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Ausgabe: | 1920 Nr. 2 |
Spalte: | 268-269 |
Autor/Hrsg.: | Leipoldt, Johannes |
Titel/Untertitel: | Jesus und die moderne Menschheit 1920 |
Rezensent: | Pott, August |
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Theologifche Literaturzeitung 1920 Nr. 23/24.
Dawidowicz. David: Das Buch Jjob m. Überf. u. Erläutg. (Deutfehe Wirksamkeit Jefu, indem er das Job. 5,1 genannte Fell als Laubhütten
Bearb. der ,Rätfei aus dem Morgenlande!';, i. Tl. (VI, 188 S.) deutet und Jon. 6,4 mit den Handfchriften zö näaxa lieft. Die Aus-
8°. Berlin, Schwetfchke & Sohn i. Komm. 1919. M. 8 — einanderfetzung mit der vorgetragenen Anfchauung kommt natürlich nur
Vf. gibt den hebräifchen Text, daneben die deutfehe Cberfetzung, für den in Frage, der die traditionelle unkritifche Auf faffung vom Wert
darunter einen kurzen deutfehen Kommentar und darunter bisweilen der Rahmenftücke der Evangelien, vor allem vom Wert des Joh.-Auf-
fprachliche, gelehrte Anmerkungen. Cberfetzung und Kommentar follen riffes teilt.
dem Lefer zeigen, wie er die Dichtung Hiob als Rätfei zu lefen und Gießen. Bultmann.
aufzufaffen habe und wie er die darin mit Abficht verdeckt angegebenen____,_
Schlüffel zur Löfung des Rätfels finden könne. Die Frage nach Zweck, ■ .■ .1 ji Tj-^r t» tv„ tAt,n„..o.-• Inf,10 „_,i Alt, _.j..„.
Stoff und Anlage der Dichtung, nach Zeitalter, Perion und Vaterland L61D01dt, I rof. D.Dr. Johannen JefuS Und die moderne
des Dichters und der auftretenden Perfonen wird Verf. in einem be- J MenfchhBlt. Vortrag im Volkskirchhchen Laienbunde
fonderen Werk behandeln, fo daß man in dem vorliegenden aufs 1 zu Leipzig. (24S.) 8°. Leipzig, P. Eger 1920. M. I.50
Rätfeiraten angewiefen ift. Die Cberfetzung id abfichllicb nicht immer ! Jefus ift immer modern. Das zeigt uns befollders
wortgetreu, fchließt fich aber im ganzen eng an den Text an und ift deutlich Pfannmüller im Urteil der Jahrhunderte über ihn
prolaifch. Die kurzen Erläuterungen dienen vor allem dazu, den lach- ! , ...... , T v , 0
liehen Zufammenhang der einzelnen Verfe verdändlich zu machen. und Wanel im Ringen des I9. Jahrb.. um ihn. Ls muß
Änderungen am Text, Umdellungen von Verfen u. a. find nicht vorgenommen
. Vf. fieht im Buch Hiob eine Einheit. Elihu hat von
Anfang an zugehört; er wirft den Freunden vor, daß fie, ohne auf die
Tiefe des Problems einzugehen, den gordifchen Knoten durch die bequeme
Aburteilung Hiobs durchgehauen haben. Hiob wird durch
Elihu zwar nicht überzeugt, aber nachdenklich geftimmt. Die Gottesrede
ift als .inneres Selbftgefpräch' zu verftchen.
Tübingen. Volz.
James, Montague Rhodes, D. D., F. B. A., F. S. A.: The
lost Apocrypha of the Old Testament. Their titles and
fragments. (Translations of early documents, ser. I:
Palestinian jewish texts). (XIV, 111 S.) kl. 8°. London
, Soc. f. Prom. Christ. Knowledge 1920. sh. 5.6
Unter der Führung von W. O. E. üfterley und
G. PI. Box beginnen die Engländer eine Serie von
Überfetzungen erfcheinen zu laffen, welche in der knappen
Form eines Handbüchleins den Studenten mit Hilfe eines
Lehrers einführen wollen in die Quellenkunde des
Chriftentums.
Das hier anzuzeigende Werkchen von James bildet
von der erften Reihe Palestinian-jewish and cognate-
Texts (Pre-Rabbinic) die Nr. 14 und befchäftigt fich mit
den nicht erhaltenen altteftamentlichen Apokryphen —
alfo eine Art modernes Seitenftück zu dem ,still unsur-
passed' Codex Pseudepigraphus Vet. Testamenti des J.
A. Fabricius 1713, 2 1722 fr.
Nach einleitenden Worten über die Quellen (Zitate
aus griechifchen und lateinifchen Kirchenvätern, bzw. —
Schriftftellern, und Kanonsverzeichniffe: Stichometrie des
Nicephorus, Synopsis Athanasii, ein anonymes Kanonsverzeichnis
, decretum Gelasii) werden die Büchertitel und
Fragmente felbft in Überfetzungen vorgeführt und erörtert.
Die Stoffe find wegen der fchwierigen zeitlichen Datierung
in der Reihenfolge geboten wie die Namen fich im A. T.
felbft folgen: alfo Adam bis Hiskia S. 1—86. Dann
87—93: Zitate aus ungenannten Apocryphen bei Clem.
Rom., 2. Clem., Barnabas, Clem. Alex., Hippolyt, Tertullian,
S. 93—95; die Prophetie des Hyftaspes, die James für
ein chriftliches Machwerk hält, anders als Schürer,
Gefchichte des jüdifchen Volkes 1909, 592—595. In
einem Appendix werden die .Leiter Jacobs' (Schürer a. a. O.
