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Ausgabe:

1918

Spalte:

104

Autor/Hrsg.:

Feder, Alfredus (Ed.)

Titel/Untertitel:

S. Hilarii episcopi Pictaviensis opera. Pars IV: Tractatus mysteriorum 1918

Rezensent:

Jülicher, Adolf

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Seite 1

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Theologifche Literaturzeitung 1918 Nr. S/9.

104

altteftamentlichen Sinne abfpricht, vielmehr nur ihre Verdienfte
um die Thorah mit denen der Propheten in Vergleich fetzt und
diefen Unterfchied auch fprachlich zum Ausdruck bringt. Im
übrigen hat fle trotz einiger Erweiterungen und Modifikationen
die urfprüngliche Bedeutung des altteftamentlichen Begriffs der
nstlSJ im wefentlichen feftgehalten.
Leipzig. Erich Bifchoff.

Koch, L. J.: Fortolkning til Paulus' andet Brev til Korin-
thierne. 3. Hefte. (S. 273—451) 8°. Kopenhagen,
J. Frimodt 1917. Kr. 2 —

Seiner ThLz 1916, Nr. 1 angezeigten Einleitung hat

der Vf. jetzt die vollftändige Auslegung des 2. Kor.-briefes

folgen laffen.

Er fagt zu 12,4 auf Seite 410: ,Wir können die Bemerkung
nicht unterdrücken, daß Stellen wie die vorliegende
zu denen gehören, die zu „erklären" die Exegefe
recht ungeeignet ift. Das liegt an der ganzen Methode
diefer Wiffenfchaft. Ihre minutiöfe Befchäftigung mit
Einzelheiten, ihre ausführlichen Unterfuchungen fprach-
licher und hiftorifcher Art und ihre ganze langfam fort-
fchreitende Darftellungsart kann zuweilen fo wirken, daß
man den Wald vor lauter Bäumen nicht fieht'. Damit
hat er felbft auf die Vorzüge und Schwächen feiner Auslegung
hingewiefen. Man fieht tatfächlich manchmal
den Wald vor lauter Bäumen nicht. Das liegt befonders
an der Methode, den großen fachlichen Zusammenhang
in einer meift fehr kurzen Paraphrafe zu erläutern und
dann die Einzelheiten des paraphrafierten (nicht überfetzten
) Abfchnitts zu befprechen. Die Paraphrafe z. B.
zu 11,1—12,18 umfaßt etwa 2 Seiten, die Einzelauslegung
dazu 73 Seiten. Mag jene, wie die allermeiften, den Gedankengang
klar und eindrucksvoll wiedergeben, fo muß
man fie über folcher Fülle von Einzelheiten vergeffen.
Dazu kommt, daß Koch die verfchiedenen Auslegungs-
möglichkeiten einer Stelle mit ihren guten Gründen dem
Lefer gern unterbreitet, ehe er fich für eine beftimmte
Erklärung entfcheidet — ja hie und da läßt er die Wahl
offen. Das hat gewiß feine Vorzüge, zumal der Verfaffer
dabei eine große fprachliche Sorgfalt und möglichfte
Nüchternheit und Zurückhaltung im Urteil walten läßt,
aber ein Gefamteindruck kann nicht recht entftehen, zumal
wenn z. B. von jenen 73 Seiten faft 5 auf den Eth-
narchen des Aretas verwendet werden. Es fcheint mir
alfo nicht empfehlenswert, diefe Auslegung etwa durch-
zulefen, wenn man über einen Abfchnitt predigen will.
Sie wird ficher alle Anfätze zu einer Kongenialität mit
dem Texte zerftören. Wenn fich aber ein paar Each-
genoffen einmal den Brief Wort für Wort vornehmen und
gemeinfam befprechen, werden fie an Koch einen ausgezeichneten
Führer haben. Die fprachliche Genauigkeit,
das Wägen jedes Ausdrucks, das Händige Aufweifen von
Einzelproblemen bekommt dann feinen großen Vorzug.
Namentlich in der Behandlung folcher Stellen, wie 5,1—8
bieten feine Darlegungen eine ausgezeichnete Diskuffions-
grundlage. Sympathifch berührt die Vorficht im Urteil
auch da, wo fie zu weit geht, wie z. B, zu 3,14fr. wo er
auf Grund des Zufammenhanges allen eschatologifchen
Gehalt des Begriffes ooga an diefer Stelle beftreitet, oder
die chriftologifche Bedeutung des Wortes o de xvgiog rb
jtvEVfia eöri leugnet. Er will das Wort nur im Sinne des
Wortes ,Die Tradition bin ich' verftanden wiffen. Das
Streben, möglichft eigene Wege zu gehen, liegt dem Vf.
fern. Er hält fich an die exegetifche Tradition, prüft
diefe aber felbftändig und unbefangen. Auch die Unbefangenheit
des hiftorifchen Sinns wahrt er fich, obwohl
er von einer grundfätzlichen Abneigung gegen .liberale'
Thefen nicht frei ift. Ganz eigene Wege geht er nur bei
der Auslegung von 12,7 fr. Hier leugnet er, daß überhaupt
von einer Krankheit des Paulus die Rede fei.
oxöloip rfj oagxi fei auch in der zweiten Hälfte rein
bildlicher Ausdruck. Inhaltlich denke der Apoftel an
die vorher erwähnten Leiden, hier hebe er als befonders
quälend die Erkenntnis hervor, daß dadurch der Satan

feine Miffionsarbeit ftöre. Wenn man nachweifen könnte,
daß der Ausdruck ein gebräuchliches Bild war, ließe fich
darüber reden; fo aber bleibt doch der Eindruck, daß
Paulus fagen will, die feelifchen Leiden würden durch
die Not feiner öapg verfchärft.
Lauenburg (Elbe). Schmidt.

