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Ausgabe:

1918

Spalte:

173

Autor/Hrsg.:

Daubauton, F. E. (Ed.)

Titel/Untertitel:

Theologische Studien. 34. en 35. Jaarg. 1916 en 1917 1918

Rezensent:

Windisch, Hans

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Theologifche Literaturzeitung 1018 Nr. 14.

i/4

die Verwendung des Glaubens an Jahwe als den Schöpfer
der Welt in ieinem religiöfen Empfinden u. a. m.
fehr hübfch.

Bonn. Meinhold.

Theologifche Studien. Tijdfchrift önder redactie van F. E.
Daubauton. 34. en 35. Jaarg. 1916 u. 1917- (IV> 3^4
u. IV, 304 S.) gr. 8". Utrecht, Kemink & Zoon.

Je fl. 5.75

Unregelmäßige Verfendunghat es verurfacht, daß der
Referent zwei Jahrgänge zufammen nehmen muß und
daß ihre Anzeige ihm erft ermöglicht wird, nachdem in-
zwifchen die Zeitfchrift hat eingehen muffen. ,Suprema
Verba' nennt fich das Nachwort, in dem der Herausgeber
von feinem Lebenswerk wehmutsvoll Abfchied nimmt.
Doch teilt er mit.daß die Th. St. doch nur einem neuen
Unternehmen Platz macht, dem von feinem Freund, Prof.
van Veldhuizen in Groningen herausgegebenen und in dem
rührigen Verlag von Wolters in Groningen erfcheinenden
Organ: Nieuwe theologifche Studien.

& Der Hauptwert der zwei letzten Jahrgänge liegt in
den Artikeln und Rezenfionen zur Bibelwiffenfchaft.

In die altteftamentl. Philologie fchlägt ein Artikel von
Prof. A. J. Wenfinck ein, ,Naar aanleiding van de jongfte
hebreeuwfche fpraakkunft' (1916, 305—325), die das Er-
fcheinen von G. Beer's hebräifcher Grammatik (Göfchen)
zum Anlaß nimmt, um u. a. feftzuftellen, daß ,Hebräer'
urlprunglich nicht .Nomaden' bedeutet, wie Beer wiederum
annimmt, fondern .menfchen van de overzijde', und
daß das Schema der hebräifchen Wortbildung von einem
Konfonant, der durch einen Vokal gefolgt wird, zu zwei
von einem Vokal eingefchloffenen Konfonanten und dann
erft zu drei Konfonanten aufftieg.

Über ,God en Menfch in Babel en Bijbel' handelt Th.
L. W. van Ravefteyn (1916, 1—38; 1917, 197—224;
249—270). Die Tendenz des Auffatzes, in dem viel baby-
lonifche Texte ausführlich angezogen werden, geht dahin, 1
die Ortginalitat der biblifchen Religion aufzuzeigen.

Von Arbeiten zum N. T. ift zunächft des Heraus- !
gebers Daubauton nun zum Abfchluß gelangte Artikel- |
ierie: Ter inleiding tot de Didaktiek des Nieuwen Ver- |
bonds zu nennen (1916, 39—68; 130- 173; 228—239), I
die inzwifchen in Buchform erfchien und noch befonders
befproohen werden foll. Über D. Plooij's Auffatz: Je-
zus en de oorlog'(1916, 113—129) berichtete ich in der
theolog. Rundfchau 1916, 292 k Einige kleinere Beiträge
liefert fodann Prof. F. W. Grosheide, fo über die Stelle
.Matth. 28:19' (1916, 217—227), die den Sinn ergeben foll:
Durch die Taufe in eine möglichft enge Gemeinfchaft mit
der Offenbarung von Vater, Sohn und Geift bringen, unter
dem Ausfprechen der Namen der drei Perfonen; weiter
eine Notiz über .llavXoc oxTjvojtoioq' (1917, 241h), die
Erklärung des Jefchudadh von Merw betreffend, endlich
ein Artikel über, 'JAgc tov dv&go'jjiov in het Ev. naar
Johannes' (1917 242—248), der zu zeigen lucht, daßjefus
beijoh. diefeSelbftbezeichnungganz ähnlich anwendet wie
bei den Synoptikern. Eine, vielerlei, auch entlegene Literatur
verarbeitende Abhandlung über .Coloffenfen' fchrieb
Prof. A. v. Veldhuizen (1917, 271—288).

Sodann gibt der Philolog Prof. J. van Wageningen
eine, Bekanntes und Anerkanntes mehr präzifierende Er-
klärung des Ausdruckes ,7a oror/ßa tov xöoftov' (1917,
1—6): er bezieht ihn Gal 4,8—10 wie Col2,8 und 20 auf
die 12 Zeichen des Tierkreifes, alfo auf aftrologifche Berechnungen
; vgl. auch desfelben Autors Schrift: Astrologie
en haarinvloed op deRomeinfche literatuur. Endlich feien
noch Prof. de Zwaan's wertvolle Literaturüberfichten (das
N. T. und feine Umwelt betreffend) genannt.

Von dogmatifchen Artikeln fei eine Studie von J.
A. Rust über Godsdienft-philosophie en philofophie des
Chriftendoms van Dr. Carl Stange (1917, 7—34, 95—13O)
und vonG. A. Jonker über Henry Bergson (1917,161—196)
hervorgehoben.

