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Ausgabe: | 1920 Nr. 1 |
Spalte: | 230 |
Titel/Untertitel: | Nederlandsch Archief voor Kerkgeschiedenis. N. S. Deel XV 1920 |
Rezensent: | Köhler, Walther |
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Theologifche Literaturzeitung 1920 Nr. 19/20.
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konnte, daß er (ich fein Recht erzwang und Luther Friedrich: Gefchichte der Reformation, hrsg. Prof. D. Dr. Otto
nötigte, alles auf die evangelifche Zuverficht zu Mellen
unbekümmert um äußere Rezepte und Methoden. Luthers
Humor foll gegen den üblichen Heiligkeitsbegriff revoltiert
und fo eine durchgreifende Bedeutung für
das neue ev. Lebensideal gewonnen haben (S. 56). Er
foll jede Künftlichkeit ausgerottet haben, jeden Verfuch,
die Frömmigkeit äußerlich und innerlich formgerecht zu
machen. Söderblom felbft wird nicht überrafcht fein,
wenn er merkt, daß folche Sätze frappieren. Solche
f leiVwn- C100 S>) M- ~80 — Kühn, Johannes: Luther und
der wormrer Reichstag 1521. (121 S.) M. 1 —
Mit diefen ,Quellenbüchern', auf die die Theologen nachdrücklich
« aufmerkram gemacht feien, hat der Voigtländerfche
Verlag einen glucklichen Griff getan, und man kann nur dringend
ihren weiteren Ausbau wünfchen. Es ift nicht nötig, über
die einzelnen Bände Näheres zu tagen; die Herausgeber haben
überall eine kurz orientierende Einleitung gefchrieben und im
Texte die notwendigen Erläuterungen gegeben, und daß O. Cle-
men da befonders viel bietet, überrafcht nicht, da wir es dankbar
« bei ihm gewohnt find. Kühns Auswahl der Wormfer Akten
Wirkuno- hat wohl auch nicht außerhalb feiner Abficht j Micke kann felbftändigen Wert beanfpruchen, die Einleitungen
möchte aber fchließlich doch es mit jenen halten, die fich
fcheuen, S. hier ganz zu folgen. Denn wenn auch S
fchließlich nur die rückhaltlofe Aufrichtigkeit Luthers her-
Thomas Platters Selbftbiographie ift unverwüftlich, man tollte
im Gefchichtsunterricht oder auch im Kolleg daraus vorlefen,
und mit den Herren von Frundsberg hat man um ihrer Ehrlichausheben
will die auch vor den ernftelten Zweifeln nicht j ke"' Sympathie. Daß Preuß nur einen Anfang bietet, wird
ausueuen wm, uic h^rlonWlirV, fi> unter den er felbft am beften witTen; folange uns aber Joh. Bauer auf die
zuruckfchreckt, fo ift es doch bedenklich, lie unter den , Lu,her-Ikonographie warten läßt % aucn diefer Anhub willkom-
Generalnenner des Humors zu bringen, mag man dielen j men. Wie man hier wirklich tiefer bohren muß, zeigte Joh.
umftrittenen Begriff noch fo ethifch faffen. Auch wiffen j Ficker in reinem Bucervortrag 1917.
wir ja zunächft noch gar nichts von den revoltierenden I Zürich. w Köhler.
