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Ausgabe:

1920

Spalte:

203-204

Autor/Hrsg.:

Eberhardt, Hildegard

Titel/Untertitel:

Die Diözese Worms am Ende des 15. Jahrhunderts 1920

Rezensent:

Vigener, Fritz

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203

Tbeologifche Literaturzeitung 1920 Nr. 17/18.

204

Pilgerreife der Aetheria (oder Silvia) von Aquitanien nach Jerusalem
und den heil. Stätten. (Von J. 385 n. Chr.) Gefunden in Arezzo
v. Gamurrini u. 1884 v. ihm in Rom hrsg. Ins Deutfche überf.
u. m. Einleitg. u. Anmerkgn. verfehen v. Pfr. Dr. Hermann Richter.
Mit 2 Karten, e. Plan u. 8 Anflehten. (VIII, 102 S.) 8». Ellen,
G. D. Baedecker 1919. M. 5 —

Von der Peregrinatio Aetheriae ift es feit einigen Jahren im
Blätterwalde ftill gewefen. Die deutfche Überfetzung, die Richter jetzt
vorlegt, ift willkommen; nach Stichproben zu urteilen, ift fie fauber gearbeitet
. Die Einleitung unterrichtet über die wefentlichen Fragen knapp
und gut. Was Richter zur Abfaffungszeit gegenüber Meifter ausführt,
gibt den Tatbeftand richtig wieder. Man hat auch nach meiner Meinung
keinen Grund, von der Anfetzung Gamurrinis abzugehen. Übri-
geus find Richter mein Auffatz in den Preußifchen Jahrbüchern (1890)
und meine Artikel in der Rcalenzyklopädie (Band 18 und 24) unbekannt
geblieben. Wenigflens erwähnt er fie nicht in dem der Arbeit voran-
gefteilten Literaturverzeichnis, das auch fonft mangelhaft und ohne Be-
rücklichtigung elementarer bibliographifcher Anforderungen zufammenge-
lleilt ift. Einige moderne Anflehten von biblifchen Orten find beigegeben.
Den Reifeweg der Aetheria veranfehaulicht eine Karte. Die kirchen-
und kulturgefchichtliche Bedeutung des Gegenftandes läßt den Wunfeh
gerechtfertigt erfcheinen, daß die Pilgerreife auch im deutfehen Gewände
aufmerklame Lefer finden möchte.

Gießen. G. Krüger.

Traube, Ludwig: Vorlefungen und Abhandlungen. Hrsg. v.
Franz Boll. 3. Bd.: Kleine Schriften, hrsg. v. Samuel
Brandt. (XVI, 344 S m. 2 Taf.) Lex. 8". München,
Beck 1920. M. 35 —

Neben den Philologen werden Hiftoriker und Theologen
es dankbar begrüßen, daß weit zerftreute kleine
Abhandlungen und Befprechungen Traubes in diefem
handlichem Bande vereinigt find. Brandt glaubt ,kein
Opusculum überfehen zu haben, das die wiffenfehaftliche
Arbeit leicht zur Hand haben möchte'. Jedenfalls findet
man unter den 62 Nummern neben altbekannten Stücken
auch folche, die der Neudruck vor der Vergeffenheit
fchützt, ganz kurze Anzeigen oder Hinweife, manchmal
Notizen von wenigen Zeilen, fie alle doch mindeftens
durch textkritifche Bemerkungen von Wert. Auch diefe
Irleinen Unterfuchungen Traubes geben immer wieder
glänzende Proben feines oft gerühmten Scharffinns, feiner
kunft, aus kritifcher Arbeit heraus die Wege zum glücklichen
Aufbau zu finden. Die 1. Gruppe ,zur alten Philologie
' enthält 23 Nummern, darunter die Miszelle ,De
Ambrosii titulis' und die Befprechung von De Rossis
Inscriptiones II, 1. Aus den 26 Beiträgen ,Zur mittelalterlichen
Philologie' feien hier die zu Columbans Gedicht
Ad Sethum und zu Walahfrid Strabos De imagine Tetrici
fowie die Abhandlung ,Perrona Scottorum' genannt. Die
3. Abteilung ,Zur Paläographie und Handfchriftenkunde'
Dringt u. a. die ,Paläographifchen Anzeigen' aus dem
Neuen Archiv; fie find, wie auch die meiften anderen
Abhandlungen, durch ergänzende oder berichtigende
Noten des Herausgebers bereichert. — Nicht überfehen
darf man F. Bolls Bemerkungen über die Nomina sacra
(S. 6ff.); fie fchließen fich an neuere Unterfuchungen an,
kommen aber im Gegenfatz zu diefen zu dem Ergebnis,
daß Traubes Lehre von dem jüdifchen Urfprung der
Kürzung der chrifidichen heiligen Namen mindeftens als
einleuchtende Hypothefe gelten muffe.

Paul Lehmann hat fich auch um diefen letzten Band
der ,Vorlefungen und Abhandlungen' Traubes verdient
gemacht. Ihm verdanken wir ein für alle drei Bände
geltendes Verzeichnis der Perfonen und Autoren, der
Sachen und Wörter, der Handfchriften in modernen
Sammlungen. Bei Beda (S. 333) vermiffe ich den Hinweis
auf 3,203 f.

Gießen. F. Vi gener.

Eberhardt, Dr. Hildegard: Die Diözefe Worms am Ende
des 15. Jahrhunderts. Nach den Erhebungsliften des
.Gemeinen Pfennigs' und dem Wormfer Synodale v. 1496.
(Vorreformationsgeschichtl. P'orfchgn. IX.) (XVI, 192 S.
m. 1 Karte.) gr. 8°. Münfter i. W., Afchendorff 1919.

