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Ausgabe:

1919 Nr. 2

Spalte:

282

Autor/Hrsg.:

Worlitscheck, Anton

Titel/Untertitel:

Deutsches Volk und Christusglaube. Vorträge 1919

Rezensent:

Schian, Martin

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281

Theologifche Literaturzeitung 1919 Nr. 23/24.

282

Gefchichtsphilofophie muß ihn aus dem myftifchen Ab-
fchluß gegen die Welt und aus der Gefahr der Stimmungspflege
fowie der größten, den Anfpruch auf Abfolutheit
aufzugeben, herausholen. Dadurch bekommt auch die
Predigt ein weiteres Feld, wird intereffanter und erhält
einen ficheren Ton. Dazu kann dies treffliche Buch
helfen, wenn es auch nur fo geht wie immer, daß die
einfeitige Vorliebe eines Einzelnen den andern Anlaß und
Reiz wird, eine von ihnen vergeffene Seite mehr zu
pflegen.

Pleidelberg. F. Niebergall.

des Krieges von 1915—1918; nur eine aus der Zeit nach
der Entfcheidung, aber vor der Revolution. Das Generalthema
ift als Predigtthema jetzt vielleicht überholt; aber
lernen kann man aus der verfchiedenartigen Behandlung
allemale. Die Art, eine Hauptfrage fo in einem Heft von
vielen Seiten homiletifch behandeln zu laffen, halte ich
für glücklich; ich empfehle ihre Fortfetzung unter recht
präzifer und nicht weiter Faffung des Themas.

Gießen. M. Schi an.

Worlitlcheck, Stadtpfarrpred. Anton: Deutrehes Volk und Chriftus-
glaube. Vorträge. (IV, 283 S.) kl. 8'. Freiburg i. B., Herder
1918. M. 4—; geb. M. 5-

W'!£erasVoÄ (342 Geb8ML7eii" W., bekannt durch feine Predigten über .Krieg und Evangelium',

%%SSSS^A BekenntBtabtH* von eigenartigem Reiz. £heol._Lit.-Ztg. 1915 Sp. 147) bringt hier 23 .Vorträge' (dofh wohl
Eine menfehlich liebenswerte Perfönlichkeit von reicher Bildung
und reifer frommer Erfahrung fpricht Pich mit künftlerifcher

Gefta t ngskraft aus. Die Lektüre ift felTelnd und förderlich. und vergeg^^ B ih-

Hannover-Kleefeld. Schufter. paftJamt'ch£ T^™** fuhren «» Wort ,deutfch'; es wi

Müller, D. Oskar: Was ein Paftor emer. einem jungen Pfarrer zum

Eintritt in das Amt zu fagen hat. (41 S.) 16". Gotha, F. A.

Perthes 1918. M. —80

Eine kleine, fehlichte paftoraltheologifche Beratung für Anfänger
, geboren aus jahrzehntelanger Erfahrung. Faft alle in Be- I wandte'rVdnerifchV Formulierung

t^nti r hn«n.nn/J«„ : .. 11 »■ H nn G Fl ■»»■ • Hill IpH P» ntlf TTllti ____ IT. . 1.1. i> . t .. . n .« n .... . _

Predigten). Sie wollen Beitrage, Förderungen und Berichtigungen
behandeln, die das Chriftentum dem Deutrchtum zu bieten hat.

r Ziel.
..ird mit

Weltherrfchaft und Gottesreich, mit Volkswohl und Ehre, mit
Chriftentum und Klaffenfriede zufammengeftellt. Die Sammlung
ilt deshalb fehr beachtenswert, weil fie zeigt, wieweit der korrekte
Katholik auf die Synthefe von Deutfchtum und Chriftentum eingehen
(oder auch: nicht eingehen) kann. Sie zeichnet (ich ferner
durch höchft gefchickte Verwendung zeitgemäßer Motive, ge-

