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Ausgabe:

1918 Nr. 1

Spalte:

150-153

Autor/Hrsg.:

Heussi, Karl

Titel/Untertitel:

Untersuchungen zu Nilus dem Asketen 1918

Rezensent:

Koch, Hugo

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i49 Theologifche Literaturzeitung 1918 Nr. 12,13. 150

fich mit dem päpftlichen Syllabus von 1907 in Wider- die Frage fo geftellt wird, werden wir zu helleniftifchen
fpruch zu fetzen (S. 13). Die Möglichkeit dazu ergibt Überlieferungen hingedrängt. Eine Schwierigkeit ift freilich
fich für ihn aus dem Fehlen jeglicher kritifcher An- j darin gegeben, daß P. feinen Zeitgenoffen jede Ewigkeits

Wandlung. Ohne Skepfis wird alles, was die Evangelien
über Jefus und feine Lehre berichten, als brauchbarer
Stoff verwertet. Die Evangeliften ftimmen durchaus
überein. Ähnlich überlieferte Worte hat Jefus in der
einen wie der anderen Geftalt gefprochen (S. 73). Nur
liberaler Übereifer ftößt auf Ausfagen, die nicht harmonieren
, ja fich gegenfeitig ausfchließen, und entnimmt

hoffnung abfpricht (I Theff. 4, 13); hat er von den weit
verbreiteten Jenfeitsgedanken keine Notiz genommen?
Auch U. hat wohl noch keine befriedigende Löfung gefunden
. Bei der religionsgefchichtlichen Vergleichung
hätten die altägyptifchen Vorftellungen(Ofirislehre u. f. w.)
ftärker harangezogen werden müffen. Wenn U. An-
fchauungen wie die von der Auferftehung am 3. Tage

daraus fälfchlich das Recht, einen Unterfchied zu machen 1 aus dem A. T. ableitet und fynkretiftifche Einflüffe ab
zwifchen dem Jefus der Tradition und dem der Wirk- | weift, fo vergißt er, daß fchon das A. T. von vorder

lichkeit. Unfer Verf. erhebt einfach aus der ihm genehmen
Gedankenreihe die wahre Anficht Jefu und legt die
übrigen Äußerungen danach aus. So begegnen wir
denn auch bei ihm wieder den qualvollen Verfuchen,
völlig klare Ausfagen in ihr Gegenteil zu verwandeln.

Seine Darlegungen gehen von der Vorausfetzung aus,
daß die Überzeugung von der Nähe der großen Umwälzung
lediglich an ein paar vereinzelten Stellen, mit

denen er fich befchäftigt, aus den Worten Jefu heraus- ! gleich ergiebiger. In .Ergänzung feiner Arbeit fchrieb

afiatifchen Mythen beftimmt fein kann. Bei der Behandlung
der Chriftologie ift die fpätjüdifche Meffiasfpekulation
viel zu fehr zur Seite gedrängt.

Das inhaltreiche Buch, dem leider jedweder Index
fehlt, ift eine Parallele zu Deitmers Buch ,Auferftehungs-
hoffhung und Pneumagedanke bei Paulus' 1912; in der
Exegefe ift Deitmer gründlicher, dafür ift U. in der
Unterfuchung des religionsgefchichtlichen Materials un-

U. in die neu gegründete Zeitfchrift Nieuwe theologifche
Studien I, Heft 1, S. 3—10 1918 einen Artikel über
,Paulus en de dood'.

Leiden. H. Windifch.

gelefen werden könne. Die Charakteriftik der Anfangs
predigt Jefu Mt. 4, 17 und ein Spruch wie Mt. 6, 10
icheinen ihm offenbar fo wenig geeignet, diefe Auffaffung
zu korrigieren, daß er fie überhaupt unerwähnt läßt.
Faft ebenfo fchweigfam geht er an der, feiner Meinung
äußerft gefährlichen, Tatläche vorüber, daß die gefamte
ältefte Chriftenheit im Glauben an das Ende überein-
ftimmt. Denn was er mehr beiläufig zur Erklärung vorbringt
, darf feiner Dürftigkeit wegen füglich auf fich
beruhen.

Leider zieht Verf. auch die Literatur alter und
neuer Zeit nur fehr vereinzelt und in eigentümlicher
Auswahl heran, fo daß man fein Buch auch nicht als
Beitrag zur Gefchichte der Auslegung begrüßen kann.
Kein Lefer wird dem Verf. das Zugeftändnis verfagen,
daß er mit hoher Anteilnahme bei der Sache ift. Mit
umfo größerem Bedauern muß man einmal wieder feft-
ftellen, wieviel Eifer, guter Wille und Energie nutzlos
verpuffen. Seine Kirche mag W. für einen Dienft danken,
die Wiffenfchaft kann es nicht.

Göttingen. Walter Bauer.

Ubbing, Johan Theodoor: Het eeuwige leven bij Paulus.

