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Ausgabe:

1918 Nr. 1

Spalte:

148

Autor/Hrsg.:

Schmidt, Hans

Titel/Untertitel:

Psalmen deutsch in Rhythmus der Urschrift 1918

Rezensent:

Gunkel, Hermann

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Seite 1

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147 Theologifche Literaturzeitung 1918 Nr. 12/13. 148

zu Hinweifen auf zahlreiche mehr oder minder hervorragende
literarifche Perfönlichkeiten und ihre Äußerungen.
Da wird F. Naumann genannt und Schleiermacher, Laffon
und C. F. Meyer, Wundt, Seeberg, Lenz, Eichendorff,
Rittelmeyer, Jak. Burckhardt, Kierkegaard, Holzamer, A.
Bonus, Spitteier u. a. mehr. Die einheitliche Ruhe der
Gedankenentwicklung würde, fcheint mir, gewinnen, wenn
der, der hier zu uns fpricht, fparfamer damit wäre, die
Stimmen andrer in feine Rede hereinklingen zu laffen.
Göttingen. H. Oldenberg.

Rorcher, Wilh. Heinr.: Die Zahl 50 in Mythus, Epos, Kultus
und Taktik der Hellenen und anderer Völker,
befonders der Semiten. Des XXXIII. Bds. der Ab-
handlgn. der philolog.-hiftor. Klaffe der Kgl. Sächf.
Gefellfch. der Wiff. Nr. V. (133 S. m. 20 Abbildgn.
auf 3 Tafeln.) Lex. 8°. Leipzig, B. G. Teubner 1917.

M. 6 —

Diefe Unterfuchung fchließt fich nach Inhalt und
Methode an eine Reihe früherer Arbeiten desfelben Verf.
an, die der Begründung und dem Aufbau einer Lehre
von den typifchen und heiligen Zahlen gewidmet find.
Zu diefen Zahlen gehört außer der 7, 9 und 40, wie er
fchon 1907 in den Enneadifchen Studien (S. 169) erkannt
hat, auch die 50, und zwar nicht bloß bei den Griechen,
fondern auch bei anderen Völkern, vornehmlich den Ba-
byloniern und Ifraeliten. Von den Herrfchaftsgebieten
der Pentekontade, die fich hauptfächlich auf Mythus und
praktifches Leben verteilen, werden innerhalb des grie^

Es ift anzuerkennen, daß der Verfaffer mit Umficht und
Sorgfalt vorgeht und die in Frage kommende Literatur
gut kennt und benutzt. Immerhin ift das nicht ganz gleichmäßig
der Fall. Der Beweis, daß Jef. 56—66 von einem
anderen (oder mehreren?) Verfaffer ftamme wie 40—55,
ift doch etwas fummarifch geraten. Anderfeits find die
Aufzählungen fprachlicherBerührungenderE.-Jahwe-Stücke
mit der Schrift Jef. 40—55 oft zu weit und nichts beweifend
. Gut ift der Hinweis auf Ezechiel 8,12 für das Ver-
ftändnis von Jef. 49,6 wo demnach an der Überfetzung:
,Es ift nicht genug, daß Du Dich in der Aufrichtung Ifra-
els . . . als mein Knecht erweifeft, ich habe Dich auch
zum Lichte der Heiden beftimmt,' feftzuhalten fei. Es ift
in der Tat die nächftliegende und natürlichfte Deutung.
Fifcher hätte zu ihrer Stütze auch an Sam. 15,26 erinnern
können. Auch die Verhetzung 49,5 b ,und ich werde vor
Gott geehrt werden, er wird meine Stärke fein' hinter V. 4
(ftatt mit Duhm hinter V. 3): ,fürwahr mein Recht ift bei
Jahwe und mein Lohn bei meinem Gott' leuchtet ein.
Auch manch andere gute Bemerkung fällt ab. Nur hätten
wir den Ausdruck, daß hervorragende Exegeten wie De-
litzfch, Orelli, Bredenkamp, Ley u. a. nicht bloß dem gläubigen
Proteftantismus, fondern auch dem Katholizismus
anerkennungswerte Dienfte geleiftet, gern vermißt. Sie
haben die Forfchung mehr oder weniger gefördert. Die
hat mit ,Gläubigkeit' zunächft nichts zu tun. —■ Störend
ift der Druckfehler Ez. 9,28 ftatt Ex. 9,28.

Bonn. Meinhold.

chifchen Kulturkreifes folgende hervorgehoben: 1. Mythen j Schmidt, Prof. D. Hans, z. Zt. Hauptm.: Pfalmen deutlch

und Sagen, die mit der Einführung der Fünfzigruder -
fchiffe zufammenhängen, 2. Taktik des Kriegsheeres,
3. religiöfer Kult, 4. Genealogie mythifcher Perfonen,
5. Herden mythifcher Perfonen, 6. andere Gegenftände
des Mythus wie Sklavinnen, Verftecke ufw., 7. Tag- und
Jahrfriften. Alle diefe Kategorien werden mit einer
großen Fülle von Belegen ausgeftattet. Der letzte Ab-
fchnitt (8) verfucht den Nachweis, daß in Kultus, Mythus,
Epos und Taktik der Babylonier, Ifraeliten, Kelten und
Perfer die Fünfzigzahl eine ganz ähnliche Rolle fpielt
wie bei den Griechen (S. 94 — 104). Es ift anzuerkennen,
daß der Verf. auch aus den Kulturkreifen, in denen er
nicht Fachmann ift, überrafchend viel Material zufammen-
gebracht hat. Dagegen ift das Rätfei diefer auffallenden
Ubereinftimmungen noch nicht gelöft, ebenfo wie auch
innerhalb des griechifchen Mythus der Hinweis auf das
Vorhandenfein von Schiffen mit 50 Ruderern nichts weniger
als eine Erklärung ift.

