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Ausgabe:

1920 Nr. 1

Spalte:

133

Autor/Hrsg.:

Ludwig, Karl

Titel/Untertitel:

Bismarcks Glaubensleben 1920

Rezensent:

Mulert, Hermann

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Seite 1

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l33

Theologifche Literaturzeitung 1920 Nr. 11/12.

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verfchleudern darf. Selten ift mir fo ftark wie hier der
Notftand entgegengetreten, daß Fichtes Nachlaß fo der
planlofen Willkür der allerverfchiedenften Herausgeber
ausgefetzt ift und fich noch immer keine Akademie gefunden
hat, die eine geordnete Bearbeitung in die Wege
leitet.

Bonn. E. Hirfch.

Schaeder, Geh. Konfift.-R.at, Prof. D. Erich: Der Weg zu
Gott. (Das Hauptproblem der Dogmatik. (Zeit- u.
Streitfragen, XII. Reihe, Heft 9/10.) (30 S.) 8°. Berlin
-Lichterfelde, E. Runge 1919. M. 1.20

Das Hauptproblem der Dogmatik, fagt der Verfaffer,
hat es nicht mit der Infpiration der Schrift zu tun, noch
mit dem Begriff der Sünde, noch mit der Lehre von der
Perfon Jefu, fondern es lautet: ,Wie gelangen wir zu Gott?'
Ludwig, Karl: Bismarck. Glaubensleben. (68 S.) kl. 8». Berlin, | Antwort: Nicht durch eigenes Suchen und Bemühen;
Furche-Verlag 1919. M. 1.50 n,cnt auf Grund natürlicher Erfahrungen oder einer natür-

Die Benutzung der vorhandenen Literatur ift umdchtig, die j liehen Anlage zur Religiofität, wiewohl das Vorhanden-
Darftellung anziehend, das Urteil befonnen. Ich glaube, daß die ( fein einer folchen keineswegs geleugnet werden foll; auch
Natur des geborenen Politikers der Chriftlichkeit Bismarks ftärker njcht mittels hiftorifcher oder gar religionsgefchichtlicher

kirchlichen Überlieferung, der er ,unkritilch und konfervativ' | naht und aut uns wirkt. Und er tut das durch Chnftus,
gegenüberftand, fich nur das wirklich aneignete, was er für fein j fofern das biblifche Chriftusbild fordernd und gebend an
perfönliches Glaubensleben brauchte. uns herantritt, uns demütigt und erhebt und fo mit Gott

„ j5-45 un-ten ift df Zitat .VnvolIft.ändi?; s- 4?./'" zuQ'.kir?n"c^ verföhnt und vereint. Dies der einzige ,Weg zu Gott'.
VerfalTungsänderung'zu erganzen ,im hierarchifchen Sinn'; S. 60 uu"bv.,in.g ^

Z. 6 1. v. Arnim-Boitzenburg; S. 64 1. Whitman. Die Schrift, deren Inhalt vielfach an Herrmannfche,

Kiel. Mulert. an tranfponierte Herrmannfche Gedanken erinnert, ift mit

warmer religiöfer Begeifterung gefchrieben und wirkt wie

Sägmüller, Prof. Dr. Johannes Baptift: Der apoltolirche Stuhl und i ein Erbauungsbuch im heften Sinn des Wortes, fo daß

1 es den Lefer Uberwindung koftet, ihr mit nüchternen
kritifchen Einwänden zu begegnen. Da fie aber doch
fich die Aufgabe ftellt, die jede Dogmatik fich Hellen
muß, auf Grund wiffenfehaftlichen Nachdenkens über die

der Wiederaufbau des Völkerrechts und Völkerfriedens. (Das
Völkerrecht, 6. Heft.) (120 S.) 8». Freiburg i. B., Herder
1919. M. 3.80

Sammlung reichlichen Materials zum Erweis, daß die von
den letzten Päpften, namentlich vom jetzigen aufgehellten Grund- .

fätze des Völkerrechts und Völkerfriedens bei Staats- und Völker- I chrilthche Reugion Anweilung zu erteilen für die chnft

rechtslehrern und Staatsmännern unterer Tage weithin als durchführbar
und der Durchführung wert anerkannt werden. Das
Material ift z. T. natürlich auch für den von Intereffe, der über
die tatfächliche Neutralität des Papftes und die ihm erwünfehte
völkerrechtliche Stellung anders denkt als S.

Kiel. Mulert.

Oepke, Miff-Sem.-Lehr. Paft. A.: Ahmednagar und Golconda.