tracht kommenden Fragen find angerührt; daß jede nur mit ; auS- Handelt es (ich um Predigten, fo ift freilich das Zurück-
wenigen Sätzen behandelt werden kann, ift felbftverftandhch. Aus tretcn des eigentlich Religiöfen auffällig. Und des Vergleichens
dem befcheidenen Heft fpricht abgeklärte Befonnenheit und um- j und Anrpielens, auch der gefuchten Bilder und der Fremdwörter
richtige Aufgefchlofl'enheit; fo kann es denn, obwohl es natürlich wird es manchmal zu viel. Immerhin: es gibt zu denken, daß
vielfältiger Ergänzung bedarf, dem jungen Pfarrer heiliame An- der Katholizismus heutzutage fo modern auftritt,
regung geben. Gießen. M. Schi an.
Gießen. M- Schian.

Humburg, Paft. Paul, z. Zt. freiw. Feldpred.: Aus der Quelle des
Bornhaufen, Prof. Karl: Gottesfrieden. Reden über Reh- Wortes. Biblifche Auffätze u. Anfprachen. (170 S.) 8". Berlin,
gion aus Krieg u. Gefangenfchaft. (V, 119 S.) 8°. j Furche-Verlag 1917. M. 3.50; geb. M. 4.80

Tübino-en, J. C. B. Mohr 1919. M. 2.50 ; Diefe 21 Betrachtungen haben eine ausgeprägte Eigenart.

Das erfte Stück des Büchleins: , Mein Schickfal und fein , L^v^T1 fpiefln 1f r6ia der Gemeinfchaftsart naheftehendes

Chriftentum; tormell find fie in vielen Beziehungen modern;
ihre Textbenützung ift fehr gewandt, doch führt die Neigung,
Entdeckungen im Alten Teftament zu machen, oft weiter, als
nüchterne hiftorifche Auslegung zuläßt; eine ausgeprägte Vorliebe
für anfehauliche Eindrücklichkeit wirkt belebend, lallt aber auch

Sinn' ift keine Rede, fondern eine Art tiefernfter perfön
licher Einführung, die die Entftehung der Reden aus den
Kriegserlebniffen des Verf.s erklärt. Das zweite Stück
ift eine fehr wertvolle .Frontbetrachtung' nichtgottesdienft

licher Art iiher die Pfvche des Soldaten Die anderen ■ manches Bedenken rege werden. Ein bezeichnendes Beifpiel

S. 42 ff: den Verworfenen zur Linken Chrifti am Tage des Gerichts
macht der letzte Blick auf Jefus die Hölle erft recht zur

Stücke bis auf eins, das wohl eine Einleitung zu einer
Vortragsreihe darfteilt, find Predigten aus Gefangenenlagern,
mit Angabe der liturgifchen Umrahmung. Wir haben
fehr wenig Dokumente ähnlicher Art und lefen daher

Hölle, denn fie fehen: auch feine linke Hand ift durchbohrt!
Außerordentlich wirkfam ift der ungemeine Gewilfensernft, die
volle Innerlichkeit der Betrachtungen; fie reden nicht zum Herzen

mit ganz "befonderem Intereffe; eine Fülle eigener Ge- "^gff zum Verßand; ße reden 2Ur Seeie- M. Schian
danken in anfprechendem Gewand tritt uns entgegen.
Manchmal, fogar oft greift B. mit Gedanken- und Form-
bildung reichlich hoch; am ftärkften zeigt fleh das in einer

bunkmann, Prof. D. Kail: Sollwert des Geiftes. Zeitgemäße
Verkündigg. des Wortes Gottes. (356 S.) 8". Herborn, Oranien-
Verlag 1917. Geb. M. 6-

Predigt im Offiziersgefangenenlager, die übrigens auch 1 D. meint, daß wir zu viele gedruckte Predigten haben, während
recht lang — wohl zu lang — ift. Daß er auch einfacher ! ,das fchriftliche erbauliche Wort' zurückftehe. Er hat daher 48

fprechen kann, zeigt die packende Predigt über ,das Geheimnis
des Opfers'. Da eine Reihe von Fefttagsreden
geboten werden, in denen der Prediger den Feftgedanken
in der Tiefe zu ergründen fucht, fo liegt die Verfluchung
nahe, die .Theologie' des Verfaffers zu ermitteln. Aber
es genüge zu fagen, daß die traditionellen Sätze dahinten
bleiben, daß die biblifchen Anfchauungen vergeiftigender
Deutung unterzogen werden, daß aber Jefus als ,der
Einzige' gewürdigt wird, ,der in bitterem Leben und
Sterben uns zum Vatergott geführt hat'.

