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Ausgabe:

1918

Spalte:

92-93

Autor/Hrsg.:

Bastgen, Hubert

Titel/Untertitel:

Dalbergs und Napoleons Kirchenpolitik in Deutschland 1918

Rezensent:

Sehling, Emil

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Theologifche Literaturzeitung 191S Nr. <>;.

Rathenau, Walther: Eine Streitrchrift vom Glauben. (42 S.) kl. 8'.

Berlin, S. Filetier 1917. M. —,75;

Theorie wieder aufgenommen. Der Verf. erinnert felbft 1 .Spiegelbilder und GleichnißV (83- 97) die, hehren Gebeirnniffp!
an Creuzers. Symbolik. Aber die Arbeit enthält ein I <•« göttlichen Weisheit dem menfchlichen Geifte näher zu bringen,,
neues Element, eine fprachphilofophifch-logifche Theorie, , S l£hÄ

von der ich nicht fagen kann, wie weit fie etwa fchon ; Formulierung mußte ein gewiffer Gebrauch gemacht werden vön
Vorgänger befitzt. Der Verf. zitiert manches, aber nichts '. Begriffen und Sprachmitteln, welche die griechifche Philofophie
als eigentliches Mutter. So wird die Theorie wohl feine zur Verfügung gehellt und die theologifche Arbeit der altchritt-:

eigene fein, Sie gehört einer /Pfychologie des Denkens' ' hcben fc« ^J^t^^,^^^

& v, «.^ r. i_ . u 1 j u i- t und geglittet hatte' (74). Die offiziellen Urkunden der Kirche
an, wie man heute Dgen wurde, und behandelt die Vor- bring|n6Qas Ergebnis jener Arbeit zu einem Ausdruck, dem Lippen
ftufen des abftrakt objektivierenden und die Objekte in , njciu nur rückhaltlofen Glauben entgegenbringt, fondern auch
allgemeingiltigen Zufammenhang bringenden Denkens, unbedingte Bewunderung zollt (131—132: ,Die Kirche hat zu Trient
Diefe Vorftufe nennt er .Sinnbegriffe' d. h. Abftraktio- i mU eiferfüchtiger Strenge und^mit wundervoller Sicherheit deinen
die fich an ein nriktifch-nlvirlafiemäflirr hervortreten- ' Glaubensentwickelung' . . . das Dogma definiert.) Auf gegnerifche,
, /i1Tu u PKlKtucö"PJ-i'»n^ Anflehten geht der Vf. nur feiten ein: er tut es ftets in vor-
des Merkmal halten, durch diefes Merkmal den ganzen neiimern tone ohne gehäffige Polemik, z. B. 145: ,Das anthro--
Komplex der Zufammenhänge vertreten fein laffen und ' pozentrifche Denken der Neuzeit verrät fich auch darin, daß es
daher von diefem Merkmal aus Analogien, Gegenfätze, für Gott fich nur fo weit intereffiert, als er zum Menlehen im

Übertragungen und Beziehungen gewinnen, die der ob- i Beziehung tritt, er>>*yv,^

„m- ; j t -i j„ :cc .ri m: u :„<-..., Leben, befonders fein lrdifches. Das wahrhaft gottrelige Denken

jektivierenden Logik des wiffenfchafthch gemeinten , aber fucllt Cot£ um feines ejgenen Lichtes willen«. _ Wir fehen

und heute vielfach gangbar gewordenen Begriffs fremd- , den in Ausficht gefreuten weiteren Beiträgen zur chriftlichen

artig und unverftändlich erfcheinen. Der Sinnbegriff des ' Glaubenslehre mit Interefle entgegen.

