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Ausgabe:

1919 Nr. 1

Spalte:

126-127

Autor/Hrsg.:

Maresch, Maria

Titel/Untertitel:

Elisabeth, Landgräfin v. Thüringen 1919

Rezensent:

Wenck, Karl

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Theologifche Literaturzeitung 1919 Nr. 11/12.

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findet.

Breslau. Bultmann.

diefe felbft näher einzugehen; aber es gibt Fälle, wo die den Abfchluß der alten Apologetik. In Auguftins Werk
Ergebniffe auch ein Licht auf die Methode werfen. Dazu de civitate Dei, der letzten Apologie der alten Kirche
fcheint mir der vorliegende Fall zu gehören. Ich kann j und der erden Gefchichtsphilofophie der Welt, hat fie
mir nicht denken, daß diefe Art von .Kritik', für die j eine Geftalt gewonnen, in der fie die Vorftellungen vieler
D. Fr. Strauß vergebens gefchrieben hat, irgendwo Freunde Jahrhunderte beherrfchte. Bemerkt fei noch, daß bei der

Angabe S. 8, Epiktet fei der einzige heidnifche Schrift-
fteller gewefen, der in jener Zeit halbwegs anerkennend
über die Chriften geurteilt habe, gerade das glänzendfte
Zeugnis für die Chriften aus heidnifcher Feder, das bekannte
Urteil Galens, überfehen ift.

München. Hugo Koch.

Marefch, Dr. Maria: Elilabeth, Landgräfin v. Thüringen.

Ein altes deutfches Heiligenleben im Lichte der
neueren gefchichtl. Forfchg. (158 S. m. 8 Abbildgn.
[Tafeln].) 8°. München-Gladbach, Volksvereins-Verlag
I9l8- M. 4.80

Ein wunderliches Buch, vor dem hier zu warnen ift,
weil es im Titel, durch Vorwort, Einleitung und .Quellenkunde
' denAnfchein einer ftreng wiffenfchaftlichen Grundlegung
erweckt, den Anfpruch eigener Förderung der
Erkenntnis erhebt und der proteftantifchen Forfchung
die Befähigung abfpricht, bei der Löfung der .perfönlichen
Probleme des Elifabethslebens erfolgreich' mitzuwirken.
Wie ganz anders lautete das Urteil katholifcher Forfcher
über meine in den Jahren 1907—09 veröffentlichten Beiträge
zur Elifabethliteraturl

Aber die Verfafferin hat die kritifchen und darfteilenden Arbeiten
proteftantifcher und katholifcher Forichcr von 190S ab mit Stillfchweigen
übergangen, mit einziger Ausnahme der Abhandlung E. Heymanns in
der Zeitrehr. f. thüring. Gefch. 27,1 (1908) ,zum Ehegüterrecht der hlg.
El.'. Eben durch fie (S. 2) mußte M. freilich auf meine Schrift ,die
hlg. Elifabeth' (Tübingen, Mohr 1908, Sammlung gemeinverftändlicher
Vorträge Nr. 52) hingewiefen werden, und obwohl fie fcheinbar nur
meine ältere von ihr unfreundlich behandelte Abhandlung in der Hift.
Zeitfchr. Bd. 69 (1892) kennt, hat fie doch unverkennbar das Buch von
1908 benutzt. Sie hat vor allem meiner vollftändigen Cberfetzung des
Lebensabriffes Elifabeths im Briefe Konrads von Marburg an Papft
Gregor IX umfangreiche Bruchftücke wortwörtlich entlehnt (vgl. S. m bis
113 mit Wenck S. 36—39 und S. 126—27 mit Wenck S. 35—36), dafür
aber S. 113 die Textabdrucke von Wyß und von Huyskens angeführt
. Ich darf wohl auf eine Charakteriftik diefes Verfahrens verzichten
1 — Was bietet das Buch? In Kapitel I .Hiftorifche Zeitlage'
eine einleitige Verherrlichung des Zeitalters Innocenz' III und eine viel
zu breite Darftellung der deutfehen, thüringifchen und ungarifchen Zeit-
gefchichte, der es an derben Schnitzern nicht fehlt. Ich erwähne nur,
daß fie das Weltkind Hermann I von Thüringen in jungen Jahren dem
geiftlichen Stande beigetreten glaubt, fie macht ihn durch Verwechfelung
mit feinen Bruder Friedrich zum Probft von St. Stephan in Mainz und
gibt ihm auch delfen fpätere Frau; fie läßt die im März 1198 erfolgte
Umwandlung der deutfehen Spitalbrüderfchaft in den Deutfchherrenorden
auf einem .Konzil' zu Accon erfolgt fein! — Das zweite Kapitel Jugend
und Ehe der Elilabeth' wird für die pfychologifche Problemilellung ihrer
weiteren Entwicklung unfruchtbar, da es ganz in den Worten des deutfehen
.Lebens des heiligen Ludwig' (Elifabeths Gatten) verläuft, und
diefes hübfehe Büchlein des Reinhardsbrunner Schulmeifters Friedrich
Ködiz, diefe hundert Jahre nach Elifabeths Tode verfertigte Cberfetzung
einer verlorenen, aber in der Reinhardsbrunner Chronik des 14. Jh.s'
großenteils erhaltenen lateinifchen Vorlage, keineswegs einer zeitgenöf-
fifchen Biographie Ludwigs von feinem Kaplan Bertold gleichzuachten
ift, fondern mit mannigfachem fpäten legendarifchen Stoff verfchiedenen
Urfprungs verbrämt ist. Ich möchte den Lefer fehen, der aus M.'s
Andeutungen eine richtige Einfehätzung diefer Quelle zu gewinnen vermöchte
, die nur mit größter Vorficht an der Hand der S. 135 genannten
Forfchungen neben den erhaltenen urfprünglichen Beftandteilen
heranzuziehen ift (vgl. meinen Anhg. .Quellen u. Literatur' S. 44). In
dilletantifcher Weife fchließt fie fich gern fpäter Überlieferung an, erklärt
den Sängerkrieg auf der Wartburg als .durch andere zeitgenöffifche
Mitteilungen beftätigt', und glaubt an eine Rückkehr Elifabeths zur
Wartburg nach dem Begräbnis ihres Gatten im Gegenfatz zu den dicta
4 ancillarum, weil die Tradition über Dietrich von Apolda und Friedrich
Ködiz zu Johannes Rothe fich dahin entwickelt hat. — M. fchreibt in
der Vorrede .Bereits im dritten Abfchnitt (Elifabeths Leben nach Ludwigs
Tode) mußte die Kritik zum Worte kommen'. M. E. ift ihr das
weder dort, noch in den weiteren Kapiteln ,Heiligfprechung' und Lebens-
'Muten der Heiligen' befchieden gewefen. Und das wird nach den hier
gebotenen Andeutungen, deren Zihl leicht fehr zu vermehren gewefen
wäre, niemand verwundern. Die pfychologifche Ergrundunc der Wandlung
Elifabeths von der Fürftin zur Tertiarin hat nichts durch M. gewonnen
. Statt fo fehr hinzuweifeu auf den .Gefchlechterfluch der Machtgier
, der die edlen Häufer der Meranier und Arpaden beherrfchte', im

