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Ausgabe:

1920 Nr. 1

Spalte:

197-198

Autor/Hrsg.:

Kennedy, H. A. A.

Titel/Untertitel:

Philo‘s Contribution to Religion 1920

Rezensent:

Windisch, Hans

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Seite 1

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197 Theologifche Literaturzeitung 1920 Nr. 17/18. ic/8

70 Jahre des Exils vorausgefagt hat." S. 32: pal. Chagiga 77d fleht
nicht, daß Jehlida ben Tabai längere Zeit in Ägypten gewirkt habe.
S. 35: ,afiyrifche Schrift' wird ohne Erläuterung von den meiden Leiern
fallen als ,Keiil'chrift' verbanden werden. S. 39: für die hier befprochenc
Bedeutung der Zahl ,85' kommt 1. Sam. 22,18 nicht in Betracht. Statt

In dem Abfchnitt über die Unfterblichkeit entwickelt der Vf. treffend
den myftifchen Begriff des Lebens und weift auf die Analogien bei
Paulus und Johannes; er hätte noch mehr Nachdruck auf die aus der
Lehre von der Präexiftenz fließende Vorftellung von der Unfterblichkeit
der Seele und die Zeugniffe vom Weiterleben nach dem phyll-

Sopherim 9,7 lies 10,8. S. 53 lies noooßoh'/. S.( 59: außer der ' ichen Tode legen follen, desgleichen auf das Kehlen der altteft.-

Methibtha des Patriarchen (vgl. für Rabbi Baba Meci'a 85 lb) gab es
Akademien, Gelehrtenverfammlungen, auch in Babylonien, z. B. in
Matha Mechas'a. S. 60: Die Kallaverfammlungen zur Einprägung des
Lehrftoffes fanden nur in Babylonien ftatt, nicht in Paläftina. S. 65:
Der Satz, daßjochanan ben Sakkai ,auch den Talmud, die Erklärungen
zur Mifchna, gleich der Heil. Schrift und der Mifchna ftudiert habe',
ill mindeftens mißverftändich. S. 67: über Ahas, Jehojakim, Achafch

eschatologifchen Idee vom Leben Bei der Darlegung der Ph.'fchcn Gna-
denlehre vermiffe ich die Erinnerung, daß bei Paulus die Gnade ganz
an Opferidee, Gefchichte und Mythus gebunden ift; Ph. fteht hier
den Propheten und Jcfus näher. Bei der Vergleichung der Ph.'fchcn
Logoslehie mit der des N. T. begegnen wir wieder der Behauptung,
die Botfchaft von der Kleifchwerdung des Logos würde auf Ph. wie
eine Umkehrung der Werte gewirkt haben; aber Stellen wie quis rcr.
werofeh vgl. Midrafch Gen. Rabba, Abfchnitt 42, über Hiram vgl. Jal- div. haer. 274 mahnen hier zur Vorficht; die Vorftellung, daß der
qut Ezechiel Kap. 367 (Antiochus, Caligula und Peroz find an diefen ; Logos oder der göttliche Geift in einzelnen Gott naheftchenden Men-
Stellen nicht genannt). S. 78 war der Midrafch Ha-gadol zu erwähnen; fchen fich inkarniert, ift Philo durchaus nicht fremd: namentlich Mofcs.
S. 79 der-Midrafch mms: nbtt. S. 82: als Name Meirs wird 'Erubin wie ihn Ph. zeichnet, kann als Vorläufer des johanneifchen Chriflus auf-
13b tsajiits angegeben, nicht ,Moise', fiehe Diqduqe zur Stelle. S. 87 t geführt werden. Unbegreiflich ift mir, wie K. den Einfluß Piatos auf
Baba Meci'a 62b und 65b ift nicht von Aufzeichnungen die Rede. ! Ph.'s Vorftellung von Gottes Vaterfchaft in Abrede (teilen kann: A. T.
S 95: Der Titel Tofephta für das der Mifchna Rabbis parallele Werk und Plato wirken hier zweifellos zufammen; dankenswert ift die ausführ-
ift irreführend. S. 96 (auch 78.123) lies: Siphra, nicht Saphra. S. 97 j liehe Befprechung der ekftatifchen Zuftände; fie war von mir a. a. O.
fehlt bei Eleafar ,ben Pedath', S. 108 fehlt bei Jehuda ,bar JechezqeeT. , zu kurz behandelt worden; aber auch hier darf die helleniftilche Tradi-
S. 101 ift nicht gefagt, ob der paläftinifche Talmud einft mehr Traktate [ tion nicht ausgefchaltet werden. Was Philo über die prophetifche
enthielt, als in den Ausgaben liehen. S. 110 ift .unmittelbarer Nach- 1 Ekltafe lehrt, ift nicht reftlos aus dem Alten Teftament abzuleiten,
folger irrig; dem Rab Jehuda folgte Chisda in Sura, Huna bar Chijja | Am Schluß des Buches, das im übrigen eine gute Einführung in die