370) und die verlorenen ,10 Stämme' (Schürer 6) behandelt
.
Wir besitzen eine gewiffe Parallele zu dem empfehlenswerten
Unternehmen von Ofterley und Box in den von
H. Lietzmann herausgegebenen kleinen Texten für Vor-
lefungen und Übungen, jedoch bieten die Deutfehen
auch die Originaltexte, nicht bloß die Überfetzungen.
Möge der englifche Konkurrent bei feinen Lefern den ! fondern nur der direkte und tiefgehende Einfluß begründet
jede Zeit feiner Bedeutung für ihre Gegenwart aufs
neue fich gewiß werden; auch unfere, die wir, nach den
Kriegs- und Revolutionserlebniffen feelifch gebrochen,
mehr als manche Zeiten mit dem Leben und um Gott
ringen müffen. Dabei will Verf. durch diefen Vortrag uns
helfen, und wer z. B. feinen Vortrag aus der Kriegszeit
über die religiöfe Lage der Gegenwart kennt, wird ihm
Vertrauen entgegen bringen. Ausgehend von der Frage,
wie weit der Entwicklungsgedanke Geltung habe, beftimmt
Verf. fein Thema dahin, ob Jefus für die moderne Menfch-
heit eine bleibende, eine unüberbietbare Bedeutung habe.
Zunächft läßt er uns die künftlerifche Form der Rede Jefu
fühlen. Jefus hat wertvollen religiöfen Gedanken die klaf-
fifche Form gegeben und Bilder und Worte geprägt, die
nie verloren gehen. In einem zweiten Abfchnitt handelt
Verf. vom Gedankeninhalt. Obwohl es damals keine foziale
Präge, darum auch kein foziales Programm gab, hat Jefus
die unfoziale Art befeitigt, ift zu den gefellfchaftlich Aus-
gefchloffenen gegangen und hat weder Vorurteile noch den
Vorwurf gefcheut, Anftoß zu geben. Er bedeutet einen
Höhepunkt in der Entwicklung des Naturgefühls; wie fein-
finnig preift er das Unkraut vor Salomos Herrlichkeit und
ein fo wertlofes Tier wie den Spatz als ein Gefchöpf Gottes.
Bei allem Wandel der Seele bleibt das Sehnen nach dem
Vaterhaus und das hoffende Glauben an eine Vorfehung
und findet Befriedigung in Jefu Worten wie Luk. 15,1 if
und Matth. 6,26. Im 3. und letzten Abfchnitt zeigt Verf.,
wie in Jefu Perfon und Predigt ein neuer Geift ftark hervortritt
. Im Problem der Leiden hebt er den erzieherifchen
Wert derfelben hervor; in dem von Lohn und Strafe weift
er das Verdienft ab und auf die Gnade hin; in der Mef-
fiasfrage ftellt er an die Stelle der politifchen die geiftige
Pierrfchaft.—Verf. ift es gelungen, an das oft behandelte
Thema einige tiefe, nicht landläufige Gedanken und neue
Gefichtspunkte heranzubringen; an feinfinnigen Beobachtungen
und Anknüpfungen an moderne Litteratur freut
man fich und folgt ihm mit gleichem Intereffe bis zum
Schluß; auch wird der Prediger eine Fülle von Anregungen
finden. Es ift gewiß gut, daß Verf. nicht künftlich Jefum
in unfer heutiges Milieu verfetzt, fondern ihn in feiner
zeit- und volksgefchichtlichen Ümgebung läßt, gerade
daran feine Eigenart herausftellt und oft Einzelzüge auf
die heutigen Verhältniffe mehr uns übertragen läßt, als
felbft anwendet. Aber wie mir fcheint, handelt Verf. im
Verlauf immer mehr von Jefu Beziehungen für feine Zeit
als für die moderne Menfchheit, und diefe letzteren fcheinen
mehr behauptet als fachlich angedeutet. Aber nicht Beziehungen
, die in einer chriftlichen Welt natürlich find,
gleichen Erfolg haben und Nutzen stiften wie das ältere
deutfehe Werk. Beide Unternehmen dienen der Populari-
fierung der Wiffenfchaft, fpeziell der theologifchen.
Pleidelberg. Georg Beer.
Maiworm, z. zt. Gamifonpf. Jof.: Baufteine der Evangelien zur Begründung
einer Evangelienharmonie. (142 S.) ««. Magdeburg,
J. Eileis 1918. M. 4 —
Der Verf. gibt einen fcharffinnigen Vernich einer Evangelien-
Harmonie, der der Aufriß des Joh.-Evg. zugrunde gelegt ift. Eine
tabellarifche Cberficht geht vorauf, der eine ausführliche Begründung
folgt. Dabei vertritt der Verf. die Thefe einer zweijährigen Dauer der
das Urteil auf bleibende, unüberbietbare Größe Jefu für
uns. Auch ift Verf. wohl nicht immer ganz unparteiifch;
fo wenn er Jefus,, Wandel" fchaffen läßt mit feiner Forderung
der Verformung mit dem Nächften vor dem Opfer
(Ms,23) und dabei Joma 8, 9b überfieht; oder wenn der
Jude keinen Ausweg kennen foll aus der Not der Strafe
und des Todes, während den normalen Juden vor der
Verzweiflung die Erinnerung bewahrt, daß gerade das
Gefetz fein Troft ift (Pf. 119, 92). Vor allen aber fehlt
mir wenigftens, daß Jefus — ich will nicht fagen, der tiefftc
Offenbarer Gottes ift, was öfters wenigftens geftreift