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Ausgabe:

1919

Spalte:

172

Autor/Hrsg.:

Schmoller, Otto

Titel/Untertitel:

Handkonkordanz zum griechischen Neuen Testament. 4. Aufl., neubearb. v. Alfred Schmoller 1919

Rezensent:

Schmiedel, Paul

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Theologifche Literaturzeitung 1919 Nr. 15/16.

172

und meift das Richtige treffenden Unterfuchungen. Nachdem
in der Inleiding (S. 1 —11). das zu bearbeitende
Gebiet begrenzt und auch das Verhältnis von Magie und
Religion klargeftellt ift, behandelt Kap. I De Tekften
(S. 12—52). Diefe werden nur in Überfetzung nebft einigen
Bemerkungen vorgeführt. Eine wefentliche Förderung
hat die Interpretation leider nicht erfahren [Nr. 23
gehört nicht hierher, s. OLZ 1918, 119]; der Verfaffer ift
zu fehr von feinen Vorgängern abhängig. Auch fonft
läßt fich vom philologifchen Standpunkt hier und in
anderen Kapiteln mancherlei ausfetzen, ohne daß allerdings
die fachlichen Refultate dadurch welentlich beeinflußt
werden. In Kap. II wendet fleh der Verfaffer zu
De Zondebelijdenis (S. 53—75)- Der Begriff ,Sünde' ift
in der babylon. Religion ein anderer als in der chriftlichen.
Er bezeichnet jede .Abweichung' vom göttlichen Willen,
fei es in fittlicher, rechtlicher, ritueller oder fonftiger
Weife. Da der Menfch infolge feiner Unvollkommenheit
[wohl nicht infolge des nichtfittlichen Wefens der Götter,
wie E. denkt] oft unwiffentlich .abwich', fo fpielt die .unbekannte
Sünde' eine große Rolle. Kap. III behandelt
De Gevolgen der Zonde (S. 76—121). Man kann die
Sünde, ihre Folgen und die .Erlöfung' fo fkizzieren, indem
man, was E. vernachläffigt, auch das eng damit zu-
fammenhängende Befchwörungswefen hineinzieht: A. [Ab-
ftieg.] ,Sünde' — göttlicher Zorn —Abkehr der Gottheit —
Abzug des Schutzgeiftes — Einzug der böfen Geifter —
Krankheit — Entfernung vom Tempel und weitere Entfremdung
von der Gottheit (ev. Tod). — B. [Aufftieg.]
Klage (mit Riten verbunden) — Erhörung — Austreibung
der Dämonen — Rückkehr des Schutzgeiftes —
Gefundheit. Im politifchen Leben ift die Kette kürzer:
A. .Sünde' — Zorn — Abzug der Gottheit felbft —
Niederlage. — B. Klage (mit Riten verbunden) — Erhörung
— Rückkehr der Gottheit — Sieg. In Kap. IV
wird eingehend gehandelt über De Verloffing von de
Zonde (S. 122 —156), die nach bab. Vorftellung zwar
eine Befreiung von irdifchem Leid, aber auch eine Rückkehr
des .Sünders' in ein harmonifches Verhältnis zu Gott
und der Weltordnung bedeutet.
Jena. A. Ungnad.

Gautier, Prof. D. Luden: Introduction ä l'Ancien Testament.

2. ed., revue. 2 tomes. (XVI, 547 u. 544 S.) gr. 8°.

Laufanne, G. Bridel & Cie. 1914. Fr. 20 —

Es ift ein gutes Zeichen für das Intereffe weiter
Kreife am Alten Teftament, daß ein Buch wie diefes trotz
feines Umfangs und trotz der früheren Maffe der Literatur
nach kurzer Zeit eine 2. Auflage erlebt hat. Zugleich
ein Beweis, daß dem Verf. die Abficht, die er verfolgte,
aufs befte gelungen ift. Er will auf ftreng wiffenfehaft-
licher Grundlage ein über die Fachkreife hinaus verftänd-
liches Werk geben und über den gegenwärtigen Stand
der Forfchung orientieren, ift daher fehr eingehend und
begnügt fleh meift damit, die verfchiedenen Möglichkeiten
aufzuzeigen, ohne eine Entfcheidung zu fällen. Zugleich
leitet ihn der apologetifche Wunfeh, zu zeigen, daß das
A. T., nach der hiftorifchen Methode ausgelegt, feinen
Wert für das religiös-fittliche Leben behalte und daß bei
diefer Methode die großen Perfönlichkeiten des A.T. erft
recht zur Geltung kommen. Der Verf. verlieht es fein,
dem Lefer das A.T. bekannt und wert zu machen; er
fucht ihn von der Frage nach Alter, Verfafferfchaft und
gefchichtlicher Glaubwürdigkeit der Schriften abzulenken
und auf den religiös-fittlichen Gehalt hinzuführen und
glaubt daher, daß auch eine .Einleitung' fleh mit dem
Innerlichen des Stoffes ausführlicher zu befaffen hat. Für
die verfchlungenen Wege der Pentateuchkritik wird er
dem Laien ein liebevoller Führer und bemüht fleh, ihm
die Quellentheorie wahrfcheinlich zu machen. Es geht
dabei nicht ohne Umftändlichkeit und Wiederholung ab,
wie z. B. die Frage des Deuteronomiums immer wieder
beleuchtet und an den verfchiedenften Stellen behandelt
wird. Manches wird man, gerade in einem fo großen