Gießen. M- Schian.

Krieg und Frieden. Neun Predigten v. O. Frommel, H. Kremers
, G. Naumann, Fr. Niebergall, H. Steiner, M. Weiß,
R. Weyrich, W. Wolff hrsg. v. F. Niebergall. (Göttinger
Predigt-Bibliothek, 15. Reihe, 2. Heft.) (83 S.)
8°. Göttingen, Vandenhoeck & Ruprecht 1919. M. 1.80
Neun Predigten, die in verfchiedenen Formulierungen
dasfelbe Thema behandeln. Die eigentlich pazififtifche Stimmung
könnte ich mir noch fchärfer ausgelprochen denken,
die antipazififtifche kaum. Jedenfalls finden fich viele
Stimmungen, allerlei Löfungen; jedenfalls arbeiten diefe

Prerlirrff-n mit ernften tieflrreifenHen Gefl-inkenreihen ! Fremdworter, ia fogar halbgelehrte Termini keineswegs vermieden
Predigten mit ernlten, tietgruttnden Gedankenieina;n, nnd Für einfache Leute werden fich die Predigten kaum eignen;
ohne zu vergehen, daß fie zu einer gottesdienftlichen Gemeinde
reden. Sie (lammen aus verfchiedenen Zeiten

Predigten gefchrieben, die von vornherein fürs Lefen beftimmt
find. Ihnen fehlt jede rednerifche Geftaltung; das inhaltliche
Moment ift allein beftimmend. Jedes Stück behandelt fachlich,
in gefchloffenem Gedankengang, ein beftimmtes Thema; alle zu-
fammen ftellen ,eine Art erbaulicher Syftematik' dar. 30 Predigten
handeln vom Zeugnis Jefu (a) der Lehrer u. Prediger b) der Arzt
und Seelforger c) der Herr und Meifter), 18 vom Zeugnis von
Jefus (Paulus der Zeuge des Glaubens, Johannes der Zeuge der
Liebe, Petrus der Zeuge der Hoffnung). Eine Betrachtung (nicht
mehrere, wie das Vorwort angibt) ift textlos; fehr viele haben
Doppeltexte. Der Grundgedanke, daß die zu lefende Predigt
anders fein folle, als die gefprochene, hat, obwohl er in diefer
Formulierung eine übertreibende Einfeitigkeit darftellt, viel für
fich. Daß folche Lerepredigten zur zufammenhängenden Betrachtung
ganzer Gedankenreihen benutzt werden, billige ich fehr; und
daß D. wirkliche, die Fragen gründlich beleuchtende Gedanken
zu geben weiß, ift durchaus anzuerkennen. An der Gruppierung
des Stoffs kann man aber freilich manche Kritik üben; der zweite
Teil gibt eine willkürliche Gedankenauswahl; und der erfte läßt
zum minderten fchwere Lücken. Wenn fehen fo etwas wie ,er-
bauliche Syftematik', dann follte doch mehr Syftem darin fein.
Die unrhetorifche Form ift nützlich; aber die Art, wie z. B. S. 91
von einer Predigt zu den folgenden übergeleitet wird, paßt auch
zur Lefepredigt nicht, und — was mehr wiegt — Sprache und
Satzbau müßten ganz entfehieden fchärfer durchgearbeitet fein.
Auch beim Lefen will man kurze, klare und glatte Sätze haben;
nach allen diefen Seiten hin fehlt es recht oft; dazu kommt, daß

gebildete Lefer aber ftellen ftärkere Anfprüche an die Form.
Gießen. • M. Schian.