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Ausgabe:

1919

Spalte:

56-57

Autor/Hrsg.:

Morin, Germanus

Titel/Untertitel:

Sancti Aureli Augustini tractatus sive sermones inediti ex codice Guelferbytano 4096, detexit adiectisque commentariis criticis primus ed 1919

Rezensent:

Jülicher, Adolf

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Theologifche Literäturzeitung 1919 Nr. 5/6.

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Einrichtung gewefen, aber freilich fie finde fich ,nur auf
ehedem römifchen Boden'). 5. Fifcher, Neuburg a. D.:
Ivo von Chartres, der Erneuerer der Vita canonica in
Frankreich (Mitteilungen aus einer Wiener Handfchrift,
die intereffante Einblicke in das Leben und Treiben in
einem franzöfifchen Chorherrnftifte zu Ende des 11. Jahrhunderts
gewähren; Fifcher unterfucht fehr gründlich
die ihm von Dom Morin in einer kleinen brieflich mitgeteilten
Unterluchung, die er mit abdruckt, entgegengetragene
Hypothefe, daß Ivo der Verfaffer der ,Con-
suetudines', die die Handfchrift darbietet, fei). 7. Gietl,
München, Die zwangsweife Verfetzung des Benefiziaten
in der Lehre der mittelalterlichen Kanoniften von Gratian
bis Hoftienfis (Erfte Unterfuchung diefer Frage, angeregt
durch das Dekret Pius X. vom 20. Auguft 1910 über die
Amtsenthebung der Pfarrer auf dem Verwaltungswege).
10. Gromer, Neuburg a. D.: Zur Gefchichte der Diakonenbeichte
im Mittelalter (Lehrreicher Beitrag zur Entwicklung
des Beichtwefens unter der Wirkung der Bußbücher
; aufgekommen im 8. Jahrhundert hielt fich die
Diakonenbeichte auch, nachdem fie dogmatifch endgültig
gerichtet war, praktifch bis ins 14. Jahrh.). 14. Königer,
Bamberg, Das Recht der Militärfeelforge in der Karolingerzeit
(Bemühungen des Bonifacius, fpäter des Bene-
diktus Levita. Der Inhalt ift mannigfaltiger als der Titel
erkennen läßt: es handelt fich mit um das Waffentragen
des Klerus). 15. Michel, Bamberg, Praedeftinatus eine
ungenannte Quelle Kardinal Humberts im Kampfe gegen
Kerullarios (1053/54). 17. Rid, München, Die Wieder-
einfetzung Kaifer Ludwigs des Frommen zu St. Denis,
1. März 834, und ihre Wiederholung zu Metz, 28. Februar
835 (Erörterung der Motive Ludwigs: wollte ,vor allem
Volke', deshalb mit ,feierlichftem kirchlichen Zeremoniell'
rekonziliiert fein). 19. Schilling, Der vermittelnde
Charakter der thomiftifchen Staatslehre (vermittelnd
zwifchen Ariftoteles und Auguftin). 23. Stiefenhofer,
Dinkelsbühl, Die liturgifche Fußwafchung am Gründonnerstag
in der abendländilchen Kirche (das fog.
,Mandatum'. feif dem 9./10. Jahrhundert fo bezeichnet; zu
erkennen feit dem 4, Jahrhundert; zweierlei Form, Fußwafchung
der Kleriker, bzw. Mönche, und der Armen;
wird genauer verfolgt bis zum I4.jahrhundert). 2 5. Stöckerl,
München, Das alte Franziskanerklofter in München in
in feinen Beziehungen zum bayerilchen Fürftenhaufe bis
zum Reformjahr 1480. 25. Weymann, München, Die
Güter-Ternare ,forma, genus, virtus', ,forma, divitiae, virtus'
und Verwandtes in antiker, altchriftlicher und mittelalterlicher
Literatur (in kürzerer Faffung etwa: ,Lob-Schemata
der alten Zeit'; fehr reichhaltige, für die Bewertung der
Charakteriftiken bei Hiftorikern etc. wichtige Nachwei-
fungen).

Greift die zuletzt genannte gelehrte Philologenarbeit
fchon in die altchriftliche Zeit zurück, fo gelten diefer
fpeziell die Abhandlungen: 4. Eifenhofer, Eichftätt,
Auguftinus in den Evangelien-Homilien Gregors des
Großen (viele Proben reicher Auguftinbelefenheit). 6. Phil.
Friedrich, München, St. Ambrofius von Mailand über
die Jungfraugeburt Marias (Virginitas Mariae in partu;
Verf. hätte feine gründliche Studie, die ihm ein Beitrag
befonders zur Entwicklung der asketifchen Ideen ift,
in größeren Zufammenhang dadurch ftellen können, daß
er die Erweiterung des Satzes qui natus est de Spir. s

