, der allein die Arbeit vieler verrichtet, fchließen, der Brunnen
in der Steppe Gen. 29,2 fei auch ein Siebenbrunnen. Hier will J. zu
viel wiffen.

Manche Äußerungen des Vf.'s werden, fürchte ich, unverftändlich
bleiben wegen der Kürze der Darftellung; fo wenn er S. 97 ohne jede
nähere Begründung die Bemerkung hinwirft, masal in Gen. 4, 7 fei
rituell zu verliehen im Sinne der Unfchädlichmachung des rabisu
,hatta'. Übrigens heißt es im MT: hattath, und nicht fie hat Verlangen,
fondern der rabisu; hattath ift offenbar Verfuch einer exegetifchen Deutung
diefer Dämonenbezeichnung, und wie es fcheint, ift der Erklärer im
Recht, denn die auch von J. betonte Parallele zwifchen Gen. 3 und 4
im Verführungsmotiv ift unverkennbar. Was dort der nahaä bewirkt,
ift hier ein Werk des rabisu ■=■ hattath. Aber daraus folgt doch nich die
Parallele hatta (th) — hawwa, die J. in Zufammenhang mit dem Motivwort
tesuqa (4/7 und 3,16) bringt, denn 3,16 bedeutet teäuqa nicht das Verlangen
nach Ilerrfchaft über den Mann, fondern das gerade Gegenteil,
nämlich im Sinne des Fluchwortes das pfycbologifch scheinbar wider-
fpruchsvolle Verhalten des Weibes in ihrem Gefchlechtsleben dem Manne
gegenüber, von dem fie doch loszukommen fuchen follte.

Solcher Fehlgriffe in der Anwendung einer an fich
richtigen Methode der Erklärung enthält J.'s Buch eine
ganze Menge. Doch foll der Hinweis auf die Mängel,
die ihr zunächft noch notwendigerweife anhaften mußten,
nicht die Anerkennung beeinträchtigen, die man J.'s geift-
reichem Verfuch, die Bedeutung eines beftimmten Motivs
für die biblifche Symbolfprache aufzuweifen, zollen muß.
Jena. W. Staerk.

Cowley, A.: Jewish Documents of the Time of Ezra. Translated
from the Aramaic. (Translatior.s of early Documents. Ser. I. Pa-
leftinian Jewish Texts [Pre-Rabbinic]). (100 S.) 8°. London,
Soc. for promoting Christ. Knowledge 1919. geb. 4 sh. 6.

Diefe von Cowley felbft beforgte t berfetzung wichtiger Texte aus
den Elephantine-Papyri erfcheint als Heft I der 1. Serie einer großen
Sammlung Translaiions of early documents, die Oesterley und Box
herausgeben, in erfter Linie für Studierende. Die Sammlung foll 3 Serien
umfaffen: Palaestinifch-Jüdifches und Verwandtes, Helleniftifch-
Jüdifches und Rabbinica. Sie wird alfo , wenn vollftändig vorliegend,
in kleinen handlichen Heften die Hauptftücke der außerkanonifchen
Jüdifchen Literatur von ca. 400 bis ca. 200 n. Chr. und Unliterarifches
aus dieser Periode bieten. Aus diefem Rahmen würde nur die in das
Programm aufgenommene Übcrfetzung ausgewählter Stücke aus Buch I
von D. Kimchi's Pfalmenkommentar herausfallen. Ref. kann unter den
jetzigen traurigen Zuftänden und mit den dürftigen Mitteln der hiefigen
Bibliothek nicht ficher feftftellen. wieviel in diefer Sammlung ftudentifcher
Hilfsbücher, mit der eine Serie Translations of Chriftian Literature parallel
geht, bis jetzt erfchienen ift. Nach dem bibliographifchen Verzeichnis
der ,Bibl. Zeitfchiift', das wohl die zuverlässigere Sammlung
ift, fcheinen die Hefte ziemlich fchnell ausgegeben zu werden. Das vorliegende
lieft I, I bringt 38 Texte von Elephantine-Papyri der Ed. Sayce-
Cowley und Sachau mit kurzen Noten und einer gefchickten Einführung.
Es enlfpricht alfo etwa meiner Sammlung ,Alte und neue Aramäifche
Papyri' in den Kleinen Texten Heft 94 (1912).
Jena. W. Staerk.

Guardini, Dr. Romano: Die Lehre des heil. Bonaventura
von der Erlölung. Ein Beitrag zur Gefchichte und zum
Syftem der Erlöfunglehre. (XX, 206 S.) 8°. Düffeldorf,
L. Schwann 1921. M. 25—

Der in Bonaventuras Schriften fehr belefene und mit
Gefchick feine Ergebniffe vortragende Verfaffer will nicht
in erfter Linie die Frage nach der Herkunft der einzelnen
Beftandteile der Erlöfungslehi e Bonaventuras unterfuchen,
fondern feftftellen, welchen Wert fie für den Aufbau der
Soteriologie Bonaventuras und welche fyftematifche Stellung
fie im Ganzen feiner Lehre befitzen. Er glaubt nachweifen
zu können, daß neben der Satisfaktionstheorie mit
ihren ideellen moralifch-rechtlichen Beziehungen die alte
pfyfifch-myftifche Erlöfungstheorie mit ihren realen phy-
fifchen Beziehungen einen breiten Raum einnehme, allo
nicht einfach Anfelm herrfche, wie namentlich die pro-
teftantifche, hauptfächlich auf den Sentenzenkommentar
fich ftützende Forfchung überzeugt fei. Wer alle Schriften
Bonaventuras heranziehe, werde durch den Reichtum der
Betrachtungen überrafcht, müffen neben der Satisfikations-
theorie die alte Rekreationstheorie und auch noch die
Redemptionstheorie — Loskauf vom Teufel — feftftellen
und eine Fülle der Anfchauungen, die in ihrem Reichtum
wie in ihrer harmonifchen Anordnung dem unerfchöpf liehen
Myfterium gerecht werden, nicht als complexio oppofi-
torum zenfuriert werden dürfen.

Die letzte Frage mag auf fich beruhen, obwohl es
Guardini fchwer werden wird, feine Überzeugung von der
Harmonie des Ganzen auch im Hinblick auf die Redemptionstheorie
zu erweifen. Er felbft muß ja hier Halt-
lofigkeiten einräumen. Ihre Unhaltbarkeit hat endgültig
Anfelm erwiefen. Wenn Bonaventura fie wieder aufgreift,
fo zeugt das weniger von dem harmonifchen Reichtum
feiner Anfchauungen als von feiner unfelbftändigen Abhängigkeit
von der älteren Überliefernng, namentlich von
Auguftin. Wichtiger ift die Frage, ob wirklich B. die alte
phyfifche Erlöfungslehre vorgetragen hat. Ich kann nicht
finden, daß der Vf. den Beweis dafür erbracht hat. Was
er unter diefem Titel vorträgt, find Ausführungen, die in
der Hauptfache ins Gebiet der Rechtfertigung, alfo nicht
der Erlöfung fallen. Was übrig bleibt, find unverftandene

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