WTerk, vermiffen, z. B. die Erwähnung der Papyri von
Affuan oder eine Befprechung der Metrik und der lite-
rarifchen Gattungen. Die .Allgemeine Einleitung' fpaltet
G. glücklich in zwei Teile; er ftellt den Abfchnitt über
hebräifche Sprache und Schrift an den Anfang des Buches
und bringt den über Kanon und Überfetzungen ganz
am Schluß.

An der grundfätzlichen Frage, ob .Einleitung' oder
.hebräifche Literaturgefchichte' ift der Verf. nicht vorbeigegangen
. Er wählte die traditionelle Form, weil fie ihm
für feinen praktifchen Zweck brauchbarer erfchien, und
er fpricht daher die Bücher in der Reihenfolge und in
der Faffung, wie fie uns jetzt vorliegen, durch. Nachdem
nun folche großen Einleitungswerke, wie das von Bau-
diffin, Gautier und Steuernagel vorhanden find, wird man
zu der Annahme berechtigt fein, daß die Zeit für eine
hebräifche Literaturgefchichte großen Stils gekommen
ift und daß diefe neue Form das Intereffe weiter Kreife
für das Alte Teftament erft recht wecken wird.
Tübingen. Volz.

Ebeling, Dr. Heinrich: Griechifch-deutlches Wörterbuch zum
Neuen Teltamente. Mit Nachweis der Abweichgn. des
neuteftamentl. Sprachgebrauchs vom Attifchen u. m.
Hinweis auf feine Übereinftimmg. m. dem hellenift.
Griechifch. (VIII, 428 S.) gr. 8°. Hannover, Hahn 1913

M. 9 —

Schmoller, f Dekan Otto: Handkonkordanz zum griechilchen
Neuen Teftament. 4. Aufl., neubearb. von Stadtpfr. Dr.
Alfred Schmoller. 1. Lfg. (IV, 192 S.) 8°. Güterloh,
C.Bertelsmann 1913. Vollftändig M. 5—; geb. 6.50
In Ebelings Werk haben Wert faft nur die Angaben
über das Vorkommen der Wörter bei außerbiblifchen Schrift-
ftellern, fpeziell der Koine, fowie in Infchriften und Papyri,
und zwar natürlich nur für gelehrtere Zwecke. Vorgeführt
find fie fo, daß es abflößender kaum gedacht werden kann,
und das Regifter über fie ift unalphabetifch. Für folche
Belege ,ift das Jahr der Abfaffung foweit möglich mitgeteilt
'. Man muß wiffen: aber z. B. nicht bei Ditten-
berger, der Infchriften der verfchiedenften Jahrhunderte
zufammen herausgegeben hat. Die Worterklärung erhebt
fleh nicht über das Notwendigfte. Ungenügend find z. B.
fv&vc, öixaiodvvrj, övvtiörjöiq, konfus op/goj, ganz untauglich
ejtiovdioq. Nicht feiten find Fehler in hebräifchen
Wörtern, falfche griechifche Akzente, Unkenntnis der
Grammatik (d^EEvq, das nie exiftiert hat; der Vokativ
laute jtäztQ oder jtarrjQ; I Tim. 5,13 die unmögliche Verbindung
fiavdävovaiv xeqieqxo/ievcu durch eine falfch
zitierte und falfch gedeutete Stelle des Thukydides ge-
ftützt), endlich apologetifche Künfte, z. B. unter xaxag-
Ti'£ß>, Xöyoq Nr. 9, fplkutjtoq, wo zur Rechtfertigung von
Marc. 6,17 ein neuer Sohn Herodes des Großen erfunden
und dann auch noch Jofephus als Zeuge für ihn angeführt
wird.

Was Schmollers Handkonkordanz anlangt, fo mag
der neue Bearbeiter an dem Werk feines Vaters manches
fachgemäß verbeffert und z. B. überall Neftles Text benutzt
und auch aus deffen Fußnoten mit Auswahl Varianten
aufgenommen haben — der Mangel der Vollftän-
digkeit hebt nun einmal den Begriff der Konkordanz auf,
daß man in ihr den Gebrauch einen Wortes mit einem
Blick und erfchöpfend überfchauen kann. Bei einer er-
ftaunlich großen Zahl von Wörtern findet man entweder
für eine Anzahl der Bibelftellen, wo fie vorkommen oder
gar für alle nur Buch, Kapitel und Vers angegeben, bei
andern nicht einmal diefe für alle Stellen; und wenn laut
Vorwort fchon allein aus dem Buchftaben E käv, eL slq,
ex, etc. Zouq, exe'c, syco und lavxov famt ihrem Kafus fowie
elvac fogar gänzlich fehlen, fo fagt das genug.
Zürich. Paul W. Schmiedel.