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Ausgabe:

1919

Spalte:

284

Autor/Hrsg.:

Fankhauser, Gottfried

Titel/Untertitel:

Nicht vergeblich! Ein Wort der Ermunterung für Sonntagsschullehrer und solche, die es werden sollen 1919

Rezensent:

Goltz, Eduard Alexander

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283

Theologilche Literaturzeitung 1919 Nr. 23/24,

284

Mylius, Kgl. Schulrat a.D.: Die praktifchen Ideen Herbarts

.Freiheit, Vollkommenheit und Wohlwollen' als Grund-
Ethik in ihrem Verhältnis zur Bergpredigt u. zur me-
thod. Verwertung deuticher Gedichte in der Schule.
(Pädagog. Magazin. Heft 688.) (45 S.) 8°. Langen-
falza, H. Beyer & Söhne 1918. M. —90

Der inzwifchen verdorbene Verfaffer hatte fich umfangreiche
Kenntniffe auf den verfchiedenften Gebieten
der fprachwiffenfchaftlichen, philofophifchen, pädagogi-
fchen und belletriftifchen Literatur angeeignet und befaß
dabei ein geradezu phänomenales Gedächtnis, durch welches
er imftande war, jederzeit, wie es die Unterhaltung
mit anderen oder auch feine fchriftftellerifche Tätigkeit
mit fich brachte, fremde Anflehten in ihrer urfprünglichen
Wortfaffung zu zitieren. Damit verband fich bei ihm
ein durch natürliche Beanlagung und nachhaltige Übung
ausgezeichnetes Gefchick, feine Gedanken im unterrichtlichen
Verkehr mit den Schülern diefen leicht zugänglich,
anziehend und behältlich zu machen. Diefe Gedanken bewegten
fich keineswegs bloß im Kreife überkommener
Überlieferung oder herrfchender Theorien, M. war vielmehr
eifrig beftrebt, in der Anwendung erprobter metho-
difcher Grundfätze felbftändige Forfchungen anzuwenden,
um zu neuen Refultaten zu gelangen. Als beachtenswerter
Beleg für diefe feine Art, fein reiches Wiffen und
Können in den Dienft der Erweckung eines vielfeitigen
Intereffes im Sinne Herbarts zu ftellen, ift die vorliegende
Schrift des Verewigten zu werten. In ihr unternimmt es
der Verf., die Ideen der inneren Freiheit, der Vollkommenheit
und des Wohlwollens, welche in der Herbartfchen
Pädagogik bekanntlich eine große Rolle fpielen, zu be-
ftimmten Ausfprüchen Jefu namentlich in der Bergpredigt
und zu gewiffen Grundgedanken in Beziehung zu fetzen,
welche in einer Reihe von deutfehen Gedichten zum Ausdruck
kommen, die in den deutfehen Schulen bisher
mehr oder weniger herkömmlich zur unterrichtlichen Behandlung
Verwendung gefunden haben. Wennfchon die
daher geleiteten Gedanken nicht immer den Anftrich
des Gefuchten und von dem entfeheidenden Gehalte der
einzelnen Gedichte Ablenkenden vermiffen laffen, ift die
Arbeit doch wegen ihres anregenden Gehaltes den in der
praktifchen Schularbeit flehenden Lehrern für ihre päda-
gogifche Fortbildung zum Studium beftens zu empfehlen.
Göttingen. K. Knoke.

Chriftentum u. Judentum. Zwanglofe Hefte z. Einführung der Chri-
ften in d. Verftändnis ihrer wechfelfeit. Beziehungen. Hrsg.
im Auftrage d. Gefellfchaft z. Beförderung d. Chriftentums
unt. d. Juden in Berlin v. Paft. E. Schaeffer. III. Serie: Die
Bibel u. d. Juden. 1. Heft. 8». Gütersloh, C. Bertelsmann.
Keßler, Gen.-Superint. D. H.: Das Evangelium u. die Juden
der Gegenwart. Vortrag. (24 S.) 1918. — 60

--Dasfelbe. IV. Serie: Gefchichte d. Juden. 1. Heft. 8». Ebd.