Löwen z. B. ift feine alles freffende Kraft im Unterfchied 1 Straßburg i. E. P.- Lobfiein,

vom wiffenfehaftlichen Begriff des Löwen als Thierfpezies.
So kann Name und Bild des Löwen, die eng zufammen-
hängen, Ausdruck für Gefahr und Rettung, Helden und
Könige) Hunger und Vernichtung werden und in die Der rühmlich bekannte VerfalTer

^r„i;ü«„jrun m^-.^u „ n. n. j 1 chen auf die Brofchure Curt von Trutzichler-Falckenfteins ,Die

veifchiedendften Beziehungen geftellt werden , Löriing der judenfrage im deutfeheh Reiche'. Er legt die Gründe

Diele Iheone des ,Smnbegnffes' hat an fich etwas lehr | dar, weswegen er die Forderung des letzteren, Bekehrung der;

Einleuchtendes, und es mögen in der Tat viele mvthifche ; deutfehen Juden zum Chriftentum, glaubt ablehnen zu muffen.

Redeweifen, Begriffe und Beziehungen fich fo .intellektuell' , Das Judentum ift, wie er ausführt, ein Glauben ohne Kirche und
mit verftündlirh auflöten HtTen Dacecren feheint es mir onne Dogma, zufammengehalten allein durch das Bekenntnis zur,

gut verltanölicü auliolen lallen JJagegen leneint es mn ( 5ttlichen Einneit. Das Chriftentum dagegen ftellt fich dar in

unmöglich, von diefer Iheone der Sinnbegriffe aus, neben : der ,/vtechanifierungsform' des Glaubens, der Kirche, hat fein.1
der der Verf. ja überdies felber die anderen mythologi- ! Bekenntnis in feften Dogmen ausgeprägt und darüber feine
fchen Theorien gelten läßt, feine allegorifch-religionsge- - urfprüngliche Einheit verloren. Die beftehenden chriftlichen
fchichtliche Auffaffung von dem in der Hülle des ! Kirchen find exklufiv und ftarr, und zwar die proteftan^
n,T ,, r , „, • 1 1 j r •••/• tv 1 1 -i noch höheren Maße als die kathohfehe. Denn die letztere befitzt

Mythos fich entwickelnden religiöfen Denken als mit eine Zentralinftanz, der eine Weiterbildung, Modernifieruhg des)
jener ldentifch zu begründen, hur das letztere fcheint Glaubens prinzipiell wenigftens nicht unmöglich wäre, während
mir vielmehr fein Religionsbegriff als feine Sprachphilo- die erftere ftets an ein für alle Mal und eindeutig fixierte Glaubens-
fophie einzugehen. Beide Motive der Unterfuchung fallen falze gebunden bleibt. ,Proteftantifcher Liberalismus innerhalb
in F an den meiden Punkten o-latt auseinander • Darin des kirchlichen Betriebes ift ein Widerfprueh in fich.' Hierzu
m. u an den moitea i uf^en &«* auseinanciei mnn kommt no daß dje wärtj evangelifche Kirche Deutfch-
wird es auch begründet fein, daß die von ihm für feine ,ands in ehgfter Verbindung mit dem Staate fteht, wodurch Zu-
'Ihcorie beigebrachten Beifpiele zum kleinflen Teile ein- ftände gefchaffen werden, die der religiöfen Innerlichkeit des
leuchten. Jedenfalls, WO feine Religionstheorie mit hin- , modernen Menfchen vollends fchwer erträglich find. Wer gott-i
einfpielt, kommen lediglich höchft umftändliche und unver- gläubig und doch frei etwa im Geift und Sinne Jefu leben möchte,
ft-inMrhr AlWnn>n 7,, StanHp ctr.frblncrt -/ H rW Tt^ld ' wie z. B. der Verfaffer unfers Schriftchens felbft, kann lieh darum,
itandltche Allegouen zu btande. b,o Ichlagt Z. U. der Held t njcht einer der konkurrierenden chriftlichen Kirchen anrdiließen,
Helgi der ihn als Schwan begleitenden geliebten Walküre j er neigt fich vielmehr der freien religiöfen Gemeinfchaft zu, und
mit zu hochfahrendem Schwert den Fuß ab und fällt j am eheften könnte ihm vielleicht das moderne Judentum bieten,
dann felbft; das heißt: durch Hoffart geht der Held an . was er fucht. w^ n •

eigener Schuld zu Grunde. Das ift noch fo ziemlich die , Ibur8- < W. Thimme. .

