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Ausgabe:

1918

Spalte:

73-74

Autor/Hrsg.:

Streck, Maximilian

Titel/Untertitel:

Seleucia und Ktesiphon 1918

Rezensent:

Meissner, Bruno

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung

Begründet von Emil Schlirer und Adolf Harnack

Fortgeführt von Professor D. Arthur TitlUS und Professor D. Hermann Schuster

Ehrlich 26 Nrn. Verlag: J. C HinrichsTche Buchhandlung, Leipzig Halbjährlich IO Mark

, _ _ „ Manufkripte und gelehrte Mitteilungen find bub fehlte 61 ich an ~_ _ ,.. iri,0

■43. Jahre? Nr fi'7 i'rofeßbr D.Titiuj inGüttingen, Nikoluusberger Weg 60, zu fenden. SO. NlSTZ IM 1 O

-rJ. ulCT-lii g. im.TJ//. Rcienfionsexemplare ausfchließlich an den Verlae. uv. mucia «

Streck, Seleucia und Kteliphon (Meißner). | Sc heim ann, Früliclnillliclie Vorbereitungs-
Haurv, Das Eleuftfche Feil urfprünglich iden- , gebete zur Taufe (v. Harnack).

tifch mit dem Laubhüttenfefl der Juden Holl, Der Urfprung des Epiphanienfeftes

(Bifchoff). I (Jülicher).

Eichrodt, Die Quellen der Geneiis (Holzinger). 1 Nebel, Die Anfange und die kirchliche Rechts-
1 , _ , ,TI . . , : (lellung des Auguflincrchorhci renlliltes St.

Wiener, The Date of ^j^™ t^»*"*)' Peter auf dem Lauterberge (Lerche).
Mowinckel, Ezra den Sknltlarde (Buhl) Krummer, Das Kurfürflcnkolleg (Lerche).
Schwaab.H.flonfcheE.ufubrung.ndasAcht- ^ Rel„rmationsg£fcllichte und' m

zehngebet (Beer;. praklifchen Theologie. G Kawerau an feinem

Lindeboom, De .analogia fidei' en Rom. 12 7r)i Geburtstage dargebracht (Bornemann).

Langer, Intellektualmythologie (Troeltfch).
Lippert, Credo (Lobflein).
Rathenau, Eine Streitfchrift vom Glauben
(Thimme).

Itaflgen, Dallicrgs und Napoleons Kirchenpolitik
in Deutfchland (Seliling).
Morgenglanz der Ewigkeit (Schuller).
Rudolph, Die Krankheitsurfachen und die

okkulten Heil weifen (R. A. Hoffmann).
Die 25. allgemeine Chriftlichc Studenten-Konferenz
(Nicbergall).

6(7) (Windifch). ; Wa 11 her, Das Erbe der Reformation (Thieme). 1 Mai-Rodcgg, Hamlet-Entdeckungen eines

Profumo, La memoria di s. lJietro nella re- | Fifcher, Das Gottesproblem (Eck). Scbaufpielcrs (Petfch).

gione Salario-Nomentana Ficker). | Hey de, Grundlegung der Weitlehre (Troeltfch). | Wichtige Rezenfioncn. — Neuellc Literatur.

Streck, Prof. Dr. Maximilian: Seleucia und Kteliphon. Mit Königs. Von der okzidentalifchen Kirche trennte fie (ich
1 Abbildg. und 3 Kartenlkizzen. (Der Alte Orient, j nach mannigfachen Schwankungen und entwickelte fich
16. Jahrg., Heft 3/4.) (64 S.) gr. 8°. Leipzig, J. C. Hin- ! nach dem Schisma vom J. 486 zur neftorianifchen Sonder-
richs 1917. M. 1.20 | kirche, die von Seleucia aus eine rege Miffionstätigkeit

Streck hat hier die fehr reizvolle Aufgabe durch- bis nach Indien und China ausübte. Nach der Gründung
geführt, die Gefchichte der Stadt Seleucia vom graueften ' von Bagdad fiedelte der Katholikos aus dem verödenden
Altertum durch die Jahrtaufende zu verfolgen. In alt- - Seleucia nach der neuen Refidenz über,
chaldäifcher Zeit lag hier die ideographifch gefchriebene j Das Schlußkapitel ift den heutigen Ruinen der Städte
Stadt UH-KI, in der eine der alterten uns bekannten gewidmet. Außer der herrlichen Palaftfaffade mit dem
Dynaftien (fie regierte noch vor 3C00 v. Chr.) refidierte. '< kühnen Bogen fteht nicht mehr viel über dem Erdboden,
In der femitifchen Epoche wurde fie Upi genannt. Seit , aber da der Verfaffer in der Lage war, die fich mit diefen
Nebukadnezar gewann ne eine belbndere Bedeutung durch Fragen befchäftigenden Kapitel von Herzfelds Reifeden
Bau der fog. medifchen Mauer, die Sippar und Upi werk fchon vor dem Erfcheinen benutzen zu können,
verband und die Aufgabe hatte, Babylonien vor An- : bietet gerade diefer Teil, der zudem durch eine Karte
griffen aus dem Norden zu fchützen. Mit diefem Upi ift 1 des Ruinenfeldes erläutert ift, befonders viel wertvolle
gewiß das von den griechifchen Geographen erwähnte I Neuigkeiten.