Wirkungen des Luther'fchen Humors in den erften Klofter- ~~ ~~~ ~
jähren. Er fleht vielmehr als gewiffenhafter Mönch da, 1 *chiZX*l^l{*f5Z}-K'£r-1Si»^'- Kirohenhoheit der Reichs-
K, - . „ -r 1 • 1 r Ll£ ,. i& u j . u ' ftatlt Schweinfurt. (Quellen u. Forfchgn. zur bayer. Kirchen-
der feine Zweifel mederfchlagt, darum auch den Regungen gefchichte, in. Bd.) (Xiv, 498 S.) gr. 8». Leipzi» A. Deichen
des .Humors' Widerftand geboten hat. S. felbft fcheint
1919- M. 11.25
auch gefühlt ZU haben, daß er doch wohl etwas ZU , Nicht um das jus in sacra oder circa sacra handelt es lieh dem
unbedingt geurteilt hat. Denn einmal fpricht er vom i Y.eil^C"' fondern um die Politik des Rates der_ Stadt Schweintürt auf
ö P , _, , , . • i.. r 1 kl rc tili f.hftir; (■ ein et * er will zeiven. wie es ihm in hnrten Ifärnnfan
Humor und der Melancholie als nur eigentümlichen, yer-
ftärkenden Zufätzen zu dem ewigen und allgemeingültigen
Bedürfniffen des Herzens (S. 221). In diefer Einschränkung
könnte man feine Annahme gelten laffen. Dann aber wird
es auch kaum nötig fein, lie fo in den Mittelpunkt zu
Mellen, wie es S. vorfchwebt. Man wird Humor und
Melancholie als nicht bloß illuftrierende, fondern unter-
ftützende Nebenkräfte würdigen dürfen, in der Hauptfache
aber doch die großen ethifchen und religiöfen Grundkräfte
der Seele Luthers und des Evangeliums zeichnen müffen.
kirchlichem Gebiet; er will zeigen, wie es ihm in harten Kämpfen gelungen
ift, die volle Kirchenhoheit und Kirchengewalt zu erringen und
trotz aller Schwierigkeiten bis zum Ende der Reichsftadt zu behaupten.
Was in der Zeit des Mittelalters fich anbahnte, kam in der Reformationszeit
zum Ziele und bewährte fich in den Stürmen der folgenden Jahrhunderte
. Zwar legt fich die Frage nahe, ob gerade bei diefer Reichsftadt
eine folche eingehende Darfteilung am Platze ift. Denn weder in
politifcher, noch in wirtfchaftlicher oder kultureller Beziehung hat fie
eine bedeutende Rolle unter den fränkifchen Reichsftädten gefpielt;
aber der Verfaffer baut feine Darfteilung ganz auf dem zeitgefchicht-
lichen Hintergrund auf und weiß unter gefchickter Ausnutzung des
äußer« lückenhaften Materials immer ein lebensvolles Bild davon zu
geben, wie die einzelnen Zeitftrömungcn hier ihre Auswirkung und doch
Ich mochte auch deswegen gegen die allzu umfallende auch in jeder Periode wieder ein eigenartiges Gepräge fanden. So erhebt
fich diefe Arbeit weit über eine reine Lokalgelchichte und wird
ein wertvoller Beitrag zur gefamten Kirchengefchichte. Aus diefem
Grunde muß auch die Frage zurücktreten, ob nicht eine umladende
Kirchengefchichte der Reichsftadt Schweinfurt noch mehr Nutzen gebracht
hätte.
Alfeld. Schornbaum.
Verwendung des Begriffs Melancholie zur Vorficht raten,
weil er nicht beftimmt genug ift und zu viel in fich
fchließt, was fchon an oder jenfeits der Grenze des Religiöfen
liegt. Es ift freilich ganz richtig, wenn S. es als
einen Fehler bezeichnet, Luthers ganze Religion unter
den Gegenfatz von Sünde und Gnade zu Mellen. Indem
S. den verfchiedenen Formen der .Melancholie' Luthers j Nederlandsch Archlef voor Kerkgeschiedenis. N. S. XV H. 4.
nachgeht, kann er mit gutem Erfolg diefen Fehler be- Die unregelmäßige Zufendung diefer fehr beachtlichen Zeitleuchten
' Wenn Luther aber als leine eigentliche tentatio | fchrift hängt wohl mit den derzeitigen unflcheren poltalifchen
. c rvfir? hr-zeirhner wird man mit tun das in den I Verhältniffen zurammen; wir können nur über ein Heft berichten,
das Geletz bezeichnet, wirt man gut tun aas in neu A Eekhof tejlt zur Erinnerung an die Pilgervater. die im Sep.
