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Ausgabe:

1918

Spalte:

35-36

Autor/Hrsg.:

Descartes, René

Titel/Untertitel:

Meditationen über die Grundlagen der Philosophie mit den sämtlichen Einwänden und Erwiderungen 1918

Rezensent:

Eck, Samuel

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Seite 1

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36.

.tinnten und daher entdeutfchten Bürgertums in den Städten und u 1., keinen (nihil) ft. etwas. S. 393 z. 4 lieht lat. volun-
der vom Wahn, durch Polonifierung das Evangelium unter den ; täte/ nicht Wiffen. S.. 448 u. 450 ift die Überfettung
Poien zu verbreiten, verblendeten Kirche (an der Spitze der ; tranfzendentaleErkenntnis fürulterior cognitio (etendreplus
nach Rußland mit abgeführte Gen.-Sup. Burlche), aber er ift doch avant notre connaissance) mir zweifelhaft; S 460 z 8 v u. 1
guter Zuverficht, im Blick auch das kernhafte deutfche evange- , gjbt jlirel- ft, er gibt feiner. Venveifun'en auf den fran-
lifche Bauerntum, zumal wenn es gelingt, durch Umwandlung des i zöflfchen Text hätte man gern noch öfter gefehen und
Kantorenfe^ Lehrer zu dag Auffin(Jeu der Rückverwehungen hätte durJE durch-

schaffen. 500000 Deutrehe wohnen in Polen, bis auf 30000 ... . , . i.,. c.vX.« 1 ■ 1 <. I ww,
Katholiken, alle ev. lutherifch! Eine lehrreiche Karte verdeut- falW A»f?abe del Seitenzahlen erleichtert werden
licht die kirchliche Organifation. ko"n.n- ...

Hannover-Kleefeld. Schufter. Gießen. S.Eck.

Oescartes. Rene: Meditationen über die Grundlagen der Strecker, Reinhard: Die Anfänge von Fichtes Staatsphilo-

Philofophie mit den fämtlichen Einwänden, und Erwi- fophie. (VIII, 228 S.) gr.8°; Leipzig, E. Meiner 1917.
derungen. Zum erftenmal vollftändig überf. u. hrsg. v. M.: 5 —

Dr. Arthur Buchenau. (Der philofophifchen Biblio- Gegenftand Streckers find die ,Beiträge ziw Berich-

thek Bd. 27.) (XIV, 493 S.) 8°. Leipzig, F. Meiner 1915. tigung der Urteile über die franzöfifche Revolution' fowie

