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Ausgabe:

1918 Nr. 67

Spalte:

81

Autor/Hrsg.:

Schermann, Theodor

Titel/Untertitel:

Frühchristliche Vorbereitungsgebete zur Taufe 1918

Rezensent:

Harnack, Adolf

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Seite 1

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g; Theologifche Literaturzeitung 1918 Nr. 67.

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drae Veranlaffung gaben, an die Cathedra Petri zu denken
, ift nicht verwunderlich. — Die petrinifche Tradition
in der Regione Salario-Nomentana fchwebt jetzt noch
ebenfo in der Luft wie früher.

Kiel. G. Ficker.

nur durch einen Anftoß von außen denken. Als einen
zur Erklärung geeigneten will er nur den anerkennen,
der zur Vereinigung des Verfchiedenartigen in unferm
Feft den Schlüffel bietet. In Ägypten findet er die Vorbilder
. Wie aus Epiphanius zu erweifen ift. hat man dort am
6. Januar das Feft einer Gottheit Almv, genauer feiner
Schermann, Theodor: Frühchristliche Vorbereitungsgebete Geburt aus einer Jungfrau, gefeiert, daneben fand aber
zur Taufe (Papyr. Berol. 13415)- Neubearbeitet v. Sch. j auch ein feierliches Schöpfen von Waffer aus dem Nil
(Münchener Beitr. z Papyrusforfchg. 3- Heft)- (VI> in der gleichen Nacht ftatt, und der Glaube, daß das Nil-
32 S.) 8°. München, C. H. Beck 1917- M- Leo

Daß die von Carl Schmidt aus dem Papyr. Berol.
134i 5 veröffentlichten Gebete (S. .Neuteftam. Studien,
Georg Heinrici dargebracht', 1914, S. 66 ff.) Vorbereitungs-
gebete zur Taufe find, hat der Vf. wahrfcheinhch gemacht,
aber nicht bewiefen. Daß diefe Gebete aber noch dem
2 Jahrhundert und alexandrinifchen Kreifen angehören,
ift m. E. nicht einmal wahrfcheinhch gemacht. Der Vf.
hat zu den einzelnen Worten und Sätzen der Gebete eine
Fülle von ParaHelen geftellt —■ weniger wäre mehr ge-
wefen_ aber ift dabei über einen Satz wie den: ozimq

waffer fich in Wein verwandle, ift ebenfalls für die heid-
nifchen Ägypter bezeugt. Der Wunfeh der Kirche, diefe
heidnifchen Fefte durch ein chriftliches Feft zu übertrumpfen
, das an demfelben 6. Januar zugleich die Geburt
des Sohnes Gottes und die Heiligung des Waffers durch
feine Taufe wie die wunderbare Verwandlung der Elemente
zu Kana feierte, ift mindeftens fo begreiflich, wie der,
das Feft des Sol invictus am 25. Dezember durch ein
chriftliches Weihnachtsfeft zu verdrängen: der Vorgang
der Bafilidianer wird dabei nicht erheblich mitgewirkt
haben.

xava^ico&äfiev xmv tvayyeXiqofitvco^ öoy/jäxcov tmy ; Holls Vermutung über die Entftehung des Epipha

ariatv äjtooxöXmv xcu xfjq iiiyaXo(pvovq öiöüoxaXiaq xmv
tvayysX.imv, zu rafch hinweggegangen. MeyaXo(pvrjq fehlt
bei den LXX und m. W.in der gefamten chriftlichen Literatur
des 2. Jahrhunderts, dagegen ift es bei Philofophen

menfeftes darf mindeftens einen höheren Grad von
Wahrfcheinlichkeit als die bisherigen Hypothefen be-
anfpruchen; im erften Teil feiner Abhandlung liegen faft
nur erwiefene Tatfachen vor, die bisher nur nicht er-
des 3. Jahrhunderts zu belegen. Von dem ganzen Satze ! kannt worden waren. Auch ich habe geirrt, wenn ich
gilt, daß er fchwerlich dem 2.Jahrhundert angehört. Merk- J bezweifelte, daß man einen beftimmten Tag der Gewürdig
übrigens — der Vf. hat die Stellen erläutert, für j burt Chrifti je errechnet und ihn dennoch nicht fofbrt
die es ältere Vorbilder gibt, aber den eigentümlichen j zum Fefttag erhoben hat; auf Anleihen, die die römi-
Wendungen der Gebete keine rechte Äufmerkfamkeit j fchen Sakramentarien bei fremden Kirchen gemacht
gefchenkt. haben können, will ich kein Gewicht mehr legen. Um

Berlin. v. Harnack.

Holl, Karl: Der Urfprung des Epiphanienfeltes. (Sitzungsberichte
d. Kgl.preuß. Akademie d. Wiff. Phil.-hift. Kl.)
(37 S.) Lex. 8°. Berlin, G.Reimer 1917. M. 2 —
H. Ufeners glänzende Unterfuchung über die Ge-

fchichte des Weihnachtsfeftes in der alten Kirche hat

nunmehr in der Erforfchung des Urfprungs und der

Schickfale des Epiphanienfeftes durch Floll die würdigfte

Fortfetzung gefunden. Bewundernswert ift die Fülle des

aus den entlegenften Winkeln hervorgefuchten Stoffes —

namentlich Liturgien und Predigten fpielen dabei eine

hervorragende Rolle —, meifterhalt ihre Verwertung,

nicht minder ift der Aufbau des Ganzen ein Mufter metho-

difcher Beweisführung.