des Gedankens von der Kugelgeftalt der Erde). 16. Pfeil-
fchifter, Oxyrhynchos. Seine Kirchen und Klöfter auf
Grund der Papyrusfunde (ein Glanzftück der Sammlung!)
18. Scher mann, Liturgifche Neuerungen der Päpfte
Alexander I, c. 110, und Sixtus I, c. 120, in der römifchen
Meffe nach dem liber pontificalis (Nicht weniger, als das
von Pfeilfchifter oder auch von Weymann, Gietl, Gromer,
Königer, ein belangreiches Stück: ich halte doch für
möglich, daß die .Rezitation' der Einfetzungsworte
nicht von allem Anfang an zur Abendmahlsfeier gehörte.
Schermanns fcharffinnige Deutung der rätfelhaften Bemerkung
des liber pontif. zu Alexander, ift jedoch fehr
beachtenswert!) 26. Zellinger, München, Der Beifall in
der altchriftlichen Predigt (beleuchtet gelehrt und fein
einen Zug aus dem Prozeß der .Säkularifierung' der
kirchlichen Sitten feit dem 4. Jahrhundert).

Des weiteren enthält das Werk folgende Studien:
A. Zur Gefchichte der Reformationszeit 2. Bigelmair,
Dillingen, Nikolaus Ellenbog und die Reformation (Ein
Stück aus den Vorarbeiten zur Herausgabe der Werke
diefes Ottobeurer Benediktiners, Humaniften zweiten
Ranges, Freundes Reuchlins, im Corpus catholicorum).
8. Göttler, München, Zur Entftehungsgefchichte des
altbayerifchen Schulrechts (zeigt, unter Anknüpfung bei
Forfchungen Knöpflers felbft, daß auf katholifcher
Seite Bayern in Deutfchland vorangegangen mit ,ftaat-
licher'Neuregelung des Schulwefens). 20. Ulrich Schmidt,
München, Ulrich Burchardi. Ein Gedenkblatt zur Reformation
in der Diözefe Bamberg. (Auch ein befonders
intereffanter Beitrag: Burchardi blieb katholifch, fein
Dialogismus de fide christiana wird deshalb wohl auch
im Corpus catholicorum mit herausgegeben werden, wiewohl
er, nach Schmidts Referat zu urteilen, unleugbar echt
lutherifch ift, merkwürdig, daß die Schrift auf evangelifcher
Seite fo gut wie unbekannt geworden ift, fie und ihr
Verfaffer werden nach Schmidts gediegenem Auffatz doch
auch von Unfereinem mal zum Gegenftand der Forfchung
gemacht werden müffen). B. In die Aufklärungszeit führt
12. Hörmann, Donauwörth, P. Beda Mayr von Donauwörth
, ein Ireniker der Aufklärungszeit (ein unbedeutender
Mann, unzweifelhaft treukatholifch in feinem ganzen
Denken und Empfinden, aber voll Verlangen, der Aus-
föhnung der Konfeffionen zu dienen, darob fchwer angefeindet
).

Nun noch fünf Auffätze, die einigermaßen aus der
Reihe treten: 13. v. Keppler, Rottenburg, Zur Gefchichte
der Predigt (eine Erinnerung des Jugendfreundes an
gemeinfame literarifche Pläne mit dem Jubilar: geht aus
in recht beachtenswerte methodologifche Winke für
folche, die die Gefchichte der Predigt erforfchen; die
Aufgabe ift wirklich vielfeitiger als die meiften fich
bisher vergegenwärtigten). 21. Sickenberger, Breslau,
Kirchengefcbichte und neuteftamentliche Exegefe (auch
methodologifch). 24. Walter, München, Die Bildungspflicht
des Chriften in der Gegenwart (einfichtig und um-
fichtig). — Schließlich ganz überrafchend, aberdoch auch
eine Ovation für den Hiftoriker Knöpfler: Göttsberger,
München, Die Verwerfung des Saul 1. Sm. 13 u. 15 (fo
weit ich ein Urteil habe, eine gediegene hiftorifche Unterfuchung
).

Halle. F. Kattenbufch.

Sancti Avreli Avgvstini tractatvs sive sermones inediti ex co-

et Maria virgine im altrömifchen Tauffymbol zu der j dice Gvelferbytano 4096, detexit adiectisqve commen-
Form des textus receptus verfolgt hätte: Ich glaube i tariis criticis primvs ed. Germanvs Morin O. S. B. Ac

jetzt — anders als in meinem Werk über das Apoft.
Symbol — daß die Einfchaltung von .conceptus' vor de
Spir. s. und die dadurch gefchaffene Betonung von

cedvnt ss. Optati Milevitani Qvodvvltdei Carthaginiensis
episcop. aliorvmqve ex Äugustini schola tractatus
novem. (III, XXXV, 250 S. m. 1 Taf.) gr. 40. Cam-

,natus ex' M. virg., gar bei Voranftellung von virg. vor podvni MCMXVII. Kempten, J. Köfel 1917

M., fich wider Jovinian kehrt!). 11. Holzhey, Freifing,
Das Bild der Erde bei den Kirchenvätern (Reihe von
Nachweifen über allmähliches Schwinden, ja Verketzerung

M. 15—; geb. M. 18 —
Dom Morin hat feinen reichen Verdienften um die
Patriftik ein neues hinzugefügt: aus einer Wolfenbütteler