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Ausgabe:

1920

Spalte:

282-283

Autor/Hrsg.:

Brederek, Emil

Titel/Untertitel:

Geschichte der schleswig-holsteinischen Gesangbücher. 1. Teil: Die älteren Gesangbücher (bis 1771) 1920

Rezensent:

Smend, Julius

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Schärfer als andere geht er auf das Verhältnis der Kirchen I fleht F. felbft voraus. Mir fcheint, das ernftefte ift das,
zu dem neuen Staat ein; in der Auseinanderfetzung über ! daß von der Kirche, wie fie ift (und eben doch unter
diefen Punkt mit Zorn und Rieker, der ,das neue Staats- j den deutfchen Verhältniffen geworden ift), gerade zu
wefen mit überrafchend freundlichen Augen' anfehe : den fchönften Zukunftsbildern F.s keine klar fichtbaren
(S. 23), liegt der Hauptwert des Heftes; es bietet etwas, | Wege gehen. Daneben hat natürlich diefer diefen, jener
was fich in diefer Weife in der Literatur noch nicht : jenen Vorbehalt.—Ein Gegenftück zu F. bringt Graue'.

findet. Es bezieht fich insbefondere auf Bayern, hat
aber allgemeine Bedeutung. Bietet v. P. hier Gedanken,
die der nüchterne, praktifche Beurteiler der heutigen
deutfchen Staaten teilt, fo fordert feine Theorie, nach
der nicht die Landesfynode Trägerin der Kirchengewalt,

Genannt feien feine Themata: Die Kirchgemeinde; Lehr-
gefetz oder Lebensgeiftr; Der Pfarrerltand; Wirtfchafts-
leben und Kirche; Staat, Deutfchtum und Kirche; Äußere
Stellung uncl Verfaffung der Kirche; Staatlicher Religionsunterricht
; Jugendpflege, Volksbildung; kirchliche Feier,

fondern einem Amt der Kirchenleitung ,felbftändige ; Kunft, Sitte. Alles wird im Geilt, des .freien Chriften
Autorität' zu gewähren fei, kräftigen Widerfpruch heraus: tums' befprochen; G. fagt auch gelegentlich: .kirchlich-
wie follte ein folches Amt anders zuftandekommen als liberal'. Dies freie Chriftentum hat einen ftarken fozialen
durch die Landesfynode? von wem follte es Autorität Einfchlag; es will die (Überwindung aller konfeffioneller
bekommen als von ihr? — Bei v. Pechmann wie bei i Sonderungen' (S. 99), die Pflege echter Vaterlandsliebe,

Oefchey wird die Bekenntnisfrage berührt; der inzwifchen
verftorbene Chr. Römer1 widmet ihr eine eigene kleine
Schrift, die als Beitrag zur Beratung der württembergifchen
Kirchenverfaffung gedacht war. Sie ift in der Maffe ihrer

deutfch-evangelilche Charakterbildung. Im einzelnen tritt
G. ein für Sulzes Gemeindeideal, für eine .Gefmnungs-
kirche auf Grund des Chriftusgeiftes', für einen keinem
Bekenntniszwang unterliegenden, über den politifchen und

Ausführungen eine Kampffchrift gegen die religions- ; kirchlichen Parteien flehenden Pfarrerltand, für eine rein
gefchichtliche Schule der Theologie. Die Ausführungen, ; feelforgerliche, unjuriftifche Spitze der Kirche (Bifchöfe!),
die fich auf den Bekenntnisparagraphen der württem- : für obligatorifchen, ftaatlichen, allgemein chriftlichen
bergifchen Verfaffung beziehen, find fchon jetzt überholt; | Religionsunterricht ohne kirchliche Aufficht, für Diskuffions-
die anderen, mehr theologifch gehaltenen werden ver- verfammlungen mit freieftem Geifterkampf, für Predigt-
mutiich noch ftark nachwirken; fie haben bereits eine ! reihen mit zufammenhängender Darbietung der chrift-
Gegenäußerung aus der Feder Th. Härings hervor- ! liehen Wahrheit, für Reform der Gottesdienfte mit
gerufen. — Traub2 faßt die Auffätze zur kirchlichen reicheren und wahreren Formen der Anbetung, für
Lage, wie er fie in der .Chriftlichen Freiheit' vom Januar j Stärkung und volkstümlichere Geftaltung der kirchlichen
bis zum Dezember 1919 gebracht hat, in einem Heft zu- 1 Sitte. Reiche Anregung bringt auch diefe, gleichfalls gut

gefchriebene Schrift; auch fie gibt ein fchwer durchführbares
und in manchem anfechtbares Programm, fie muß —
noch mehr als die von Faure — auf Widerfpruch gefaßt
fein. Der proteltantifche Individualismus läßt es eben
fchwer zur allgemeinen Anerkennung kirchlicher Reformziele
kommen; auch die ihn freudig vertreten, fpüren,
wenn fie ihre Gedanken durchfetzen wollen, feine
Hemmungen.

Gießen. M. Schian.