Leiden. Hans Windifch.

Heigl, Hochfchulprof. Dr. Bartholomäus: Die vier Evan-
lien. Ihre Entftehungsverhältniffe, Echtheit u. Glaubwürdigkeit
. (XI, 400 S.) 8°. Freiburg i. B., Herder
1916. M. 6 —; .geb. M. 7 —

H. will in feinem Buche über den gegenwärtigen
Stand der Evangelienforfchung und Evangelienkritik orientieren
. Es kommt ihm weniger auf eigene Detail-
unterfuchungen als darauf an, die Refultate der neueren
Forfchung zu verzeichnen. Natürlich kann das bei der
übergroßen Produktionskraft der einfehlägigen Arbeit
nur fehr mit Auswahl gefchehen. Und es foll fpeziell
fo vor fich gehen, daß eine Abwehrftellung gegenüber der
modernen negativen Kritik eingenommen wird.

H. hat ein ausgefprochen katholifches Buch ge-
fchrieben. Schon die Anordnung der jedem Paragraphen
yorausgefchickten Literaturangaben, die erft die katho-
lifchen, dann die nichtkatholifchen Werke nennt, fowie
der Anhang mit feinen Entfcheidungen der Bibelkom-
miffion, zeigen das äußerlich, und der Inhalt beglaubigt
es auf Schritt und Tritt. Wer die Berechtigung einer
befonderen .katholifchen' Wiffenfchaft beftreitet, hat damit
fein Urteil über H.'s Buch gefunden. Er kann bei
der vollkommenen Ausfichtslofigkeit einer Diskuffion nur
die Pflicht fühlen, durch Heraushebung diefes oder jenes
Zuges Arbeitsweife und Refultate des Verf. zu kennzeichnen
. H. wagt weder den Schluß des Markusevangeliums
mit Entfchiedenheit für unecht zu erklären
(S. 192), noch die Perikope von der Ehebrecherin dem
Urbeftand des vierten Evangeliums rundweg abzufprechen
(S. 359 f.). Die Zweiquellentheorie lehnt er ab (S. 269).
Am Anfang der fynoptifchen Evangelienfchreibung fteht
der aramäifche Matthäus (S. 272). Das Lukasevangelium
ift zwifchen 61 und 63 entftanden (S. 244). Schon feine
Vorgefchichte (Kap. 1.2) trägt das Gepräge zuverläffiger Be-
richterftattung. Dasjohannesevangelium und die Synoptiker
fchließen fich nicht aus (S. 324), wie es überhaupt unter
den Evangelien zwar Abweichungen, nimmermehr jedoch
Widerfprüche geben kann (S. 49).

Solche Einzelurteile find mit der Stellung gegeben,
die unfer Verf. nun einmal den Dingen gegenüber einnehmen
muß. Sie fchließen nicht aus, daß fein Buch
ein Dokument anerkennenswerten Fleißes ift, das große
Belefenheit und forgfältige Arbeit bekundet. Doch zeigt
es neben den Vorzügen auch Mängel. Ich rechne dazu
nicht die abfolute Verftändnislofigkeit, die H. der ,ratio-
naliftifchen' Behandlung der Evangelien entgegenbringt.
Auch auf die erneute Belehrung, daß fich die Voraus-
fetzungslofigkeit in Wirklichkeit gerade da befindet, wo
man für einen beftimmten Ausfchnitt aus der Gefchichte
völlig andere Gefetze des Gefchehens proklamiert, als
fie fonft anerkanntermaßen zu allen Zeiten gegolten
haben und noch heute gelten, ift man gefaßt. Desgleichen
auf die durchgängige Überfchätzung der alten
Traditionen über die neuteftamentlichen Bücher.

Was aber nicht ohne Tadel paffieren kann, ift die
Tatfache, daß fich H. durch den Schwung der Apologetik
allzuweit fortreißen läßt. Ein Satz wie der: ,die
apoftolifchen Väter kennen und gebrauchen nur unfere
kanonifchen Evangelien, foweit fie überhaupt auf evan-
gelifche Stoffe Bezug nehmen' (S. 15), ift angefichts von
Ignatius, Eph. 19, 2 Smyrn. 13 einfach falfch. Daß die
apokryphen Evangelien ,ihrem Inhalte nach Nachäffungen
der kanonifchen Evangelien' wären, ftellt ein betrüblich
lchiefes Urteil dar (S. 23). Überhaupt zeugt das zu Tage
tretende innige Beftreben, eine tiefe, unüberbrückbare
Kluft zwifchen kanonifchen und apokryphen Evangelien
aufzureißen, mehr von gutem Willen zur Apologetik als
von hiftorifcher Einficht. Allen Apokryphen foll ein
fehr hervorftechender Zug gemeinfam fein: Abfonder-
lichkeit, Abenteuerlichkeit, Abgefchmacktheit des Inhaltes
(S. 57). Ich bezweifle ernftlich, ob H. diefes, von Bar-
denhewer übernommene, Urteil z. B. auf das Protevan-
gelium Jacobi auszudehnen entfchloffen ift. Der Apo-