Loewen, MiiT. G. M.: Das Oltjudentum. Ein Abriß feines
Werdens. (24 S.) 1918. —60

--Dasrelbe. VI.Serie: Methodik d.Judenmifllon. l.Heft. 8°. Ebd.

Rehfeldt, Paft. O.: Das Recht der JudenmhTion nach evan-
gelifchem Prinzipien. (48 S.) 1918. 1 —

Die unter dem Titel ,Chriftentum und Judentum' von P. E.
Schaeffer i. A. der Berliner Gefellfchaft zur Beförderung des
Chriftentums unter den Juden herausgegebenen zwanglosen Hefte
wollen in 6 Serien (Religions- u. Sittenlehre des Judentums, Jüd.
Leben, Die Bibel und die J., Gefchichte der J., Gefchichte der
Juden-Miffion, Methodik der J.-M.) Chriften das Verftändnis
chriftlich-jüdifcher Beziehungen öffnen. Erfchienen find bisher
(außer einer Studie des Hrsg. über ,Luther und die Juden')
die vorliegenden 3 Hefte des vielverfprechenden Unternehmens.
Keßlers Vortrag orientiert lichtvoll über die Hauptgefichtspunkte
und gibt S. 13ff. fehr intereffante Belege für eine neue Stellung
gebildeter Juden zur Perfon Jefu im letzten Menfchenalter. —
Loewens gefchichtlicher Abriß bringt das Hauptfachlichfte, was
fich auf fo knappem Räume über einen fo weitfehichtigen Gegen-
ftand fagen läßt; doch heißt es Jefchibah', nicht ,Jefchubah'
(S. 13 zweimal), die ,Lehrftube' ift vielmehr der ,Cheder', ein hebr.
Verbum ,kabbal' gibt es nicht, ,fchriftlich niedergeschrieben' ift
Tautologie (S. 23) ufw. ufw. — Eine erfreulich männlich-evan-
geüfehe Stellung zur Judenmiffion (gegenüber manchen feminin-
judenzenden Miffionsbrofchüren) nimmt Rehfeldts fehr klar disponierte
, kernig-gemeinverftändliche, praktifch aufs Wefentliche
gehende und kraftvoll-eigenartige Schrift ein, die der Judenmiffion

gerade heute von Nutzen fein dürfte, wo die zahlreichen Deutfehfeindlichkeiten
der Oftjuden im Weltkriege und die führende
oder Schrittmachertätigkeit jüdischer Kreife bei der jüngften Revolution
manche Sympathien für die Judenbekehrung getrübt haben.
Leipzig. Erich Bifchoff.

Gnirs, Landeskonf. Dr. Anton: Alte und neue Kirchenglocken. Als
e. Katolog der Kirchenglocken im öfterr. Küftenlande u. in
angrenz. Gebieten m. Beiträgen zur Gefchichte der Gußmeifter
verf. (228 S. m. 305 Abbildgn.) gr. 8'. Wien, A. Schroll Sc Co.
1917. M 10 —

Diefer Katalog ift angefertigt, um wenigftens in der Form
der Abbildung und Befchreibung eine Kunde und Erinnerung
an die zahlreichen Glocken von hiftorifchem und künftlerifchem
Werte, die wegen ihres Metallgehaltes zu Kriegsgefchützen im
abgelaufenen Jahre umgegoffen werden mußten, den kommenden
Gefchlechtern zu erhalten. Die Arbeit, deren Herausgabe
durch die Unterftützung des Erzherzogs Eugen, dem fie darum
auch zugeeignet ift, ermöglicht wurde, fei hiermit der Beachtung
und dem Studium der Kunfthiftoriker und Liturgiker aufs angele-
gentlichfte empfohlen.
Göttingen. K. Knoke.