1) Graue, Oberhofpred. Kireheniat a. D. D, Paul: Kirchliche
und ftaatliche Aufgaben des freien Chriftentums. (IV, 149 S.) 8°.
Leipzig, M. Heinfiui Nachf. 1920. M. 5 —

lammen. Diefe Entftehung bringt es mit fich, daß alle
fyftematifche Ordnung fehlt, daß der Blick auf die
mannigfachften Probleme gelenkt wird, daß die Zufammen-
hänge mit der Politik ftark berückfichtigt werden, daß
die rheinifchen Verhältniffe manchmal ausführlich zur
Sprache kommen. Traubs Sprache ift kräftig und deutlich
; erquickend ift der Proteft gegen jede Einmengung
des Parlaments in die Angelegenheiten der evangelifchen
Kirche (S. 6l f.), bemerkenswert find die Darlegungen
über die Bekenntniffe, er bekämpft .nicht das Apoftolikum,
fondern den Apoftolikumszwang'; fehr erfreulich ift der
Wille zur Einheit, von dem das Ganze getragen ift.
Ein .freigerichteter Proteftant' ift T. geblieben; aber der
Wille zur Kirche ift doch wohl jetzt viel ftärker in ihm

..i„ vr,rHf.m Krait aus <ler "one fur unfere Ta8e- Zeitgemäße tagl. Andachten

voiuciii. wohlbekannter Theologen aus allen Teilen Deuh"chlands in

4. Geht Traubs Schrift vielfach neben der Behand- monatl. eiTchein. Heften. In Verbindg. mit Paft. Samuel Keller,
hing der Verfaffungsfragen auf allgemeine kirchliche oder | Geh.-Rat Prof. D. Mahling, Direkt. Paft. Heinr. Stuhrmann u.
proteftantifche Fragen ein, fo rücken Faure und Graue j Ludw. Weichert hrsg. v. Paft. prim. Georg Seibt. Heft 1.

die innere Seite der künftigen kirchlichen Ent- Mirz 1919. Enth. Andachten v. Paft. Meinhold, ^

• 11 j ir j j Tz 'ii xr u D Axenfeld. Paft. lanke, Paft. prim. Seibt. (32 S.) 8". Bres au,
Wicklung ganz in de Vordergrund. Faures" hubfeh ^^b^cJ Kauffmann 1919. Für Heft 1-3: M. 1.50
ausgeftattete Schrift will Wege zur Erneuerung der Kirche Dief* in monatlichen Heften erfcheinenden Andachten kom-
weifen. Nicht Volkskirche, nicht Bekenntnisenge, aber , men ficher einem Bedürfnis entgegen. Man empfindet es doch
Sammlung derer, die mit Ernft Chriften fein wollen, als einen Mangel, wenn die Andachten, wie man fie im Familien-
Sammlung der Kerntruppen um das Banner des frommen k/eite oder für fich lieft an dem Schmerz den quälenden Ge-

, , , 6 Jg. T-. . ___ _ danken, den Sorgen und Hoftnungcn der Gegenwart vorüber-

Lebens! Die Kirche werde Glaubensgemeinfchaft mit ™£ < Diefem ^ange, foI! abgeholfen werden!1 SolcheZufarn-

ftarker Aktivität der Nichtgeiithchen auch in der Ver- menftellungen, wie fie naturgemäß hier geboten werden, haben

waltung der Sakramente; fie werde Liebesgemeinfchaft manches für fich. Doch wäre den meiften, die fich erbauen
mit Anerkennung der .allgemeinen kirchlichen Hilfs- : wollen, ein Buch mit dem einheitlichen Gepräge perfönlicher

dienftpfiieht' - Kirche und Sozialismus dürfen einander Eigenart wohl lieber. In dem erften Monatsheft kommen 4 Ver-

. , P , , , i-d iT- i c n ■ v i a. faffer mit ie 8 Beitragen zu V/orte. Manche davon, befonders

nicht fremd bleiben. Die Kirche ioll n Eukuntt wenn die von Miffionsdirektor D. Axenfeld in ihrem knappen! fchlichten,

es den Kampf gegen Volksnot gut, nicht beifeite flehen, männlichen Ernft, find recht anfprechend. Im ganzen freilich

ihre eigenfte Arbeit aber ift die, fromm geflammtes dürften die Andachten nach meinem Empfinden noch weniger

Leben wieder zu gewinnen. Das alles und erheblich allgemein und volkstümlicher fein.

mehr ift in einer fehr gefchickten, zugleich wirklichkeits- Ib/^g/______W" Thimme'

bewußten und idealbegeifterten Weife gefagt, fo daß die , TTZTL Ä. , u . I u i« • •

Lefung ftark feffelt. 'Daß Bedenken kommen werden, Brederek, Paft. Emil: Gelchichte der Ichleswig-holfteini-

Ichen Gelangbiicher. I. Tl.: Die älteren Gefangbücher

0 Römer, Prälat, Stiftsprediger D. Chriftian: Evangelium, Be- ! (bis 1771). (Schriften des Vereins f. fchlesw.-holftein.
kenntnis und Kirche. Ein Wort /.. chriftl. Verfafl'gsfrage. (80 S.) 16". Kirchengefch. I. Reihe, 9. Heft.) (177 S.) gr. 8°.

Stuttgart, Quell-Verlag der Ev. GefeUfch. 1920. M. I— Kiel, R. Cordes I919. M. 6 —

2) Traub, Pfr. D.: Zur Lage unterer evangelifchen Kirche. (IV,
63 S.) 8°. Bonn, C. Georgi 1920. M. 3 —

3) Faure, Alexander: Die Zukunftsarbeit unferer Kirche. (112S.)

8».

Der rührige Verein fchenkt uns abermals eine vortreffliche
Monographie. Sie betrifft 86 Jahre Gefangbuchs-

Stuttgärt,* j! Engelhorn» Nachf. 1920. M. 4— gefchichte im Lande Scrivers und Lorenz Lorenzens.