Een godsdienfthiftorifch onderzoek. Proeffchrift (Groningen
). (VIII, 174u. LXX S.) 8°. Groningen, J. B. Wolters
1917. fl. 2.50
Diefe gründliche, reiche Literaturkenntnis und gute
Einficht in die Probleme verratende Arbeit (eine Differ-
tation der Groninger Fakultät) fei den Fachgenoffen
in Deutfchland warm empfohlen. Der Vf. vergleicht die
Vorftellungen des Paulus vom Heil, die übrigens fehr
weit gefaßt find (indem auch die Gotteslehre wie die
Entftehung der Chriftologie einbezogen ift), mit den auf
Grabfchriften, in der philofophifchen Literatur und den
Myfterienkreifen nachzuweifenden Zukunftserwartungen
und fucht die Diftanz und Unabhängigkeit der pauli-
nifchen Gedankenwelt zu zeigen. Dazu tritt die Unterfuchung
der Frage nach der Einheitlichkeit der pauli-
nifchen Jenfeitsvorftellungen: U. weift die Annahme, daß
Paulus etwa zwifchen i und 2 Kor. feine Gedanken geändert
und zwar hellenifiert habe, ab. Die Auseinander- I Heulfi, Karl: Unterluchungen zu Nilus dem Asketen. (Texte
fetzung, die leider in einen fortlaufenden Text und eine j u. Ünterfuchungen z. Gefch. d. altchriftl. Lit. 42. Bd.,
erft am Ende des Buches abgedruckte Unmaffe von 2. Heft.) (IV, 172 S.) gr. 8°. Leipzig, J. C. Hinrichs
Anmerkungen zerfällt, gilt namentlich den Aufftellungen j 1917. M. 6.50

Piatons Dialoge. Hippias I u. II, Ion. Überf. u. erläutert
v. Otto Apelt. (Philofophifche Bibl. Bd. 172a.) (III,
130S.) 8°. Leipzig,F.Meiner 1918. M. 4—;geb. M. 5.20
— Dasfelbe. Alkibiades der Erfte, Alkibiades der Zweite.
Überf. u. erläutert v. Otto Apelt. (Philofophifche
Bibl. Bd. 172b.) (III u. S. 131—261.) 8°. Ebd. 1918.

M. 4—; geb. M. 5 —
Auch diefe jüngft erfchienenen Überfetzungen find
wie die früheren geordnet. Die Einleitungen befaffen fich
mit allgemeinen Problemen, insbefondere der Frage der
Echtheit und Abfaffungszeit fowie dem eigentlichen
Zwecke der_ einzelnen Dialoge, ihnen tolgt jeweils eine
umfaffende Überficht über die Literatur, eine kurze Angabe
des Inhalts und die Überfetzung felbft mit einer
großen Zahl erläuternder und klärender Anmerkungen.
Dies alles entfpricht der Sorgfalt und eindringenden Sachkenntnis
des Verfaffers. Hervorheben möchte ich, daß
Apelt mit Ausnahme des Alk. II alle hier vorliegenden
Dialoge mit guten Gründen als echt verteidigt. Die An-
fetzung des größeren Hippias in Piatos Frühzeit halte
ich allerdings nicht für zutreffend. Stellen wie 287 c und
andere bis 294b fetzen m. E. den Phaedo und das Symp.
voraus. Auch mit der Anfetzung des erften Alk. in die
Zeit der beginnenden Lehrtätigkeit Piatos kann ich mich
nicht befreunden. Dazu fteckt zu wenig eigentümlich
Platonifches und zu viel Sokratifches in ihm — auch die
Wendung zum Göttlichen (vgl. 22696) ift gerade in dem
im Alk. vorliegenden Zufammenhange nach Xenophon
u. a. Sokrates nicht fremd —, und die Sprachftatiftik
kann fo lange nicht als objektive Richterin über die Zeitfolge
piaton. Schriften dienen, als nicht die Möglichkeit
einer Überarbeitung für den einzelnen Dialog ausge-
fchloffen ift.

Königsberg. Goedeckemeyer.

Reitzenfteins und Bouffets. Daß z. B. der Gegenfatz
zwifchen jcvsvfiuzixoc und ipvxixög bei P. aus hellenifchen
Anfchauungen abzuleiten fei, will U. nicht zugeben.
Aber wenn P. auch feine Gedanken und Termini irgendwie
dem A. T. entnehmen konnte, fo ift damit fremder
Einfluß nicht ausgefchloffen; es kommt darauf an, mit
was für Augen er die Bibel las, was er in fie eintrug,
was für eine exegetifche Methode er anwandte; und wenn

Nilus der Asket, oder der Sinaite, wie er meiftens
genannt wird, ift nach langer Vernachläffigung gleichzeitig
— ein Beitrag zur Duplizität der Gefchehniffe — von
zwei Theologen, einem katholifchen und einem proteftanti-
fchen, zum Gegenftand näherer Unterfuchung und mono-
graphifcher Behandlung gemacht worden. Während aber
die Schrift Fr. Degenharts (1915) in methodifcher und
kritifcher Hinficht vieles zu wünfchen übrig läßt (vgl.