M. 6—; geb. M. 7— 1 die .Zurücklorderung der Denkfreiheit', Fichtes ..beide,
Eine vollftändige deutfche Überfetzung der Medita- noch vor die jenenfer Zeit fallende politifche ErftUngs-
tionen Descartes' fehlte bis jetzt. Arthur Buchenau hatte fchriften (S. W. 6, 1—288). Die .Beiträge', die wichtigere
1904 die Meditationen allein in Umarbeitung der von , von beiden, find unvollendet. Die ftrenge Befchränkung
Kirfchmann'fchen herausgegeben. Die vorliegende neue auf das Thema (Fichte entwickelt, f. VI, 42, feine rechts-
Auflage bietet nun den vollftändigen Text Descartes' mit j philofophifchen Prinzipien ftets nur, foweit er fie gerade
-lern Widmungsfehreiben an die Sorbonne und den fieben braucht) und der abfichtliche Verzicht auf ftreng fyfte-
Einwänden und Erwiderungen, die an Umfang das Werk matifchen Gang machen dazu die Erhebung der Fichte'fchen
felber um mehr als das fünffache übertreffen. Hingegen Gefamtanfchauung befonders fchwierig. Die Mühe lohnt
find Einleitung und Kommentar, die der dritten Auflage aber, da die Schriften fowohl als Dokument der.dama-
beigegeben waren, jetzt einem befonderen Bande der ligen politifchen Schriftftellerei wie für die Erkenntnis der
Meiner'fchen Sammlung,Wiffen und Forfchen' vorbehalten. Entwicklung von Fichtes Anfchauungen wichtig find. —
Im erften Kriegsjahr ift die Arbeit von Buchenau mit Strecker hat nun auf die philofophifche Seite der AufHilfe
der Kandidaten Delbanco, Golze und E. Kiepert j gäbe verzichtet. Er reiht Fichtes Äußerungen aneinander,
/.um Abfchluß gebracht. Man wird den Wunfeh des ohne ihrem inneren Zufammenhang und ihrer Begrün-
Herausgebers teilen, daß ,diefe vielleicht gedankentieffte dung nachzugehen. Er unterläßt es vor allem, den Stand-
Schöpfung romanifchen Geiftes trotz aller trennenden punkt der Beiträge zu dem des Naturrechts von 1796
nolitifchen Schranken in unferem Vaterland erneut die ; (das er vielleicht garnicht gelefen hat) ins Verhältnis zu
Beachtung finden möge, die fie verdient'. Gerade mit fetzen. Er begibt fich damit des wichtigften Hilfsmittels
den Äußerungen der gegnerifcheu Kritiker bietet das ; zur Erleuchtung der Anficht Fichtes und läßt die hier
Werk einen umfaffenden Einblick in die wiffenfehaftliche ! vorhandene Lücke der Fichteforfchung unausgefül|t.v—
Welt der erften Hälfte des fiebzehnten Jahrhunderts. Hebt ; Alles Gewicht fällt fomit auf die literarifche und politifche
man nur die wichtigften heraus, fo flehen in begreiflich- 1 Seite. Und da hat Strecker in der Tat Gutes geleiftet.
..bgeftuftem Gegenfatz auf der einen, religiös-kirchlichen, . Was Fichte aus der zeitgenöffifchen Literatur lernen konnte
Seite der Jefuit Bourdin mit feinen fcholaftifchen ; und nicht lernen konnte, wie fchwer es einem Deutfchen
Syllogismen, und das fpätere Mitglied von Port Royal bei den damaligen inneren und äußeren politifchen Ver-
Antpine Arnand, fchon um 1640 als junger Doktor der : hältniffen fein mußte, Anregungen zu einer pofitiven
Sorbonne ganz auf Auguftin geftützt, auf der anderen, : Staatsphilofophie fich zu holen, all das ift klar und über-
s weiteftem Abftand von jenen, in naturwiffenfchaftlichen ' zeugend herausgearbeitet. Wenn auch einzelnes, z. B.
Grundanfchauungen mit Descartes einig, Gaffendi und eine genauere Unterfuchung des Verhältniffes ztHxouffeau,
Hobbes, denen feine rationaliftifche Pfychologie und Meta- zu vermiffen ift, im ganzen ift gezeigt, was die Umwelt
phyfik uufaßbar rückftändig erfcheinen. Bedauert man i zum Verftändnis der Beiträge hergeben kann. — Leider
dort nicht, daß unter den Vertretern des Alten das im- | hat fich nun Strecker verführen laffen, diefe empiriftifch-
erlaubt kräftige Poltern Gisbert Voets fehlt, fo ift man j pfychologifche Betrachtung noch weiter auszudehnen und
hier faft überrafcht, daß die Phyfikotheologie keinen aus- : Fichtes Lebensgang mit feinen bittern Enttäufchungen als
gefprochenen Verfechter aufweift: Newton foll erft noch erklärendes Prinzip beizuziehn. Gewiß ift die Stimmung
kommen und der hart bekämpfte Zweckgedanke im Natur- i des Ganzen durch diefe Dinge beeinflußt. Aber nun die
erkennen dann erft feine lebhaften Fürfprecher finden, j Einzelheiten fo abzuleiten, z. B. das Urteil über den Adel
Inmitten diefer vielfeitigen Gegnerfchaft aber läßt Descartes j aus ungünftigen Erfahrungen des Hauslehrers mit adligen
das merkwürdige Doppelgeficht der genzen Aufklärung Familien, das über die Kirche aus der Abweifung durch
voraus erkennen.

Die Überfetzung verdient durchweg alles Lob. Ich
notiere nur einige Kleinigkeiten. S. 31, Z, 4. v. u. würde
die Aufnahme des franzöfifchen Zufatzes entre l'objet et
son idee der Deutlichkeit dienen; S. 32 u. 36 vermißt man
in der Aufzähung der göttlichen Eigenfchaften das, im Lat.
fehlende, immuable ungern ; S. 56 Z. 2 v. u. fleht lat. rhom-
bum circulo; S. 82, Z. 7 v. u. 1. ihn ftatt fie; S. 125 Z. 9.
ift particulatim (par parties) unbenutzt geblieben; S. 143
z. 3 v. u. 1. Dunkel; S. 269 z. 2 v. u. fpringt der Text

die kurfächfifche Kirchenbehörde zu erklären (und der
Verf. beweift erhebliche Produktivität in der Herftellung
folcher Zusammenhänge), das heißt doch das fittliche
Pathos und den philofophifchen Wahrheitsernft Fichtes
verkennen. — Um die Auffaflung einzelner Punkte will ich
mit dem Verf. nicht rechten. Nicht immer hat er für mein
Urteil eine glückliche Hand in der Interpretation. Fichtes
Stellung zum Fürften ift z.B. nicht fo ausfchließlich negativ,
wie Strecker es darftellt. Vgl. vor allem VI, 13. Auch
fonft ift Fichtes Radikalismus etwas ftark unterftriehen.
plöftzlich aus dem lat. Du"in franz. Sie'über; S. 279, z. ! So feft Fichte von der Rechtlichkeit der franzöfifchen
13 o. u. würdeich das franz. plufieurs dem lat. multipli- Revolution überzeugt war, für Deutfchland hat er einen
cem vorziehen; z. 15 würde ich nach dem franz. ä qui anderen Weg gewünfeht. Durch die Erneuerung der
berfetzen; S. 286, z. 16 v. u. muffen die Worte um- ; Philofophie erhält das Volk rechte geiftige Leiter: und
geftellt werden: ,frei von Irrtum entftehen und fein laffen': Erzieher, es macht fich durch .Erkenntnis und Liehe der
creari esseque errores immunes; S. 283z. 7 v. u. und 288 z. 10 ' Gerechtigkeit' ,der Freiheit würdig' und erhält dann feine
gekonnt: S. 309 z. 16 ift das non ausgefallen. S. 392 z. Freiheit von oben her, durch freiwilligen Entfchluß- feiner