anfehaulichfte feiner Allegorien; ihre fehr verwickelten

Einzelheiten muß man freilich felbft nachlefen. Baftgen, Prof. Dr. Hubert: Dalbergs und Napoleons Ktr-

Trotz mancher Anregung, die das Buch bietet, chenpolitik in Deutfchland. (Veröffentlichungen d. Sekt.,
glaube ich nicht, daß die alte allegorifche Theorie in diefer l Rechts- u. Sozialwiff. d. Görres-Gefellfchaft, 30. Heft)
neuen, überdies fehr zufammengefetzten Form, zu längerem ; (X, 370 S.) gr. 8°. Paderborn, F. Scliöningh 1917.
Leben auferweckt wird. Insbefondere ift alte ausmalende, . M. I2r—

epifche oder romanhafte Phantafie, die mit dem Material , Die Zeit des Endes des deutichen Reiches hat den
unbegrenzt fpielt und überhaupt keine Zwecke hat, ganz- Hiftoriker von jeher gefeffelt. Sie gehört auch kirchen-
lieh außer Anfchlao- gelaffen. i politifch und kirchenrechtlich zu den intereffanteften Ab-;

Berlin. Troeltfch. I fchnitten der deutfehen Gefchichte. Die Auflöfung und

der Wiederaufbau der Kirchenverfaffung find mit der

ippert, Peter, S. J.: Credo. Dai Heilungen aus dem Gebiet der
chriftl. Glaubenslehre. Buchfchmuck v. Adf. Kunft. 2. Bdchn.
Der dreiperfönliche Gott. (V, 154 S.) kl. 8». Freiburg i. B

Gefchichte des deutfehen Reiches und feiner Einzeb
ftaaten auf das Engfte verfchmolzen. Wie bei der.
letzteren, fo hat auch bei den elfteren Napoleon die
Herder 1917 M.1.50; Pappbd. 2-; Lwbd 2>A0 führende Rolle gefpielt. Der letzte Kurerzkanzler des:

Das zweite Heftchen der ,Darftellungen aus dem Gebiet der , »"»""'y1- vg • 1 b rr -c;.-n- M„;„r, t? - n. •
chriftlichen Glaubenslehre' ftellt fich dem erften ebenbürtig zur deutfehen Reiches, Kurfuift von Mainz hurftpnmas von
Seite. Anlage und Methode, Form und Inhalt find denen des im | Dalberg, war dabei fein getreuer Gehilfe.
Vorjahr erfchienenen und hier bereits charakterifierten (Th. Litzg. ; Rs War daher eine dankenswerte Aufgabe, Dalbergs.
1917, Nr. 14) Schriftchens entrprechend. Das Heft bandelt von ; und Napoleons Kirchenpolitik in Deutfchland imZv&tbfi
dem dreiperfonlichen Gott' Diefe bereits aus dem ,Dämmerlicht' ( mihn^n^ Hnrzuftellen. Der Verf ift- Ö.Vfrr fchwierio-pn.
der altteftamenthchen Offenbarung hervorfclnmmernde Wahrheit,
die Kunde von Vater, Sohn und heiligem Geift, findet in der Taufformel
des Matthäusevangeliums 28,19 ihren prägnanten Ausdruck
(,das Lehramt Jefu Chrifti gipfelt in der trinitarifchen Offenbarung'
S. 26) und wird in den Schriften des Neuen Tcftamentes einhellig
bezeugt. Die herkömmlichen dicta probantia für den locus de
Trinitate ftellt der Vf. in überfichtlicher Gruppierung zufammen
und verfteht es, durch einen anfehaulichen Kommentar, durch

menhange darzuftellen. Der Verf. ift diefer fchwierigem
Aufgabe auf das vortrefflichfte gerecht geworden. Auf.
Grund eingehender archivalifcher Studien fchildert er in
meifterhafter Weife alle die verfchlungenen Wege, welchö.
die Politik jener Tage gewandelt ift. Als befonders
intereflänt hebe ich die Kapitel über die Übertragung 1
des Mainzer Erzftiftes auf Regensburg, die Ernennung