tember vor 300 Jahren auf der ,Mayflower< ausfegelten, den Bericht
Ifaak de Rasieres an Samuel Blommaert mit, die ältefte hollän-
difche Nachricht über die Kolonie der Pilgerväter; er ift kultur-
hiftorifch intereffant, bietet aber wenig zur Kenntnis des reformierten
Lebens. Dejonge van Ellemeet gibt eine Fortfetzung feiner
Studien über die reformierten Gemeinden von Drente, die inte-
reffante Frage ihrer ftaatsrechtlichen Stellung behandelnd. Eine
Bibliographie von Neuerfcheinungen zur niederländifchen Kirchengefchichte
fchließt das Heft.
Zürich. W. Köhler.
Mittelpunkt zu Mellen und demgemäß zu rekonftruieren,
was noch rekonftruiert werden kann. Es dient, glaube
ich, doch der Erkenntnis auch des Problems Luther,
wenn nicht zu elaftifche Begriffe gewählt werden. Mich
dünkt, daß S. die Gefahr, zu elaftifches Material zu verwenden
, nicht ganz vermieden hat. Vielleicht wird aber
diefer Eindruck auch nur dadurch erweckt, daß S. zunächft
gefondert fein Problem entwickelt hat. In einer fortlaufenden
Analyfe und Entwicklung des Lebens und des
Werkes Luthers würden vielleicht .Humor und Melancholie
', wie es ja einmal heißt, nur als .eigentümliche Zufätze'
gewürdigt werden. Dann freilich hätte ihnen keine .wefent-
liche' Bedeutung für den religiöfen Grundgedanken der
— . o _ . i 1 _.C. _ /c--, tv--U
Nuntiaturberichte aus Deutichland nebft ergänzenden Akten-
Mücken 1589—1592. 2. Abteiig. Die Nuntiatur am
Kaiferhofe. 3. Bd. Die Nuntien in Prag: Alfonfo
Reformation zugefprochen werden dürfen (S. 221). Doch Visconte 1589— 159L Camillo Caetano 1591 —1592.
wie dem fei, auf alle Fälle verdient S.s Buch ernfte Be- | Gefammelt, bearb. u. hrsg. v. D. Dr. jofef Schweizer,
achtung. Ich zweifle nicht, daß es einen Einfluß auf die (Quellen u. Forfchg. a. dem Gebiete der Gefchichte.
Lutherforfchung gewinnen wird. J8. Bd.) (CXXX1II, 673 S.) gr. 8°. Paderborn,
Tübingen. Otto Scheel. Fr Schöningh 1919. M. 44
Vointländers Quellenbücber. kl. 8°. Leipzig, R- Voigtlander
o. J. (1919).
Bd. 42: Preuß, Lie. D. Hans: LutherbildnifTe. (60 S.) M.
— 80 — Bd. 21: Platter, Thomas: Ein Lebensbild aus dem
Jahrh. der Reformation. Hrsg. v. Horft Kohl. (113 S.) M. 0.90
— Bd. 66: Reißner, Adam: Hiftoria der Herren Georg und
Kafpar von Frundsberg. Nach der 2. Aufl. v. 1572 hrsg. v. Dr.
Karl Schottenloher. (154 S.) M. 1.20 — Bd. 68: Myconius,
Nach einer Paufe von fieben Jahren, veranlaßt vorab
durch die .verdammungswürdige, perverfe Komödie oder
tolle Corrida des Krieges 1914—1918/19', kann die Görres-
Gelellfchaft in Verbindung mit ihrem hiftorifchen In-
ftitut in Rom einen neuen Band Nuntiaturberichte
herausgeben, der in 284 Nummern, d. h. tatfächlich (infolge
der eingehenden Plrläuterungen) viel mehr die Jahre
1589—1592 beleuchtet. Daß der Herausgeber energifch