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Ausgabe:

1920

Spalte:

49-55

Autor/Hrsg.:

Titius, Arthur

Titel/Untertitel:

Zur Religion der Primitiven 1920

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Theologische Literaturzeitung

Begründet von Emil Schürer und Adolf Harnack

Fortgeführt von Professor D. Arthur TitiuS und Professor D. Hermann Schuster

Jährlich 26 Nrn. Verlag: J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung, Leipzig Halbjährlich 15 Mark

Bezugspreife für das Ausland jährlich Fr. 25—; 1 £; $ 4.75; holl. Gulden 11.80; fkandin. Kr. 17.75

Manufkripte und gelehrte Mitteilungen find a u s f r: h 1 i c ß 1 i c h an w „

TaV-»rfT Nr* R/fi ProfelTor D. Titius in Göttingen, Nikolausberger Weg 66, zu fenden. 27. rVTärZ 1Q20

**0. janrg. s-»/v-> Rezenfion.exemplare ausfchliclilich ar7 den Verlag. JXXtXL Z.

Zur Religion der Primitiven (Titius).
Aalders, De Kerk (Windifch).
Pro Palaeilina. i.—8. Heft (Bifchofl).
Protokoll des XV. Delegiertentages derZio-

nift. Vereinigg. für Deutfchland (BifchofT;.
Bernftein, Der Zionismus (Bifchoff).
Guthe, Gerafa (Dalraan).

H adorn, Das letzte Buch der Bibel (Heitmüller).

Schekira, De imperatoris M. Aurulii Antonini
librorum zä elg tax zöv sermone quaestiones
philosophicae et grammaticae (Debrunner).

Heuffi, Kompendium der Kirchengefchichte
(Schufter).

Baefelcr, Die Kaiferkrönungen in Rom und
die Römer (Wenck).

Spettmann, Die Pfychologie des Joh. recham
(Horten).

Naegle, Kirchengefchichte Böhmens. I, Bd.,
2. TL (Loefche).

Kidric, Die proteftant. Kirchenordnung der
Slovenen im XVI. Jahrhundert (Loefche).

Saathof, Luthers Glaube (Schornbaum).

Wiefer, Deutfche u. roman. Religiofität (Bornhaufen
).

Scharlau, Kämpfe (Mulert).

Alban Stolz u. Friedrich v. Drais u. a. (Konvertitenbilder
) (Mulert)

Rod, Die Kulturkralt des Katholizismus (Mirbt).
j Caflirer, Heinrich von Kleid u. die Kantifche
Philofophie (Petfch).

Stange, Die Religion als Erfahrg. (J. Wendland
).

Wendt, Woran glauben wir evangelifchen

Chriden (Thimme)
Jelke, Das Grundproblem der theologifch.cn

Ethik (Haering).
Suderow, Pfychoanalvfe und Erziehung

(Häberlin). ' e

Maurenbrecher, Offenbarung (Niebcrgall).
Nelle, Schlüffcl zum Evangel. Gefangbuch für

Rheinland und Wedfalen (Smend). '
Rademacher, Die religiöfe Lage des heutigen

gebildeten Katholiken (W. Koch).
Schönhagen, Stätten der Weihe (Stuhlfauth).
Bibliographie

Zur Religion der Primitiven.

(Vgl. i9i3,Sp.64iff.)

bensverhältniffe treten plaftifch hervor; über Totemismus,
Geifterglauben, Zauber erfahren wir manches. Eine große
Rolle fpielt der Fluch, befonders des Sterbenden (z. B.
J. J. Dannholz fchüdert nach einleitenden Aus- , lH)t oder beim Blutbund (59) und Vertragsfchluß (182).
fuhrungen über religiöfe und fitthehe Verkehrung den j Der Kampf zweier Banngefange mit einander (Nr 47) ift
Animismus als Weltanfchauung der Wafu (am Pare-Ge- befonders intereffant; hier zeigt fich der Fluch auch

gegen Geifter kräftig.

Das Tier tritt gegenüber der Pflanze ftark hervor; die Tiere fiud
z. T. fein charakterifiert. Stark geltend macht fich das Lied, namentlich
als Befchwörungs- aber auch als Warnlied, als Lehrgelang, als Kinderlied
. Bezeichnend ift das mehrfach hervortretende ftarre Rechts-
bewußtfein: jus talionis in ftärkfter Zufpitzung (220, 46 ufw.). Auch an
Proben von Lebensklugheit und Lebensweisheit fehlt es nicht. Intereffant
find die Proben, welche eine Fortdauer der mythcnbildenden
Kraft in der Gegenwart beweifen fowie die S. ro2 ff. rji mitgeteilten
Weisfagungen.