Ein Beitrag zur Erörterg. der Miffionsprobleme des
Weltkrieges. (VIII, 160 S.) gr. 8°. Leipzig, Dörffling
& Franke 1918. M. 6.50

Die Schickfale der deutfehen Miffion, der evange-
lifchen wie der katholifchen, find ein erfchütterndes Ka-

Bitel in der Kirchengefchichte des Weltkrieges. Der
'berblick über die Ereignifie, die fich auf den Miffions-
feldern abgefpielt haben, ift zur Zeit dadurch erfchwert,
daß noch nicht alle Miffionsgefellfchaften an eine zu-
fammenfaffende Berichterftattung über ihre Erlebniffe
herangetreten find. Wir find infolgedeffen noch auf die
Berichte einzelner Augenzeugen und auf die lückenhaften
Mitteilungen in der periodifchen Miffionsliteratur ange-
wiefen, bei denen während des Krieges naturgemäß
mancherlei Zurückhaltung zu üben war.

Die vorliegende Schrift, die unter dem Titel .Ahmednagar
', dem Namen des großen deutfehen Internierungs-
lagers in Indien, und .Golconda', dem Namen des Schiffes,
das auf zwei Fahrten 567 deutfehe Miffionsangehorige
nach Europa zurückgebracht hat, die gefamte Gefchichte
der evangelifchen deutfehen Miffion in Britifch-Indien
während der beiden erften Kriegsjahre nicht im einzelnen
erzählt, aber im Umriß vorführt, gehört zu den beften
Veröffentlichungen der deutfehen die Miffion betreffenden
Kriegsliteratur. In der Schrift werden die Maßnahmen
der englifchen Regierung in ihrer Entwicklung wie nach
ihren Beweggründen und Wirkungen unter Beibringung
reichen Materials eingehend unterfucht, dann wird die
auf diefem Wege klargeftellte englifche Miffionspolitik
zu den prinzipiellen Fragen nach dem Verhältnis von
Miffion und Nation und dem Verhältnis des modernen
Staates zur chriftlichen Miffion in Beziehung gefetzt. Die
gediegene Schrift ift fowohl durch ihre tatfächlichen Feft-
ftellungen wie durch ihre tlieoretifchen Ausführungen
von Wert.

Göttingen. Carl Mirbt.

iche Verkündigung, nur eine Frage. So gewiß auch das
biblifche Chriftusbild fich als ein Mittel erweift, gottentfremdete
Menfchen zu Gott zurückzuführen, und fo gewiß
der Chrift in Jelus die höchfte Offenbarung Gottes erkennen
wird, ift es darum richtig, ift es auch nur vom
Standpunkt des Chriftentums aus richtig, fo zu reden
und zu verfahren, als ob Gott fich ausfchließlich und
allein durch Chriftus geoffenbart hätte? hat er fich nicht
auch fchon vor Jefus irgendwie geoffenbart? wirkt er
nicht auch durch natürliche Erfahrungen auf uns? ift die
natürliche Anlage zur Religiofität, die der Autor nicht
leugnet, nicht auch eine Wirkung Gottes auf uns? darf
die Dogmatik folche Erfahrungen, folche Anlage ganz
unbeachtet laffen? tut nicht der Verkündiger des Evangeliums
unter Umftänden gut, daran anzuknüpfen? wer
gibt uns das Recht, Gottes weite Wege zu verengen?
erfchweren wir dadurch nicht manchem den Zugang zu
Gott? eben auch den Zugang zu dem von Jefus erfchlof-
fenen, vom Verfaffer fo warm empfohlenen Weg zu Gott?
Gießen. E. W. Mayer.

Zimmermann, Otto, S. J.: Das Gottesbedürfnis. Als Gottesbeweis
dargelegt. 2. u. 3., erweit. Aufl. (VIII,
218 S.) kl. 8». Freiburg i. B., Herder (1919). M. 6 —
Die erfte Auflage diefes in unverkennbarer Abhängigkeit
von dem franzöfifchen Dominikaner A. D. Ser-
tillanges (Les sources de la croyance en Dieu, Paris 1905)
und von Abbe M. Serol (Le besoin et le devoir reli-
gieux, Paris 1908) pathetifch gefchriebenen, mit Zitaten
aus der fchönen und fachwiffenfchaftlichen Literatur reich
ausgefchmückten Büchleins ift 1910 erfchienen. Seitdem
ift fein Verfaffer ein Salonfchriftfteller der gebildeten
Katholiken geworden und hat fich als ein Herausgeber
der jefuiüfchen .Stimmen der Zeit' (früher .Stimmen aus
Maria Laach') mit dem Sitz in München bekannt. Das
Büchlein will dartun: Wir haben alle ein Bedürfnis
nach Gott, dem oberften Beglücker. Diefes Bedürfnis
geht nicht ins Leere. Alfo gibt es einen Gott. Wir
haben ferner ein Bedürfnis nach Gott, dem Grund des
fittlichen Lebens. Diefes Bedürfnis täufcht uns nicht.
Alfo exiftiert Gott. Das Büchlein erhebt aber noch höheren
Anfpruch: es will Gottes Dafein in aller Form be-
wiefen haben und bemüht fich fehr, den Lefer hiervon
zu überzeugen (S. 95—126, 201—213). Den gläubigen
Lefer mag es hiervon uberzeugen; von einem wiffenfehaft-