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Ausgabe:

1919

Spalte:

36-37

Autor/Hrsg.:

Michaelis, Otto

Titel/Untertitel:

Protestantisches Märtyrerbuch 1919

Rezensent:

Mulert, Hermann

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35 Theologifche Literaturzeitung 1919 Nr. 3/4. 36

über das Vordringen des Arianismus unter dem Schutz der germanifchen : fierung der Gefchichte aus und nimmt bejahend Stelluno-
Völker leiden darunter Vor allem aber hätte die Einbeziehung der ! zu der neuerdings fo viel behandelten Frage, ob von
s'Otifchen Anfange vielleicht die Frage geklart oder fie fcharfer zu T , A r.„„.„„ v j„„ < . i_ r ui rc j

.teilen veranlaßt, die (ich mir immer wieder aufdrängt: wie war eigent- j Luthers Auftl eten ab das .Mittelalter' abgefchloffen und

lieh das Heidentum diefer Goten befchaffen, wie weit trifft auf he das die ,neuere Zeit' datiert werden folle: Neuerungen in der

für andere Germanen Bekannte zu, und wie erklärt fich bei annähernd Verfaffung und in der Bildung von Staaten, in den
gleichen Vorausfetzungen ihr frühzeitiges, wenn ich es ganz knapp aus- gewerblichen und Wirtfchaftsverhältniffen in der litera-

^rSJS!t£SS!^ d°Ch ** ~ ei'1C u»d a%emein Bewegung wie auch der
Nach der vorliegenden Inhaltsangabe des zweiten Halbbandes I Kunit geben, .Wie er ausfuhrt, das Recht an die Hand,
würden in deffen drei Kapiteln behandelt werden: der Zerfall der | hier den Einfchnitt ZU machen. Die Wandlungen felbft
karolingifchen Reichskirche und der erfte Höhepunkt des mittelalter- ; aber find ,nicht ohne Einwirkung der gleichzeitigen kirchlichen
Papfttums unter Nikolaus L das Chriftentum außerhalb der trän- ■ ljchen Bewegung eingetreten' (S. l6d). Die fpezielle Frage
kifchen Kirche, endlich die kirchlichen Zuftände im Karolingerreich. , ,„„i„u„ „,.„ „ br jl- k^lTo^t^.« nr urV
Vornehmlich diefer letzte Abfchnitt wird von großer Bedeutung für die i auf Welche nun, angefichts der bekannten von Troeltfch

Beurteilung des Ganzen fein, denn erft hier foll im Querfchnitt die j eingenommenen Stellung, das Ganze auslautt, llt die: ob

Germanifierung des Chriftentums an Einzelheiten aufgewiefen werden, i tatfächlich der ,moderne Geift' feinen adäquaten Ausdruck

Dem Herrn Verleger fei aufs dringlichfte an's Herz gelegt, die Druck- in dem VVefen der antifupranatural gerichteten Auf-

kegung diefer noch ausftehenden Bogen mogh klärung gefunden habe und fo zwifchen Luther und ihm

Die Schwierigkeiten find mir fehr wohl bekannt, aber ich weiß auch . t>. » . . , r . t> l

die Verdienftlichkeit des Opfers, das darin liegt, zu fchätzen. e,ne prinzipielle Scheidung zu vollziehen fei. v. B. be-

Gießen. G. Krüger. ftreitet dies mit Recht — er ftelit auch den eigentlichen

t______' ; religiöfen Gegenfatz richtig, in dem doch fchließlich alles

Albertus Magnus de animalibus libri XXVI nach der Cölner kulminiert: nicht um die Frage darf es gehen, ob fupra-
Urfchrift. Hrsg. v. Herrn. Stadler. 1. Bd. Buch j natural oder antifupranatural, iondern ob nach Luther
I—XII enth. (Beiträge zur Gefch. der Philofophie des 1 perfönhehes oder nach mitteialterlich-fcholaftifcher Art
M.-A. XV.) (XXVI, 892 S.) gr 8°. Münfter i W kirchliches Glauben das Wefen rehgiöfer Betätigung bildet.
Afchendorff 1916. ' M 2875 Lie durch Troeltfch angefchnittene Frage hat offenbar

Mit Unterftützung der kgl. bayerifchen Akademie ihren Ausgang f. Z. von Albrecht Ritfchl's Hinweis auf
der Wiffenfchaften zu München, der Görresgefellfchaft und dogmatifche Anflehten Luthers genommen, die zweifellos
der rheinifchen Gefellfchaft für wiffenfehaftliche Forfchung in mittelalterlichen Pofitionen verankert find — man darf
ift diefe gewichtige Edition von Alberts Tierbuch ver- aber m der Unterfuchung nicht bei dem flehen bleiben,
öffentlicht worden. Wären wirklich Alberts ,naturphilo- was auf das Alte hinfuhrt, fondern muß in dem Neuen
fophifche' Schriften nichts weiter als weitfehweifige Dar- der religiöfen Pofition Luthers das Maßgebende für feine
Heilungen mittelalterlichen Aberglaubens, als die fie be- Beurteilung anerkennen. Dann ergibt fich der höhere
zeichnet worden find, fo möchte man wohl fragen, ob es Gefichtspunkt, welcher über den Streit hinausfuhrt.
Zeit und Kraft lohne, eine Neuausgabe von Alberts Tier- Königsberg. Benrath,
buch zu veranflalten. Der bisher zur Verfügung flehende ~

Text war freilich bös genug. Stadler hat, indem er feiner Stak"fl|j ^ÄJ! i9r/WUrde Mer,rcnen- ^Y-

