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Ausgabe:

1920

Spalte:

81

Autor/Hrsg.:

Sachau, Eduard

Titel/Untertitel:

Vom klosterbuch des Sâbustî 1920

Rezensent:

Dalman, Gustaf

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Seite 1

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Theologifche Literaturzeitung 1920 Nr. 7/8.

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Stelle an und behandelt die Sermone eingehend nach
ihrem dogmatifchen, moralifchen, liturgifchen und exe-
getifchen Gehalt, ihrer Form und ihrem kulturgefchicht-
Hchen Wert. Der Schluß unterrichtet über die Nachwirkungen
im Frühmittelalter und die Verehrung des
Heiligen bis zur Gegenwart. Das Buch F. LANZONFs
I Sermoni di S. Pier Crisologo, Pavia 1910 blieb dem Vertaner
unerreichbar, ERNST STEIN's Beiträge zur Ge-
fchichte von Ravenna (Klio XVI, 1919) konnte er noch
nicht benutzen. Sonft ift die neuere Literatur ausgiebig
verwertet. Vielleicht wird Peters darin Recht behalten,
daß Chryfologus von Chryfoftomus unabhängig fei; aber
das Seite 136 darüber Gefagte ift unzulänglich. Die inter-
effante Frage, ob die heftige Polemik des Ravennaten in
Sermo CXII Migne 52, 508 B, Sermo CXVIII 523 B, Sermo
CI 482 A nicht gegen Ambrofius von Mailand (Migne 14,
539ff.) gerichtet fei, wird Seite 72 kaum geftreift. Auch
andere Gegen fätze verfchwinden bei Peters hinter fyfte-
matifchen Rubriken, und die hiftorifchen Perfpektiven
opfert er einer nivellierenden Technik. Das ganze Buch
bietet zwar dem Kirchenhiftoriker manche Anregungen,
ift aber im Grunde mehr ein wiffenfchaftlicher Beitrag
zur Praktifchen Theologie.
Breslau. Arnold.

Sachau, Eduard: Vom Klofterbuch des Säbustt. Aus den

Abhandlgn. d. Preuß. Akad. d. Wiff, Jahrg. 1919.

Phil-hift. Kl. Nr. 10. (43 S.) Lex. 8». Berlin, Vereinigg.

wiff Verleger 1919. { M. 5 —

Nach dem Buche der Keufchheit von Ifo'denah und
der Chronik des Armeniers Abu Sälih, über welche
Sachau einleitend einiges mitteilt, ift von eigentümlicher
Bedeutung das Klofterbuch eines Moslims, des Abü-
Alhasan Alsäbüsti, geft. 1000 n. Chr. in Ägypten, das
nach einer Handfchrift der Kgl. Bibliothek in Berlin hier
näher bekannt gemacht wird. Das Verzeichnis der
53 Klöfter (meift in Babylonien, weniger in Paläftina,
Sinaihalbinfel und Ägypten gelegen) wird vollftändig mitgeteilt
einfchließlich der dazugehörigen fachlichen Notizen.
Auszüge und Überfetzungsproben geben Auskunft über
die Hof-, Trink- und Liebesgefchichten, welche an die
Nennung der Klöfter angefchloffen werden und die den
Verfaffer zu feinem fonderbaren Intereffe an den Klöftern
führten. Von den zwei Klöftern in Paläftina, die genannt
werden, ift das des Tabor wohlbekannt, aber bemerkenswert
, daß eine Offenbarung Jesu nach der Himmelfahrt
damit verknüpft wird, wie Theodofius um 530 berichtet
und vielleicht auch das Hebräerevangelium bezeugte.
Neu ift die Erwähnung des Klofters am Paffe von Fik,
wo ein Stein als Meffiasfitz bezeichnet wurde und die
Apoftelberufung ftattgefunden haben follte. Die Mönche
dort Rheinen Traditionen, welche am Nordufer des Sees
von Tiberias hafteten, nach dem Offen verpflanzt zu haben.
Sonderbar ift das Feuer im Sinaiklofter, das nichts in
Brand fleckt, aber von der Art fein foll, ,die Jerufalem
vernichtete'. Da die Lampen daran angezündet werden,
ift es am eheften das heilige Feuer des Ofterfonnabends,
und die Bemerkung über feine Wirkung in Jerufalem,
beruht auf einem Mißverftändnis des Verfaffers oder des
Uberfetzers.

Greifswald. Guftaf Dalman.

Bern he im, Ernft: Mittelalterliche Zeitanfchauungen in ihrem
Einfluß auf Politik u. Gefchichtfchreibung. Tl. I:
Die Zeitanfchauungen: Die Auguftimfchen Ideen. —
Antichrift u. Friedensfürft. — Regnum u. Sacerdotmm.
UV, 233 S.) gr. 8°. Tübingen, J. C. B. Mohr 1818.