in Pum Beditha. S. III: die als Rabina II u III bezeichneten Männer
wurden gewöhnlich als I u. II gezählt.

Für vieles andere darf ich auf meine in Druck befindliche
neue .Einleitung in Talmud und Midrafch' München,
C. H. Beck) verweifen. Mehr Anregung als das hier angezeigte
Büchlein über die Entftehung des Talmuds
bieten dem Kundigen, der die Texte fich erläutern kann,
S. Funks in gleichem Verlage erfchienene .Talmudproben
' (Überfetzungen ausgewählter Stellen).

Berlin-Lichterfelde W. Hermann L. Strack.

Gedankenwelt Ph.'s bietet, vermiffe ich eine zufammenfaffende Darlegung
darüber, worin nun eigentlich der .Beitrag' Philos zur .Religion' befiehl
und welches leine Bedeutung in der Gefchichte, in der Befchreibung
und Ergründung der religiöfen Erfahrungen ift. Auch die Verglei-
chungen mit dem N. T. hätten noch häufiger und gründlicher geführt
werden können.

Leiden. H. Windifch.

Kennedy, Prof. H. A. A., D. D., D. See: Philo's Contribution

to Religion. (XI, 245 S.) 8°. London, Hodder &

Stoughton 1919. sh. 6 —

Diese gehaltvolle Schrift hat die Absicht, den Beitrag
zu bestimmen und zu illuftrieren, den Philo, der Zeitgenosse
Jesu und der Apostel, zur .Religion' geliefert hat.
Es ift eines von den vielen unfehätzbaren Verdienften,
die W. Bouffet fich erworben hat, daß er als Pirfter
Philo als religiöfen Typus gewürdigt hat (Religion des
Jud2. 306ff.). Angeregt durch Bouffets Darfteilung habe
ich in meiner Schrift ,Die Frömmigkeit Philos' diefe
in ihren wichtigften Gedankengängen zu befchreiben und
dazu einen Vergleich mit der Frömmigkeit des N. T. zu
geben verfucht. Zuvor hatte Brehier in feinem um-
faffenden Werk: Les idees philofophiques et religieuses
de Philon d'Alexandrie 1908 die ganze religiöfe Gedankenwelt
Philos in ihren Beziehungen zu Hellenismus und
Synkretismus unterfucht und breit entwickelt. Unter

Vorausfetzung diefer Arbeiten gibt Kennedy eine neue ini'Kampf gegen iümTch-chriftliche Irrlehren,'vw~aUe
Darfteilung des Stoffs. Nach einer Einleitung, aus der
befonders eine feine Würdigung der Perfönlichkeit Philos
hervorzuheben ift, behandelt er in fechs Kapiteln Ph.s
Verhältnis zum A. T., die philofophifchen Vorausfetzungen
feiner RelDion, darnach deren Grundzüge: Des Menfchen
Verlangen^nach Gott (Sündenbegriff, Gewiffen, Reue,
Glaube, Unfterblichkeit), Gottes Annäherung an den
Menfchen (die Gnade Gottes, die Mittlerfchaft des Logos
und anderer Hypoftafen), die Vereinigung mit Gott (das
Verhältnis von Vater und Sohn, der Geift Gottes, das
Schauen Gottes), endlich den Myftizismus Ph.'s (die Ek-
ftafe).