S, Hilarii episcopi Pictaviensis opera. Pars IV: Tractatus
mysteriorum. Collectanea Äntiariana Parisina (frag-
menta historica) cum appendice (liber I ad Constanti-
um). Liber ad Constantium imperatorem (liber II ad
Constantium). Hymni. Fragmenta minora. Spuria.
Recensuit, commentario critico instruxit, praefatus est
indicesque adiecit Alfredus Feder S. I. (Corpus Scrip-
torum Christianorum Latinorum vol.LXV). (LXXXVIII,
324 S.) gr. 8°. Wien, F. Tempsky 1916. M. 16.80

Diefer Band enthält die Überrefte von drei Schriften
aus des Hilarius fpäterer Zeit, dem Tractatus mysteriorum
p. 1—36, dem fog. liber historicus, von Feder als Collectanea
Äntiariana Parisiensia bezeichnet, p. 39—177, und
dem Liberi ad Constantium, jetzt teils als Appendix zu
den Collectanea p. 179—187, teils als libri III adversum
Valentem et Ursacium gegeben. Darauf folgen die Hymnen
und ein paar Fragmente aus verlorenen Werken
S. 209—235, endlich als Anhang ein unechter Brief (an
Abra) und dem Hilarius fälfchlich zugefchriebene Hymnen.
Die Regifter füllen 71 Seiten, die Prolegomena 88. Die
Arbeit durchweg gediegen; wenn noch lange nicht ab-
fchließend, fo liegt das an der äußerft mangelhaften Überlieferung
fämtlicher in diefem Band vereinigten Stücke.

Da der Herausgeber in drei umfänglichen .Studien zu Hilarius von
Poitiers' 1910—12 die literarifchen Probleme, die der ihm anvertraute
Stoff Hellt, fchon gründlich unterfucht hatte, bieten die Prolegomena
wenig Neues. Die Texte find vielfach verbeffert worden, befonders bei
dem tract. myst. bat auch Engelbrecht treffliche Konjekturen beige-
fteuert; jedenfalls wird das gefamte Ouellenmaterial für weiteres Forfchen
und Emendieren bequem zugänglich gemacht. Daukenswert ift auch,
daß die zwei Bücher des Traktats jetzt in kleine Kapitel zerlegt worden
find. — Warum von dem Kreuz als Anzeichen verdorbener Stellen im
Text nirgends Gebrauch gemacht wird, erfährt man nicht; natürlich
find folche gerade in diefem Bande reichlich vorhanden, nicht bloß da,
wo im Apparat mehr oder minder zweifelhafte Verbuche zur Heilung
(z. B. bei 107,2) mitgeteilt werden; auch Lücken bleiben unvermerkt,
z.B. 81,1 vor Constantino. Das sunt hinter vocati wird in 107,1 ficher
zu ftreichen fein, S. 31,11 f ift sequens nata Dilecta unhaltbar, fo einleuchtend
die Verbefferung des zweiten dilecta in dicta ift: der Name
Non dilecta gehört in den Text hinein, non an Stelle von nata zu fetzen
empfehlenswerter als es hinter nata einzufchieben. 36,8 führt die Interpunktion
irre; das Komma muß vor ftatt hinter posse effici angebracht
werden. S. 50,25 ift et exprobantes neben increpantes illum in ,et ex-
probrantes'zu verbeffern, 31,2 werden nicht bloß Rom 9,24.26 fondern
v. 24—26 zitiert, beide Fehler find auch in die Regifter S. 256 und 306
übergegangen. Druckfehler wie (ihoiyd ze ftatt ftiroyol ze und
agxalwv ftatt apyccimv S. 80,16. 83,16 "begegnen nicht häufig. In der
Mitteilung auch ganz unfelbftändiger Abdrücke von alten Dokumenten
tut Feder bisweilen, wie zu S. 85,19 des Guten zuviel.

Da der erfte Band der Wiener Hilariusausgabe gar
kein Regifter hat und wir bis zu deffen Nachlieferung in
einem Bande 2 oder 3 wohl noch lange werden warten
müffen, hätte ich den Index verborum et elocutionum hier
gern vollftändiger gefehen; daß der Index nominum —
in bezug auf die res kann man anders urteilen — eher
überreich geworden ift, mag damit belegt werden, daß
Feder hier S. 286 Populus meus filius Osee und S. 271
Dilecta filia Osee einführt —allerdings auf Non-populus-
meus und Non-dilecta verzichtet.

Eine feft fundamentierte Kritik an vielem hier noch
zweifelhaft bleibenden wird erft einfetzen können, wenn
alles Material aus den arianifchen Kämpfen in kritifchen
Ausgaben vorliegt; dazu gehört notwendig eine Neuausgabe
der Schriften des Athanafius. Einen guten Schritt
vorwärts hat uns Feders Fleiß und Scharffinn gebracht.
Marburg. Ad. Jülich er.

Nemesii episcopi premnon physicon sive nsgl <pvaeo><; itv&Q&nov
liber, a. N. Alfano archiep. Salerni in latinum transh, recogn.
Carolus Burkhard. (XII, 154 S.) kl. 8'. Leipzig, B. G. Teubner
19D. M. 4—; geb. M. 4.60

Eine muftergültige Ausgabe der älteften lateinifchen Über-