Opis zu identifizieren, das man früher nach Xenophons : Breslau. Bruno Meißner,

falfcher Angabe (Anab. II, 4, 25) zu weit nördlich fuchte. 1

Daß Opis und Seleucia geradezu zu identifizieren feien, Haury, Jakob: Das Eleulilche Feit urfprünglich identifch
fcheint mir auch die bekannte Straboftelle (XVI, 1, 9 ff.) mit dem Laubhüttenfett der Juden. (25 S.) gr. 8". Mün-
zu beweifen, wo ich mit Streichung des xal lefen möchte: chen, J. Lindauer 1914. M. 1.50

ex) rtjv ^üxiv (xal) xi]v vvv 2eXtvxeiav. Plutarch behauptet (Sympof. 4, 6, 2), Zeit und Art

Die rechte Blütezeit erfuhr die Stadt aber, als Seleu- der Feier des jüdifchen Laubhüttenfeftes feien die eines
kos Nikator hier die neue Reichshauptftadt gründete. St. j Dionyfosfeftes gewefen, und führt den Vergleich im ein-
ftellt die Nachrichten über ihre Bauwerke, ihre Vcr- l zelnen durch. Der alte Lakemacher (Obfervv. phill. I, 17 ff.
faffung, über das wiffenfehaftliche Leben dafelbft, fowie war derfelben Meinung, und George (Die älteren jüdifchen
die hiftorifchen Ereigniffe unter Seleuciden und Parthern j Fefte. Berlin 1835, S. 275 ff.) hielt das Laubhüttenfeft für
überfichtlich zufammen. Als die Parther ihre Refidenz ein urfprüngliches Weinlefefeft. Die im talmudifchen
nach Babylonien verlegten, nahmen fie nicht Seleucia, Traktate Sukkah gefchilderte ausgelaffene Feftfreude, zu-
fondern das gegenüber auf dem linken Tigrisufer ge- mal bei der Wafferlibation (vgl. die xZrj/ioxorj beim Jak-
legene Ktefiphon zur Hauptftadt. Nachdem beide in den j chos), hat manches Ähnliche mit dem Jakchos', der
Kämpfen mit Rom fchwer gelitten hatten, befonders durch i Bacchusfeier am letzten Tage der großen Eleufinien. Plu-
die Verwüftung des Avidius Caffius i. J. 165, nahmen fie | tarch und andere (vgl. Tacitus Hist. V, 5) find ja auch
unter der Dynaftie der Saffaniden wieder einen Auf- j fonft geneigt, Parallelen zwifchen Jahweh' und Jakchos-
fchwung und gelangten zu hoher Blüte, bis fchließlich ; Dionyfos zu fuchen, z. B. auch wegen des goldenen Wein-
das ganze Perferreich und damit auch Ktefiphon i.J. 637 j ftocks am herodianifchen Tempel (Jofeph., b. j., 5, 5, 4;
dem Anfturm der jugendfrifchen Araber erlag. Unter j Mifchnah Middoth III, 8). Der Verfaffer findet zwifchen
der Araberherrfchaft fank Madain, wie man die Schwerter- S beiden Feftfeiern noch weit mehr Ähnlichkeit als Plutarch
ftädte nannte, bald zu einer bloßen Provinzftadt herab; j und hätte wohl bei Benutzung der talmudifchen Berichte
der Mongolenfturm fegte fchließlich auch diefe befchei- : noch mehr gefunden, m. E. aber nicht von einer ,urfprüng-
dene Siedelung hinweg. , lieben' Identität fprechen follen, fondern von einer Ähnln
der Kirchengefchichte nahmen die Städte eine j lichkeit der fakralen Motive, die wohl allen Feften (alfo
befondere Stellung ein. Nachdem der hl. Mari fchon früh ' auch den Erntefeften) des alten Orients zugrunde liegt,
das Chriftentum dorthin getragen, breitete es fich bald j Die Motivbeziehung zwifchen piai und niDID hat A.Jere-
aus. Unter Sapor II wurde es zwar 40 Jahre lang i mias in der neueften Auflage feines ATAO noch nicht
heftig verfolgt, aber auf der Synode von Seleucia i.J. 410 erwähnt; yf. behauptet fie S. 14. Intereffant ift die Auffand
die perfifche chriftliche Kirche die Anerkennung des | weifung einer Reihe femitifcher Etyma in griechifchen

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