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Ausgabe:

1918 Nr. 4

Spalte:

53-55

Autor/Hrsg.:

Dibelius, Franz

Titel/Untertitel:

Beiträge zur sächsischen Kirchengeschichte. 30. Heft 1918

Rezensent:

Clemen, Otto

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Theologifche Literaturzeitung 1918 Nr. 4 5.

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aber ift zu ausgedehnt und zu koftfpielig, die Regeften-
form manchmal zu mager. In mancher Hinficht wird man
wohl die Form diefer Klofterarchive zum Mutter nehmen
dürfen.

Der zeitliche Abfchluß für die vorliegende Publikation
ift die Reformation: fie bedeutet das Ende der

bringen) und fodann ein Auffatz von G. Kawerau über
Alexander Alefius' Fortgang von der Frankfurter Uni-
verfität i. J. 1542 infolge feines Zufammenftoßes mit dem
Juriften Chriftoph v. d. Straßen, der den Studenten im
Kolleg diktiert hatte ,accessum ad publicas meretrices
non nuptas licitum esse nec iure puniri et propter utili-

Klöfter und das Übergehen ihres Befitzers in weltliche tatem in vita non habendum pro delicto'; AI. wich nach
Hand im alten Kurheffen. Im alten kurheffifchen Sinne j Leipzig; eine noch in PYankfurt von ihm niedergefchrie-
ift auch die Werralandfchaft zu faffen; das Klofter Korn- bene Apologie druckt K. ab. (Vgl. über AI. noch Wiffen-
feld, das nur zum Teil in der Werralandfchaft begütert ! Ichaftl. Beilage der Leipziger Zeitung vom 18. I. 1906.)
ift, fehlt in dem Bande. Aufnahme gefunden haben da- ! — Darauf befpricht Hugo Lehmann den Briefwechfel
gegen: 1.) Das Kanoniffenftift St. Cyriaci in Efchwege, ! zwifchen Spener und Leibniz, erft die in die Jahre 1670—
gegründet als Reichsabtei vor 1075, fpäter benediktinifch. 72 fallenden Briefe, die in mehreren Werken des 18. Jhrh.
2.) Das 1278 gegründete Auguftinereremitenklofter St. j verftreut gedruckt find, dann den nach I4jähriger Paufe
Marie in Efchwege. 3.I Ein Hofpital St. Spiritus und St. im Jauuar 1686 wiedereinfetzenden Briefwechfel auf der
Elifabeth, das 1308 von der Stadt Efchwege dem Klofter , Kgl. Bibliothek zu Hannover, den L. erftmalig abdruckt.
Reifenftein übergeben wurde. 4.) Das vor Mitte I2.jhds. ; Eine Pulle von religiöfen, theologifchen, kirchenrechtlichen
gegründete Doppelklofter, fpäter Nonnenklofter Prämon- und politifchen Fragen wird darin behandelt. — Weiter-
ftratenferordens St.Marie und St. Walburgis zu Germerode. | hin fchildert Walther Wendland die Beziehungen
und 5. u. 6.) ein Filialklofter der Nonnen von Anrode Friedrichs des Großen zu dem franzöfifchen Pfarrer
Zifterzienferordens zu Witzenhaufen, das bald nach der 1 Antoine Achard (feit 1724 am Werder in Berlin). Fried-
Gründung im letzten Viertel 13. Jhds. an das Wilhelmiten- ' rieh hat 1736—40 aus eigenem Antrieb feine Predigten
klofter St. Nikolai und St. Crucis in Witzenhaufen über- gehört, hat ihm Themata vorfchrieben und hat mit ihm
ging. Nicht aufgenommen find ferner alfo die geiftlichen ; debattiert. Doch hat A. nicht vermocht, Friedrichs Skepfis
Niederöfflingen in Abterode und Allendorf. Für die be- , zu überwinden. ,Auch die deutfehe Au'fklärungstheologie
handelten Archive gemeinfam ift der Umftand, daß fie i eines Sack und Spalding, die ihm fremd geblieben ift, ...
in den Jahren 1527 und 1528 in die weltliche Verwaltung < hätte bei ihm keinen Wandel gefchafft. Es gab in feinem
des heffifchen Landgrafen übernommen wurden. Damit Zeitalter nur einen, der bei Friedrich Intereffe für Theoerfolgte
zugleich eine Verzeichnung der in den Klöftern | logie und Religion hätte erwecken können, — Gotthold
vorhandenen Urkunden, um fo die einzelnen Befitztitel Ephraim Leffing. Doch er kam zu fpät' — Endlich
einwandfrei feftzuftellen. Es ift erfreulich, daß trotzdem , referiert Leopold Zfcharnack über eine während des l.
auch die für die innere, kirchliche Gebarung der einzelnen Quartals des Jahres 1783 erfchienene Wochenfchrift ,Ber-
Klöfter und geiftlichen Niederöfflingen wefentlichen Ur- • liner Predigtenkritik fürs Jahr 1783', die uns ebenfowohl
künden zum großen Teil erhalten geblieben find. Natur- in die Gedankenwelt der kritifierten Prediger (Sack,
gemäß ift der Urkundenbeftand der älteften hier be- ' Spalding, Lüdke, Silberfchög ufw.) wie in die der Kritiker
handelten Stiftung auch am reichhaltigften; das ift nicht ; —einer Gruppe aufklärerifch gerichteter Laien — hinein-
etwa St. Cyriaci in Efchwege, fondern Germerode. Die j fchauen läßt. (Über die Herausgeber Franz Rudolf v.
Überlieferung in St. Cyriaci zu Efchwege ift für das erfte I Groffing und Karl Martin Plümicke S. 177 Anm. I vgl.
Jahrhundert des Beftehens ziemlich knapp; Verhältnis- j Gödeke Grundriß2 10, 523 und 5, 261. 529.) — Zwei Mis-
mäßig zahlreiche Fälfchungen ftören die klare Überficht, ! zellen und ausgezeichnete Buchanz eigen von Kawerau und
und im Ganzen find etwa nur 500 Urkunden vorhanden, j Zfcharnack machen den Schluß.