Holl ftellt zunächft feft, was man an Epiphanien ur- j gegen wieLiberius am 25. Dez. alle fchon vor 300 am

des Ambrofius willen darf man die Predigt des Liberius
vom Jahre 353 (?) gewiß nicht dem 25. Dezember zu-
weifen: aber kann fie nicht ein Überbleibfei aus der von
Holl S. 413 f. befchriebenen Periode fein, wo man in Rom
noch die Äbficht hatte, mit dem Weihnachtsfest das Epi-
phanienfeft nicht fowohl zu entlaften, als vielmehr zu verdrängen
? Denn wenn es ganz verdrängt werden follte,
mußten auch die andern Feftgedanken, — Hochzeit zu
Kana, Speifung der 5000 — wie die Geburt Chrifti aut
den 25. Dez. mit hinübergenommen werden. Und ganz
unglaublich bleibt mir nach wie vor, daß die Donatiften
weder den 25. Dez. noch den 6. Januar gefeiert haben
follen (Holl S. 424 Anm.), alfo überhaupt nie ein Chrifti-
Geburtsfeft befeffen hätten — ohne daß ihre Gegner auch
nur einmal diefen Mangel geftraft haben! Wenn fie da-

fprünglich in der griechifchen und was in der lateini- j Epiphanienfeft hängenden Gedanken, Geburt, Taufe, Ver-
fchen Kirche gefeiert hat: die Geburt, die Taufe Chrifti, j wandlungswunder zu ihrem Recht gebracht, nur das
das Weinwunder bei der Plochzeit zu Kana, die Anbetung I jüngere Motiv der Anbetung der Magier, dem die afri-
der Magier. Durch das Weihnachtsfeft am 25. Dezember kanifchen Katholiken den 6. Januar widmeten, ohne feft-
wird das erfte Feftmotiv hier abgetrennt; nur die cypri- I liehe Berückfichtigung gelaffen haben, fo fcheint mir der
fche Kirche hatte fchon vorher auch die Taufe Jefu los- ! rätfelhafte Zuftand in Afrika einigermaßen deutbar,
gelöft und auf den S.November vorgefchoben. Mehr j Wiederum muß aber dann das Weihnachtsfeft am 25. Dez.
und mehr treten die andern Feftgedanken in der übrigen i älter fein, als man allgemein anzunehmen geneigt ift —
griechifchen Welt zurück hinter dem alleinbeherrfchenden j natürlich nur für einen Teil des chriftlichen Abend;
der Erinnerung an Chrifti Taufe im Jordan. Im Abend- j landes.

lande fcheint Rom den Verfuch, das Epiphanienfeft zu
Gunften von Weihnachten ganz zu unterdrücken, bald
aufgegeben zu haben; es erhalten fich die drei andern,
uns vom Orient her fchon bekannten Feftmotive, hinzu
gefeilt fich ein vierter Feftgedanke: die Speifung der
Fünftaufend. Noch der Bifchof Liberius von Rom habe,
alfo nach 352, das Epiphanienfeft als Feft der Geburt
Chrifti und zugleich der Kana-Hochzeit und der wunderbaren
Speifung gefeiert. Aus der weitgehenden ^ ber-
einftimmung zwifchen Morgen- und Abendland und aus
der Zähigkeit, mit der das Abendland die doch eigentlich
unbequeme Mannigfaltigkeit der Feftgedanken Jahrhunderte
hindurch fefthalten, fchließt Holl, daß diefer
Inhalt des Feftes alt ift, viel älter als das Weihnachtsfeft

Doch wie dem fei, über einen wichtigen Streifen in
der Gefchichte der alten chriftlichen Fefte hat Holl Licht
ausgebreitet und fich dadurch alle theologifchen Forfcher
zu neuem Dank verpflichtet. Gefpannt kann man darauf
fein, wie er fich ftellt zu dem kürzlich im Oriens christianus
VI 226 ff. von Kluge-Baumftark gemachten Vorfchlag, für
das Paläftina vor 400 eine Feier des hiftorifchen Geburtstags
Chrifti im Mai — am 40. Tage nach Oftern — im
Gegenfatz zu der liturgifchen Epiphanienfeier am 6. Januar
anzunehmen. Vielleicht wird aus diefem Anlaß die Frage
nach der Abfaffungszeit der Peregrinatio Aetheriae gründlicher
als bisher unterfucht, was bei dem Reichtum diefer
Quelle vor der Fortführung der heortologifchen Arbeiten
unbedingt erforderlich ift. Denn trotz der überwältigenden
in Rom. den Einigkeit faft aller Autoritäten in dem Anfatz auf

Entftanden kann er fich ein fo feltfames Feftgebilde ' die Jahre um 384 werde ich die Zweifel an der Haltbar-