Königsberg i. Pr. Fr. Schwally.

Fi fcher, Schloßbenef. Dr. Johann: Ifaias 40—55 und die
Perikopen vom Gottesknecht. Eine kritifch-exeget. Studie.
(Altteftamentliche Abhandlungen, 6. Bd., 4/5. Heft.)
(VII, 248 S.)gr. 8°. Münfter i.W, Afchendorff 1916. M.6.40
Diefe in Nikels altteftamentlichen Abhandlungen er-
fchienene Schrift ift der Beachtung wohl wert. Es handelt
fich in ihr um eine kritifch exegetifche Studie. Wen
Deuterojefaja unter dem Knecht Jahwes 42, 1. ff. 49 1 ff.
ufw. verftanden haben mag, darüber gibt der Verfaffer
feine Meinung nicht kund. Davon foll eine fpätere Schrift
reden. Hier find es exegetifch-kritifche Fragen, die ihn
und die Lefer feines Buches befchäftigen. Der Stoff wird in
drei Teile zerlegt: I. Kompofitio n von Ifaias40— 5 5 (abgefehen
vondenEbed-Jahwe-Stücken), II. Kompofition und Abgrenzung
der Ebed-Jahwe-Stücke, III. Das Verhältnis der Pe-
rikope zum Buche. Der Schluß, zu dem Verf. auf Grund
forgfältiger Überlieferung gelangt, ift, daß Jef. 40—55 und
die Ebed-Jahwe-Stücke einen Verfaffer haben. In das
fertige Buch hat der Verfaffer die fpäter von ihm gedichteten
Ebed-Jahwe-Stücke felbft hinein gearbeitet. Die
Ebed-Jahwe-Stücke waren nach ihm kein Buch für fich.
Sie fordern ,Complemente'. Sie handeln aber deutlich von
einer Einzelperfönlichkeit, nicht von einem Collectivum.

im Rhythmus der Urfchrift. (IV, 116 S.) kl.8 °. Göttingen,
Vandenhoeck & Ruprecht 1917. Geb. M. 2.25

Wieder ein Büchlein des unermüdlichen Hans Schmidt;
und was für eine liebenswürdige und doch weihevoll-ernfte
Schrift! Der Vf., gegenwärtig Hauptmann und Bataillonskommandeur
, fchenkt uns hier aus dem Schützengraben
heraus eine Überfetzung und Erklärung der fchönften Pfalmen
. Die Überfetzung, nicht leiten überrafchend gelungen,
foll den Rhythmus der hebräifchen Urfchrift möglichft getreu
wiedergeben; die Erklärungen, knapp und eindrucksvoll
, zeigen neben der notwendigen Fachausrüftung des
Vfs. feine Vertrautheit mit dem heiligen Lande, die Kraft
feiner nachfchaffenden Phantafie und über dies alles hinaus
fein in das Tieffte der Pfalmen eindringendes Herz. Das
Büchlein, vom Verleger mit fichtlicher Liebe reizvoll ausgeftattet
, wird draußen und daheim ficherlich viele Freunde
gewinnen. Uns mutet es an wie ein holdes Himmelsvöglein
, das über allem Grauen des verwüfteten Schlachtfeldes
beim Frührot feine liebliche Stimme erfchallen läßt.
Und pedantifch würde es uns erfcheinen, wenn jemand
mit dem Vf., der für fein Buch erft nachträglich allerlei
wiffenfchaftliche Literatur hat einfehen können, über Einzelheiten
rechten würde. Der hochgemute Mann wird,
wenn Gottes Gnade ihn in die Heimat zurückführt, der-
einft gelehrtere und ftrengere Bücher fehreiben können,
anmutigere fchwerlich.

Gießen. Hermann Gunkel.

Weiß, Prof. Dr. Karl: Exegetifches zur Irrtumslofigkeit
und Eschatologie Jelu Chrifti. (Neuteftamentliche Abhandlungen
5. Bd., 4- u. 5- Heft.) (XII, 231 S.) gr. 8».
Münfter i. W., Afchendorff 1916. M. 6.20

W. unterfucht in einem allgemeinen Teil die Frage,
ob fich der Gedanke von der Nähe des Endes überhaupt
mit der Ideenwelt Jefu verträgt. Im fpeziellen Teil behandelt
er fodann .einzelne Worte Jefu, welche deffen
eschatologifchen Irrtum beweifen follen': Mt. 24, 29; 24, 34;
16,28; 26,64; 10, 23, anhangsweife auch Luk. 22, 18 und
Mt. 23, 39..

Die Überzeugung, daß die Annahme eines Irrtums
Jefu die Vernichtung des Dogmas bedeutet, weift ihm
fein Ziel. Er vermag weder dazu mitzuwirken, ,daß ein
Riß durch das ganze Glaubensgebäude' gehe, (S. 9) noch