*

Frölich, Miff. Richard: Das Zeugnis der Apoftelgefchichte
von Chriftus und das religiöfe Denken in Indien. (Arbeiten
zur Miffionswiffenfchaft 2. Stück.) (II, 74 S.) 8°.
Leipzig-, J. C. Hinrichs 1918. M. 3 —

Der Verfaffer analyfiert die einzelnen Reden der
Apoftelo-efchichte und zieht dann allerlei Vergleiche zwi-
fchen efer altchriftlichen und der indifchen Religiofität.
Man kann daraus Intereffantes über indifches Volksleben
und indifche Religion lernen, z. B. eine ganze Reihe trefflicher
Sprüchvvorte (S. 29 ff.) Ebenfo gewinnt man eine
Vorftellung davon, wie chriftliche Miffionare Anknüpfungen
an die indifche Denkweife fuchen, und wie fie zu
diefem Zwecke das N. T. benutzen. Den deutfahen Theologen
, der nicht unmittelbar in der Miffionspraxis fteht,
mutet dabei zunächft manches, was in der Wirklichkeit
der Miffion doch wohl zweckmäßig und notwendig ift,
fremdartig an. Vom Standpunkt gründlicher gefchicht-
licher Schrifterklärung könnte man allerlei Änderungen
und Zufätze wünfehen, die für die Miffion vielleicht gleichwohl
mehr oder minder gleichgültig wären. Immerhin
hat der Verf. wohl die eschatologifche Stimmung der
Reden der Akta und den Reichsgottesgedanken des Evangeliums
zu wenig gewürdigt. Andererfeits kommt eine
Reihe der wichtigften Probleme in der Auseinanderfetzung
zwifchen chriftlicher und indifcher Religiofität zur Darfteilung
. Dabei wird recht deutlich, daß diefe beiden
Arten der Religiofität nicht in kontradiktorilchem oder
konträrem, fondern in difparatem Verhältnis zueinander
flehen. Es handelt fich nicht um verfchiedenartige Gedankenreihen
, fondern noch mehr um verfchiedenartige
Geiftesrichtung und Denkweife. Darum eben ift der
theoretifche Vergleich zwifchen beiden ebenfo fchwierig
wie die praktifche Verftändigung und Auseinanderfetzung.
Die Einzelheiten geben dem Miffionsfreunde wie dem für
Religionswiffenfchaft Intereffierten mancherlei zu denken.
Frankfurt a. M. W. Bornemann.

Hauck, Prof. D. Dr. Albert: Apologetik in der alten Kirche.

(44 S.) 8°. Leipzig, Dörffling & Franke 1918. M. 1.80
In diefen auf dem Leipziger Miffionslehrkurs 1917
gehaltenen Vorträgen fchildert der nunmehr heimgegangene
Meifter der Kirchengefchichtsfchreibung in gedrängter
Kürze zunächft die Verhältniffe, die zur Verteidigung des
Chriftentums nötigten. Zwei Umftände waren es, die die
chriftliche Apologetik ins Leben riefen: die feindfelige
heidnifche Volksftimmung und die unfichere rechtliche
Lao-e der Chriften. Religionsfreiheit ftatt Kultuszwang
lautete demgegenüber die Lofung der älteften Apologetik
. Sie arbeitete aber auch am Aufbau einer neuen
Weltanfchauung, indem fie dem Polytheismus ihren
moralifchen Monotheismus mit der Logoslehre entgegen-
ftellte, wobei freilich das Werk Chrifti wefentlich zur
Lehre wurde und der Vater im Himmel, zu dem die
Chriften beteten, in Gefahr war, im fchlechthin beftim-
mungslofen reinen Sein unterzugehen. Nunmehr entftand
auch eine gegen das Chriftentum gerichtete Literatur,
deren Angriffe das ins Auge faßten, was die Chriften waren
und was fie an ihrer Religion hatten. Sie drängten die
Apologetik, fich in die Tiefen des göttlichen Heilsrates
zu verfenken und den Heiden das Wefen des Chriftentums
zu erfchließen. Die Apologetik ging fo über in die
Dogmatik. Die Erfaffung des Zufammenhangs zwifchen
der Menfchheitsentwicklung und dem Chriftentum bildete