Bei Germerode haben wir eine von Anfang an ununter- j 2. Das Heft wird hauptfäcblich gefüllt durch den
brochene Überlieferung mit über 750 Urkunden, die ein ; 2. Teil des von D. Kaifer herausgegebenen Briefwechfels
nach jeder Hinficht abgerundetes und vielfeitiges Bild der j mit D. Andreas Gottlob Rudelbach (vgl. ThLz 42. Jhrg.,
klöfterlichen Entwicklung geben. Aber der ganze Band ! Sp. 179). Als wichtigfterKomplex heben fich heraus die
bietet außerordentlich viel Material für die Kirchenge- 1 Briefe von Führern der lutherifchen Bewegung gegen die
fchichte nicht nur fondern für die Kultur- und Wirtfchafts- i Union in Preußen: von Scheibel, der 1832 Breslau verlaffen
gefchichte, vor allem auch für die Familiengefchichts- ; mußte, erft nach Dresden, dann nach Hermsdorf b. Laufa
forfchung. Gute und ausführliche Regifter erhöhen die I ging, 1836 auf Rudelbachs Verwendung hin in Glauchau
Brauchbarkeit. em Unterkommen fand, aber auch von hier vertrieben

Leipzig. Otto Lerche.

Jahrbuch für Brandenburgifche Kirchengerchichte. Hrsg. im
Auftrage des Vereins f. Brandenburg. KG. v. Geh.
Oberkonf.-Rat Prof. D. Dr. Guftav Kawerau u. Priv.-
Doz. Prof. Lic. Leopold Zfcharnack. 14. Jahrg. (IV,
232 S.) gr. 8°. Berlin, M. Warneck 1916.
Beiträge zur fächfifclien Kirchengefchichte, hrsg. im Auftrage
der ,Gefellfchaft f. fächf. Kirchengefchichte' v. Ober-
hofpred. Landeskonfift.-Vizepräfid. D. Dr. Franz Di-
belius u. Geh. Rat Prof. D. Dr. Albert Hauck.
30. Heft. (Jahresheft f. 1916.) (III, 208 S.) gr. 8°. Leipzig
, J. A. Barth 1917. M. 4 —
1. Diefer Band zeigt befonders deutlich, wie die
beiden Herausgeber beftrebt find, alle Perioden, Gebiete
und Grenzgebiete der Kirchengefchichte zu berückfich-
tigen, und dadurch, daß fie felbft eifrig am Jahrbuch
mitarbeiten, andre Mitarbeiter anlocken. Auf die Fort-
fetzung der Abhandlung von G. Arndt über die kirchliche
Baulaft in der Mark Brandenburg folgt zunächft
e'n Artikel von Rudolf Schmidt über märkifche Glockengießer
bis zum Jahre 1600 (der nächfte Jahrgang wird
die Fortfetzung für die beiden folgenden Jahrhunderte

wurde und nach Nürnberg wich — die Briefe flammen
aus diefen Flüchtlingsjahren; drei Briefe von dem Breslauer
Juriften Hufchke 1837; ein flüchtiger Brief von
Paftor Eduard Kellner von Hönigern, bekannt durch die
Militärexekution gegen feine Gemeinde Weihnachten 1834;
Briefe von dem Erfurter Paftor Grabau aus dem Gefängnis
in Heiligenftadt. wohin er am 1. März 1837 gebracht
worden war; von dem früheren Judenmiffionar
in Schlefien und Polen Wermelskirch aus feiner Dresdener
Zeit; endlich Briefe von Guericke, die einen Einblick gewähren
in die Entftehung der von diefem und Rudelbach
herausgegebenen ,Zeitfchrift für die gefamte luthe-
rifche Theologie und Kirche' und in das innige Freund-
fchaftsverhältnis zwifchen den beiden Herausgebern. Manches
in diefen und den folgenden Briefen ift freilich inhaltlich
recht unbedeutend. Auch hätten die Briefe
beffer gruppiert und kommentiert werden müffen.

Vorangeht der I. Teil einer fehr fleißigen, wohl disponierten
, vornehmlich auf Akten des Dresdner Haupt-
ftaatsarchivs und des Hernhuter Unitätsarchivs beruhenden
Arbeit von Pfarrer Eberhard Teufel in Zwiefalten
(Württemberg) Johann Andreas Rothe 1686—1758. Ein
Beitrag zur Kirchengefchichte der fächfifchen Oberlaufitz