M. 7 —•

Bernheims Greifswalder Schüler haben fleh feit Jahrzehnten
wenigftens hauptfächlich mit Stoffen befchäftigt,
die dem Thema diefes Buches nahe liegen. B. hat felbft-
verftändheh an diefen Schülerarbeiten den lebhafteften
Anteil, und man wird es ihm nicht verdenken, wenn er

fleh einmal anfehickt, aus den vielen Einzelheiten endlich
die Refultierende zu ziehen. Mehrere Dutzend Greifswalder
Differtationen, einmal auf einer Seite mehr als
ein halbes Dutzend zugleich, geben Belege zu den von
Bernheim vorgetragenen Ideen, deren Hauptwert jedoch
ift, daß fie in der Zeit des Krieges mit ihren Erfchei-
nungen manche Stützen gefunden haben. So ftellt dies
Buch erneut einen Beweis dafür, daß fleh gewiffe Grund-
vorftellungen über Sein und Vergehen, über Zeit und
Ewigkeit, über Tod und Leben — im höheren Sinne —
nie wirklich ändern, ja daß fie primitiv immer wieder in
denfelben Grundformen erfcheinen und nur wenig Kon-
zeffionen an die allgemein gewandelten Zeitumftände
machen. Die drei Kreife, die B. einer näheren Betrachtung
unterzieht, die Auguftinifchen Ideen, die eschatolo-
gifchen Anfchauungen und der Komplex imperium und
sacerdotium löfen einander nicht in der Zeitfolge ab.
Von auguftinifchen Ideen gibt noch mancher Scribent im
fpäten Mittelalter Zeugnis, und die Zufammenhänge von
sacerdotium und imperium, die zur Zeit der drei großen
Konzile im 14/15 Jhdt. vielfach erörtert wurden, find
fchon im Liber diurnu siebendig, während eschatologifche
Anfchauungen, Prophezeiungen vom Kommen des Anti-
chrifts, vom Weltuntergang, vom Beginn des tausendjährigen
Reichs in allen Jahrhunderten unferer Zeitrechnung
mehr oder minder ftark betont wurden.

B. fucht etwas darin, gelegentlich Hauck zu berichtigen; foweit
wir fehen, hat er auch allemal Recht, wenns auch nur Kleinigkeiten
find. Wefentlich ift, daß B. erneut betont, in Aug. de civ. dei IV,4 remota
itaque juftitia, quid funt regna niii magna latrocinia fei der Abi. abs.
konditionell und nicht kaufal zu löfen, was von anderer Seite (H. Scholz)
immer noch verkehrt aufgefaßt wird. Es erfcheint uns gerade gegenwärtig
notwendig, auf diefen Satz in feinem richtigen Verftändnis hinzuweifen
. Nur an einer Stelle dagegen berührt B., fo oft er fonft päpft-
liche Schreiben notiert, den liber diurnus. Die Zufammenhänge von
facerdotium und imperium treten im Lib. D. nicht allzuwenig auf.
(Vgl. Chriftiana refpublica 54,8 facerdoti prineipatus 84,6 a deo decreti
Romani imperii 56,18 pium imperium 110,12 ius dominiumque fanetae
noftrae ecclefiae 24,16 ufw. nach ed Sickel. Wenn die Kirche beginnt
mit deum prineeps apollolorum, fo ift doch damit fchon die Verbindung
'zwifchen prineipatus (= imperium nach römifchem Staatsrecht der ausgehenden
Republik) und facerdotium gegeben. Da das Formelbuch
folche und verfchiedene andre Anklänge enthält, fo werden die- nach
ihm formulierten Urkunden nicht arm daran fein. — Zu S. 187 darf
man anfügen M. Buchner: Nochmals die Krönungsordnung Ludwigs
VII von Frankreich (Zeitfchr. d. Savigny-Stiftg. i, Rechtsgefch. 33 germ.
Abf. S. 328—389).

Hannover. Otto Lerche.

Thomae Hemerken a Kempis, Can. reg. ord S. Aug., Opera
omnia. Vol. IV. Tractatuum asceticorum partem .xtremam
complectens. Reliqui IX. tractatuli ascetici cum canticis et
epiftulis. Adiectis epilegomenis adnotatione critica; indieibus
tabulis photographicis. Ad cod. manu Script, ed. vetustiss
fldem ed. Michael Jofephus Pohl. (V, 692 S.) kl. 8°. Freiburg
, Herder 1918. M. 12—; geb. M. 1450
Mit diefem Bande nähert fleh ,die neuefle und jetzt allein
brauchbare Ausgabe' der Werke des Thomas a Kempis (L Schulze
RE3 19, 720) dem Abfchluß. Bd. 5 erfchien 1902, Bd 2 und 3
1904, Bd. 6 1905, Bd. 7 1910. Nachdem jetzt nach langer Paule
Bd. 4 herausgekommen ift, fteht nur noch Bd. 7 aus, und man
darf hoffen, daß der greife Gelehrte noch Zeit und Kraft finden
wird, fein Lebenswerk zu vollenden. Der unauslöfchliche Dank
von Katholiken und Proteftanten ift ihm fleher.

Der vorliegende Band bringt die im Brüffeler Thomasautograph
von 1441 als Nr. 13, 14 , 23 , 24 , 22, 7, 8, 21 enthaltenen
erbaulich-asketifchen Traktate Hortulus rosarum, Vallis titlorum,
Consolatio pauperum, Epitaphium monachorum, Manuale par-
vulorum, Doctrinale iuvenum, Hospitale pauperum, de solitudine
et silentio, ferner das Lehrgedicht Vita boni monachi, 120 Can-
tica und 5 Epistolae. Die meifte Arbeit machten die Cantica;
es ift fehr fchwer, die echten Thomaslieder von den Um- und
Nachdichtungen zu unterfcheiden. Pohl ift fleh bewußt (vgl. p.
579), hier nichts fchlechthin Abfchließendes geleiftet zu haben.
Auch hat er bei den Traktaten, um zum Schluß zu kommen,
darauf verzichtet, das Verhältnis aller Hff. zu einander feftzu-
ftellen und alle Lesarten zu verzeichnen. Selbftverftändlich erhalten
wir trotzdem einen forgfältig konftituierten und zuverläf-
flgen Text.

Zwickau i. S. O. Clernen.