Edition die von ihm als Urfchrift erkannte Cölner Hand- s'tange beklagt "in dietem gauf der allgemeinen deutfehen
fchnft zugrunde legte (vgl. die ausführliche Begründung chriftlichen Studentenkonferenz zu Eifenach gehaltenen Vortrag,
in den Sitzungsberichten der bayerifchen Akademie der i daß in chriftlichen Kreifen gerade vom Erlebnis der Rechtferti-
Wiffenfchaften, philof.-philol. und hiil. Klaffe, 1912V 8ung fo weni8 die Rede ift- Und do<ln erfüllte gerade diel'es Erzürn
erften Mal einen zuverläffifren Text voro-eleo-t- Her 1 leben die Sehnfucht unterer Zeit, die Sehnfucht nach dem neuen
zum eriten Mal einen zuyeriau gen iext vorgelegt, du , Menfchen wodurch es erft zur rechten Würde desfelben kommt.

zugleich im wefenthehen als abfehheßend gelten darf. Uber So anfprechend die Schilderung diefes neuen Ytenfchen ift, man
die die Vorlage korrigierende Orthographie des Drucks fragt, wie kommen wir zu demfelben Erleben wie der Reformator,
kann man flreiten. Die Lesbarkeit des Textes hat da- Der Verfaffer verweift zwar auf einen folgenden Vortrag — wohl
durch freilich gewonnen, doch das kann ja nicht der durch- G?rhard Hilbert, Wie kriege ich einen gnädigen Gott? -; aber
fchlagende Gesichtspunkt fein. An Widerfpruch wird s ^ ^«ÄÄ" ^ ^

darum nicht fehlen können. Die textkritifche Leiftung Alfeld. Schorn bäum.

bleibt davon unberührt. Denn erft jetzt haben wir einen i---------

auch die Quellen deutlich heraushebenden, gründ- | Limbach, S.: Gedenket, und dann — denket nachl Rückblicke,
lieh und erfolgreich geprüften Text. Albert verdient ! Einblicke u. Ausblicke zum Reformationsjubiläum. Sonderab

diefe Mühe. Denn wie Stadler Vorjahren fchon nachweifen
konnte (Forfchungen zur Gefchichte Bayerns 1906 S. 95 ff)
darf Albert der Große den ,Naturbeobachtern und Natur-
forfchern' zugezählt werden. Und was wichtiger, in feinen
Schriften ift uns das ganze naturkundliche Wiffen des

dr. aus ,Der Weisfagungsfreund'. (32 S.) 8». Bafel, Kober
1917. M. —60

Wieder eine Schweizerftimme zum Reformationsjubiläum.
Wenn aber nach ihrer Meinung die ,fogenannte' theologifche
Wiflenfchaft, vor allem ,die fogenannte' höhere Kritik nur dazu
gedient hat, um in vieler Herzen die Kraft des Glaubens zu

, ,r , v 11 ' • 'r ^t,.,nQ« ; brechen und eine innere Leere und Haltlofigkeit zu fchaffen,

deutfehen Volkes jener läge erhalten. _ wenn der EckpfeiIer der reformatorifchen Verkündigung den

meiften Vertretern der theologifchen Wiflenfchaft die große Un

Tübingen. Otto Scheel.

Below, Georg v.: Die Urlachen der Reformation. Mit e

Beilage: Die Reformation u. der Beginn der Neuzeit-
(Hiftorifche Bibliothek, 38. Bd.) (XVI, 187 S.) gr.8°
München, R. Oldenburg 1917. M. 6 —

Es ift fehr zu begrüßen, daß die feinerzeit von uns
angezeigte Prorektoratsrede des Freiburger Hiftorikers
(f. ThLZtg 1917 Nr. 3), zunächft als Univerfitätsfchrift er- Michaelis, Otto: Proteftantirches hur yrerbuch Bilder u. Ur-
j- 1 • 1 -i ' „r c 1 11 • r> - i_ künden der ev.meel Märtyrergeichiclite, aus vier fahrhunder-

leinenen, nunmehr ihren Weg auf den allgemeinen Bucher- j ^ ™^ (268 sf) kl. 8«. Stuttgart, J. F. Stein-

markt gefunden hat. Das ift — man wird dies gerade i koof 1917 & Geb. M. 3.60

bekannte ift, die fie mit all ihren Formeln und Gleichungen
nicht mehr zu finden wiffen (S. 15 u. 19), fo ift jede weitere
theologifche Diskuffion, ganz abgefehen von dem Unbegründet-
fein der Vorwürfe, unmöglich. Allein der Hiftoriker wird einftens
darnach greifen, um die Anrchauungen gewiffer Kreffe feftzu-
ftellen.

Alfeld. Schornbaum.

angefichts des Themas von dem Verfaffer nicht anders
erwarten — unter forgfältiger Prüfung und Bereicherung
der erften Darlegung erfolgt, fowie unter Beifügung einer
bedeutfamen Abhandlung über ,die Reformation und den
Beginn der Neuzeit'. Verf. geht in diefer letzteren
Unterfuchung von allgemeinen Erörterungen überPeriodi-

kopf 1917.

Wollen wir den Proteftanten unterer Tage die Gefchichte
unterer Kirche lebendiger machen (und wir teilen es; hier liegt
wertvolles Gut, das die Katholiken beffer zu nützen verheben),
te gehört dazu nicht bloß die Gefchichte tätiger Liebe, wie fie
viele Erzählungen von den Vätern der Inneren Miffion bieten,
tendern auch die des in Verfolgungen ftandbaften Glaubens. So
ift M.'s Gedanke fehr glücklich, zumal Pipers verwandte Schrif-