Dietrich Wettermann4 bietet eine ausgezeichnete
Monographie der Shilluk, eines Stammes, der am weißen
Nil im Bezirk von Fafchoda feinen Sitz hat. W. gibt
zunächft eine Grammatik der Sprache (S. I—94), dann
106 Berichte der Eingeborenen (nebft Überfetzung) über
das tägliche Leben und feine Gefchäfte, foziale und po-
litifche Einrichtungen, hiftoritche und Kriegsgefchichten,
Traditionen über Nyikang, Gebete und religiöfe Zeremonien
, Zauberer, Schöpfung, Tiergefchichten, Anekdoten
und Rätfei, endlich ein Wörterbuch. Vorangeftellt ift
eine fehr gründliche Einleitung, die über alle einfchlä-
gigen Fragen zufammenfaffend orientiert.

Die Sprache der Shilluk gehört zu den nilotifch-fudauifchen und
ift als eine Mifchung der Sudanfprache mit einem fremden (hamitifchen)
Element aufzufallen. Die Gefchichte der Shilluk bezw. der herrichtenden
Klaffe laßt fich nach den Königsliften bis um etwa 1500 zurückverfolgen
und fcheint mit den vielberufenen Funj (gewöhnlich Fung
genannt) zufammenzuhängen. Als Heros des Volkes, genauer des Kö-
nigsgefchlechts, erfcheint Nyikang, dem in der religiöfen Verehrung die
Hauptrolle zufällt. Daneben bezw. über ihm fleht lwok, ein höchftes
Wefen, bzw. die übernatürliche Macht. Bekannt ift nur eine Gebets-
bezw. Opferzeremonie, die fich an ihn richtet, aber im Ritus beftimmt
von allen andern unterfchieden ift. Die Schöpfungsgefchichte (S 1781
ift erfichtlich fekundär. V' ' ' ;

birge) und feine Rückwirkung auf das tägliche Leben
und fchließt mit beherzigenswerten Winken für die
Miffionspredigt. Über den Gottesgedanken (S. 12t. III f.),
den Totemimus des Stammes (27 ff.), über Zauberbräuche
(31 ff), und Orakelwefen (42 ff.), Fluchformeln
(70 ff. 114, 117), Jugendweihe (73 f.), Trauerzeremonien (80 ff.)
wird wertvolles Material beigebracht.

Ebenfo über das Häuptlingsgefchlecht der Wamramba, die als
.Priefter- und Friedenskönige' charakterifiert werden (noff), über die
Rechtspflege, die Auffaffung der Kinderlofigkeit (als großen Unglücks)
und zugleich der ftarken Kinderfterblichkeit ufw. Die an fich lehrreichen
Mitteilungen über den Gottesglauben haben leider unter der
Tendenz, eine Uroffenbarung zu erweilen, gelitten. Es würde erwünfeht
fein, den Tatbeftand als folchen möglichft in vollem Umfange zu erheben
; auch über die Totemgefetzgebung vermißt man nähere Angaben
. Weitere Forfchungen, wie fie D. felbft in Ausficht ftellt, werden
fehr willkommen fein.

Joh. Schanz2 bietet eine Gefchichte der Befiederung der Land-
fchaften am Kilimandfcharo fowie einen Überblick über die Gefchichte
der Dfchagga feit ca. 1830—1800, endlich Stammbäume der bedeutenderen
Häuptlinge nebft einer fyncbroniftifchen Tabelle. Namentlich
der erfte Teil ift auch religions- und kulturgefchichtlich von hohem
Intereffe und bietet z. B. für die ifraelitifchen Väterfagen manche
fprechende Illuftration.

Bruno Gutmann3 bringt mehr als 200 Mythen, Fabeln
, Erzählungen ufw. der Dfchagga. Eine Frucht zehnjähriger
Sammlung, ift die Gabe, wenn auch ohne begleitenden
Originaltext, von großem Werte und läßt tiefe
Blicke in das Seelenleben der Dfchagga tun. Ihre Le-

1) Dannholz, J. J.: Im Banne des Geifterglaubens. Züge des ani-
mift. Heidentums bei den Wafu in Deutfch-Oftafrika, beobachtet.
(133 S. m. 9 Abb.) 8«. Leipzig, Verlag d. Ev.-luth. Miffion. Geb. M. 3 —

2) Schanz, Johannes: Mitteilungen über die Befiedelung des
Kilimandfcharo durch die Dfchagga u. deren Gefchichte. (Baeßler-Ar-
chiv, 4. Beiheft.) (IV, 56 S. m. 2 Kartenfkizzen.) gr. 4». Leipzig, B. G.
Teubner. M. 8 —

3) Gutmann, Bruno: Volksbuch der Wadfchagga. Sagen, Märchen
, Fabeln u. Schwanke, den Dfchagganegern nacherzählt. 1255 S.
m. 16 Abb.) 8». Leipzig, Verl. der Ev.-luth. Miffion. Geb. M. 3 —•

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4) Wettermann, Diedrich: The Shilluk People. Their Lan<nrar/e
and Folklore. (LXIII, 312 S. m. 8 Taf. u. 1 Kartenfkizzc.) gr 8«
Philadelphia, P. A. Berlin, I). Reimer. Geb. M. 12 — '

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