M. 12 —

Diefe Unterfuchung über die kirchlichen Verhältniffe
in der Diözefe Worms ftützt fich vor allem auf die zur

Erhebung des gemeinen Pfennigs 1496 angelegten Liften,
insbefondere die Steuerregifter des gefamten Klerus der
Stadt Worms und einiger benachbarter Klöfter. Außerdem
liegt für die Landpfarreien aus demfelben Jahre 1496
das bereits 1875 veröffentlichte Synodale über die Vifi-
tation vor. In der Stadt W. beftanden damals nicht weniger
als 316 Benefizien (darunter 108 Kanonikate und 119
Vikariate). Der übrige Teil der Diözefe zählte 246 Pfarreien;
deren Durchfchnittsgröße läßt fich auf 13 qkm berechnen,
aber im Gebirge gab es Kirchfpiele von mehr als 20, ja
eins von 43 qkm. Die Steuerliften, die jeden Pfründeninhaber
bei Namen nennen, laffen mindeftens für die
Stadt W. die Pfründenhäufung genau erkennen; die meiften
Weltgeiftlichen hatten mehr als eine Pfründe. Auf die
drei Steuerklaffen des gemeinen Pfennigs verteilt fich der
Stadtklerus fo, daß 73,6 °/0 der 1. Klaffe angehörten, also
mindeftens 50 Guld. Jahreseinkommen hatten, während
nur 8,1% weniger als 25 G. verfteuerten und damit zur
3. Klaffe zählten. In Worms gab es alfo nicht viele mindelt-
befteuerte Kleriker, und höchftens ein Teil von diefen wird
tatfächlich zu dem fog. klerikalen Proletariat gehört haben.
Auch die Lage des Wormser Landklerus erfcheint nicht
fo ungünftig, wie man nach den allgemeinen Vorftellungen
über fpätmittelalterliche Zuftände annehmen möchte. Verf.
zeigt, daß nur 18% von dem ganzen Landklerus in der
3. Klaffe fteuern; die Ziffer finkt bei den Plebanen auf
12 °/0 und fteigt bei den niederften Pfründnern (Kapläne,
Altariften, Frühmeffer) auf 25%, es find lediglich die
nicht feft bepfründeten Vertreter der Plebane und Gehilfen
der Pfarrer, die durchweg (zu der einen Ausnahme
vgl. S. 129) auf der unterften Stufe bleiben. Aus den
Tabellen über den Landklerus (S. lßöff, nach den Steuer-
regiftern) find die der Dekanate Waibftadt und Schwaigern
wichtig, da hier außer über die Steuerfumme auch über
das Gefamteinkommen der einzelnen Plebane Aufzeichnungen
vorliegen. Die mit verftändigem Pleiße bearbeitete
Untersuchung bringt noch manche Ergebniffe von allgemeiner
Bedeutung. Die Stadt W., deren Klerus H.Boos auf
12—1500 Köpfe gefchätzt hatte, beherbergte 1496 tatfächlich
nur 226 Welt- u. 29oOrdensgeiftliche(S. 51). Über den
Begriff paftor ift S. 54ff. zu vergleichen, über den (nicht
ftarken!) Mangel an Pfarreien S. 82ff., über Ordensgeift-
liche als Pfarrverwefer S. 92ff, über Patronate S. 113fr.
Gießen. F. Vigener.

Derlen, Wilhelm: Kleine Mitteilungen aus dem gemeinlchaft-
lichen Hennebergilchen Archiv in Meiningen. (S.-A. aus:
Neue Beiträge zur Gefch. deut. Altertums, Lfg. 29.)
(17 S.) Lex. 8°. Meiningen, Brückner & Renner in
Komm. 1919. Die Liefg. M. 6 —

i.a) Ein Brief Dr. Adam Wernhers v. Themar aus den Tagen
des pfälzifch-bayer. Erbfolgekriegs 1504. b) Nachtrag zur Lebens-
gefchichte Antonius Königs. — 2. Dr. Henning Goede in Henneberg
. Dienften. — 3. Wallfahrten des Mainzer Chorherrn Kilian
Wefthaufen in den J. 1514 u. 1515, — 4. Graf Johann IV. v. Henneberg
auf dem Reichstag zu Augsburg 1530.
Diefe kleinen Mitteilungen find für die Kirchenge-
fchichte nicht unwichtig. Derfch weift z. B. nach, daß
das in der Landesbibliothek zu Wiesbaden aufbewahrte
Exemplar des collectarium in psalmos universos von Petrus
Herental von dem Chorherrn zu Vesra und Pfarrer zu
Themar Anton König 1469 gefchrieben wurde. Für
das kirchl. Leben am ausgehenden Mittelalter find die
Mitteilungen über die Wallfahrten des Mainzer Chorherrn
Kilian Wefthaufen 1514 und 1518 nicht ohne Wert. Ein
anderer Auffatz bietet Ergänzungen zur Lebensgefchichte
des Kanoniften Dr. Hennig Goede, zu deffen Füßen auch
Luther vielleicht gefeffen ift. Am bedeutfamften find
aber die Mitteilungen aus dem Briefwechfel des Abtes von
Fulda Johann von Henneberg an feinen Vater Wilnelm IV.
vom Augsburger Reichstag 1530. Nicht als ob fie neue
Aufklärungen über den Gang der Ereigniffe brächten,
aber fie beleuchten das Leben auf dem Reichstag und
die Stimmung unter den Parteien, daß man nur wunfehen