Im Unterfchied von feinen Vorgängern räumt K. dem A T. einen
größeren Einfluß auf die Frömmigkeit Ph.'s ein; fehr zu Recht: namentlich
Brehier hat ihn faßt ganz ignoriert, auch ich wurde ihn jetzt etwas
ftärker zur Geltung bringen als ich 1909 getan. Eine genauere Unter-
fuchun- diefes Problems, die von einer Zu fammenftellung aller wichtigen religiöfen
Begriffe und Wendungen, welche Philo dem A. T. entnommen hat,
auszugehen und dann ihre Übertragung in helleniftifche Denkweife auf-
zuweifen hätte, wäre auch jetzt noch fehr erwünfeht. Bei der Behandlung
der Anthropologie ift die Vergleichung mit der des Paulus wichtig;
die Thefe, daß in der Lehre von den zwei Menfchen bei Ph. wie bei
Paulus der Mythus vom Urmenfchen eingewirkt habe, wird von K. mit
ungenügenden Gründen zurückgewiefen. Die Erörterung über die Begriffe
vovq, VWpli nvtvfia ignoriert das gnoftifch-hermetifche Material.

Cladder, Hermann J., S. J.: Unlere Evangelien. Akade-
mifche Vorträge. 1. Reihe: Zur Literaturgeschichte
der Evangelien. (VII. 260 S.) 8°. Freiburg i. B.,
Herder 1919. M. 7,60; geb. 9 —

Ein fynipathifch.es Buch katholifcher Gelehrsamkeit,
das mit Ernft und pädagogifchem Gefchick den Studierenden
in die Probleme der Evangelienforfchung einführt.
Seine Eigenart befteht darin, daß der Verf. die literar-
hiftorifchen und -kritifchen Fragen in engem Zufammen-
hang mit der Unterfuchung der Probleme der Gefchichte
des Urchristentums behandelt. Die Löfung der synop-
tifchen Frage fieht er in folgender, bekanntlich nicht
neuer Konstruktion: das semitifche Original des Mt. ift
das ältefte Evangelium, fein Aufbau hat für Mk. als Mufter
gedient, während der griechifche Mt. wiederum von Mk.
abhängig ift, beide aber ihren Stoff aus der mündlichen
Tradition der Petrus-Erzählungen nehmen. Dem Lk.
liegt Mk. zu Grunde: neben ihm hat er den griechifchen
Mt. und eine mündliche, auf Johannes zurückgehende
Überlieferung benutzt. — Das Johevg. — aus dem der
Verf. mittels Streichung von xb zraöy« 6,4 eine einjährige
Wirkfamkeit Jefu herauslieft — ift von dem Zebedaiden

m

gegen Cerinth, verfaßt.

Die Auseinanderfetzung mit den kritifchen Problemen
ift ernft und fachlich, die Aufgefchloffenheit für moderne
Frageftellungen erfreulich. Der Verf. fucht z. B. die
literarifchen Formen der Evangelien aus den Analogien
jüdifcher Literaturformen zu erklären, wobei er freilich
weder Neues noch Vollftändiges bringt. Auch die Bemühungen
um die Erkenntnis der .Vorftufen unferer erften
Evangelien' bringen neben vielem Phantaftifchen manches
Gute.

Breslau. r. Bultmann.

Berguer, D. Georges: Quelques traits de la vie de Jefus

au point de vue psychologique et psychanalitique.
(CVIII, 267 S.) gr. 8°. Geneve-Paris, Edition Atar
1920. fr. 15 —

Ein mutiger Verfuch, mit an Myfterienreligion und
Pfychanalyfe geübter Pfychologie an Hauptpunkte des
Lebens J. heranzutretenI Kritifche Freiheit und warme
Religiofität leiten in einfacher Ordnung und klarer Sprache
zur Zentralerfahrung: geiftiges Sterben und Neuleben in
reell gefühlter Berührung mit dem geiftig Auferftandenen,

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