Anemüller, Hermann: Kirche und Staat. Vortrag, geh. am
14. Auguft 1918 auf der Generalkonferenz der Geiftlichen des
Fürftentums Schwarzburg-Rudolatadt. (23 S.) 8». Rudolftadt,
Hofbuchdr. F. Mitzlaff 1918.
Der Verfaffer, Kirchenrat und Superintendent in Leutenberg
in Thüringen, der mitten im kirchlichen Leben der Gegenwart
fteht, behandelt in diefem gedankenreichen Vortrage eine Frage,
die jetzt gerade in feiner engeren Heimat brennend geworden ift.
Seit Jahren ift die Mehrheit des Landtages in Schwarzburg-Rudol-
ftadt fozialdemokratifch. Diefe Mehrheit verlangt von der Staatsregierung
feit lange fchon ein Gefetz, das die Trennung von Kirche
und Staat feftlegen foll. Sie verlangt ferner ein Diffidenten- und
ein Feuerbeftattungsgefetz. Die Regierung hat zugefichert, für
die Trennung mit Eifer und Ernft einzutreten. Ein von ihr vorgelegter
Gefetzentwurf enthält die Vorbedingungen der Trennung
und wird gegenwärtig in einer Kommiffion des Landtages behandelt
. Der Verfaffer befpricht nun eingehend die Möglichkeiten,
die fich aus diefer Lage ergeben, und zeigt die Schwierigkeiten,
welche die ganze Sache hat. Zugleich aber betont er auch fehr
nachdrücklich die Schäden, die lieh bei unbefonnenem, radikalem
Vorgehen aus der Trennung von Staat und Kirche für diese und
für das wirkliche, religiöfe und fittliche Leben der Bevölkerung
ergeben müffen. Unter den Einzelausführungen, auf die hier
nicht näher eingegangen werden kann, find die über die in Ausficht
genommene Abfindungsfumme an die Kirche befonders
lefenswert. Die Schrift wird gerade in jetziger Zeit auch außerhalb
Thüringens lebhaftes Intereffe erwecken.

E. Anemüller.

Fankhaurer, G.: Nicht vergeblich! Ein Wort der Ermunterg. f.
Sonntagsfchullehrer u. folche, die es werden follen. Sep.-Abdr.
a. d. Zeitfchr. ,Weg zum Kinde'. (28 S.) 8«. Barel, Kober 1917.

M. — 40

Diefer Separatabdruck aus der Zeitfchrift ,Weg zum Kinde'
ift ein ganz populäres Wort der Ermunterung an Sonntagsfchullehrer
, der in der Praxis mehr von Schweizer Verhältniffen ausgeht
. WilTenfchaftliche Bedeutung befitzt es nicht.

Greifswald. Ed. von der Goltz.

Heichen, Paul: Von Gutenberg über Luther und Bismarck zum Weltkriege
. (Sonderdr. aus ,Deut. Buch- u. Steindrucker'.) (Bibliothek
f. Volks- u. Weltwirtrchaft, Heft 44.) (24 S.) 8». Dresden
, ,Globus' 1917. M. 1 —
Daß fich weder Wiklif noch Hus als Überfetzer der Bibel
in ihre Landesfprachen durchzufetzen vermochten und daß dies
erft dem hundert Jahre fpäter kommenden Luther gelang, wird
darauf zurückgeführt, daß erft Luther die Möglichkeit geboten
war, ,ein Erzeugnis des Geiftes fchnell und billig in großen
Mengen zu vervielfältigen und durch die ganze Welt zu tragen',
daß er das erfaßte und nutzte. Diefe Möglichkeit, ihre Folgen
und ihre Wichtigkeit (fiehe den Weltkrieg!) wird auch an dem
weiteren Gefchichtsverlaufe aufgezeigt.
Leipzig. Schäfer.

Berkenbufch, Paft. Ludwig: Der Heeresdienrt der Theologen.

(24 S.) 8». Hannover, Hahn 1917. M. — 90

Die Schrift ftellt kurz die einfchlägigen Rechtsverhältniffe
und die Entwicklung der Dinge im Kriege dar, um dann die Vor-
fchläge zu einer Neuordnung zu prüfen. Sie bleibt in den großen
Linien; Nebenfragen werden nicht berprochen. B. ift für Aufrechterhaltung
der gegenwärtigen Beftimmungen, etwa mit der
Maßgabe, daß der Theologe von der Ordination an von jeder
militäril'chen Verpflichtung befreit werde. Zugrunde liegt die fehr
anfechtbare Theorie, daß das geiftliche Amt grundsätzlich im
Widerspruch oder mindestens in starker Spannung zum Kriegsdienst
stehe.

Gießen. M. Schian.